Stif Kurzschrift (Version 2021)

Ein experimentelles Kurzschriftsystem

www.reintechnisch.de :: Start: 31.08.2021 :: Stand: 09.04.2023

Einführung

Von 2018-2020 habe ich mit dem Kurzschriftsystem Stio experimentiert, was eine Vereinfachung der Stiefografie war. Mit diesen Erfahrungen haben ich 2020 begonnen, nochmal ein neues System zu schaffen, was sich Stif nennt. 2021 habe ich dieses System in einigen Details optimiert. 2022-2023 habe ich die Aufbauschrift deutlich weiter entwickelt und dokumentiert.

Warum nochmal was Neues? Mit Stio wollte ich vor allem Stiefo auf eine Zeile bekommen. Denn der Höhenversatz ist im Alltag als Notizschrift recht störend. Gleichzeitig wollte ich Stiefo vereinfachen, so dass die Lernzeit deutlich verkürzt wird. Vision ist, ein wirklich einfach zu erlernendes Kurzschriftsystem zu entwickeln, was sich an den heutigen Bedürfnissen orientiert.

Heute sind viele Menschen nicht mehr bereit, so viel Zeit zu investieren, um ein übliches Stenosystem zu erlernen und auch flüssig im Alltag nutzen zu können. Es gibt kaum noch Menschen, die Steno im Alltag nutzen.

Mein Eindruck ist, dass die gängigen Systeme auf maximale Schreibgeschwindigkeit optimiert sind. Man kürzt, so weit es irgendwie geht. Dafür braucht es viele Konzepte, die zu hoher Komplexität führen (Höhenversatz, mehrstufige Buchstaben, Verbindungslängen). Auch kommen viele Ausnahmen und Sonderregeln hinzu. Mit so einem System kann man nur umgehen, wenn man viel Zeit in das Lernen investiert. Hierbei geht es nicht um Wochen, sondern um Jahre. Man kann es vergleichen mit dem Erlernen einer Fremdsprache. Auch die Stiefografie ist da keine Ausnahme, obwohl oft was anderes behauptet wird. Zumindest dann nicht, wenn man über die Grundschrift hinaus will.

Stenosysteme haben sich früher aneinander messen müssen und ein System, was nicht so schreibflüssig optimiert gewesen wäre, hätte keine Chance gehabt. Die Lernzeit spielte damals keine große Rolle, weil es zu einem zentralen Werkzeug gehörte, was in bestimmten Berufen absolut notwendig war. Genauso, wie man heute viel Zeit damit verbringt, Computerprogramme zu lernen, investierte man damals die Zeit in das Werkzeug Steno.

Die Wikipedia schreibt zur DEK: "Diese sinnbildliche Darstellung der Vokale ist der häufigste Kritikpunkt an der DEK, da dies zu schwer zu lernen sei. [...] Die Kritik ist jedoch insoweit ungerechtfertigt, als das Ziel der Stenografie nicht die leichte Erlernbarkeit, sondern die besonders effektive Nutzung gegebener grafischer Möglichkeiten zur Verminderung des Schreib-, aber nicht unbedingt des Lernaufwandes ist. " (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Stenografie#System-Entwicklung)

Nach 2 Jahren Erfahrung mit Stio ist mein Fazit, dass einiges dieser Schrift noch zu kompliziert ist, um sie schnell zu lernen. Die Hoch-Tiefstellung als ein ungewohntes Konzept hatte ich schon weggekürzt. Das war sinnig und sehr erleichternd. Ein Konzept von Stiefo blieb aber erhalten, die unterschiedlich langen Verbindungen, die für Vokale oder Vokalkombinationen benutzt werden.

Dieses Konzept ist interessant, weil man hier sehr schreibschnell Vokale kodiert. Eine enge Verbindung bedeutet kein Vokal, eine einfache Verbindung stellt ein "e" dar, eine lange Verbindung ein "u".

Ein großer Nachteil dieses Konzeptes ist, dass es einem von der Normalschrift nicht geläufig ist und deshalb fällt das Erlernen schwer. Dieses Konzept hat auch Auswirkungen auf die schwere Lesbarkeit. Wenn es einem nicht gelingt, die Längen immer exakt zu machen, ist man beim Lesen am Rätselraten. Gerade zwischen enger und einfacher Länge fällt die Unterscheidung schwer.

Die neue Kurzschrift Stif ist ein Versuch, das Konzept noch weiter zu vereinfachen, so dass sich das System wesentlich einfacher erlernen lässt und wesentlich mehr an den Konzepten der Langschrift ist. Dies geht klar auf Kosten der Schreibschnelligkeit. Man lässt ja ein effizientes, aber schwer zu erlernendes Konzept fallen und ersetzt es durch ein weniger effizientes System, was aber einfacher zu lernen ist.

Im Grunde ist das eine Fortsetzung der Idee, die ich auch schon mit Stio versucht habe. Bei Stio wurde das schwierige Konzept der Höher- und Tieferstellung fallen gelassen. Auch ein effizientes Kodierkonzept, aber schwer zu lernen. Jetzt lasse ich mit Stif auch noch das Konzept der unterschiedlichen Verbindungslängen fallen und führe echte Vokalzeichen für alle Vokale ein.

Interessant ist jetzt, dass Stif nun kein Konzept mehr nutzt, was man nicht auch von der Langschrift her kennt. Stif ist eine Schreibschrift, die durch wesentlich einfachere Buchstaben die Schreibgeschwindigkeit deutlich erhöht. Aber nicht nur das, es gibt viele weitere Steno-Konzepte, die die Geschwindigkeit erhöhen, auch schon in der Grundschrift.

Nebenher soll bei Stif einiges besser gelöst werden, was sich bei Stio nicht so bewährt hat.

Man könnte es auch anders herum sagen: Stif ist ein Versuch, die möglichst einfach zu lernenden Kurzschriftkonzepte zu nutzen, weil schon diese Konzepte genügend dazu beitragen, seine Schreibgeschwindigkeit zu verdoppeln. Mit einer kommenden Aufbauschrift dürfte man problemlos auf Faktor 4 kommen.

Neben der Schreibgeschwindigkeit ist auch interessant, dass man müheloser schreibt, weil man den Stift für das gleiche Resultat deutlich weniger bewegen muss. Die untenstehenden Beispiele zeigen es.

Eine gute Lesbarkeit ist auch sehr wichtig. Hier kommt einem sehr entgegen, dass Vokale ausgeschrieben sind. Stif lässt sich in der jetzigen Version sehr gut lesen, auch wenn man noch nicht so viel Übung hat.

Um allerdings keinen falschen Eindruck zu bekommen: Jedes noch so einfache Schriftsystem ist etwas völlig Neues für unser Gehirn, was gelernt und verinerlicht werden muss. Wir brauchten Jahre, um unsere normale Schrift zügig lesen und schreiben zu können.

Eine neue Schrift wirklich soweit zu verinnerlichen, dass sie flüssig auf unbewusster Ebene geschrieben und gelesen werden kann, bleibt eine ausdauernde Übungsaufgabe. Dieses Üben kann einem niemand abnehmen.

Die Stif-Grundschrift hat den Vorteil, dass man sie nach wenigen Tagen vollkommen gelernt hat, so dass es dann nur noch Übung braucht. Recht zügig kann man auch schon weitere Kürzungen aus der Aufbauschrift nutzen.

Konzepte

  • Das Hauptkonzept der Verkürzung gegenüber der Langschrift ist die Vereinfachung der Buchstaben, die sich nach genügend Übung wesentlich schneller schreiben lassen. Viele andere Konzepte, die man in Kurzschriften findet, wurden zugunsten der leichten Erlernbarkeit fallen gelassen.
  • Konsonanten werden nahezu alle von Stiefo übernommen. Diese sind gut optimiert und sie sind in sich ein schlüssiges Konzept.
  • Weil "r" und "n" bisher schwer auseinanderzuhalten waren und beim Lesen zu Problemen führten, wird für "r" ein neues Zeichen eingeführt.
  • Die Idee mit Strichen über Vokalen, um Umlaute darzustellen, wird fallen gelassen, weil es den Schreibfluss unterbricht. Auch sonst wird nicht mit Strichen über Vokalen oder Konsonanten in der Grundschrift gearbeitet.
  • Ein wesentliches Konzept ist die Darstellung der Vokale unterhalb der Grundlinie. Damit hat man ein einfaches und durchgängiges Prinzip: Alles über der Grundlinie sind Konsonanten, alles unter der Grundlinie sind Vokale. Vokale haben grundsätzlich halbe Höhe. Auf eine gut lesbare Vokaldarstellung wird in Stif wert gelegt. Eine Ausnahme wurde in Stif2021 eingeführt, um die Schreibgeschwindigkeit zu erhöhen: Der sehr oft genutzte Vokal "e" wandert als Punktschlinge in die Verbindung zwischen 2 Buchstaben, ist also oberhalb der Grundlinie. Hier zeigt sich: Man muss immer den richtigen Kompromiss zwischen Systematik und praktischer Benutzbarkeit finden.
  • Es bleibt bei einer konsequenten Kurrentschrift, Wörter schreibt man fortlaufend, ohne den Stift abzusetzen. Jeder Buchstabe ist also vorn und hinten direkt koppelbar.
  • Vokale und Konsonanten sind fließend miteinander verbunden, die Verbindungslänge zwischen den Buchstaben spielt keine Rolle mehr.
  • Fehlertoleranz: Die meisten Stenosystem erfordern eine ganz präzise Schrift. Kleinste Abweichungen und die Bedeutung des Textes wandelt sich. Stif soll hier fehlertoleranter sein, gewisse Abweichungen im Schriftbild sollen möglich sein. In einem gewissen Maße orientiere ich mich hier an der Normalschrift, die auch recht fehlertolerant ist. Klar sollte sein, dass dies dem Ziel der Verkürzung durch hohe Informationsdichte entgegenläuft. Man muss hier den richtigen Kompromiss finden.
  • Wie Stiefo/Stio:
    • keine Unterscheidung Klein- /Großschreibung
    • man schreibt, wie man spricht, deshalb kein "c", "x" und "y" nötig. Ein "ä" wird durch ein "e" ersetzt.
    • Dehnungs-Konsonanten fallen weg. Beispiele: führt -> fürt; rahmen -> ramen
    • Schreibraum: 1 Höhe über Grundlinie, halbe Höhe unter Grundlinie. Das entspricht dem Schreibraum der Normalschrift.
    • Zeichengrößen: Oberhalb der Grundlinie gibt es hohe und halbhohe Zeichen. Unterhalb der Grundlinie gibt es nur halbhohe Zeichen.
    • Doppel-Konsonanten werden nicht geschrieben. Ausnahme: Sie werden geschrieben, wenn es zur Unterscheidung nötig ist (z.B. Beet/Bett, stehlen/stellen, den/denn). In diesem Fall setzt man einen Punkt unter den Konsonant, also kurz unterhalb der Grundlinie. Man kann das auch immer bedarfsweise machen, um die Lesbarkeit zu verbessern.
    • Satzzeichen können weiter verwendet werden, auch der Punkt soll später in der Aufbauschrift nicht für etwas anderes verwendet werden.
    • Der Umlaut "ä" wird durch das "e" ersetzt.
    • Alle Konsonanten sind von Stiefo übernommen, inkl. der oft vorkommenden Konsonantenkombinationen/Konsonanzen st, sp, ng/nk, nd/nt, sch, ch, cht, pf.
    • Dehnungszeichen fallen weg, also seele=sele, moor=mor. In einigen Fällen schreibt man ein Dehnungs-h mit, um eine klare Unterscheidung machen zukönnen. Bsp "sie" vs. "sieh" oder "malen" vs "mahlen".
    • Alle Konsonanten werden immer von oben nach unten geschrieben. Sie beginnen also oben und enden unten. Die Verbindung zum nächsten Konsonanten verläuft demnach von unten nach oben. Bei Vokalen geht es hingegen von unten nach noch tiefer unter die Grundlinie, um dann wieder auf der Grundlinie anzukommen.
    • Konsonantenkombinationszeichen (st/sp/sch...) dürfen nicht über Wortzusammensetzungen (auch Vorsilbe/Wortstamm) hinaus verwendet werden. Hier müssen die Konsonanten einzeln geschrieben werden. Sinn: Was getrennt gehört, muss auch getrennt gelesen werden können. Beispiel: "Eisteller". Das Zeichen für "st" darf nicht verwendet werden, weil das "s" zu "Eis" gehört und das "t" zu "teller". Gleiches gilt bei "austragen" (Zeichen ST) oder "ausprobieren" (Zeichen SP).

Die Konsonanten

Alle Konsonanten sind schon aus Stio und Stiefo bekannt. Lediglich das "R" wurde durch ein neues Zeichen ersetzt, was in Stiefo-Aufbauschrift das "X" ist. Der Grund dafür: In der Praxis fiel auf, dass r und n sich so wenig unterscheiden, dass es oft zu Verwechselungen kommen kann, insofern man nicht absolut präzise schreibt.

Bei allen Konsonanten, die im Abstrich zurück laufen, brauchen einen kleinen waagerechten Strich zur Kopplung mit Vokalen. Dies betrifft B, H, M, P, S, T, Z, nd/nt, st, sch, ch. Bei Konsonanten, wo der Abstrich in Schreibrichtung zeigt, können Vokale direkt angekoppelt werden ohne waagerechten Strich. Dies betrifft D, F, G, J, K, L, N, R, W, ng/nk, pf, cht, sp.

Einige Konsonanten fallen weg, weil wir so schreiben, wie wir sprechen. Ein x wird als "ks" geschrieben, ein "c" durch "z", ein "ck" durch "k" ersetzt. Ein "y" durch "ü".

Die Vokale

  • A - wie auch bei Stio, eine mittlere rechtslaufende Kreisschlinge.
  • E - eine rechtslaufende Punktschlinge. Punktschlingen sind in vielen Steno-Systemen zu finden, weil man sie recht schnell schreiben kann. Aus der Langschrift kennt man sie nicht, insofern braucht es Übung. Weil das E recht häufig vorkommt, brauchte es hier ein schnell zu schreibendes Zeichen. Das E wird nicht, wie alle anderen Vokale, unter der Grundlinie geschrieben, sondern in die Verbindung zwischen 2 Buchstaben eingefügt. Damit wird es besonders schreibschnell. Am Ende eines Wortes wird das "e" nur mit einem kurzen Stich angedeutet, der etwa 30-40 Grad nach oben läuft. Am Anfang eines Wortes wird das "e" nur durch einen Anstrich zum folgenden Konsonanten angedeutet. Falls der zweite Buchstabe ein Vokal ist (extrem selten), wird es wie andere Vokale als Punktschleife unterhalb der Grundlinie geschrieben. Das gilt auch, wenn im Wort nach dem "e" ein anderer Vokal folgt. Genaugenommen ist die Punktschleife so klein, dass man auch sagen könnte, man schreibt sie auf der Grundlinie.
  • I - wie auch bei Stio. Am Anfang eines Wortes kann der Abstrich weggelassen werden. Am Ende eines Wortes kann der Aufstrich weggelassen werden.
  • O - Zugunsten eines besseres Bezuges zur Langschrift wurde hier ein gerundetes Zeichen entwickelt, was einem halben "o" der Langschrift nahe kommt. Es unterscheidet sich damit zu Stio.
  • U - Das U ähnelt dem U der Langschrift, welches unter die Grundlinie gezogen ist.
  • AU - Ein A, welches am Ende durch eine rechtslaufende Punktschlinge modifiziert ist. Die Punktschlinge liegt noch kurz unter der Grundlinie.
  • EU - Ein U, welches am Anfang durch eine linkslaufende Punktschlinge modifiziert ist. Man kann es auch als e+u deuten. Die Punktschlinge ist unterhalb der Grundlinie und damit mit dem u verschmolzen.
  • EI - Ist eine Verschmelzung von "I" + "E", die schreibschnell ist. Ich habe die Reihenfolge bewusst falsch herum gewählt, also e-Punktschlinge am Ende, weil das schreibschneller ist. Man kann es auch "i-modifiziert = ei" lesen.
  • Ö - Ist eine Verschmelzung von "O" + "E", die schreibschnell ist.
  • Ü - Ist eine Verschmelzung von "U" + "E", die schreibschnell ist. Hier muss die Punktschlinge für natürlicheres Schreiben links herum.
  • Ein Vokaltrennzeichen, wie es bei bei Stiefo benötigt wird, um 2 aufeinanderfolgende Vokale schreiben zu können, wird in Stif nicht benötigt. Hier können beliebige Vokale direkt hintereinander geschrieben und eindeutig erkannt werden.

Beispieltexte

Beispieltext 01:

Anmerkungen:

  • die kleinen Punktschlingen sind Anfangs ungewohnt. Sie haben eine wichtige Bedeutung, man muss einen Blick dafür entwickeln. Sie sind aber grundsätzlich gut zu erkennen, z.B. bei Auto oder Raum.
  • das "u" ist von der Schreibdynamik etwas ungewohnt, gerade bei solchen Übergängen wie man es bei Zeile 2, Blume vom "l" zum "u" sieht. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob das reine Übung ist oder ob hier grundsätzlich eine ungünstige Situation vorliegt. Man kann aber den Übergang durch einen klaren Richtungswechsel schärfer machen, das sieht man in Zeile 2 beim Wort Lust.
  • Beim Übergang bestimmter Buchstaben entstehen Schleifen, z.B. beim Übergang vom "s" wie auf Zeile 3 bei Maske. Es sind vor allem die rückläufigen Zeichen, wo solche Schleifen entstehen können. Diese Schleifen sind völlig normal und nicht schädlich für die Interpretation. Man findet sie genauso in Stiefo. Anfangs können sie etwas verwirren, weil wir darauf trainiert sind, Schleifen einen Bedeutung zu geben oder man erkennt das eigentliche Zeichen nicht mehr.
  • Es gibt eine wichtige Stelle, wo keine Schleife entstehen darf: Beim Vokal "o". Hier muss man die Kehrtwende so machen, dass man auf dem vorherigen Strich zurückläuft. Das sind wir bei bestimmten Buchstaben auch in der Schreibschrift schon gewohnt, auch beim "o" zum Beispiel. Würde man beim "o" eine Schleife zulassen, würde man es verwechseln mit dem "a".
  • Beim "sch" und "z" wird der Anstrich leicht gewölbt, so dass auch hier oben keine Schleife entsteht, sondern Anstrich und Buchstabe oben zusammenlaufen. "z" sieht man beim Wort "Kerze". "sch" kommt hier nicht vor.
  • Bei "Beute" sieht man die Vereinfachung des "e" am Ende einen kurzen Strich, der nach oben läuft. Bei "Echo" sieht man die Vereinfachung des "e" am Anfang durch den Anstrich, der bei der Grundlinie beginnt. Würde man diesen Anstrich weglassen, würde es "cho" heißen.
  • Schon hier wird deutlich, dass wir später in der Aufbauschrift das "e" z.B. bei Endungen oft weglassen können. "Kinder" und "Kindr" ist genauso eindeutig les- und erkennbar.
  • "Stille" wird "stile" geschrieben. Hier ist nicht eindeutig, ob "Still" oder "Stil" gemeint ist. In der Regel kann man sich diese Information aus dem Kontext erschließen.

Beispieltext 02:

Beispieltext 03:

Anmerkungen:

  • Das Beispiel verdeutlicht recht gut: In der Grundschrift hat man etwa die gleiche Textlänge, wie in der Langschrift. Schaut man sich hingegen die Reduktion der Schreibbewegungen an, so bemerkt man die starke Vereinfachung der Buchstaben mit viel weniger Wendungen und Bögen.
  • Im Text gibt es ein paar Wörter, die ohne Konsonantdopplung mehrdeutig sind, was beim Lesen Probleme machen kann. Es sind die Wörter "wenn" und "denn", die man "wen" und "den" schreibt. In der reinen Grundschrift könnte man zur verbesserten Lesbarkeit durchaus ein Doppel-Konsonant schreiben. Später in der Aufbauschrift wird es Kürzel für "wen", "den", "wenn" und "denn" geben, denn es sind alles häufig vorkommende Wörter. Mit diesen Kürzeln ist dann die Verwechselung ausgeschlossen. Die Aufbauschrift sorgt hier dafür, dass die Lesbarkeit verbessert wird.

Anregungen fürs Üben

Wie übt man eine Kurzschrift? Ein paar Gedanken dazu, teils aus eigenen Erfahrungen, teils aus Ratschlägen von Lehrbüchern.

  • Buchstaben üben - Neue Buchstaben brauchen Übung, damit man sie präzise und irgendwann auch schnell schreiben kann. Deshalb macht es Sinn, genau wie in der Grundschule, zeilenweise immer wieder nur Buchstaben oder kurze Wörter zu schreiben. Einfache Wörter deshalb, weil man hier die Übergänge der Buchstaben mittrainiert. Die sind bei Stif mindestens genauso wichtig. Übt man nur einen Buchstaben, kann man ihn auch gekoppelt schreiben, also ohne abzusetzen.
  • Präzision geht vor Geschwindigkeit - Man hüte sich, zu früh zu schnell schreiben zu wollen. Exaktheit ist viel wichtiger, gerade bei Kurzschriftsystemen, wo ein genaues Schreiben wichtig ist, weil kleinere Abweichungen schon zu einem unlesbaren Schriftbild führen können. Geschwindigkeit kommt mit der Zeit von alleine.
  • Es wird empfohlen, täglich eine halbe Stunde zu üben.
  • Lesen üben ist genauso wichtig, wie schreiben üben. Am Besten liest man sich das Geschriebene der Vortage durch. Beim Lesen auch darauf achten, wo man Schwierigkeiten hat. Hier dann genauer schauen, ob das Schriftbild vielleicht nicht stimmig ist. Das hilft, sich zu korrigieren. Ziel ist es, dass jeder Buchstabe so geschrieben ist, dass er schnell und sicher erkannt werden kann.
  • Dranbleiben. Nicht zu lange Zeit zwischen den Übungseinheiten vergehen lassen. Tägliches Üben wäre optimal. Nach etwa 3 Monaten regelmäßigem Üben sollte man in der Lage sein, zügig und sicher zu schreiben.
  • Früh im Alltag nutzen. Wo immer es möglich ist, die Kurzschrift in den Alltag einbauen. So hat man ein zusätzliches gutes Übungsfeld, wo man täglich dran bleibt. Ganz nebenbei.
  • Buchstabencheck: Immer mal wieder kontrollieren, ob man die Buchstaben wirklich so schreibt, wie die Vorgabe ist. Schnell schleichen sich eigene Veränderungen ein, die sich zwar noch lesen lassen, die aber auch schnell mal zu Verwechselungen führen können.
  • Achtsamkeits-Ritual: Es kann helfen, sich im Alltag bewusst Zeit zu lassen, um sauber in Stif zu schreiben. Man macht es sozusagen zu einem entspannten Schreib-Ritual, was ein guter Gegenpol zur Hektik im Alltag sein kann, die viele Menschen haben.
  • Wörter übersetzen: Beim Fernsehen oder bei Radiosendungen kann man sehr schön Wörter aufgreifen, diese in Langschrift aufschreiben und dahinter dann die Stif-Übersetzung. Später kann man die Langschrift verdecken und das Lesen üben.

Schreibübungen für den Anfang

  • Wörter für den Anfang: rabe, wir, gabe, tasse, ton, den, mit, fand, spiel, kann, wan, trick, lesen, laß, rebe, schluss, schlaf, denken, trend, feder, bauten, trauen, und, oder, dir, wild, welt, rost, docht, schacht, echt, pferd, pfahl, pfau, pfeffer, vogel, spannung, sport, speer