Zeitmanagement - eine ganzheitliche Sicht

Winfried Mueller, www.reintechnisch.de, Start: 31.03.01, Stand: 31.03.01

Einleitung

Zeitmanagement beschäftigt sich hauptsächlich mit Techniken und Methoden, um Zeit zu sparen, um Dinge effizienter zu erledigen. In weniger Zeit mehr erledigen heißt oft das Motto. Oder: Wie kann ich geschickter mit meiner Zeit umgehen.

Wer Techniken einsetzt, möchte etwas bestimmtes erreichen. Techniken dienen damit einem übergeordneten Ziel. Ich halte es für wichtig, sich zuerst über diese Ziele im Klaren zu werden. Die wichtigste Frage ist hier: "Wozu?" - Wozu brauche ich das, wem oder was diene ich damit? Was ist meine ursprüngliche Motivation?

Wer sich hier Zeit nimmt - und das ist der Anfang von Zeitmanagement - kann vielleicht die meiste Zeit in seinem Leben sparen. Zeit, die nicht zu dem führt, was man eigentlich möchte, was man eigentlich braucht.

Etwas philosophischer ausgedrückt: Wie komme ich zu dem, warum ich auf dieser Welt bin. Wie kann ich mein Wesen leben und ausdrücken?

Bevor es also um Reintechnisches geht, widme ich mich zuerst diesen Gedanken.

Eine kleine Geschichte

Ich möchte mit einer Geschichte beginnen, die ich in ähnlicher Form einmal hörte:

Es war einmal ein Mann, der tief im Wald lebte. Eines Morgens ging er los, um einen Baum zu fällen. Er brauchte Holz zum feuern, der Winter nahte und er hatte noch keine Vorräte.
Als er einen dicken und gut gewachsenen Baum fand, holte er seine Säge heraus und fing an, den Baum zu fällen. Doch die Säge war über die vielen Jahre stumpf geworden. Er sägte und sägte, kam aber nicht recht voran.
Er war nun schon einen ganzen Tag am Sägen, doch die Säge bewegte sich kaum voran. Früher, als die Säge noch scharf war, hätte er diesen Baum schon längst gefällt.
Da kam ein Wanderer des Weges und sah ihm beim Sägen zu. Er sah, wie der Mann sich abmühte.
Nach einer Weile sagte der Wanderer: Wenn Du Deine Säge schärfst, wirst Du den Baum viel schneller fällen.
Der Mann antwortete: Laß mich in Ruhe, ich habe keine Zeit für solche Gedanken. Siehst Du nicht, das ich alle Hände voll zu tun habe, diesen Baum zu fällen?

Von einer ganzheitlichen Sicht, die mir hier wichtig ist, könnte man auch fragen:

  • Wozu brauchst Du diesen Baum?
  • Lebst Du eigentlich dort, wo Du leben möchtest?
  • Tust Du eigentlich das, was Du tun möchtest?
  • Was ist Dein Wesen und wie kannst Du das in die Welt bringen?

Ich kann mir nun gut vorstellen, das dieser Mann den Kopf über solche Fragen geschüttelt hätte. "Welch seltsame Gestalt, die mir solche verrückten Fragen stellt!"

Solche Fragen werden dem am verrücktesten vorkommen, der im Streß steht. Im Streß sind nur noch Fragen wichtig, die dringend sind. Wir sind stark fokussiert auf das, was jetzt möglichst gleich erledigt werden muß. Wir sind nicht offen für die eigentlich wichtigen Fragen, die oft nicht dringend sind.

Einerseits ist das eine ganz natürliche Streßreaktion, die hilft, das gerade Drängende zu erledigen. Wer ertrinkt kann sich keine Gedanken darüber machen, ob er nun den richtigen Beruf gewählt hat. Andererseits, wer ständig im Streß steht, kann sich keine Gedanken mehr über die wirklich wichtigen Dinge des Lebens machen. Er ist ein Sklave des Dringlichen. Und das Dringliche ist aus ganzheitlicher Sicht oft unwichtig.

Im Anfang braucht es Zeit

Wer Zeitmanagement sucht, ist oft im Streß. Und die gesuchtesten Lösungen sind Tipps und Tricks, die man schnell umsetzen kann.

Das, worum es mir hier geht, braucht jedoch vor allem erstmal Zeit. Das Gefühl, genug Zeit zu haben, nicht unter Druck zu stehen. Kein Termin, kein Telefon, keine drängenden Aufgaben. Einfach Zeit. Keine Gedanken, wie ich diese Zeit am besten ausfülle, effizient gestalte. Es gibt nichts zu tun, keine Anforderung, es gibt nichts zu leisten, nichts zu produzieren, nichts zu wollen, einfach nur Da-Sein.

Zeit haben, wach sein und den Dingen lauschen, die da auftauchen wollen. Zeit für die wichtigen Fragen, die den Wunsch nach Zeitmanagement in einem größeren Zusammenhang beleuchten.

Für viele getriebene Menschen ist dieser Zustand völlig unbekannt. Oder in ziemliche Ferne gerückt. Es ist schwierig, sich Zeit zu nehmen.

Sich Zeit nehmen - damit beginnt Zeitmanagement. Jeden Tag sich Zeitabschnitte reservieren, in denen man ungestört und ohne Druck darüber nachsinnen kann, was man wirklich sucht, wonach man Sehnsucht verspürt, was fehlt und was man gerne hätte.

Das Gefühl, nicht genug Zeit zu haben

Wer zum Zeitmanagement findet, der lebt oft im Gefühl, nicht genug Zeit zu haben. Ich möchte einige Dinge nennen, die zu diesem Gefühl führen können:

  • Es gibt so vieles, was ich gerne tun möchte, wozu ich aber nie komme, weil alles andere mir die Zeit stielt.
  • Ich muß in meinem Beruf, meiner Familie einfach viel erledigen, ob ich will oder nicht. Ich schaffe nicht soviel, wie ich eigentlich müßte.
  • Bei allem fühle ich mich gehetzt. Ich bin immer auf 180. Ich finde kaum Ruhe.
  • Ich ersticke in Arbeit. Ich muß mich freischaufeln.
  • Ich laufe über von Ideen. So vieles, was ich gerne umsetzen und tun möchte. Und so wenig, was ich dann tatsächlich schaffe.
  • Es wird von mir erwartet, Dinge in einer bestimmten Zeit zu erledigen. Obwohl ich mich bemühe, scheitere ich immer wieder daran.

Interessanterweise hat das Gefühl, zu wenig Zeit zu haben, wenig damit zu tun, wie effizient ich meine Zeit gestalte. Und mehr Effizienz führt oft nicht dazu, dieses Gefühl loszuwerden.

Und darum geht es ja typischerweise, wenn man sich entscheidet, seine Zeit besser zu managen.

Ich finde deshalb die Fragen wichtig: "Was kann ich tun, um zu fühlen, das ich die Zeit habe, die ich brauche?" und "Wieviel Zeit brauche ich, um mich bei dem, was ich tue, wohlzufühlen?"

Ich möchte einige Gründe nennen, warum wir immer wieder spüren, nicht genug Zeit zu haben:

  • Die Embryologieforschung hat in den letzten 20 Jahren sehr viel geleistet, um bestimmte psychologische Phänomene besser zu verstehen. Es ist mittlerweile wissenschaftlich abgesichert, daß die Art und Weise, wie ich die pränatale Zeit erlebe, großen Einfluß darauf hat, wie ich mich später erlebe. Kurz gesagt, wenn die Zeit, wo ich noch im Bauch der Mutter war, stressig und bedrohlich gewesen ist, dann werde ich später die Welt auch oft als stressig und bedrohlich erleben. Ich trage dann ein tiefes Gefühl mit mir rum, wie die Welt ist, sozusagen ein Grundgefühl, was mich immer begleitet und was schon in der pränatalen Zeit entstanden ist. Wenn ich als Embryo überfordert wurde, werde ich mich mit einiger Wahrscheinlichkeit auch als Erwachsener immer wieder überfordern. Es ist wichtig zu wissen, das egal wie stressig und schwierig etwas auch war, ich ziehe diese Art zu leben immer wieder an, weil es etwas Gewohntes ist, etwas was ich kenne.
  • Die Psychologie ist sich seit Sigmund Freud natürlich auch ziemlich einig, das die ersten Lebensjahre in der Entwicklung eines Menschen ganz entscheidenden Einfluß auf das weitere Leben haben. Bin ich in einem Umfeld groß geworden, wo für alles genug Zeit war? Oder war es eher so, daß hauptsächlich Hektik und Streß angesagt war? War für nichts genug Zeit, mußte alles möglich schnell erledigt werden? Wurde Leistung, etwas gut und schnell zu erledigen, groß geschrieben? Bin ich dafür geschätzt worden, was zu leisten? War man geduldig mit mir oder eher ungehalten, wenn etwas nicht gleich klappte? Dieses Umfeld, in dem man damals aufwuchs, ist gewohnt, ist das Ge-Wohnte. Und auch hier gibt es immer wieder einen unglaublichen Drang, Gewohntes zu wiederholen. Ich brauche dann sozusagen das Gefühl, nie Zeit zu haben, um mich Zuhause zu fühlen. Gleichzeitig leide ich unter diesem Gefühl und suche nach Auswegen.
  • Ich möchte zu viel, ich will zu viel, ich brauche zuviel. Mehr Macht, mehr Geld, mehr Anerkennung, mehr Materielles, mehr Reiz, mehr Berühmtheit, mehr Erfolg, mehr Effizienz, mehr Geschicktheit, mehr Wissen. Die Liste läßt sich beliebig fortführen. Es gibt vieles, das wird nimmer satt, ganz egal wieviel wir auch immer bekommen. Diese Dinge, die nie satt werden, brauchen unsere besondere Aufmerksamkeit. Denn dort ist irgendwas nicht im Lot, da ist ein Loch in uns. In einen Eimer, der ein Loch hat, kann man immer wieder Wasser nachgießen - in kürzester Zeit ist er wieder leer. Und es ist anstrengend, immer wieder Wasser nachgießen zu müssen. Es kommt hier vielmehr darauf an, das Loch zu finden und es wieder zu schließen. Etwas zu heilen. Unsere Gesellschaft ist eine Gesellschaft des Habens und nicht des Seins. Zu Haben bedeutet viel, zu Sein wenig. Uns wird suggeriert, das es glücklich macht, viel zu haben. Und das es glücklich macht, sich fortwährend darum zu kümmern, mehr und mehr zu bekommen. Je mehr man auf der Habenseite stehen hat, um so glücklicher ist man. Faktoren für Glück sind jedoch meist andere. Es kommt auch nicht von ungefähr, das Sucht wie auch immer geartet, eines der Hauptprobleme unserer Gesellschaft ist. Und wenn es um Zeitmanagement geht, geht es auch oft um das Thema, nicht mehr von der Arbeit lassen zu können, arbeitssüchtig zu sein.
  • Ein Umfeld, was mich stark belastet, wo ich viel tragen muß. Und so vielleicht nie zu dem komme, was ich gerne möchte. Ja, vielleicht stellt sich die Frage danach schon lange nicht mehr. Mitunter ist es auch eine bewußte Entscheidung, viel tragen zu wollen, sich stark belasten zu wollen. Hier ist die Frage entscheidend: "Möchte ich wirklich so leben und was kann ich tun, um die Umstände zu ändern, wenn ich nicht so leben möchte?" Und auch: "Was macht es für mich so wichtig, mir immer wieder schwere Umfelder auszusuchen?" Wer das Gefühl hat, immer wieder in solche Umfelder hineinzuschliddern, ohne recht was dafür zu können, der könnte sich fragen: "Wie kann ich lernen, mehr Einfluß auf mein Umfeld zu haben?" und "Wie kann ich lernen, mein Umfeld mehr mitzugestalten?" Man ist nie nur Opfer ungünstiger Umstände, man hat auch immer Möglichkeiten der Mitgestaltung.
  • Wer gut dafür sorgt, immer beschäftigt zu sein, kommt nicht in die Verlegenheit, nichts zu tun. Und dieses Nichts-Tun kann mitunter kaum zum Aushalten sein. Wer mit Meditation anfängt, kann dies sicherlich bestätigen. Denn beim Nichts-Tun kommen Dinge hoch, die man durch das Tun in Schach hält. Erfahrungen und Erlebnisse, die nicht verarbeitet, nicht verdaut sind, die überfordert haben und die man deshalb möglichst tief wegpackt. Der Organismus ist jedoch auf Heilung aus. Und heil bzw. ganz wird es erst, wenn das Erlebte integriert ist. Deshalb gibt es auch eine permanente Kraft, diese Dinge nach oben zu befördern - hin ins Bewußtsein. Das ständige Arbeiten ist die Gegenkraft, die man sich aufgebaut hat, damit es nicht dazu kommt. Auf Dauer kann das aber nicht funktionieren. Und es kostet unendlich viel Kraft. Vor allem wird auch ein besseres Zeitmanagement kaum dazu führen, sich nicht mehr so gehetzt zu fühlen. Das Hetzen braucht es ja gerade, um nicht zu fühlen, was da kommen will.
  • Eigentlich wissen wir vielleicht, was zu tun wäre, um nicht in Zeitnot zu kommen. Eigentlich... Wäre da nicht diese Angewohnheit, die immer wieder alles zunichte macht. Da merke ich bspw. auf einmal, das ich schon wieder 2 Stunden am Telefon verbracht habe, wo ich doch nur kurz einen Termin ausmachen wollte. Oder ich schiebe wichtige Sachen immer weiter hinaus, bis sie dann so dringend werden, das ich in Zeitnot gerate und dann Streß bekomme. Ich glaube, jeder hat irgendwelche Angewohnheiten, über die er immer wieder stolpert und denen so schwierig beizukommen ist. Ich glaube auch, daß diesen Angewohnheiten oft nicht mit Techniken beizukommen ist, wie man es besser und anders machen könnte. Das Wissen darüber ist oft da. Aber an der Umsetzung scheitert es. Oder die Umsetzung braucht jedesmal soviel Kraftanstrengung, das man es recht bald wieder sein läßt. Diesen Teilen den Kampf anzusagen, wird schlußendlich nicht funktionieren. Auch wenn sie uns immer wieder das Leben schwer machen, brauchen sie andererseits unser Annehmen. Sie brauchen unsere Unterstützung, damit sie sich zu etwas Gutem entwickeln können. Und gut wirds da, wo Konflikte damit aufhören.
  • Zu guter Letzt möchte ich natürlich auch noch den Grund nennen, der mit Zeitmanagement in den Griff zu bekommen ist: Wir erledigen die Dinge nicht auf effiziente Weise. Wir brauchen viel Zeit für etwas, was mit anderen Handgriffen und Hilfsmitteln müheloser und schneller zu machen wäre. Wir könnten viel Kraft, Zeit und Energie sparen, wenn wir lernen würden, die Dinge auf eine bessere Art zu erledigen. Es gibt immer eine bessere Art, Dinge zu erledigen. Wenn wir dort offen bleiben, wird Leben zu einem ständigen Lernen. Und lernen, recht verstanden, fühlt sich gut an, macht Freude, macht Lust. Zum Streß wird es, wenn wir nicht genug Zeit haben, wenn wir mehr leisten müssen, als unser Organismus bereit ist.

Probleme auf der Ebene lösen, auf der sie entstanden sind

Was ich bisher deutlich machen wollte: Vieles ist kein Zeitmanagementproblem. Ich finde es hervorragend, Dinge effizient zu erledigen, weil das Kraft und Energie spart. Nur wird uns das eben oft nicht von dem Gefühl der Getriebenheit und des Zeitdrucks befreien. Zumindest aber reicht es nicht aus, nur auf der Ebene des Zeitmanagements nach Lösungen zu suchen.

Will man Probleme auf befriedigende Weise lösen, muß man sie dort anpacken, wo sie entstanden sind. Sonst führt die Lösung eher dazu, das man Impulse unterdrückt, in Schach hält, dagegen kämpft, sich züchtigt, sich verachtet, gegen sich wütend wird, die Sicht verzerrt, auf andere projiziert usw. Eine echte Lösung ist die Befreiung von inneren Konflikten, ist kurzum innerer Friede.

Einiges läßt sich sicherlich durch das Lernen von Techniken und Methoden und dem Einsatz von Hilfsmitteln lösen. So kann es gut sein, auf dieser Ebene einfach mal anzufangen. Sich mit den Mitteln vertraut zu machen und sie in den Alltag zu integrieren. Das bedarf einiger Mühe und Disziplin spart aber langfristig jede Menge Zeit.

Einiges wird sich auf dieser Ebene nicht lösen lassen und bedarf deshalb tieferes Schauen. Die Psychotherapie hat hier ein breites Wissen darüber, wie man solche Probleme angehen und heilen kann. Psychotherapie beschäftigt sich nicht nur mit Krankheit. Sie beschäftigt sich vor allem damit, psychischen Prozessen zur Weiterentwicklung zu verhelfen. Sie kann somit Katalysator für menschliche Entwicklung sein. Viele seelische Vorgänge sind ohne dieses Wissen nicht begreifbar und damit wenig beeinflußbar. Sie wirken und machen uns das Leben schwer. Manch einer hat sein Leben lang schwer gearbeitet und nie sehen können, das er doch eigentlich nach Anerkennung suchte. Oder das er einem Muster gefolgt ist, was seine Ursprungsfamilie ihm vorlebte.

Hier hinzuschauen und zu verstehen, diese "tieferen Themen" zu bearbeiten, kann äußerst befreiend und nutzbringend sein.

Die Erfahrungen der Psychotherapie können ein großer Schatz für jeden sein, der sich der Entwicklung seiner Persönlichkeit widmen möchte.

Wem oder was diene ich?

Eingangs hatte ich erwähnt, daß ich es für wichtig halte, sich darüber klarzuwerden, wozu das Zeitmanagement dienen soll. Ein Problem loszuwerden ist die eine Seite.

Andererseits: Mit Zeitmanagement schaffe ich mir neue Möglichkeiten, schaffe ich mir Raum. Was reizt mich daran? Womit will ich diesen Raum füllen? Nach was sehne ich mich? Was wäre, wenn ich optimal meine Zeit managen könnte und so viel mehr Zeit hätte? Was würde ich dann tun, wie würde ich mich dann fühlen? Nach was strebe ich?

Wem oder was diene ich?

Da gibt es vielleicht Ideale, vielleicht Träume, wer man werden will. Was man erreichen möchte. Oder es gibt sogenannte Familienbotschaften: "In unserer Familie bringt es jeder zu was." oder "Du mußt es besser haben als wir." Vielleicht gibt es auch einen Chef, der sagt: "Ich möchte, daß Sie noch besser werden als ich, daß Sie ein guter Nachfolger werden." Oder sie möchten einem Mitarbeiter zeigen, daß sie es besser können als er.

Wie auch immer die Dinge geartet sind, die uns vorantreiben, anspornen, motivieren: Es ist gut sie zu haben. Und es ist gut, sie zu kennen.

Oft werden wir von Dingen angespornt, die uns nicht bewußt sind. Irgendwas treibt uns aber wir kennen den Grund dafür nicht oder nur sehr unscharf. Aber nur wer weiß, warum er was tut, hat eine Basis für die Entscheidung: Will ich das tun oder nicht.

Sehr hilfreich ist es, mit seiner Phantasie zu arbeiten und weiterzuträumen, sich dort hinzuträumen, wo man gerne wäre. Und sich dann vorzustellen: Ja, wie wäre das denn, wenn ich heute dort wäre? Wie würde ich mich fühlen? Was glaube ich, wie mich die Welt sehen würde? Wie geht es mir damit, wie die Welt mich sieht? Wem gefällt das am Meisten? Wer wäre vielleicht stolz auf mich? Was hätte ich dort für Möglichkeiten? Wie würde ich dort meine Tage verbringen?

Solch eine Vorwegnahme kann vieles klarer werden lassen. Ich habe von einem Fall gehört, da hat jemand 20 Jahre auf ein Ziel hingearbeitet. Als er dann dort war, hat er gespürt, daß sich gar nicht das einstellte, wonach er sich sehnte. Er sehnte sich nach Sicherheit und wollte deshalb irgendwann soviel Geld beisammen haben, daß er bis zu seinem Lebensende abgesichert ist. Als er es geschafft hatte, stellten sich auf einmal Sorgen über seine Gesundheit ein. Nun war dort die Unsicherheit. Und diese war viel schwerer kontrollierbar. Das Gefühl von Unsicherheit blieb in seinem Leben.

Bevor man losrennt, seine Zeit zu managen, sollte man also erstmal schauen, für wen man da rennt und ob man das auch möchte.

Ich finde es für ganz wesentlich, daß sich im eigenen Leben ein Gefühl von Sinn einstellt. Und ich glaube, daß sich dies vor allem dann einstellt, wenn man seine originäre Lebensaufgabe findet. Ist man jedoch zu stark fremdbestimmt, fremden Idealen oder Vorstellungen versklavt, bekommt Eigenes keinen Raum.

Zu erkennen, was ist meins: Dafür ist es wichtig, erstmal ein Gefühl dafür zu entwickeln. Oft können wir gar nicht mehr spüren, was wirklich das ist, was mich ausmacht, was ich möchte, was mich mit Sinn erfüllt. Ich glaube, es ist eine lebenslange Aufgabe, dieses Gefühl zu schärfen.

Ich wünsche Ihnen eine sinnerfüllte Suche nach dem, wie Sie Ihre Zeit nutzen wollen. Und lassen Sie die Zeit nie so wichtig werden, das Sie nur noch unter Streß sind, sie gut zu nutzen.