Stif Aufbauschrift (2021-2023)

Ein experimentelles Kurzschriftsystem

www.reintechnisch.de :: Start: 31.08.2021 :: Stand: 10.03.2023

Hier finden Stück für Stück alle Ideen für eine Aufbauschrift Einzug, die über eine gewisse Zeit geprüft wurden und eine gewisse Beständigkeit haben sollten. Trotzdem kann es immer wieder mal sein, dass sich Konzepte weiter entwickeln oder gänzlich umgestellt werden müssen.

Die Stif-Grundschrift findet man hier:

Die neuesten Entwicklungen, die noch nicht stabil sind, findet man hier:

Die Aufbauschrift versucht, die Effizienz der Schrift deutlich zu erhöhen, es geht also um weniger Schreibarbeit und damit wird auch die Schreibgeschwindigkeit gesteigert. Dies erreicht man auf 2 Wegen: 1. Einführung zahlreicher Kürzel und 2. Einführung neuer Konzepte, die zu einer Verkürzung führen.

Bei den Kürzeln braucht es einen guten Kompromiss. Eine zu umfangreiche Kürzelsammlung würde viel Lernaufwand bedeuten. Auch kann man sich selten genutzte Kürzel nicht gut merken. Insofern habe ich hier versucht, nur für die Wörter Kürzel einzuführen, die zu den meist genutzten Wörtern in der deutschen Sprache gehören. Das ist sozusagen ein Grundwortschatz, der etwa 150 Kürzel umfasst. Diese 150 Kürzel sind denke ich vom Lernaufwand zumutbar.

Zahlreiche Kürzel sind auch universeller Natur, mit der man tausende Wörter kürzer schreiben kann. Dies ist z.B. bei den Vor- oder Nachsilben-Kürzeln der Fall. Sie haben damit eine große Reichweite bzw. ein hohes Kürzungspotenzial. Daneben gibt es auch neue Zeichen, die häufige Silben kürzen, z.B. "-ein-".

Neben dieser Aufbauschrift werde ich eine umfangreichere Kürzelliste pflegen, wo sich jeder mit der Zeit neue Kürzel heraussuchen kann, die sich als praktisch erweisen.

1. Kürzungen für Endsilben

Kürzel: -ung/-igung, -lich/-entlich, -keit/-igkeit, -heit, -ion/-tion, ~ig/~isch, ~en, ~er, -los, -nis, -bar, -sam, -schaft, -haft, -mal, -tum, -ismus, ~tät/~ität

Endsilben sind ein zentrales Kürzungsmittel, damit kann man sich viel Schreibarbeit sparen. Deshalb habe ich sie an den Anfang der Aufbauschrift gestellt.

Endsilben sind in der deutschen Sprache noch recht überschaubar. Mit der Kürzung von 18 Endsilben lässt sich schon jede Menge Schreibarbeit einsparen.

Das System zum Kürzen der meisten Endsilben ist konzeptionell gänzlich neu, also nicht an Stiefo oder Stio angelehnt. Ich wollte es irgendwie systematischer angehen, weil dies auch das Erlernen wesentlich vereinfacht.

Zur Systematik:

  • Die meisten Endsilben enden immer mit einem waagerechten Strich auf der Grundlinie, der etwa ein Kästchen lang ist. Dadurch ist so ein Konstrukt am Ende sofort als Endsilbe erkennbar. Nebenher: Viele Menschen neigen auch bei der Langschrift dazu, Wortendungen beim schnellen Schreiben als Strich zu ziehen. Das ist in dieser Hinsicht also ein naheliegendes Muster.
  • Eine Endsilbe besteht aus einem Buchstaben und dem waagerechten Strich am Ende.
  • Der Buchstabe ist aus dem Grund-Alphabet, kann aber auch ein neues besonderes Zeichen sein. Damit erreicht man gute Erweiterbarkeit für weitere Endsilben.
  • Wo möglich, orientiere ich mich an dem ersten Buchstaben der Endsilbe. Das hat den großen Vorteil, dass es sich leicht lesen lässt und einem einheitlichen Konzept folgt. Das hilft, es sich leichter einzuprägen.
  • Einige Endungen brauchen besonders kurze Kürzel, weil sie häufig vorkommen oder weil sie selber schon sehr kurz sind. Dies sind die Endungen ~en, ~er, ~ig/~isch, ~tät/~ität. Sie folgen nicht dem typischen Endungsmuster, sondern bestehen aus ganz einfachen Formen. Die Tilde deutet an, dass sie immer getrennt geschrieben werden müssen. Sie sind nicht koppelbar.
  • Alle anderen Endungen kann man verbunden schreiben oder auch getrennt. Getrennte Schreibung kann die Lesbarkeit verbessern, macht das Schreiben aber etwas langsamer. Man kann es nach persönlichem Geschmack machen.
  • Für die Mehrzahl kann grundsätzlich an den waagerechten Endstrich ein leicht gekippter Strich unter die Grundlinie angefügt werden. Oder man hängt die Endungen ~en oder ~er an. Nicht immer ist es die Mehrzahl, wenn irgendwo ~en oder ~er angehängt wird. Beispiel "spürbar-er Wind" oder "spürbar-en Unterschied". Man kann in so einem Fall durchaus auch den Strich nach unten anhängen. Der ist schneller geschrieben, als ein ~en oder ~er. In diesem Fall sagt der Strich einfach, dass noch ein Anhängsel folgt. Um was es sich handelt, ist in der Regel intuitiv er erkennen.
  • Mehrere Endungen kann man direkt verbunden hintereinander schreiben, zumindest die, die auch koppelbar sind. Man kann sie aber auch getrennt schreiben. Ich bevorzuge bei mehreren Endungen die getrennte Schreibweise, weil es sich besser lesen lässt.

Interessanterweise ist es bei fast allen oben aufgeführten Endsilben aufgegangen, den Anfangsbuchstaben zu verwenden. Bei "ion" muss man sich die Aussprache verdeutlichen, man spricht ja z.B. Infektion wie "infektzjon". Damit ist das verwendete "j" naheliegend. Bei der recht seltenen Endsilbe "ismus" ist es das "m", was genutzt wird, allerdings eins, was unter die Grundlinie geht, also 1,5 Zeichen hoch ist. Das normale "m" ist ja schon für "-mal" vergeben. Bei "-los" wurde das "o" verwendet. Bei "-haft" wurde ein 1,5er "h" verwendet, was ganz gut passt, weil die Schlinge unterhalb der Grundlinie auch wie ein "a" interpretiert werden kann, was gut zu "ha-ft" passt.

Beispiele:

Auch Endsilben, für die keine Kürzungen vorliegen, lassen sich hinten anhängen oder auch davor schreiben. Das Konzept ist sozusagen von beiden Seiten koppelbar. So kommt es dann vor, dass der waagerechte Strich nicht am Ende, sondern mehr im innern eines Wortes steht. Man weiß hier trotzdem, wie man ergänzen muss.

Man könnte es auch anders ausdrücken: Durch den waagerechten Strich wird der eigentliche Buchstabe zu einem neuen Zeichen, welches eindeutig definiert ist. So wird das Zeichen "o_" zu der Silbe "los". Ganz egal, wo sie im Wort steht. So könnte man theoretisch auch "losgelöst" mit "o_gelöst" verbunden schreiben. Es wäre eindeutig, ist allerdings konzeptionell derzeit (noch) nicht vorgesehen.

Dadurch, dass meist der Anfangsbuchstabe der Endsilbe genommen wurde, liest es sich auch flüssig. Man fängt mit dem Buchstaben an, sieht den waagerechten Strich und ergänzt, also z.B. "Endu_" auf "Endung". Es gibt Sonderfälle, wo das nicht so schön klappt, weil z.B. das Kürzel u_ auch für "igung" steht, also z.B. Einigung, was man "Einu_" schreiben würde. Mit etwas Praxis spielt das aber alles keine Rolle mehr, das macht unser Gehirn dann alles im Unbewussten.

Auch praktisch: Man kann diese Kürzungen auch nutzen, wenn man Langschrift am Computer schreibt, in dem man den Unterstrich nutzt, also "Einigkeit" mit "Eink_" abkürzen. Bei Kürzeln, die Sonderbuchstaben verwenden, kann man sich mit Groß-Kleinschreibung behelfen, z.B. "m_" für "-mal" und "M_" für "-ismus", oder "h_" für "-heit" und "H_" für "-haft".

Nochwas zu den Endungen ~en und ~er: Wenn man sie normal verbunden schreibt, darf man das "e" weglassen. Man schreibt also "lassn" oder "Läufr". Das gilt auch für die Endungen "em", "-el", "-es", "end", also für "meinem" schreibt man "meinm". Im System Scheithauer nennt sich diese Methode (e)-Ausstoß, wovon dort viel Gebrauch gemacht wird. Bei manchen Wörtern geht das aber nicht, z.B. "dieses" kann man nicht zu "diss" kürzen. Hier ist das "e" nötig.

Die Endung -sten/-ste benötigen wir für die Bildung des Superlativs von Adjektiven.

Die Endung -tät/ität kann einzeln auch für das Wort "Tat" genutzt werden.

2. Kürzelsatz 1

Kürzel: der, die, das, dem, den, ich, mich/mir, dich/dir, ein, ihr, ihn, ihm, in/im, des, er, ~en

Erklärungen:

  • der - letzter Buchstabe (r) des Wortes. Bei deren und derer wird ein "en" bzw. "er" am Ende getrennt dahinter geschrieben.
  • die - ungekürzt d+i. Ist so schon kurz genug
  • das - letzter Buchstabe (s) des Wortes hochgestellt
  • dem - letzter Buchstabe (m) des Wortes
  • den - letzter Buchstabe (n) des Wortes. Bei denen wird "en" dahinter gesetzt.
  • ich - Schweif-Punkt, neues Zeichen.
  • mich/mir - Es war naheliegend, ein "m" mit dem neuen Zeichen für "ich" zu verbinden. Weil mich und mir das gleiche bedeuten, nur für einen anderen Fall stehen, reicht hier ein Kürzel. Tipp: Wenn man beim Lesen nicht schon sehen kann, ob es "mich" oder "mir" heißen soll, liest man "mi". Das passt immer.
  • dich/dir - Gleiches Prinzip, wie bei mich/mir. Verschmelzung aus "d" + "ich".
  • ein - neues Zeichen, was halbe Höhe oberhalb und unterhalb der Grundlinie hat. Man könnte auch sagen, ein tiefgestelltes "b". Von der Symbolik wie eine "1", was gut passt. Es ist beidseitig koppelbar und damit ein vollwertiges Zeichen, was man in Wörter einbauen kann. Mit diesem Zeichen kann man zahlreiche häufige Wörter kurz schreiben, wie z.B. mein, kein, einen, einer, meiner, meinem, dein, klein, sein. Tipp: Für "eine" kann man am Ende einen kurzen rechtsgeneigten Aufstrich machen, der noch unterhalb der Grundlinie endet. Das symbolisiert wie auch sonst das "e" am Ende, nur das es hier unterhalb der Grundlinie endet.
  • ihr/ihn/ihm - bei ihn/ihm war es wichtig, es von in/im zu unterscheiden. Damit es schön kurz wird, schreibt man für ihn = "in" und für "ihm" = "im" und für "ihr" = "ir". Damit wir nun ihm/ihn von in/im unterscheiden können, bekommt in/im ein neues Kürzel. Hier braucht es ein schreibschnelles Kürzel, in Form eines kurzen Striches auf der Grundlinie.
  • Varianten wie ihrer, ihren, ihres, ihnen werden so gebildet, dass man das "en", "er", oder "es" getrennt hinten anhängt. Für die Form ihrem nutzt man einfach die Endung "en".
  • ins - eine Verschmelzung von in + s, wobei das s unterhalb der Grundlinie steht und damit auch als "o" erkannt werden könnte. Als Idee ist hier aber ein "s" gemeint.
  • des - letzter Buchstabe (s) des Wortes. Bei dessen wird ein "en" hinten angestellt.
  • er - kurzer Schrägstrich als neues Zeichen. Winkel etwa 30 Grad. Dieses Kürzel lässt sich für das Einzelwort "er" einsetzen, aber auch als Vorsilbe oder Nachsilbe. Es wird grundsätzlich nicht gekoppelt, also getrennt geschrieben.
  • ~en - Endung en, wurde bereits weiter oben bei Endsilben beschrieben.

Beispiele:

  • das "r" hat einzelstehend die Bedeutung "der". Wir dürfen aber nicht einfach ein "er" oder "en" hinten anhängen, um "derer" oder "deren" daraus zu machen. Denn hier würde die alleinstehende Bedeutung von "r" aufgehoben und heraus käme "rer" oder "ren". Wenn wir aber "r" und die Endung "er" bzw. "en" getrennt schreiben, ist es stimmig. Auch wenn getrennt geschrieben, muss durch den Abstand klar sein, dass es zum gleichen Wort gehört. Der Abstand zum nächsten Wort muss also größer sein.
  • bei mein, dein, sein usw. sieht man schön, wie kurz die Wörter werden, weil das Kürzel für "ein" zur Verfügung steht. Ebenso bei "meinetwegen", wo es Teil eines längeren Wortes ist. Es braucht etwas Übung, dieses neue Zeichen schnell zu erkennen.
  • bei "ich fahre einen Wagen" habe ich beide Schreibweisen aufgezeigt. Also mit getrennter Endung oder mit gekoppelter Endung.
  • Das Kürzel für "in" lässt sich auch getrennt geschrieben als Vorsilbe nutzen. Auch als Nachsilbe wäre möglich und wird ja für die weibliche Form im Deutschen oft genutzt: Schüler-in, Student-in usw. Wichtig ist, dass das Kürzel für "in" immer getrennt geschrieben wird.
  • einige Wörter in den Beispielen lassen sich weiter kürzen, weil diese Kürzel aber erst später eingeführt werden, habe ich hier die Grundschrift bevorzugt.

3. Getrennte und Verbundene Schrift

Stif ist grundsätzlich eine verbundene Schrift, also eine Kurrentschrift. Die Buchstaben des Alphabets sind so gestaltet, dass man sie alle komplett verbunden schreiben kann, ohne den Stift abzusetzen. In dieser Hinsicht ist Stif sogar absolut konsequent, man kann ohne Ausnahme jeden Buchstaben direkt mit einem anderen Buchstaben koppeln. In der deutschen Schreibschrift ist dies nicht so, setzt man z.B. beim kleinen "f" einmal ab, um die Kreuzung zu schreiben. Auch ein großes "D" oder "B" schreibt man unverbunden, beim "P" setzt man den Stift ab, um nach dem Abstrich den oberen Bogen zu schreiben. In Stif Grundschrift hingegen ist alles verbunden.

In der Aufbauschrift wird dieses Konzept nun um das getrennte Schreiben erweitert. Erweitert ist hier die richtige Formulierung, weil die verbundene Grundschrift weiterhin volle Gültigkeit hat, wir aber immer häufiger auch die Getrenntschreibung nutzen.

Warum das? Wir brauchen neue Möglichkeiten der Kodierung. Wir müssen also Wege finden, wie wir möglichst schreibschnell neue Bedeutung in bestimmte Zeichen bekommen.

Hierzu ein Beispiel: Schauen wir uns das "r" an. Im verbunden geschriebenen Wort steht es für den Laut "r", wie in der Langschrift auch. Schreiben wir nun aber nur ein "r" alleinstehend, also mit Abstand zu dem Wort davor und danach, so bekommt es einen neue Bedeutung: Alleinstehend hat der Buchstabe die Bedeutung "der", siehe oben im Kapitel 2. Bis jetzt hat das noch nichts mit Getrenntschreibung zu tun, wir haben nur dem Buchstaben eine zusätzliche Bedeutung verpasst, wenn er alleine steht.

Interessant wird es nun, wenn wir ein Kürzel für das Wort "deren" wünschen. Wir können nicht an ein "r" eine "en" anhängen, denn in dem Moment, wo wir an ein alleinstehendes "r" auch nur einen Buchstaben koppeln, verliert es die Bedeutung "der" und wird zum normalen Buchstaben "r". Wir bräuchten also ein völlig neues Kürzel für "deren".

An dieser Stelle ist ein anderes Konzept sehr verlockend: Wir schreiben "r" getrennt und hängen das Kürzel für "en" getrennt dahinter. Man erkennt an dem geringeren Abstand, dass beide Kürzel verbunden sind, ähnlich wie bei der Druckschrift, wo wir ja auch erkennen, welche Buchstaben zu einem Wort verschmelzen und wo das nächste Wort beginnt. Der Abstand zum nächsten Wort ist größer, der Abstand zwischen den Buchstaben eines Worte ist eng. So haben wir jetzt aus den beiden Kürzeln das Wort "der-en = deren" erschaffen, ohne ein neues verbundenes Kürzel für "deren" zu definieren.

Damit haben wir ein sehr leistungsfähiges Konzept, denn so kann man bei sehr vielen Wörtern verfahren, ohne neue Kürzel definieren zu müssen, z.B. bei "den-en" oder "dess-en". Wir nutzen hier die Kürzel für "den" und "des", die auch beide nur aus einem Buchstaben bestehen. Daran hängen wir das Kürzel für "en". In gleicher Weise können wir das Kürzel für "er" hinten anhängen, und so zu Wörtern wie "der-er" kommen.

Weil viele Wörter in der deutschen Sprache flektiert werden können, sich also je nach Fall und Zeitform verändern, brauchen wir ein Konzept, wo man aus einem Kürzel verschiedene flektierte Formen machen kann.

Ein weiteres Beispiel sind Vorsilben. Der Buchstabe "g" wird z.B. definiert für die Vorsilbe "ge-". Schreiben wir z.B. "gestrichen", so muss das "g" getrennt geschrieben werden, damit es die Bedeutung "ge" erhält. Man schreibt also "g strichen".

Kurzum: Die Getrenntschreibung ist ein sehr mächtiges Werkzeug, was uns in der Aufbauschrift häufig begegnen wird, um neue Bedeutungen einzuführen. Man braucht also vielfach keine neuen Buchstaben oder Zeichenformen einzuführen, was gut ist, weil schreibschnelle Zeichen sehr begrenzt sind. Das Konzept der Getrenntschreibung schafft eine einfache und starke Möglichkeit, um neue Bedeutungen zu definieren und recht flexibel kombinieren zu können.

Ein Argument für die verbundene Schrift war ja, dass sie sehr schreibschnell ist. Warum? Weil man den Stift nicht absetzen muss. Einen Stift abzusetzen, kostet Zeit. Doch wieviel Zeit kostet es wirklich? Wir sind es von der Langschrift gewohnt, den Stift öfter abzusetzen und viele schreiben oft einen Mix aus Druck- und Schreibschrift. Bei der Druckschrift wird bei jedem Buchstaben der Stift abgesetzt. Schreiben die Menschen dadurch wesentlich langsamer? Mein Eindruck ist, es fällt kaum ins Gewicht.

Es kann sogar den gegenteiligen Effekt geben. Wenn man bei der verbundenen Schrift einen recht langen Aufstrich von ganz unten bis nach ganz oben machen muss, kann das länger dauern, als wenn man absetzt und sofort oben weiter schreibt. Das betrifft vor allem Stif. Weil man hier keinen Höhenversatz hat, sondern alles auf einer Zeile schreibt, hat man tendenziell mehr Bewegung, um immer wieder von oben nach unten bzw. von unten nach oben zu kommen.

Man kann also sagen: Getrenntschreibung bringt viel und kostet wenig. Gleichzeitig ist es ein gewohntes Konzept aus der Langschrift.

Zu den Abständen: Zeichen, die man in einem Wort getrennt schreibt, sollten zum nächsten Zeichen einen Abstand von 1-3mm haben. So als Faustformel nicht mehr als 1/2 Kästchen. Der Abstand zum nächsten Wort sollte 5-7mm haben, also mindestens 1 Kästchen. Wichtig ist, dass man seine Schrift für sich prüft, ob immer ganz klar ist, ob es sich um eine Wortgrenze handelt oder um ein getrennt geschriebenes Zeichen in einem Wort.

Übrigens: Es macht oft Sinn, lange Wörter aufzutrennen, auch wenn sie in der Langschrift zusammen geschrieben werden. Das liest sich besser. Man würde also schreiben "lang schrift", "Getrennt schreibung" oder "Wort grenze". Der Abstand wird hier auch kurz gewählt, so dass man erkennt, dass es noch ein Wort ist.

3. Kürzelsatz 2

Kürzel: sein, bin/bist, sind, war, wäre, gewesen, ge/gerade, ist, mit, und, oder, nicht, nichts, nichtig, uns

Erklärungen:

  • Weil die flektierten Formen von SEIN sehr häufig vorkommen und sich der Wortstamm auch ändert, wurden separate Kürzel erstellt.
  • sein - ist eigentlich kein Kürzel, nutzt aber den neu eingeführten Buchstaben für die Silbe "ein", also s + ein
  • bin/bist - neues Zeichen, eine halbhohe "1", die hochgestellt ist.
  • sind - Zeichen "nd" tiefgestellt. Auf "nd" endet das Wort und Tiefstellung steht typisch nach Stiefo-Tradition für Vokal i oder o.
  • war - Neues Zeichen, wie ein kleines "c" der Langschrift, hochgestellt. Man könnte auch sagen, die kleine Ausgabe eines "w" in Stif, weshalb es zu "war" passt.
  • wäre - wie war, aber ein Aufstrich am Ende.
  • gewesen - weil auch eine Form von SEIN, bietet sich ge+war an. Das "gewesen" zu SEIN gehört, ist nicht ganz offensichtlich, weil anderer Wortstamm, muss man sich gut merken. Weil sowohl "war" wie auch "ge-wesen" ein "w" enthält, ist es gut herleitbar.
  • ge/gerade - Ein wichtiges Kürzel gleich mit 3-fach Bedeutung. Als Zeichen ist es das "g". Einzeln stehend wird es zu dem Wort "gerade". In Verbindung mit einem Wort wird es zur Vorsilbe "ge". Es wird getrennt geschrieben, aber ist vom Abstand dem nachfolgenden Wort zugehörig. Weil viele Wörter mit "ge-" beginnen, wird es recht häufig benutzt. Auch im Wort ist es als Silbe nutzbar, wenn man getrennt schreibt, z.B. "ab ge stellt" oder "hin ge fahren".
  • ist - halbhohe "1" tiefgestellt.
  • mit - halbhohe "1" Normalstellung.
  • und - Neues Zeichen, bekannt als Logik-Zeichen in der Mathematik/Elektrotechnik. Ein nach unten offenes gleichschenkliges Dach.
  • oder - Neues Zeichen, bekannt als Logik-Zeichen. Ein Dach verkehrt herum, oben offen.
  • nicht - Neues Zeichen, bekannt in der Mathematik. Normalstellung.
  • nichts - Wie nicht, aber tiefgestellt.
  • nichtig - Wie nicht, aber hochgestellt.
  • uns - Zeichen "u" in Alleinstellung.

4. Wie Kürzel gebildet werden

Dieses Kapitel gibt tiefere Einblicke, wie Kürzel gebildet werden und auf welche Details man achten muss. Wer vorerst keine eigenen neuen Kürzel bilden will, kann dieses Kapitel überspringen.

Kürzel sind ein zentrales Konzept, um die Schreibgeschwindigkeit in der Aufbauschrift zu erhöhen. Auch machen sie das Schreiben einfacher, sie entlasten uns von viel Schreibarbeit. Stif wird, wenn es fertig ist, vielleicht 500 Kürzel der häufigsten Wörter haben. Für seine eigene Schreibdomäne wird man zahlreiche eigene Kürzel bilden müssen. Deshalb ist es wichtig, etwas darüber zu wissen, wie man Kürzel entwickelt.

In Stif bedienen wir uns zahlreicher Formen, Kürzel zu bilden.

Die einfachste Form ist das 1-Buchstabenkürzel: Ein Buchstabe, der alleine stehend eine neue Bedeutung erhält. So steht ein "r" alleinstehend für das Wort "der". Sobald weitere Buchstaben mit einem "r" gekoppelt sind, verliert das "r" seine Sonderbedeutung als Wortkürzel. Es wird dann wieder zum Konsonant "r".

Von solchen Buchstabenkürzeln gibt es natürlich nur eine begrenzte Menge, so etwa 30 Stück. Weil sie sehr schreibschnell sind, reserviert man sie für die häufigsten Wörter. Sie sind vor allem für die besonders kurzen häufigen Wörter gut geeignet. Denn will man diese schneller schreiben, müssen sie noch kürzer werden und da ist ein einzelner Buchstabe meist ideal. Deshalb werden für "der, das, des, dem" Buchstabenkürzel verwendet.

Bei halbhohen Zeichen können wir die Möglichkeiten meist verdreifachen: Man kann sie zusätzlich hoch- und tiefstellen. Das sie so nicht koppelbar sind, stört nicht, wir wollen sie ja als Wortkürzel eh nicht koppeln.

Bei hohen Zeichen können wir eine halbe Höhe tiefer gehen, womit wir den Möglichkeitsraum verdoppeln. Aber Achtung, nicht alle Zeichen lassen sich so nutzen, weil es zu Verwechselung kommen kann. Ein tiefgestelltes "m" sieht aus wie eine Kombination aus "n+o", der tiefgstellte Buchstabe "nk" wirkt wie ein "n+i". Man kann das nutzen, muss aber aufpassen, dass es zu keinen Verwechselungen oder Doppelbelegungen kommt.

Bei manchen 1-Buchstabenkürzeln wird eine kleine Modifikation angebracht, um ihm eine neue Bedeutung zu geben. So wird z.B. aus einem "W", welches einen Punkt in der Mitte des Kreisbogens bekommt, ein "bzw". Durch Buchstabenmodifikationen hat man ein einfaches Mittel, neue Zeichen für Kürzel zu entwickeln. Man könnte auch sagen: Modifizierte Zeichen sind neue Zeichen mit einer eigenen Bedeutung. Und diese neuen Zeichen haben keine hohen Anforderungen, sie müssen z.B. nicht koppelbar sein und dürfen Elemente enthalten, wo man den Stift absetzen muss. Sie müssen sich aber klar von allem unterscheiden, was bereits schon vorhanden ist.

Eine weitere Form von Kürzeln sind die Mehrbuchstabenkürzel: Mehrere Buchstaben verbunden geschrieben stehen für ein Wort. Das kennen wir so auch aus der Langschrift, so wird Besprechung gerne mit "Bsp" gekürzt oder Standard mit "Std". In der Langschrift werden auch Phrasen so gekürzt, also mehrere Wörter wie z.B. "usw" oder "unter anderem" mit "ua". In der Langschrift nutzt man teils noch Punkte am Ende, wie "Bsp." oder auch nach jedem Wort, wie "u.a.".

Wegen der Kürze nutzt Stif vielfach 2-Buchstaben-Kürzel ohne Punkt. So steht z.B. "fm" für "vom" oder "fl" für "vielleicht".

Der mögliche Umfang von 2-Zeichen-Kürzeln ist schon recht groß. Bei 30 Zeichen sind es 30*30 = 900 Kombinationen. Für eine gute Lesbarkeit wird aber nur ein Bruchteil davon in Frage kommen. Trotzdem kommen wir mit diesem Konzept schon recht weit.

Der Vorteil von 2-Buchstabenkürzeln: Sie sind ganz einfach neu zu bilden. Wir brauchen keine Kreativität für neue Zeichen und keine aufwändige Prüfung, ob neue Formen mit irgendwas kollidieren. Wir brauchen lediglich zu schauen, ob dieses 2-Zeichen-Kürzel schon in Verwendung sind.

Bei halbhohen Zeichen gibt es auch wieder die Möglichkeit von Hoch- oder Tiefstellung. 2 halbhohe Buchstaben können in Kombination auch hoch- oder tiefgestellt verbunden geschrieben werden. Davon wird in Stif auch Gebrauch gemacht.

1-Buchstaben-Kürzel können auch zu 2-Buchstabenkürzeln erweitert werden, um Variationen des Wortes zu bilden. So steht ein hochgestelltes "d" für "da". Hängt man direkt ein "n" an, steht das hochgestellte "dn" für "dann".

Für eine bessere Lesbarkeit kommen in Stif mitunter auch 3-Buchstabenkürzel zur Anwendung. Grundsätzlich können es auch mehr als 3 Buchstaben sein, hier geht es um einen guten Kompromiss zwischen Lesbarkeit und Schreibschnelligkeit. 3 Buchstaben können auch interessant werden, wenn das Grundkürzel aus 2 Buchstaben besteht und man Modifikationen des Wortes durch einen dritten Buchstaben andeutet. Viele Wörter in der deutschen Sprache tauchen in zahlreichen Varianten auf. Beispiel: Würde man "achtsam" mit "as" abkürzen und bräuchte dann für "Achtsamkeit" ein weiteres Kürzel, könnte man "ask" nehmen. Vorausgesetzt, man hat nicht vorher schon für etwas anderes das Kürzel "ask" definiert, womit es dann blockiert wäre. Generell sollte man es vermeiden, ein 3-Buchstabenkürzel zu definieren, wo für die ersten 2 Buchstaben bereits ein Kürzel existiert. Hier zeigt sich auch, dass man bei der Kürzeldefinition sehr vorausschauend sein sollte, um sich nichts zu verbauen oder zu Inkonsistenzen zu kommen.

Welche Buchstaben man für ein Kürzel verwendet, darin ist man weitgehend frei. In der Regel sind es wichtige Buchstaben des Wortes. In der Langschrift verwendet man oft die ersten Buchstaben eines Wortes, in Stiefo und Stif weicht man häufig von dieser Regel ab. Dies auch deshalb, um kürzer zu werden. In der Regel orientieren sich Kürzel auch an den Konsonanten, weil man Vokale intuitiv ergänzen kann. Beispiel: Bei "krzl" lässt sich schnell deuten, dass es "kürzel" heißt, bei "wrt" kommt man schnell auf "wort" oder auch "wert". Konsonanten sind für das Erkennen wichtiger als Vokale.

Worauf man aufpassen muss: Das Kürzel nicht zu Wörtern werden, die es schon gibt. Man kann also "sondern" nicht mit dem Kürzel "so" abkürzen, weil es das Wort "so" ja schon gibt. Auch sollte man aufpassen, dass Kürzel aus der Langschrift nicht unpassend überlagert werden. So sollte "ua" z.B. dann auch für "unter anderem" stehen und nicht für "untereinander". Zumindest entlastet es, wenn man systemübergreifend schaut.

Einen kleinen Trick gibt es dabei: Sollte ein Kürzel ein vorhandenes Wort überlagern, ist es trotzdem verwendbar, wenn man für das vorhandene Wort auch ein Kürzel definiert, so dass man es nie ausschreiben muss. Beispiel: Für das Wort "Thema" habe ich das Kürzel "te" definiert, also t + Aufstrich. Nun hätte das Wort "Tee" aber die gleiche Buchstabenkombination. Also habe ich das Wort "Tee" neu definiert. Weil ich es nur selten nutze, kann das Kürzel länger sein, also schreibe ich es wie in der Langschrift "tee", also mit 2 e-Punktschleifen auf der Grundlinie. Dieser Trick funktioniert aber nur, wenn man dann immer konsequent so schreibt, "Tee" also nie als "te" schreibt.

Was auch Sinn macht, sich bei Kürzeln am Wortstamm zu orientieren. Dieser ist oft der konstante Teil eines Wortes, auch bei Variationen. Wenn auch der Wortstamm sich ändert, nimmt man am Besten Buchstaben, die sich nicht ändern. Beispiel: bei "sprechen" und "sprach" ändert sich der Wortstamm, aber "spr" bleibt gleich. Bei Wörtern die in der Flexion gänzlich andere Wortstämme haben, wie z.B. bin, sind, war, nimmt man besser getrennte Kürzel.

Kürzt man spontan im Text Wörter ab, sollte auch der Kürzungspunkt am Ende verwendet werden, wie in der Langschrift. Er sollte zur besseren Unterscheidung gegenüber dem Satzzeichen enger ans Wort geschrieben werden.

Eine weitere Form von Kürzeln sind Kürzel in Form eines neuen Zeichens: Wir führen ein neues unverwechselbares Zeichen ein, also eine neue Form. Etwas, was sich vom Rest der Schrift unterscheidet und damit klar identifiziert werden kann. Man kann hier auch von Ideogrammen sprechen.

Beispiele für solche neuen Zeichen haben wir bereits kennengelernt. Bei den Endungen sorgt ein waagerechter Strich am Ende für eine neue Form. Hier kombiniert mit dem Buchstaben davor. Bei dem Wort "ich" nutzen wir einen Punktschweif als neu eingeführtes Zeichen. Das Wort "er" nutzt einen halbhohen Schrägstrich, was ein sehr einfaches neues Zeichen darstellt. Das Wort "ein" nutzt ebenso einen Strich, welcher in dieser Höhe einmalig und damit unterscheidbar vom "b" ist. Hier ist es sogar so, dass dieses Zeichen vorn und hinten koppelbar ist.

Die Koppelbarkeit neuer Zeichen hat eine große Bedeutung. Bei der Silbe "ein" sieht man, dass wir ein voll koppelbares Zeichen brauchen, weil man es nur so direkt in Wörter einbauen kann, will man verbunden schreiben. Bei einem Wort wie "Ziel" ist es hingegen nicht so bedeutsam, ob man es koppeln kann. Selbst wenn man "zielorientiert" schreiben will, kann man genauso "ziel orientiert" getrennt schreiben. Wird das Wort Ziel hingegen nur leicht modifziert, wie z.B. "zielt", wird es schon schwieriger, wenn es keine Koppelmöglichkeit gibt. Ein "t" alleine lässt sich nicht dahinter hängen, weil sehr wahrscheinlich jeder Buchstabe einzelstehend schon seine Sonderbedeutung als Kürzel hat. Oft können wir solche Modifikationen aber auch unter den Tisch fallen lassen, weil es sich aus dem Satzzusammenhang ergibt. Auch kann man sich kleine Modifikationen einfallen lassen, die z.B. aus dem Substantiv "Ziel" das Verb "zielen" machen. Bei der Definition von Kürzeln müssen solche Aspekte durchdacht werden.

Umfangreiche Wortlisten der deutschen Sprache können helfen, Varianten von Wörtern schnell zu finden (z.B. DeReWo Grundformliste).

Zahlreiche Silbenkürzel in Stif sind nicht koppelbar gestaltet. Das betrifft vor allem Vorsilben. Dadurch wird es möglich, einfache Buchstaben zu verwenden, die in der Getrenntschreibung eine neue Bedeutung bekommen. Als einfaches Beispiel die Vorsilbe "ge-". Hierfür wird der Buchstabe "g" verwendet. Man schreibt also "g fühl" für "Gefühl". Interessant ist hier, dass "g" gleich 3 Bedeutungen hat: Es ist im Wort verbunden geschrieben der Buchstabe "g". Getrennt geschrieben als eigenständiges Wort steht es für "gerade". Getrennt geschrieben mit kurzem Abstand zu dem, was folgt, steht es für die Vorsilbe "ge-".

Es gibt auch Vorsilben, die deshalb nicht koppelbar sind, weil das Zeichen keine Koppelung zulässt. Entweder weil das Zeichen nicht dafür gemacht ist oder weil ein durchaus koppelbares Zeichen z.b. hochgestellt ist. Beispielsweise ist das Kürzel für "un-" nicht koppelbar. Das Wort "da", was auch als Vorsilbe "da-" in Wörtern damit, daran, darauf, dahinter oder davon vorkommt, ist deshalb nur schwer koppelbar, weil "da" ein hochgestelltes "d" ist. Deshalb schreibt man bei "darauf" dann getrennt "da auf", wobei beides Kürzel sind. Es ist also eine Zusammensetzung aus 2 Kürzeln, die dicht beieinander aber nicht verbunden geschrieben sind und auch nicht verbunden werden können.

Bei der Einführung neuer Zeichen ist es besonders wichtig, alles Bisherige zu checken, ob sich nichts miteinander beißt oder Mehrdeutigkeiten entstehen. Ebenso muss man aufpassen, sich keine Wege für neue Formen zu verbauen. Auch müssen neue Formen vom Schreiben her geübt werden. Es braucht Zeit, bis neue Zeichen flüssig geschrieben werden können.

Wie schwer das vielen fällt, sieht man in der Langschrift z.B. beim @-Zeichen. Man lernt es nicht in der 1. Klasse in der Schule, wo man zeilenweise immer wieder ein Zeichen wiederholt. So hat man es wenig verinnerlicht und hat jedes Mal wieder Mühe, es zu schreiben. Zumindest dann, wenn man es im Alltag nicht regelmäßig tut.

Eigene Zeichen bzw. Ideogramme eignen sich gut für Begriffe, die sich bildlich andeuten lassen. So ist in Stif das Zeichen für "auf" ein langgezogener Berg, es geht also hinauf. Solche Kürzel lassen sich oft gut einprägen, weil man sich die bildliche Assoziation dafür merkt. Man hätte "auf" auch mit "af" abkürzen können, hier sieht man aber, dass das abstrakter und nicht so gut einprägbar ist. Generell werden Ideogramme in den meisten verbreiteten Kurzschriftsystemen sparsam eingesetzt. Es beschränkt sich oft auf einfache Zeichen, wie Striche, Wellenlinien, Kreise, Punktschlingen oder Punktschweife. In Stif tendiere ich dazu, sie etwas häufiger einzusetzen. Auch wenn nicht jedes Ideogramm sehr schreibschnell ist, finde ich die Ästhetik und den Wiedererkennungswert gut. Auch lassen sich solche Ideogramme oft in der Langschrift verwenden, was zusätzlich nützlich sein kann. Wenn eine Schrift nicht extrem auf Geschwindigkeit optimiert werden muss, kann man sich das leisten.

Theoretisch könnte man auch Buchstaben der Langschrift als neue Zeichen für Kürzel in Stif einführen. Grundsätzlich eine interessante Idee, weil es gewohnte Zeichen sind, von der ich auch sparsam Gebrauch mache. Man muss hierbei beachten, dass wir in Kurzschrift auch immer mal wieder einzelne Wörter in Langschrift schreiben werden. Das wäre nicht mehr gut möglich, wenn Buchstaben oder Buchstabenkombinationen der Langschrift in Stif genutzt würden. Da könnte es zu Verwechselungen kommen.

Mitunter lassen sich mehrere Wörter zu einem Kürzel zusammenfassen. In Stif wird das dann gemacht, wenn eine Verwechselung recht sicher ausgeschlossen werden kann bzw. keine Sinnveränderung ergibt. So wird z.B. "an/am" zu einem Kürzel zusammengefasst oder auch "mich/mir" oder "dich/dir". Ein Satz wie: "Ich habe mir geärgert." ist zwar grammatikalisch falsch, aber trotzdem verständlich. Mitunter macht es hier auch Sinn, sich ein universelles Kunstwort einzuprägen. Im Falle von "mir/mich", merkt man sich "mi". Das passt immer: "Ich habe mi geärgert." oder "Ich habe mi ein Auto gekauft."

Weil neue Kürzel auch aus bisherigen Kürzeln kombiniert werden können, ist in dieser Hinsicht vieles denkbar. Beispiel: Man kann den Buchstaben "b" mit der Endung "ung" (=Kürzel) zusammenführen und erhält ein neues Kürzel. Oder man hängt an ein neues Zeichen Buchstaben, Endungen oder Vorsilben an und kommt so zu neuen Wörtern oder Bedeutungen. Ein Kürzel kann also aus mehreren Kürzeln oder Kürzeln + Buchstaben zusammengebaut werden.

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5. Kürzelsatz 3

Kürzel: aber, am/an, auch, auf, aus, bei, beiden, beider, beides, bis, da, dann, darauf, daran, damit, um, darum, dort, für, gegen, ganz

Erklärungen:

  • aber - Kann man sich aus a + er (Schrägstrich = Kürzel er) vorstellen. Fehlt nur noch das b dazwischen und man hat ein aber.
  • am/an - ein Kürzel für beide Wörter. Wie auch in Stiefo. Wird ungekoppelt geschrieben. Bei Buchstaben die ganz oben beginnen, kann man es auch koppeln (z.B. f, w).
  • auch - wie "ich", nur über der Grundlinie.
  • auf - langer Bogen, wie ein Berg = Assoziation zu auf
  • aus - langer Strich, keine Assoziation verfügbar.
  • bei - wie eine "9", aber ohne Bogen unten. Daraus lassen sich dann auch diverse Formen wie beiden, beider, beides oder beidem bilden.
  • bis - neues Zeichen. Gegenüber dem "b" etwas mehr geneigter Strich mit einem angeschmolzenen s. Kann man als "bs" lesen. Solche Stengelzeichen wird es noch zahlreiche weitere geben.
  • da - ein "d" hochgstellt. Damit lassen sich dann auch Variationen erzeugen, wie dann, darauf, daran, damit. Bei damit bot sich an, ein da und "t" zu verschmelzen.
  • um - ist die Endung "ung" allein geschrieben. Daraus lässt sich auch ein "darum" aus 2 Zeichen machen. Weitere werden folgen.
  • dort - ein "d" tiefgestellt. Grundsätzlich gilt die Vereinbarung, a nach oben zustellen und o/i nach unten zu stellen.
  • für - Punktschweif unter der Grundlinie und anders herum, als bei "ich"
  • gegen - eine enge Verbindung von "gg"
  • ganz - Erste beiden Buchstaben "ga"

6. Kontextzeichen

Es kann Sinn machen, in Kurzschrift auf Langschrift zu wechseln. Fremdwörter wären so eine Situation, die man vielleicht besser exakt in Langschrift schreiben möchte. Oder Mailadressen, Straßennamen, Eigennamen.

Ein weiterer Bereich wären zahlreichen Abkürzungen, die wir in Langschrift gewohnt sind. Es kann sein, dass wir die aus Vereinfachungsgründen weiter verwenden. So müssen wir nichts neues lernen und diese Abkürzungen kann man oft schon sehr schnell schreiben.

Man könnte natürlich einfach Kurzschrift mit Langschrift mischen und darauf vertrauen, dass man es schon erkennen wird, dass es sich um Langschrift handelt. Mitunter kann es aber Sinn machen, explizit im Text darauf hinzuweisen, dass es sich um Langschrift handelt.

Hierfür gibt es das Kontextzeichen. Es ist ein halblanger hochgestellter senkrechter Strich. Immer dann, wenn dieser Strich auftaucht, weiß man, dass sich dahinter der Kontext ändert. In diesem Fall bedeutet es, dass das nachfolgende Wort in Langschrift ist. Es ist auch möglich, mehrere Wörter in Langschrift hintereinander zu schreiben. Die Sache ist hier dann relativ eindeutig.

Das Kontextzeichen wird später noch für weitere Zwecke verwendet, deshalb heißt es recht abstrakt Kontextzeichen und nicht Langschriftmarker.

7. Kürzelsatz 4

Kürzel: ab, all-/alle, als, also, doch, durch, endlich, etwa, etwas, immer, zwar, kein, mal, man, noch, über, unter, vor, nach, nächst, nur, in/im

Erklärungen:

  • ab - an und ab sind gewisse Gegensätze, wie bein An-fahrt und Ab-fahrt. An wurde schon definitiert mit einen Schrägstrich von unten nach oben. Hier geht es ab von oben nach unten. Insofern gut zu merken, weil an und ab beides Striche sind und die Richtung zeigt stimmig abwärts.
  • all-/alle - der Kreisbogen unter der Grundlinie kann als "a" aufgefasst werden. Der Stengel nach oben kann als Verschmelzung mit einem "l" verstanden werden. Wird es einzeln verwendet, steht es für "alle". Es kann aber auch als Vorsilbe verwendet werden, wird dann aber auch getrennt geschrieben, also nicht gekoppelt.
  • als - kurzer Strich oben.
  • also - als mit ein Bogen, der für ein "o" stehen könnte. als+o
  • doch - ein langgezogenes "d" auf der Grundlinie mit einem Punktschweif am Ende.
  • durch - ein langgezogenes "d" auf der Grundlinie.
  • endlich - das ist identisch mit der Endung "-lich/-entlich", die getrennt geschrieben dann sinnigerweise für endlich steht.
  • etwa - Tilde auf der Grundlinie (kennt man auch von "ungefähr", was mit Doppeltilde in Langschrift geschrieben wird.)
  • etwas - Wie etwa, aber am Ende deutlich mehr hochgezogen
  • immer - Tilde unterhalb der Grundlinie
  • zwar - Tilde hochgestellt.
  • kein - dem Zeichen für "ein" wird ein kleiner Strich vorangestellt.
  • mal - wie die Endung "-mal", die dann getrennt geschrieben sinnigerweise für mal steht.
  • man - Kurzer Bogen hochgestellt. Wie in Stiefo.
  • noch - langer Bogen auf der Grundlinie mit Punktschweif am Ende.
  • über - langer Bogen oben (Eselsbrücke: über steht oben)
  • unter - langer Bogen unter Grundlinie (Eselsbrücke: unter steht unten)
  • vor - langer Bogen mit einem Strich vorne (Eselsbrücke: Strich vorne = vor)
  • nach - langer Bogen mit einem Strich hinten (Eselsbrücke: Strich nach Bogen = nach)
  • nächst... - langer Bogen mit "st" am Ende. Steht für nächste, nächster, nächsten, nächstesm nächstens oder in Zusammensetzung in dem-nächst, nächst-möglich, zu-nächst, über-nächst.
  • nur - langgezogene Tilde auf der Grundlinie. (u immer auf Grundlinie)
  • in/im - versehentlich doppelt, hatten wir schon bei Kürzel 1

8. Vorsilben

Kürzel: all~, ~an~, ab~, auf~, aus~, bei-, be~, da~, durch~, -ein-, ge~, inter-, los~, mit-, ob~, rück-, um~, un~, ver-, von~, vor-, wieder-, zu-

Bei den Vorsilben kann man keine so klare Trennlinie ziehen, wie bei den Nachsilben. Denn vieles, was wir als Vorsilbe nutzen können, sind auch alleinstehende Wörter. Mitunter können sie auch in Wörtern auftauchen oder auch als Nachsilbe.

Beispiel: Das Wort "los" kann alleine stehen. Es kann also Vorsilbe in "loslassen" stehen. Und es kann als Nachsilbe in "arbeitslos" stehen.

Es gibt Vorsilben, die man direkt koppeln kann, die man also typisch verbunden schreibt. Diese sind mit "-" am Ende gekennzeichnet. Muss man sie hingegen getrennt schreiben, sind sie mit "~" am Ende gekennzeichnet. Können sie auch im Wort stehen, steht ein "-" oder eine "~" vor dem Wort. Das man bestimmte Vorsilben keinesfalls koppeln darf, ergibt sich aus der Situation, dass Vorsilben teils aus einem Buchstaben bestehen. Im Kontext der Verbundenheit ist es ein Buchstabe. Getrennt geschrieben ist es ein Kürzel für eine Vorsilbe. Beispiel ist hier das "g", was getrennt geschrieben für die Vorsilbe "ge" steht.

Zahlreiche Vorsilben, die hier aufgeführt sind, wurden bereits als einzelnes Wort oder als Nachsilbe eingeführt. Ich wollte sie trotzdem hier nochmal in Summe darstellen.

Mitunter hab ich nur die typische Benutzung gekennzeichnet. Beispiel "zu-" ist eine typische Vorsilbe. Kann aber auch im Wort stehen, vor allem, wenn weitere Vorsilben benutzt werden, z.B. "an-zu-ver-vertrauen", "mit-zu-nehmen". Hier muss man schauen, ob das Kürzel von beiden Seiten koppelbar ist. Neu eingeführte Zeichen wie "wieder", "zu", "ein", "vor" sind beidseitig koppelbar, kann man also verbunden schreiben.

Erklärungen:

  • all~ - bereits als Wort alle eingeführt. Beispiel: all-ein, all-macht, all-wissend
  • ~an~ - bereits als Wort an eingeführt. Beispiel: an-fahrt, an-kunft, an-stalt, mit-ein-an-der
  • ab~ - bereits als Wort ab eingeführt.
  • auf~ - bereits also Wort auf eingeführt.
  • aus~ - bereits als Wort aus eingeführt.
  • bei- - bereits als Wort bei eingeführt. Neues Zeichen, was rechts koppelbar ist.
  • be~ - wird vor allem in Situationen benötigt, wo man einem Kürzel ein be- voranstellen will, wenn z.B. ein Kürzel für "kennen" existiert, ergibt "be + kennen" = bekannt. Normal wird man "be" ausschreiben, weil kaum komplizierter.
  • da~ - bereits eingeführt inkl. diverser Wortkombinationen.
  • durch~ - auch als Einzelwort nutzbar.
  • -ein- - bereits eingeführt. Eigenständiger neuer Buchstabe, der beidseitig koppelbar ist.
  • für~ - auch als Einzhelwort nutzbar. Theoretisch ist es auch rechts koppelbar, ich nutze es aber getrennt.
  • ge~ - bereits eingeführt, muss getrennt, weil im verbundenen Kontext es zu einem "g" wird.
  • inter- rechläufige Punktschlinge und langer Strich. Rechtsseitig koppelbar. Beispiele: Internet, intern, Interesse, interessant.
  • los~ - bereits als Endsilbe eingeführt.
  • mit- - bereits als Einzelwort eingeführt.
  • ob~ - Buchstabe "o" getrennt geschrieben wird zu "ob"
  • rück- - Bei der Vorsilbe "rück-" wird zuerst der "\" geschrieben und dann ein Aufstrich zum ersten Buchstaben. Als Beispiel sieht man "rücksicht". Man kann "rück" aber auch getrennt schreiben, dann ist es wie ein "x" aus der Langschrift.
  • um~ - schon bekannt als Wort "um" oder Endung -ung
  • un~ - neues Zeichen, was nicht koppelbar ist. Dreht oft die Bedeutung eines Wortes um.
  • ver- - linksläufige Punktschleife auf der Grundlinie. Rechts koppelbar.
  • von~ - Buchstabe "f", der getrennt geschrieben zu "von" wird.
  • vor- - Neuer Buchstabe, 1,5 hohes "f". Rechts und links koppelbar.
  • wieder- - Neuer Buchstabe, 1,5 hohes "w". Rechts und links koppelbar.
  • zu- - Neuer Buchstabe, 1,5 hohes "z". Rechts und links koppelbar.

9. Konsonantenverdoppelung

Die Grundregel lautet ja, dass Doppelkonsonanten nicht geschrieben werden. Doppelkonsonanten geben Auskunft, ob der vorherige Vokal lang oder kurz gesprochen wird. Bei den meisten Wörtern ist dieser Informationsverlust unproblematisch. Beispiel: "doppelt" vs "dopelt" Hier weiß man, was gemeint ist, kann es sofort erfassen.

Es gibt aber auch einige Wörter, wo wir diese Information brauchen, weil davon die Bedeutung abhängt. Oder anders ausgedrückt, es gibt gleichlautende Worte, die mit langem und kurzem Vokal andere Bedeutung haben. Beispiel: "Beet" vs "Bett".

In so einem Fall können wir einen Punkt unter den Konsonant setzen. Dieser Punkt steht für "Konsonantenverdoppelung" oder genaugenommen für "kurzer Vokal davor".

10. Kürzelsatz 5

Kürzel: von, davon, vor, wieder, wir, zu, zwischen, ob, seit, sehr, solch, sich, hier, jetzt, ja, nein

Erklärungen:

  • von - Buchstabe f
  • davon - Kombination von da + von. Wir hatten schon zahlreiche Kombinationen mit da weiter oben.
  • vor - Strich wie "t" + langer Bogen. Eselsbrücke: vor=Strich vorn.
  • wieder - neuer Buchstabe, 1,5 hohes w. Beidseitig koppelbar. Haben wir bereits bei Vorsilben behandelt.
  • wir - ein W mit einer Punktschleife am Ende. Eselsbrücke: Wie beim "ich", was ja auch mit Punktschleife endet.
  • zu - neuer Buchstaba, 1,5 hohes z. Beidseitig koppelbar. Haben wir bereits bei Vorsilben behandelt.
  • zwischen - neues Zeichen, wie ein Vogel. Eselsbrücke: symbolisiert ein "dazwischen" mit einer Art Pfeil nach unten.
  • etwas - ganz ähnlich, wie etwa, nur am Ende deutlich weiter nach oben gezogen.
  • ob - Buchstabe o. Hatten wir bereits bei Vorsilben.
  • seit - neuer Buchstabe hochgestelltes kleines "s" der Langschrift.
  • sehr - "s" auf Grundlinie
  • solch - "s" unter Grundlinie
  • sich - ein s + ich gekoppelt
  • hier - ein h mit einem gefolgten Abstrich. Kann man auch als ein neues Symbol verstehen.
  • jetzt - Buchstabe j
  • ja - neues Symbol, was eine nähe zu einem "Haken" hat.
  • nein - umgedrehter Haken, damit man möglichst viel Unterschied zum "ja" hat. Gleichzeitig eine Kombination aus n+i, die ja Teil vom Wort nein sind.

11. Kürzelsatz 6 - Verben

Bisher waren die meisten Kürzel unveränderliche Wörter. Es gibt sie also nur in einer Form. Bei Verben ist dies anders, sie verändern sich durch Konjugation auf vielfältige Weise. Teilweise ändert sich selbst der Wortstamm, z.B. "er ist", "ich bin", "wir sind", "ich war". Wir müssen uns also auch Gedanken darüber machen, wie man die Kürzel variieren kann. Dazu aber später, hier geht es erstmal um die Grundform der Verben. Es sind die 12 Verben, die am häufigsten ind er deutschen Sprache auftauchen.

Kürzel: haben, können, machen, müssen, sagen, sollen, wollen, wissen, kommen, werden, lassen, sehen

Erklärungen:

  • haben - Buchstabe h
  • können - Buchstabe k
  • machen - Buchstabe ch tiefgestellt
  • müssen - Buchstabe m tiefgestellt
  • sagen - sg
  • sollen - l tiefgestellt
  • wollen - w tiefgestellt
  • wissen - ws
  • kommen - k tiefgestellt
  • werden - w
  • lassen - l
  • sehen - se

12. Verb-Variationen (Flexion)

System ist noch sehr experimentell...

Um Texte verstehen zu können, müssen wir Verb-Variationen durch Konjugation oft in irgendeiner Form mit kodieren. Wir können diese Information sozusagen nicht einfach weglassen. Allerdings können wir uns die Sache deutlich vereinfachen. Weil die deutsche Sprache häufig redundant ist, benötigen wir nur bestimmte Verb-Variationen unbedingt. Beispiel: "Wir geh einkauf." Das Wort "wir" reicht, um intuitiv zu wissen, dass es "gehen" und "einkaufen" heißt.

Die wichtigsten Variationen, die wir im Alltag benötigen, sind:

  • Konjuktiv II Präteritum. Das ist eine häufig gebrauchte Möglichkeitsform. Beispiel: "Könnte man einkaufen, würden wir Brot kaufen." Hier sind "könnten" und "würden" die Möglichkeitsformen von "können" und "werden".
  • Präteritum. Dies Zeitform ist direkt in der Verbform kodiert und auch nur dort. Und es ist wichtig, die Zeitform zu kennen. Das ist also eine Information, die wir unbedingt brauchen. Präsenz ist die Grundform. Wenn also nichts weiter kodiert ist, gehen wir vom Präsens aus bzw. weitere Wörter werden uns anzeigen, um welche Zeitform es geht. Futur wird über das Wort "werden" kodiert, mich über eine Verb-Variation. Bsp: "Ich werde einkaufen." Zahlreiche andere Zeitformen funktionieren ähnlich.
  • Imperativ. Der Imperativ (Appell) ist mitunter schwer erkennbar, gerade auch, wenn man viel kürzt. Deshalb ist es hilfreich, ihn speziell zu kennzeichnen. Auch Singular/Plural ist teilweise nicht erkennbar, weil keine Redundanz da ist. Beispiel: "Komm mit!" und "Kommt mit!" sind 2 Formen, die etwas anderes aussagen, weil einmal Singular und einmal Plural. Würde man nur ein Kürzel für "kommen" verwenden, wäre unklar, was gemeint ist.
  • Partizip Präsenz. Ist auch eine Form, die oft in der Alltagssprache gebraucht wird. Beispiel: "Der fliegende Vogel." Partizip Präsenz endet immer mit "nd", womit die Kodierung einfach ist.

Hier nun das System, womit die häufigen Verb-Variationen kodiert werden:

Durch diese Kodierungen sparen wir uns also, unterschiedliche Kürzel für z.B. "können", "könnte" und "konnte" zu haben. Wir nutzen immer das selbe Kürzel, hängen aber eine Information über die Variation hinten an.

Der Konjunktiv II Präteritum wird durch einen Aufstrich dargestellt. Ist gut zu merken, eine Möglichkeit ist etwas Zukünftiges, wo ein Strich nach oben passt. Achtung: In Abgrenzung zu anderen Kürzeln ist dieser Strich mittig, er hat Abstand zur Grundlinie und zur oberen Begrenzung. Das ist wichtig, um einen Unterschied zu den Kürzeln "an" und "ab" zu haben. Wird also direkt hinter einem Kürzel so ein Aufstrich gesetzt, ist die Möglichkeitsform gemeint. Das geht natürlich nicht nur hinter Kürzeln, man könnte auch die Grundform eines Verbes schreiben und dann den Aufstrich.

Das Präteritum wird durch den Abstrich symbolisiert, in gleicher Art und Weise.

Der Imperativ wird durch einen Punkt mittig zwischen Grundlinie und oberer Begrenzung angezeigt.

Der Plural wird durch einen Strich unterhalb der Grundlinie angezeigt. Er ist nicht genau senkrecht, sondern ganz leicht gekippt. Damit vermeidet man Verwechselung mit dem "i". Bei allen Buchstaben, die nicht unten nach rechts auslaufen, wird ein kurzer waagerechter Strich gemacht, gilt auch für "g" und "j". Wenn Kürzel unter die Grundlinie verschoben sind, zieht man zuerst auf die Grundlinie schräg zurück und geht von diesem neuen Ausgangspunkt runter. Auch ist es möglich, den Plural-Modifikator getrennt zu schreiben, wie ich oben als Alternative zeige. Dies ist z.B. bei Kürzeln nötig, die aus einem halbhohen Buchstaben bestehen, der nach oben versetzt ist. Hier kann man nicht verbunden schreiben, also schreibt man die getrennte Version. Man kann Plural natürlich auch kombinieren mit Präteritum, Konjunktiv II, Imperativ oder Partizip. In diesem Fall wird immer zuerst der Plural dargestellt und dann folgen die anderen Modifikatoren.

Das Partizip Präsenz wird durch ein angehängtes Kürzel für "Ende/~nd" gekennzeichnet.

Noch ein Wort zu Perfekt, Plusquamperfekt, Futur II: Diese und noch einige werden mit der Vorsilbe "ge-" gebildet. Und dafür haben wir ja bereits das getrennt davorgeschriebene "g". Der Wortstamm ändert sich oft, aus "werden" wird z.B. "geworden", aber das ist immer gleich.

13. Adjektiv-Variationen (Flexion)

Schön - schöner - am Schönsten. Adjektive haben 2 Steigerungsformen, den Komperativ und den Superlativ. Der Komperativ wird durch die Endung "-er" gebildet, der Superlativ oft durch das Wort "am" und durch die Endung "-ste/-sten". Auf das Wort "am" kann man sich nicht verlassen. Beispiel: Das schönste Bild malte Peter.

Beim Komperativ lässt sich die Endung "-er" nutzen, die ja schon mit dem Schrägstrich definiert wurde. Für den Superlativ gibt es auch schon die Endung "-ste/-sten" aus Kapitel 1. Falls das Wort "am" im Satz genutzt wird, kann man sich die Endung "-ste" sparen. Dann schreibt man z.B. "Dieses Jahr war es am schön." Es ist klar, das "am schönsten" gemeint ist.

Ansonsten haben wir noch mit diversen Endungsvariationen zu rechnen. Beispiele: "Das Wetter ist schön. Das schön-e Wetter. Kein schön-er Land. Bei schön-em Wetter. Es ist schön-es Wetter." Oft kann man solche Endungen weglassen, sie lassen sich beim Lesen intuitiv ergänzen. Für "-en", "-er" und "-es" gibt es Endungen, die man nutzen kann. Statt "-em" lässt sich auch oft "-en" verwenden.

Ob man überhaupt spezielle Endungskürzel verwendet, hängt von der Situation ab. Wörter, die man ausschreibt, für die es also keine Kürzel gibt, kann man direkt mit den passenden Buchstaben am Ende versehen. Hat man hingegen ein Kürzel, braucht man Endungskürzel, falls dies als Information nötig ist, um es lesen zu können. Beispiel: Hätte man "s" für das Wort schön als Kürzel und möchte "schöner" schreiben, braucht es "s -er". Ob es wirklich nötig ist, muss man im Satz entscheiden. Beispiel: "Welch schöner See!" könnte man auch lesen, wenn man "Welch schön See!" schreiben würde. Je geübter man ist, um so mehr kann man überflüssiges weg lassen.

14. Substantiv-Variationen (Flexion)

Auch Substantive sind veränderlich. Beispiel: "Das Kind. Die Kinder. Des Kindes. Dem Kind. Den Kindern. Der Kinder." Die wichtigste Flexion ist die Einzahl (Singular) und Mehrzahl (Plural). Hier können wir genauso vorgehen, wie bei den Verben.

Bei allem anderen geht es um verschiedene grammatikalische Fälle. Und die sind fast immer über den Artikel bestimmt. Insofern haben wir hier eine Redundanz, die wir beim Substantiv weglassen können. Beispiel: "Wir erzählen es den Kindern." Das Wort "den" sagt bereits, dass die Kinder in der Mehrzahl gemeint sind. Also würde auch der Satz "Wir erzählen es den Kind." intuitiv ergänzt werden können. Wenn der Artikel fehlt, kann es hilfreich oder gar notwendig sein, zumindest Einzahl/Mehrzahl anzudeuten. Beispiel: "Kindern fällt es nicht leicht..." Hier ist es gut, schon am Anfang des Satzes zu wissen, dass die Mehrzahl gemeint ist.

Kürzelliste komplett

Alle Kürzel, die hier vorgestellt wurden:

Erweiterte Kürzelliste mit zahlreichen weiteren Kürzeln:

Textbeispiele

Textbeispiel 1 - Achte gut auf diesen Tag (Rumi)

Langschrift:

Kurzschrift:

Textbeispiel 2 - Über die Rennerei (Hung Ying-Ming)

Langschrift:

Über die Rennerei

Sieh deine Getriebenheit mit Gelassenheit an,
und du erkennst die Nutzlosigkeit der ganzen Rennerei.

Lass alle Sorgen in innerer Stille los,
und du merkst, wie im Genuß dieser Stille
alles andere unwichtig wird.

(Hung Ying-Ming)

Textbeispiel 3 - Dein Händedruck (Tagore)

Dein Händedruck

Lass mich nicht darum beten,
von Gefahren verschont zu werden,
sondern darum bitten, ihnen furchtlos zu begegnen.

Lass mich nicht für die Linderung
meines Schmerzes beten,
sondern für die Kraft des Herzens,
sie zu überwinden.

Lass mich nicht ängstlich nach Erlösung flehen,
sondern nach der Geduld,
meine Freiheit zu gewinnen.

Mach, daß ich kein Feiglich bin,
der deine Gnade nur in seinem Erfolg erkennt,
sondern laß mich Deinen Händedruck
in meinen Niederlagen finden.

(Rabindranath Tagore)

  • Anmerkungen
    • Händedruck am Ende der ersten Zeile: Der Strich hätte am Ende etwas kürzer ausfallen müssen, so könnte man auch "Händedrucke" lesen.
    • In Zeile 4 beim Wort "furchtlos" wurde nicht das Kürzel für die Endung "los" verwendet. Grundsätzlich ist das immer möglich, wenn einem gerade das Kürzel nicht einfällt oder man schon den ersten Buchstaben geschrieben hat und so nicht mehr zum Kürzel zurück kann.
    • In der letzten Zeile verschrieben, zuerst "deinem" statt "deinen"
    • Auch wenn man Doppelkonsonanten nicht mitschreibt, hilft es doch bei einigen Wörtern, diese mit einem Punkt darunter anzudeuten, wenn Verwechselungsgefahr besteht. Hier z.B. bei "lass" statt "laß". Aber auch bei Wörtern, die eindeutig sind, kann es helfen, den Lesefluss zu verbessern.
    • In Zeile 9 das Wort "Erlösung". Geschrieben wurde nur "Erlöung". Das kann man tun, um schreibschneller zu sein, also einfach Teile weglassen, die sich intuitiv erschließen. In diesem Fall wäre "Erlö ung" in getrennter Schreibweise noch besser erkennbar. Wenn man es komplett ausschreibt, ist es natürlich beim Lesen schneller zu erfassen.

Changelog

  • 10.03.2023 - Umstellungen Kürzel: noch, doch, vor; Neue Kürzel: über, unter, vor, nach, nächst, Kürzel4 neu erstellt, Kürzel5 neu erstellt, Vorsilben1+Vorsilben2 neu erstellt, neue Kürzelliste komplett. Alles im Sinne leichterer Erlernbarkeit.
  • 06.03.2023 - ihr, ihn, ihm jetzt ohne e-Schleife. Stattdessen Kürzel für in/im definiert.
  • 25.02.2023 - Kürzelliste komplett erstellt
  • 25.02.2023 - Kürzel für -tät/ität und Tat.
  • 20.02.2023 - Verb-Variationen, Adjektive
  • 18.02.2023 - Endsilben Mehrzahl jetzt mit Strich nach unten
  • 13.02.2023 - Abschnitt Verbkürzel
  • 12.02.2023 - Konsonantendoppelung
  • 12.02.2023 - Abschnitt Vorsilben
  • 12.02.2023 - Kürzel für ganz neu definiert, weil "ab" jetzt dies übernimmt aus Konsistenzgründen.
  • 06.02.2023 - Abschnitt Kontextzeichen