Screencasting für Einsteiger und Anfänger

Winfried Mueller :: reintechnisch.de :: Start: 01.03.14 :: Stand: 07.06.2014

Übersicht

Einführung

Wie schult man am besten den Umgang mit Software? Wie kann man konkrete Tipps und Tricks in der Bedienung von Programmen weitergeben? Bücher und Artikel erfordern eine Bereitschaft, sich in abstrakte Sachen einzudenken. Das wird von vielen als anstrengend erlebt, weshalb es oft genug unterbleibt.

Viel intuitiver und unmittelbarer ist bei Software der direkte Zugang. Wenn einem jemand zeigt, wie es geht, dann wird es in der Regel schnell und intuitiv verstanden. Ich habe es immer wieder erlebt, dass Nutzer keine Fachbücher anfassen, aber in der direkten Schulung sehr schnell ein Verständnis entwickeln.

Nun ist die direkte Schulung aber oft nicht möglich. Screencasts sind hier eine interessante Alternative oder Ergänzung. Auch hier wird einem direkt am Bildschirm gezeigt, wie man eine Software bedient. Man ist also direkt dran am Geschehen, womit man einfach und effizient etwas verstehen kann. Ein Screencast lässt sich gut als Wissens-Häppchen im Alltag aufnehmen und verdauen. So lernt man praktisch nebenbei.

Natürlich ist nicht jeder Screencast das kleine Häppchen zwischendurch. Aber es gibt vieles, was sich in diesem kurzen Format aufbereiten lässt.

Bei längeren Screencasts ist es ähnlich, wie beim normalen Lernen: Man reserviert sich Zeitspannen, in denen man aufnahmefähig ist und sich vertiefen kann. Aber auch hier ist der Zeitpunkt und der Ort recht frei wählbar. Wir müssen uns nicht einen bestimmten Abend reservieren und zu einem Schulungszentrum fahren. Ein Computer und ein ruhiges Umfeld reichen aus, um sich in etwas einzuarbeiten. Und sogar unterwegs oder auf der Couch geht das heutzutage mit Tablet oder Smartphone. Mit Kopfhörer auch in fast jedem Umfeld.

Ich bin fest davon überzeugt, dass Screencasts und andere E-Learning-Angebote mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Sie werden zu einem wichtigen Baustein der Wissensvermittlung, den wir ganz selbstverständlich nutzen. Sie passen auch in unsere schnelllebige Zeit.

Derzeit ist die Screencasting-Szene noch stark in der Entwicklung. Es gibt zwar mittlerweile ein riesen Angebot z.B. auf youtube, aber nur wenige gute Plattformen, die Übersicht und Struktur in all das bringen und die vor allem auf eine gewisse Qualität achten. Eine dieser Plattformen wäre z.B. http://www.video2brain.com.

Screencasts sind allerdings auch keine Technologie, die alles andere verdrängen werden. Sie eignen sich gut, um sich in etwas neu einzuarbeiten. Zum schnellen Nachschlagen und Auffrischen von Wissenslücken sind geschriebene Texte und Bildschirmfotos oft günstiger. Denn hier kann man schnell und gezielt die Information aufnehmen, die einem gerade fehlt und alles andere beiseite lassen oder überspringen. Kurze Screencasts, die sich auf einen kleinen Aspekt konzentrieren, sind aber auch hier schnell zu erfassen.

In diesem Artikel soll es darum gehen, wie man selbst Screencasts produzieren kann und worauf man achten sollte, damit die Qualität solcher Video-Schulungen steigt.

Technische Ausstattung

Viel Technik braucht es für das Screencasting (auch Screen Recording) nicht. Natürlich braucht man einen Computer, auf dem man die Software ausführt, die man aufnimmt. Hierauf muss auch die Aufnahmesoftware installiert sein. Notebooks haben den Nachteil, dass sie relativ nah zum Sprechermikro Geräusche produzieren. Da kann ein leiser Desktop-Rechner unter dem Tisch besser sein. Wer unbedingt mit Notebook produzieren will, kann auch mit externem Monitor + Tastatur das Gerät vom Schreibtisch verbannen. Ob die Geräusche überhaupt stören, muss man im konkreten Fall einmal testen.

Der Rechner sollte nicht zu leistungsschwach sein, gerade wenn wir Software in Aktion aufnehmen wollen, die viel Ressourcen verschlingt. Denn Wartezeiten für irgendwelche Aktionen stören und müssen später rausgeschnitten werden. Auch das Aufnahmeprogramm zieht natürlich zusätzlich Systemressourcen. Man sollte schon in der Lage sein, flüssig arbeiten zu können.

Ein zweiter Monitor ist eine gute Idee, weil man dann darauf die Screencast-Steuerung auslagern kann. Und auch ein kleines Skript oder sonstige Hilfestellungen kann man auf diesen Monitor bereit halten. Eine halbwegs leise Tastatur macht auch Sinn, damit man die Anschläge nicht zu stark im Mikro hört.

Das Audio-Setup

Ein gutes Screencast braucht eine gute Audio-Qualität. Wir brauchen hier kein High-End wie z.B. bei professioneller Hörbuch-Produktion. Aber man ist mit billiger Technik schnell in einem Bereich, wo das Zuhören keine Freude mehr macht. Ja, wo es sogar richtig nervtötend sein kann. Und das nur, weil man ein paar Euro an ordentlicher Technik gespart hat. Es macht wenig Sinn, viel Zeit in Schulungsvideos zu stecken, die an der Soundqualität scheitern. Und es ist auch nicht schön, seine Stimme ziemlich verzerrt wahrzunehmen. Leider ist das ein häufiger Anfängerfehler, dass man nicht genügend auf die Audioqualität achtet.

Bedenken sollte man hier auch den ganzen unbewussten Stress, den schlechte Soundqualität beim Zuhörer auslöst. Es lernt sich dann am besten, wenn alles rundherum einen dazu einlädt, entspannt und neugierig zuzuhören. Und sollen tausende Menschen genervt und gestresst werden, nur weil man 100 Euro am Audio-Equipment gespart hat?

Zur Aufnahme von Fotos und Videos ist es heute selbstverständlich, mehrere hundert Euro für eine halbwegs brauchbare Ausrüstung auszugeben. Im Audiobereich jammern viele schon bei 50 Euro. Ist das nicht komisch?

Übrigens haben wir auch heute noch die merkwürdige Situation, dass selbst renommierte Verlage in professionellen Produktionen teilweise grauenvolle Audioqualität anbieten. Diesem Aspekt wird noch viel zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Zwischen professioneller Audioproduktion im Rundfunk und dem Screencasting liegen oft Welten.

Wenn wir über gute Soundqualität sprechen, dann gibt es auf der technischen Seite zahlreiche Aspekte, auf die wir achten müssen:

  • Störgeräusche - Dies sind ungewollte Geräusche. Sie sind nicht Teil unserer Stimme, schleichen sich aber mit in die Aufnahme ein. Sie haben meist technische Ursachen. Rauschen, Brummgeräusche, knacken, ploppen, Hintergrundgeräusche, elektromagnetische Einstreuungen (z.B. Handys oder Digitalelektronik). Solche Geräusche können - wie der Name schon sagt - einen stören, wenn man eine Aufnahme hört. Sie lenken ab, die Konzentration sinkt oder sie erzeugen unangenehme Emotionen. Störgeräusche lassen sich nie ganz vermeiden und das ist auch nicht erforderlich. Es ist oft die Intensität, die irgendwann störend wirkt. Hier gibt es aber auch starke persönliche Unterschiede. Von diesen Störgeräuschen zu unterscheiden sind Störgeräusche, die sich durch den Sprecher einschleichen, z.B. Atem- oder Schmatzgeräusche. Das Rauschen hat eine besondere Bedeutung. Es ist ein physikalisches Grundphänomen, nahezu jedes elektronische Bauteil bringt auch ein Rauschen ins System. Je weniger ein Gesamtsystem rauschen soll, um so mehr Aufwand muss man treiben. Und je höher man verstärkt, um so stärker tritt auch das Rauschen zu Tage.
  • lineare Verzerrungen - Das eigentliche Nutzsignal wird verzerrt wiedergegeben. Die bekannteste ist eine frequenzabhängige Verzerrung, die jedes Mikrofon mehr oder weniger mit sich bringt. Genauso die Lautsprecher, auf denen später eine Aufnahme abgespielt wird. Dies wird auch als Frequenzgang bezeichnet. Eine stärker verzerrte Aufnahmen klingt dann z.B. dumpf oder wie in einen Eimer gesprochen. Genauso können bestimmte Laute besonders scharf oder zischend rüberkommen (z.B. S-Laute), was beim Zuhören sehr störend sein kann. Diese Verzerrung hat auch großen Einfluss, wie die Stimmfärbung ist und wie die Stimme so ganzheitlich klingt. Diese frequenzabhängige Verzerrung ist im Grunde das, was wir auch mit einem Equalizer absichtlich erzeugen oder abmildern können. Oder auch weniger detailiert mit Höhen- und Tiefenreglern an einer Stereoanlage. Diese Verzerrung ist nicht immer unerwünscht, es kann nämlich sein, dass hierdurch eine Stimme wärmer, weniger schräpig oder einfach irgendwie angenehmer klingt. Das ist auch der Grund, warum ein recht lineares Mikrofon nicht zwangsläufig die beste Aufnahme macht und warum die Mikrofonauswahl ein so individueller Prozess ist, will man schon auf dieser Ebene optimieren. Hier spielen die Emotionen auch eine große Rolle, welchen Stimmklang man bei sich am liebsten mag. Mitunter haben wir uns auch gesellschaftlich an eine bestimmte unnatürliche Art gewöhnt, weil wir sie aus den Medien kennen. Natürlich kann man auch in der Nachbearbeitung noch viel variieren und Eigenheiten eines Mikros kompensieren.
  • nichtlineare Verzerrungen - Der eigentliche Signalverlauf kann nichtlinear verzerrt werden, so dass die Stimme unnatürlich klingt, z.b. roboterhaft, abgehackt, dröhnend, scheppernd. Bei zu hoher Aussteuerung werden lautere Signale einfach hart abgeschnitten. Verzerrungen können überall auf dem Signalweg entstehen, auch später noch durch die Anwendung von Filtern in der Audio-Bearbeitungssoftware. Nichtlineare Verzerrungen lassen sich später kaum noch korrigieren. Mitunter wird aber auch absichtlich nichtlinear verzerrt, um die Qualität einer Aufnahme zu verbessern: Ein Noise-Gate schneidet alles unterhalb eines Levels ab, was zwar das Rauschen in Sprechpausen reduziert, aber auch zu unnatürlich wirkenden Aufnahmen führen kann. Ein Dynamik-Kompressor verringert den Lautstärkeunterschied zwischen leisen und lauten Passagen. So eine Maßnahme kann die Sprachverständlichkeit erhöhen und wird deshalb z.B. grundsätzlich bei Sprechern im Radio und Fernsehen verwendet. Sie ist auch bei Screencasts oft sinnvoll, denn spricht man auch nur einmal im Screencast recht laut, bleibt bei späterer Normalisierung der Rest trotzdem recht leise, weil die laute Passage eine weitere Anhebung der Gesamtaufnahme verhindert. Falsch eingestellt kann ein Kompressor aber auch wieder zu Ergebnissen führen, die unangenehm wirken.
  • Raumhall - Der Raum hat entscheidenden Einfluss, wie eine Aufnahme klingt. Denn er reflektiert Schall, der dann wieder aufs Mikrofon trifft. Hier hat auch das Mikrofon und der Sprechabstand großen Einfluss. Je weiter weg wir uns vom Mikrofon befinden, um so weniger Direktschall und um so mehr Reflexionsschall bekommt es ab. Raumhall wird dann stärker hörbar. Ab einer gewissen Stärke leidet die akustische Verständlichkeit, was wieder für Stress beim Hören sorgt. Außerdem ist dann der grundsätzliche Höreindruck nicht sonderlich schön.
  • Handhabung - Eine technische Lösung kann in der Lage sein, sehr gute Audio-Aufnahmen zu erstellen. Jedoch kann das Ergebnis auch grauenhaft sein, wenn man nicht richtig damit umgeht. Das gute Ergebnis gibt es nämlich nur, wenn man zahlreiche Rahmenbedingungen einhält und manchmal ist der Grat, auf dem man wandeln kann, nur sehr schmal. Ein Mikrofon braucht einen bestimmten Sprechabstand, der möglichst konstant gehalten wird, der Gainregler und viele weitere Parameter müssen richtig eingestellt sein, Bewegungen dürfen keine störenden Geräusche erzeugen und störende Einflüsse müssen ferngehalten werden (z.B. Handy wg. elektromagnetischer Einstreuung). Manches Equipment ist gutmütig und manche Parameter unkritisch, anderes lässt wiederum nur einen schmalen Bereich zu, in dem es gut funktioniert. Billige Technik kann sehr anfällig sein, teure Technik kann robuster und fehlertoleranter sein. Oder sie informiert uns besser über fehlerhafte Zustände, damit wir sie besser vermeiden können.

Mikrofone

Alles beginnt mit einem hinreichend guten Mikrofon. Schlechte Mikrofone verzerren das Signal stark, klingen dumpf, blechern, basslos oder dröhnend. Oder sie rauschen zu stark. Auch andere eingekoppelte Störgeräusche können nerven.

Das Mikrofon steht am Anfang der Signalkette. Hier ist es am Einfachsten, die Qualität zu sichern, alle nachgeschalteten Optimierungen können nur dieses Signal aufbereiten, was oft kompromissbehaftet ist. Und wenn wir nicht wirklich Ahnung davon haben, was wir da tun, dann sind es meist Verschlimmbesserungen.

So grob lässt sich sagen, dass im Bereich unter 50 Euro das Riskiko recht hoch ist, auf unzureichende Mikrofon-Qualität zu treffen. Man muss aber auch keine 500 Euro ausgeben.

Wie findet man ein gutes Mikrofon? Hierzu muss ich sagen, dass mich die systematische Suche mitunter ganz kirre gemacht hat. Ich konnte mir schon vorstellen, dass man in diesem Bereich mit großer Subjektivität, Vorurteilen und Überzeugungen konfrontiert wird. Das, was einer gut findet, muss neutral betrachtet nicht unbedingt gut sein.

Das ich hier auf so extreme Subjektivität stoßen würde, die auch noch von der Industrie und von Fach-Journalisten stark angeheizt wird, hätte ich nicht für möglich gehalten. Hier wird ganz viel Meinung gemacht und je nach Zeitschrift, Bewertungsportal oder Forum wird etwas anderes für gut oder schlecht befunden. Und Produkte, die vielerorts hoch gelobt werden, sind unter realen Testbedingungen dann doch eher unterdurchschnittlich. Das ist schon eine ganz verrückte Situation.

Diese Situation wird auch noch dadurch gefördert, dass man viel falsch machen kann und dann auch das beste Mikrofon schlecht klingt. Ebenso spielt die Raumakustik und die eigene Stimme eine Rolle. Und auch das Zusammenspiel der Technik.

Insofern kann ich nur empfehlen, allen Empfehlungen auch mit Skepsis zu begegnen und ein paar eigene Praxiserfahrungen zu sammeln. Und dabei muss man dann auch noch aufpassen, nüchtern an die Sache heranzugehen, um auch der Selbsttäuschung nicht zu stark zu erliegen.

Die Testaufnahmen in diesem Artikel können helfen, ein erstes Gefühl für qualitative Unterschiede zu bekommen. Jetzt aber erstmal die grundsätzlichen Alternativen bei der Mikrofonauswahl.

USB Mikrofone

Ein einfacher Weg zum brauchbaren Audio-Setup sind die USB-Mikrofone. Diese enthalten bereits einen Verstärker und eine Soundkarte und können über USB an den Computer angeschlossen werden. Die interne Soundkarte des Rechners wird hier nicht genutzt, was ein Vorteil sein kann. So ist die Mikrofonkapsel optimal auf die nachgeschalteten Verstärker und Wandler angepasst und es kommt auf dieser Ebene nicht zu schlecht angepassten Systemen.

Solche Mikrofone gibt es in ausreichender Qualität so um 50-150 Euro. Der Schwachpunkt bei USB-Mikrofonen ist meist die billige Elektronik, die für Rauschen und manchmal auch für Störgeräusche im Hintergrund sorgt. Wobei ein gewisses Rauschen bei Screencasts noch akzeptabel ist, unregelmäßiges fiepsen im Hintergrund durch unsaubere Filterung der Versorgungsspannung kann hingegen sehr nerven.

Was die Störungen im Hintergrund und den Sprechpausen angeht, so sind manche USB-Mikros stark abhängig vom benutzten Rechner. Gibt der über USB eine unsaubere Betriebsspannung raus, können Störungen ins Nutzsignal einkoppeln. Manchmal helfen USB-Hubs mit gut gefilterten Netzteilen.

Mein erstes Mikrofon war ein Großmembran USB-Mikrofon für etwa 60 Euro. Ich kaufte es, ohne wirklich Ahnung davon zu haben. Aber es hatte viele positive Rezensionen. Das sah schon toll und professionell aus, gerade mit der dazugelieferten Spinne. Der Klang war eigentlich recht gut, wenn da nicht dieses unangenehme Rauschen gewesen wäre. Und dann auch noch etwa auf Rauschpegel dieses unangenehme sirrende Störgeräusch. Das ging für mich gar nicht. Später hatte ich nochmal USB-Mikrofone für weniger Geld in den Händen, die recht akzeptabel waren. In dieser Preisregion ist es schwer voraussehbar, ob die Qualität stimmt. Die Qualität kann auch in der Serie stark schwanken.

Auch wenn man bei den USB-Mikrofonen nicht unbedingt die besten Mikrofone findet, so findet man hier auf jeden Fall Mikrofone, die erstklassig für das Screencasting zu gebrauchen sind. Der Vorteil liegt hier in einer kompakten Lösung, weil man keine zusätzlichen Komponenten braucht.

Für das Live-Monitoring sollte man darauf achten, dass das Mikrofon über einen Kopfhörerausgang verfügt.

Consumer-Headsets

Ein zweiter Weg wäre ein USB-Headset (Kopfhörer mit Mikrofon), wobei diese vor allem im günstigen Consumer-Bereich verbreitet sind und deren Qualität ist oft nicht sonderlich gut. Die Preise liegen meist bei 20-70 Euro. Für Screencasts ist die Qualität grenzwertig, sind sie doch vor allem für einfache Internetkommunikation gedacht (Spiele, Skype, Teamspeak). Und die typische Zielgruppe solcher Headsets sind oft wenig anspruchsvoll, was möglichst natürliche Sprachweitergabe per Mikrofon angeht. Logisch, man mutet die Ergebnisse nur anderen zu und hört sich nicht selber, ähnlich wie beim Telefon. Hier liegt der Schwerpunkt der Hersteller in der Regel auf der Kopfhörerseite. Problematisch sind hier auch Signalaufbereitungen, die die Sprachverständlichkeit erhöhen sollen und die schon fest im Soundtreiber (nicht abschaltbar) eingebaut sind. Diese sorgen dann dafür, dass das Resultat sich unnatürlich anhört.

Ganz ähnlich ist es mit den Consumer-Headsets, die direkt über 3,5 mm Klinkenstrecker an die Soundkarte des Computers angeschlossen werden. Das Anwendungsgebiet ist hier ja das Selbe, mehr Qualität nicht zu erwarten. Ein häufig auftretendes Problem ist hier noch zusätzlich, dass die Verstärkung der Soundkarte nicht ausreicht, um das Mikrofonsignal auf einen ausreichenden Pegel zu bekommen. Umgedreht läuft man hier nicht so Gefahr, dass unschöne Soundoptimierungen das Signal verzerren, weil wir hier über den Standard-Soundkartentreiber gehen und keine Optimierungshardware im Signalweg ist.

Weil ich schon so viele wirklich schlechte Computer-Headsets gehört habe, habe ich persönlich recht schnell Abstand von dieser Alternative genommen. Ich will aber nicht ausschließen, dass man auch hier zu einem brauchbaren Ergebnis kommen kann. Wer hier nicht lange rumsuchen will, sollte es mal mit dem Beyerdynamic MMX2 für etwa 60 Euro probieren. Auch das Jabra Voice UC 750 für etwa 65 Euro ist für mäßige Anforderungen in Ordnung. Das hab ich weiter unten auch im Mikronfontest ausprobiert.

Einen gewissen Vorteil haben Headsets übrigens: Durch den geringen Abstand zum Mund hat man ein starkes Nutzsignal, was sich deutlich von Umgebungsgeräuschen abhebt. Insofern sind sie vor allem in einem Umfeld interessant, wo Umgebungsgeräusche nicht zu vermeiden sind. Das kauft man sich aber wieder mit einem Nachteil ein: Kleinste Veränderungen in der Positionierung haben großen Einfluss auf die Aussteuerung und die Klangqualität.

Professionelle Headsets

Teurere Headsets gibt es als reine Mikrofonlösung (z.B. Nackenbügelmikrofon) oder als Hör-Sprechgarnitur, also mit Kopfhörer. Diese sind meist für den professionellen Markt produziert und von besserer Qualität. Sie enthalten in der Regel keine Verstärker- oder Wandlerelektronik, müssen also noch an entsprechende Mischpulte, Verstärker oder Audio-Interfaces angeschlossen werden. Für gleiche Qualität zahlt man hier in der Regel mehr, als für professionelle Standardmikrofone. Logisch, muss man doch hier in miniaturisierter Form für gute Qualität sorgen. Oder man zahlt hier zusätzlich für einen hochwertigen Studio-Kopfhörer. Wobei ich Kopfhörer beim Screencasting sehr empfehlen kann, weil man dann seine Aufnahme direkt beim Sprechen kontrolliert (Monitoring). Wer jedoch auch sich selbst als Sprecher im Video einblendet, möchte vielleicht keine Kopfhörer tragen. Hier muss man abwägen. Auch bei Nackenbügelmikrofonen kann man natürlich zusätzlich In-Ear oder On-Ear Kopfhörer tragen.

Der Markt für professionelle Headsets (Hör-Sprechgarnituren) ist sehr klein und mit 250-400 Euro relativ hochpreisig. Für diesen Preis bekommt man dann aber auch gute Qualität von etablierten Markenherstellern (Beyerdynamic, AKG, Sennheiser). Günstige und gute Produkte aus Fernost sucht man hier vergeblich.

Brauchbare Nackenbügelmikrofone ohne Kopfhörer findet man bereits ab etwa 100 Euro, wenn man nicht gerade eine sehr kleine Einsprechkapsel braucht. Ein typischer Vertreter wäre z.B. das Shure WH20XLR.

Ein passendes Audiointerface/Mischpult für 50-150 Euro braucht es natürlich noch extra. Weil man kleine Mikrofone oft höher verstärken muss, kann man sich hier durch einfache Verstärkerelektronik zu viel Rauschen einhandeln. Hier sollte man nicht zu billig kaufen.

Professionelle Standardmikrofone mit XLR-Anschluß

Professionelle Standardmikrofone wären eine weitere Lösung. Diese werden genauso, wie die professionellen Headsets über nachgeschaltete Interfaces betrieben. Meist ist die Technik kompatibel, z.B. besitzen nahezu alle professionellen Mikrofone einen XLR-Anschluß, egal ob Bühnen- oder Studiomikrofon.

Bei Mikrofonen, die uns hier interessieren, gibt es dynamische und Kondensatormikrofone. Allgemein kann man sagen, dass man mit Kondensatormikrofonen einfacher einen linearen Frequenzverlauf hinbekommt, im Bereich, der für Sprache und Gesang von Interesse ist. Gerade bei den hohen Frequenzen oberhalb von 12-15 KHz lassen dynamische Mikrofone oft nach. Auch ist es in der Regel so, dass Kondensatormikrofone empfindlicher sind, als dynamische Mikrofone. Sie erzeugen also höhere Pegel, weshalb umgedreht dynamische Mikrofone höher verstärkt werden müssen. Kondensatormikrofone liefern ungefähr 4-25 mV/Pa, während dynamische Mikrofone typisch bei 1,5mV/Pa - 2,8mV/Pa liegen.

Diese allgemeinen Aussagen verleiten einen schnell zu falschen Vorstellungen realer Systeme. Dann wird schnell behauptet, dynamische Mikrofone klingen muffig, wären nur was für den harten Bühneneinsatz, sind wenig brillant, sind ungeeignet für größere Sprechabstände, sind taub für Nebengeräusche, nehmen weniger Raumhall auf usw. Manche dieser Aussagen sind schon physikalisch gesehen nicht möglich. Einige Aussagen sind heute völlig überholt, die Technologie ist auch hier nicht stehengeblieben. Manche Problematik entsteht auch durch eine ungünstige Auswahl von Komponenten, die schlecht zusammen funktionieren.

Und dann haben wir noch den merkwürdigen Esoterik-Effekt: Je weniger Menschen reale Unterschiede wahrnehmen können, um so stärker funken luftige Meinungen, Vorurteile und Wünsche rein, die rein gar nichts mehr mit Realitäten zu tun haben. Und ich hab das Gefühl, dass genau dann, wenn real keine Unterschiede mehr erfahrbar sind, die Menschen besonders lebhaft und überzeugt eine irreale Welt kreieren. Wobei ich damit nicht in Abrede stellen will, dass gut geschulte Ohren wirklich wesentlich mehr hören. Da wird dann aber ein klitzekleiner Klangunterschied auch gerne mal extrem überzeichnet dargestellt: "Klingt total muffig..." Umgedreht reagieren wir natürlich auch stark auf solche Aussagen, denn wer will schon gerne ein Mikrofon kaufen, was nach vermeintlicher Expertenmeinung total muffig klingt?

Auch Schwarmeffekte sind interessant: Jedes Bewertungsportal und jedes Forum scheint eigene Produkt-Favoriten zu haben. In einem Forum wird Produkt A hochgelobt, Produkt B niederschmetternd heruntergemacht. Im nächsten Forum genau das Gegenteil. Ein paar Wenige definieren, was gut und was schlecht ist und der Rest folgt dieser Meinung, bestätigt und unterstützt sie. Mit realen Produktqualitäten hat das nichts zu tun, das ist eher interessante Massenpsychologie.

Für unseren Zweck des Screencastings kann man eine klare Aussage treffen: Sowohl dynamische Mikrofone, als auch Kondensatormikrofone kommen grundsätzlich in Frage und es gibt keinen Favoriten.

Pegelunterschiede werden oft falsch verstanden. Dann liest man von Aussagen, dass ein Mikrofon mit höherem Pegel (=empfindlicher) auch präsenter oder lauter ist. Oder das es mehr Hintergrundgeräusche einfängt. Das ist so falsch. Wenn ein Mikrofon nur den halben Pegel bei einem bestimmten Schalldruck liefert, man es aber doppelt so hoch verstärkt, hat man genau den selben Pegel, hört die Hintergrundgeräusche genauso und es ist auch genauso präsent oder genauso laut. Immer vorausgesetzt, dass wir die gleiche Richtcharakteristik haben und der Frequenzverlauf auch ähnlich ist.

Wenn aber ein Vorverstärker bei einem dynamischen Mikrofon schon an seinem Maximum ist (Gain voll aufgedreht) und es trotzdem für eine gute Aussteuerung noch nicht reicht, dann kann es mit einem Kondensatormikrofon locker ausreichen. In so einem Fall wäre dann das Kondensatormikrofon lauter. Hier ist es aber eher die Limitierung des Verstärkers, der dann für dieses Mikrofon mit geringem Pegel nicht reicht. Und das kann in der Praxis schneller passieren, als einem das lieb ist. Wenn aber später in der Software der Pegel angehoben wird, hat man wieder die gleiche Lautheit.

Beispiel: Das Audiointerface Steinberg UR22 hat eine maximale Verstärkung von 54dB. Wenn man nun aus 60cm Entfernung ein typisches dynamisches Gesangs-Mikrofon bespricht (1,8mV/Pa), reicht der Gain nicht aus, um optimal auszusteuern. Man muss dann das Signal noch deutlich in der Software anheben, was natürlich zu einem gewissen Qualitätsverlust führt. Ein typisches Kondensatormikrofon mit 6mV/Pa hat die dreifache Empfindlichkeit und kann auch bei diesem Abstand noch locker voll ausgesteuert werden. Die Verstärkung reicht also, um den Gain bei Sprechlautstärke bis knapp unter 0dB hochzudrehen. Natürlich bringt so ein Sprechabstand auch weitere Nachteile, wie mehr Raumhall und Mikrofonrauschen. Wenn aber z.B. ein Vortrag mitgeschnitten wird, kann man hohe Sprechabstände nicht immer vermeiden und hier wäre dann ein Kondensatormikrofon klar die bessere Wahl. Beim Screencasting haben wir aber typisch einen Sprechabstand von 10-30cm. Hier lässt sich auch ein dynamisches Mikrofon optimal aussteuern, dafür reichen die 54dB des UR22. Auch viele andere Audiointerfaces liegen mit ihrer Verstärkung ganz ähnlich.

Jedes Mikrofon hat eine Richtcharakteristik, es nimmt also Schall nicht von allen Seiten genauso stark auf. Die gebräuchlichste Charakteristik ist die Niere. Spricht man von vorne auf die Membran, hat man die höchste Empfindlichkeit. Diese fällt bis 90 Grad leicht ab und über 90 Grad dann sehr viel stärker. Direkt von hinten sind diese Mikrofone ziemlich taub. Mikrofone mit Nieren-, Supernieren- oder Hypernierencharakteristik sind gut geeignet für unsere Zwecke. Raumhall und Nebengeräusche, die vom Sprechplatz gegenüber kommen, werden so gut unterdrückt. Die meisten universellen Mikrofone aus dem professionellen Bereich haben diese Charakteristiken.

Nierencharaktistik ist nur eine ganz grobe Beschreibung. Die konkrete Ausprägung der Niere ist von Mikrofon zu Mikrofon recht unterschiedlich. Die Niere ist auch frequenzabhängig. In der Regel nimmt die rückseitige und seitliche Dämpfung zu tiefen Frequenzen hin ab. Bei Großmembranern ist dieser Effekt in der Regel ausgeprägter. Diese frequenzabhängige Dämpfung führt dazu, dass wir uns eher dumpf und nicht nur leiser anhören, wenn wir seitlich oder von hinten einsprechen. Diese Unterschiede in der Nierencharakteristik führen auch zu unterschiedlichen Klangeindrücken je nach Mikrofon. Das gilt besonders für nicht schalloptimierte Räume, in denen Screen- und Podcasts oft aufgenommen werden. Je größer der Sprechabstand ist, um so stärker werden Unterschiede in der Nierencharakteristik hörbar, weil hier dann die Schallreflektionen deutlicher in den Vordergrund kommen. Bei den meisten Markenmikrofonen findet man ein frequenzabhängiges Nierendiagramm in den Datenblättern oder im Handbuch.

Nierenmikrofone haben einen Nahbesprechungseffekt: Wenn man sehr dicht am Mikrofon ist (z.B. 5cm), steigen die Bässe stark an. Wählt man hingegen einen Sprechabstand von z.B. 15-20 cm, ist dieser Effekt kaum noch spürbar. Hier spielt also ein optimaler Sprechabstand eine wichtige Rolle. Auch dieser Nahbesprechungseffekt ist von Mikrofon zu Mikrofon ganz unterschiedlich stark ausgeprägt. In der Regel werden Gesangsmikrofone absichtlich zu einem ausgeprägten Nahbesprechungseffekt hin optimiert. Damit kann der Sänger dann bewusst spielen und Einfluss auf den Klang seiner Stimme nehmen. Beim Screencasting spielt das keine Rolle und man positioniert sich in der Regel außerhalb eines ausgeprägten Nahbesprechungseffektes.

So praktisch die Nierencharakteristik in unserem Fall ist, um Nebengeräusche und Raumecho auszublenden, wir müssen aufpassen, möglichst immer von vorne ins Mikrofon einzusprechen. Wer ein Mikrofon mit ausgeprägter Richtcharakteristik hat (z.B. Superniere) und sich dann noch stark bewegt, kann sich stärkere Lautstärkeschwankungen einfangen. Und bei einem Headset mit Nierenmikrofon wird es sehr wichtig, das Mikrofon optimal zu positionieren, weil kleine Fehljustagen schon einen größeren Einfluss auf das Klangergebnis haben. Durch die frequenzabhängige Niere wird der Klang bei falscher Positionierung auch schnell dumpf. Am besten versucht man durch Experimente ein Gefühl für die Eigenarten seines Mikrofons zu bekommen.

Die meisten Mikrofone, die in Consumer-Elektronik verbaut sind, sind sogenannte Elektret-Kapseln in der Bauform Druckempfänger. Und diese haben eine Kugelcharakteristik, nehmen also den Schall von allen Seiten genauso gut auf. Sie haben also keine Richtwirkung. Damit bevorzugen sie nicht den Schall, der aus der Sprecherrichtung kommt und nehmen damit mehr Störgeräusche und Raumhall auf. Dies gilt vor allem dann, wenn der Sprechabstand größer ist. Umgedreht bedeutet das, dass hier viel Optimierungspotenzial vorhanden ist, wenn man den Sprechabstand verringert. Und es bedeutet auch, dass Einsprechrichtung keinen großen Einfluss auf den Klang hat - man kann hier nicht so viel verkehrt machen. Mit ein Grund, warum diese Mikrofone gerne im Consumerbereich eingesetzt werden.

Übrigens: Bei einem Mikrofon mit Kugel-Charakteristik hören sich Aufnahmen dumpfer an, wenn man es von der Seite oder hinten bespricht. Warum das? Die Kugel ist frequenzabhängig. Bei Frequenzen bis in den KHz Bereich haben wir typisch eine perfekte Kugel. Ab 5-10 KHz aber verändert sich die Situation, was mit dem Verhältnis Wellenlänge zu Membrangröße zusammenhängt. Hier nimmt die Empfindlichkeit für Höhen ab, wenn wir von der Seite oder von hinten besprechen. Von daher hat man auch bei Mikrofonen mit Kugelcharakteristik die besten Ergebnisse, wenn man sie von vorne bespricht. Auch bei einer Niere gibt es diese Frequenzabhängigkeit, so dass seitliche Besprechung nicht nur leiser, sondern auch dumpfer ist.

Ob Niere oder Kugel, für unseren Zweck ist ein Sprechabstand von 10-30 cm sinnvoll. Headsets sind konstruktionsbedingt meist für noch kleinere Abstände optimiert. Wichtig ist auch, nicht direkt frontal auf eine Mikro zu sprechen, weil dann die Luft direkt auf die Membran trifft und das zu unschönen Wind- und Atemgeräuschen führt. Man kann z.B. ein Mikrofon in Kinnhöhe haben und darüber sprechen. Beim Screencasting mit Tischmikrofon bietet sich auch eine linksseitige Positionierung an, so dass man auch hier am Mikro vorbeispricht. Das Mikro ist so nicht in der Luftausströmrichtung des Mundes. Auch bei Headsets positioniert man das Mikrofon in der Regel unterhalb oder seitlich des Mundes. Aber auch so, dass der Luftstrom der Nase das Mikrofon nicht trifft.

Nicht jedes Mikrofon ist für jede Stimme geeignet, hier können auch teure Mikrofone manchmal unpassend sein. Beim Screencasting sollte man bei den Probeaufnahmen auf alles achten, was nerven könnte: Harte Spitzen, die im Ohr schmerzen, schräpige oder dröhnende Klangeindrücke, stark zischelnde S/F-Laute usw. Am besten hört man mal ganz entspannt seinen Aufnahmen zu und schaut, ob einen was aus der Entspannung bringt. Und weil man selber nur schwer genügend Abstand zur eigenen Stimme bekommt, sollten auch mal Freunde entspannt drüberhören und ehrliches Feedback geben. Natürlich hängt nicht alles an der Technik, wir können unsere Stimme und Aussprache auch schulen.

Bei den Mikrofonen kann man unterscheiden zwischen Kleinmembranmikrofonen und Großmembranmikrofonen. Auch wenn ein Großmembranmikrofon wertiger wirkt, eine Modeerscheinung ist und sehr nach professionellem Studio aussieht, klanglich bietet es keine Vorteile. Nicht in dem für uns interessanten Preissegment. Im Gegenteil, eine neutrale Klangqualität im kompletten Frequenzgang ist technisch viel schwieriger mit großen Membranen zu realisieren. Und auch von der Handhabung kann man hier einiges verkehrt machen, was dann bei Anfängern schnell zu schlechten Aufnahmen führt. Sie sind zudem sehr empfindlich, einmal fallengelassen oder zu heftig reingepustet und sie sind kaputt. Auch transportieren lassen sie sich nicht sonderlich gut. Grundsätzlich sind aber beide Bauformen fürs Screencasting geeignet. Und bei den Ansprüchen, die wir beim Screencasting haben, spielt es keine Rolle, ob Groß- oder Kleinmembranmikrofon, insofern wir in der passenden Preisregion sind. Wobei im unteren Preissegment Kleinmembraner durchaus besser klingen können.

Ich will damit nicht gegen Großmembranmikrofone argumentieren, sondern eher klarstellen, dass es eher eine emotionale Entscheidung ist. Wem ein Großmembraner besser gefällt, sollte es sich kaufen.

Mein Preis-Leistungs-Tipp: Auch wenn das wenig bekannt ist, dynamische Gesangsmikrofone eignen sich sehr gut fürs Screencasting. Hier bekommt man schon ab 30-60 Euro eine ausgezeichnete Audioqualität, selbst von renomierten Topmarken wie AKG, Shure, Sennheiser, Audix, Rode, Electro Voice, Audio Technica oder Beyerdynamic. Aber auch günstige Marken wie t.bone, fame, justin, Samson, Superlux oder Behringer bieten hier viel für wenig Geld. Ist ja auch logisch, solche Mikrofone sind für Sänger gebaut, die natürlich besonders auf Audioqualität achten. Zudem werden sie in riesengroßen Stückzahlen produziert und es ist ein heiß umkämpfter Markt. Solche Mikrofone sind zudem sehr robust, gut transportabel und verfügen bereits über einen guten Popschutz. Die Kapseln sind gedämpft aufgehängt, wodurch sich Störgeräusche weniger übertragen. Alle haben den im Profibereich verwendeten XLR-Anschluß und passen so an sämtliches Studio-Equipment. Der Frequenzgang ist auf hohe Sprachverständlichkeit hin optimiert. Was will man mehr? Noch ein halbwegs taugliches Audiointerface oder einen Mikrofonverstärker und schon hat man eine gute Audiolösung selbst für kommerzielle Produktionen.

Ich empfehle, gerade beim Mikrofon eine langfristige Bindung einzugehen. Also gut auszuwählen, nicht zu billig zu kaufen und dann langfristig dabei zu bleiben. Denn jedes Mikrofon klingt wieder etwas anders und man stimmt sich mit der Zeit auf die Eigenheiten seines Mikros ein. Die ganze Elektronik dahinter hat kaum noch Einfluss auf den grundsätzlichen Stimmeindruck. Zum Glück ist es bei Markenmikrofonen so, dass sie relativ lange Produktzyklen haben. Das legendäre Shure SM58 ist z.B. schon seit 1966 nahezu unverändert auf dem Markt. Mir fällt kein anderes elektronisches Gerät ein, was einen so langen Produktlebenszyklus hat.

Das Audiointerface

Ob professionelles Headset, Gesangs- oder Studiomikrofon, wir brauchen noch ein Audiointerface für den Computer. Das ist ein Gerät, was die meist nötige Phantomspeisung fürs Mikro liefert (nur bei Kondensatormikrofonen), welches das Signal verstärkt, digital wandelt und per USB-Schnittstelle in den Computer transportiert. Sehr gute Geräte, für die man früher ein Vermögen hätte ausgeben müssen, gibt es hier schon um 100-150 Euro. Die Soundqualität ist bei solchen Geräten natürlich sehr viel besser, als das, was man von billigen Soundkarten aus dem Consumerbereich erwarten kann. Das betrifft vor allem das Rauschen und störende Hintergrundgeräusche.

Wer eine halbwegs taugliche Soundkarte hat, kann auch auf ein Audiointerface verzichten und stattdessen nur einen Mikrofonverstärker nutzen. Dieser vestärkt das Signal auf einen Level, mit dem die Soundkarte des Rechners gute Ergebnisse produzieren kann. Hinreichend gute Mikrofonverstärker gibt es bereits ab 50 Euro.

Auch Mischpulte kann man auf diese Weise einsetzen, weil sie in der Regel auch einen Mikrofonverstärker eingebaut haben und uns so ein verstärktes analoges Audiosignal liefern können. Manche Mischpulte haben auch einen USB-Anschluß und sind damit quasi auch Audiointerface.

Dynamische Mikrofone haben bauartbedingt in der Regel einen wesentlich niedrigeren Pegel, als Kondensatormikrofone. Hier ist eine gute Verstärkerelektronik besonders wichtig, damit es nicht zu stark rauscht und wir uns auch keine Störgeräusche einhandeln. Auch ist es in der Regel so, dass die normalen Vorverstärker von Consumer-Soundkarten bei weitem nicht reichen, um dynamische Mikrofone direkt an einen Computer anzuschließen. Auch die Eingänge von Digitalrecordern aus der 100-200 Euro Klasse sind eher auf Pegel von Kondensatormikrofonen ausgelegt, sie rauschen deutlich stärker, wenn man es hier mit dynamischen Mikrofonen versucht. Gute Vorverstärker können hingegen auch dynamische Mikrofone nahezu rauschfrei verstärken.

Tischständer

Für ein Mikrofon braucht es natürlich noch einen passenden Tischständer, so dass man es möglichst nahe zum Mund hin positionieren kann. Ein Ständer mit Galgen bietet sich an, damit einem auch nichts im Weg steht. Man muss ja noch an seine Tastatur kommen. Und man braucht freie Sicht zum Bildschirm. Hier gilt auch: Je weiter man sich vom optimalen Sprechabstand (10-30 cm) wegbewegt, um so mehr Raumhall bekommt die Aufnahme, was der Verständlichkeit oft abträglich ist. Hier lässt sich die Qualität also schon dadurch wesentlich verbessern, in dem man für eine optimale Position des Mikros sorgt.

Bei einem Tischständer müssen wir auch darauf achten, dass das Mikrofon genügend mechanisch vom Tisch entkoppelt ist. Denn immer dann, wenn wir in die Tasten hauen oder mit der Hand mal auf den Tisch aufschlagen, übertragen sich diese Geräusche sehr unangenehm ins Mikrofon. Großmembraner werden zur Vermeidung solcher Störungen in einer sogenannten Spinne weich aufgehängt. Kleinmembraner haben intern oft schon eine gewisse Dämpfung eingebaut, Gesangsmikrofone sowieso. Wenn das nicht reicht, muss man evtl. noch ein klein wenig basteln. Ein Decke/Handtuch unter Tastatur und Mikrofonständer oder etwas Schaumstoff kann helfen.

Eine Alternative zum Tischständer wäre, das Mikrofon in einer geeigneten Art von der Decke herunterhängen zu lassen. Hierfür bietet der Markt verschiedene Lösungen. Auch Selbstbaulösungen sind hier leicht möglich, im einfachsten Fall lässt man es am Kabel herunterhängen und sorgt mit etwas stabilem Draht dafür, dass es im richtigen Winkel hängt.

Auch ein normaler Mikrofonständer, der auf dem Boden steht und einen Galgen hat, ist benutzbar. Hier kann sogar die Entkopplung zum Tisch besser sein. Allerdings braucht es einen stabilen Fuß, der dann auch entsprechenden Platzbedarf hat.

Bei den Großmembranern muss man das oft hohe Gewicht berücksichtigen. Bei solchen Schwergewichten kippen viele Ständer um, weil sie dafür nicht entwickelt wurden. Besonders, wenn man den Galgen etwas weiter herausfahren muss. Fatal ist das Kippen bei diesen Mikrofonen, weil die sehr empfindlich sind und so zerstört werden könnten.

Popschutz

Meist braucht es bei Mikrofonen noch einen Popschutz, damit Plopplaute nicht zu störenden Wind-Geräuschen führen. Denn empfindliche Mikrofonmembranen mögen es gar nicht, wenn man direkt auf sie draufbläst und quittieren das mit unangenehmen Geräuschen, weil sie in die Begrenzung laufen.

Ein Popschutz ist ein kleiner meist runder Rahmen, über den 2 Lagen feinster durchlässiger Nylonstoff gespannt sind. Manche basteln sich den selber aus einer Nylonstrumpfhose und einem Draht-Kleiderbügel.

Mitunter reicht ein Schaumstoff-Windschutz, den das Mikrofon schon mitbringt. Auch bei Headsets ist das üblich und man sollte diese Schaumstoffkappe auch benutzen. Doppelt ist nicht unbedingt besser: Jeder Windschutz verfälscht das Signal. Hat man also einen Studio-Popschutz vor dem Mikro, lässt man einen aufsteckbaren Schaumstoff-Windschutz weg.

Gesangsmikrofone haben im Mikrofonkorb schon einen Popschutz, meist aus Schaumstoff. Hier braucht es in der Regel keine weiteren Maßnahmen.

Digitale Audiorecorder als Komplettlösung

Eine letzte Audio-Alternative sei noch erwähnt: Man kann einen tragbaren digitalen Audiorecorder verwenden. Diese kleinen Geräte verfügen schon über hinreichend gute Mikrofone. Manche lassen sich sogar als USB-Mikrofon nutzen, andere kann man zumindest über den Line-Out an den Computer koppeln. Und auch auf ein Stativ lassen sich diese Geräte befestigen. Hier ist es vor allem der Zusatznutzen, der so eine Lösung rechtfertigt. In diesem Bereich ist man ab 100 Euro dabei. Weil die internenen Mikrofone in der Regel Kugelcharakteristik haben, nehmen sie etwas stärker den Raumhall auf. Kleine Sprechabstände verbessern die Situation. Auch hier Popschutz nicht vergessen.

Ansteckmikrofone

Von Ansteck- bzw. Lavaliermikrofonen würde ich abraten, weil sie ungünstig positioniert sind, um optimal Sprache aufzunehmen. Unbearbeitet fehlt es meist an Höhen, so dass sie dumpf klingen. Man braucht dann sehr gute Mikrofone und auch entsprechende Technik oder Software dahinter, um trotzdem gute Ergebnisse zu erzielen (Equalizer). Außerdem nehmen sie recht viel Raum mit auf, was auch wieder mit der nicht optimalen Positionierung und der Kugelcharakeristik zu tun hat. Es gibt in der Regel auch keine Notwendigkeit beim Screencasten, auf Anstecker zurückzugreifen.

Wenn man hingegen vor Publikum spricht und bei einem Computervortrag auch mal herumläuft, kann ein Anstecker schon sehr sinnvoll sein und ausreichend gute Ergebnisse produzieren. In der Regel wird man dann auch eine Funkstrecke brauchen, damit man sich frei bewegen kann. Hier kann die Kugelcharakteristik auch von Vorteil sein, weil man dann auch Fragen des Publikums besser einfangen kann.

In diesem Anwendungsfeld gibt es aber auch eine Alternative: Die Nackenbügelmikrofone, die näher am Mund positioniert sind und von daher die bessere Audioqualität liefern. Besonders in Räumen, die recht starken Hall haben. Wenn man mal genau hinschaut, fällt einem auch im Fernsehen auf, dass heutzutage zunehmend auf Nackenbügelmikrofone zurückgegriffen wird. Es gibt sie in schwarz mit recht großen Kapseln, wie man sie oft im Fitness-Studio antrifft (z.B. Shure WH20). Es gibt sie aber auch ganz unauffällig klein in Hautfarbe, so dass sie fast nicht auffallen (z.B. Rode HS1-P).

Auch hier gilt natürlich wieder, je kleiner, um so teurer bei guter Qualität. Für ein ordentliche Funkstrecke mit einem guten Lavalier oder Nackenbügelmikrofon kann man durchaus 1000 Euro loswerden. Das ist viel Geld. Hier kann eine wesentlich günstigere Alternative eine Möglichkeit sein: Man koppelt das Mikrofon mit einem kleinen Digitalrecorder, den man in der Hosentasche hat. Dann braucht es keine störanfällige Funkübertragung. So eine Komplettlösung ist durchaus ab 100-200 Euro denkbar. Audio und Video synchronisiert man dann nachträglich.

Zurück zu den Ansteckern: Man kann ein gutes Ansteckmikrofon direkt besprechen, in dem man es an der Schreibtischlampe befestigt und einen typischen Sprechabstand von 10-30 cm wählt. So hat man eine extrem kleine Mikrofonlösung, die sich auch gut für unterwegs eignet. Viele Ansteckmikrofone lassen sich mit entsprechenden Steckern auch direkt an der Soundkarte des Computers betreiben, weil es in aller Regel Elektretkapseln sind (z.B. AKG 417L, wenn der Stecker gegen 3,5mm Klinke getauscht wird). Einen minimalen Ploppschutz braucht es aber in der Regel. Bei den meisten Ansteckern gibt es dafür eine Schaumstoffkappe.

Bluetooth-Headsets

Technisch naheliegend ist der Gedanke, ob man Bluetooth-Headsets nicht für das Screencasting benutzen kann. Alle Notebooks enthalten ja mittlerweile Bluetooth-Funktionalität und für Mobilfunktelefone gibt es eine Fülle von Headsets in allen Qualitätsstufen. Der Markt ist riesengroß, da müsste doch hohe Qualität für wenig Geld zu bekommen sein.

Meine Versuche in dieser Hinsicht waren alle katastrophal. Die Klangqualität war einfach so schlecht, dass es unaktzeptabel ist. Diese Technik ist einfach nur für Telefone optimiert, wo der ganze Übertragungsweg eh keine Frequenzen oberhalb von 3-7 Khz zulässt und wo ordentlich Rauschen zum Standard gehört. Für Screencasts ist das einfach zu schlecht. Nebenher können auch noch digitale Artefakte hineinkommen. Alles in allem ganz unschön und sehr unbefriedigend.

Grenzflächenmikrofon

Das Grenzflächenmikrofon nutzt bereits vorhandene Flächen im Raum. Diese reflektieren den Schall, der dann ebenso übers Mikro aufgenommen wird. Dadurch hat man 6 dB Pegelzuwachs. Eine Tischfläche kann sich z.B. gut als Grenzfläche eignen, auf der man das Grenzflächenmikrofon setzt. Fürs normale Screencasting ist das wenig interessant, aber wenn man z.B. einen Vortrag vor Publikum aufnimmt, dann kann das durchaus eine sinnvolle Alternative sein. Hier kann man sich auch noch recht gut im Raum bewegen, hat natürlich nie so gute Ergebnisse, wie mit Headset-Mikrofonen.

Kopfhörer

Wer seine Stimme gleich bei der Aufnahme über Kopfhörer kontrollieren möchte, muss sich auch hier Gedanken machen, wie sich das umsetzen lässt. Es gibt USB-Mikrofone, die einen Anschluss für Kopfhörer haben. Hier muss man aufpassen, dass bei Bewegungen keine Störgeräusche durch das Kopfhörerkabel eingekoppelt werden. Das hängt ja direkt am Mikrofon und mechanische Bewegungen sorgen für Geräusche. Am besten das Kabel irgendwo fixieren.

Die Audio-Interfaces und Mischpulte, mit denen man professionelles Equipment anschließt, haben auch einen Kopfhöreranschluss.

Wenn man hingegen das Audiosignal vom Computer bekommt, muss man aufpassen, dass die gewählte Lösung nicht zu hohe Latenzen (Laufzeiten) hat. Sonst hört man nämlich seine Stimme leicht zeitversetzt und das ist sehr störend oder völlig unbrauchbar. Viele billige Lösungen scheitern an zu hohen Latenzen. Ein Stichwort sei hier, mal nach einem ASIO-Treiber für seine Soundkarte zu schauen.

Der Kopfhörer darf nicht zu viel Schall nach draußen geben, sonst koppelt der ins Mikro ein. Hier braucht es also geschlossene Kopfhörer, die über eine gute Schalldämmung verfügen. Viele Studiokopfhörer sind so ausgelegt. Alternative sind In-Ear-Stöpsel, die auch relativ wenig Schall nach außen geben. Weil der Kopfhörer möglichst unverfälscht das wiedergeben soll, was wir einsprechen, sind viele Consumer-Produkte ungeeignet, die meist Bässe und Höhen stark betonen. Studiokopfhörer sind hingegen bewusst neutral gehalten. Für den Anfang reichen aber billige In-Ears ab 10 Euro. Man kann ja das fertig produzierte Screencast dann auch auf neutral klingenden Lautsprechern hören. Weil aber unsere Zuhörer auf oft stark verzerrten Soundlösungen hören werden, lohnt es sich auch, seine Aufnahmen mal auf verschiedenen Computern abzuspielen.

Ganz fies sind übrigens die niederfrequenten Rumpelgeräusche. Sie entstehen über Vibrationen der Tischplatte, die sich dann über den Ständer auf das Mikro übertragen. Die Großmembraner sind hierfür besonders empfindlich. Solche niederfrequenten Störgeräusche hört man mit einfachen Boxen oder Kopfhörern nicht, weil die nicht so weit hinunter reichen. Wenn andere sich solche Aufnahmen mit gutem Equipment oder Subwoofer anhören, kann das sehr nervig sein. Wer also eine gewisse Qualität produzieren will, sollte mit einem brauchbaren Studiokopfhörer kontrollieren. Manche Mikrofone haben einen Low-Cut-Filter und dämpfen alles unter z.B. 80 Hz. Den schaltet man am besten ein, aber viel wichtiger ist, die eigentliche Ursache zu beseitigen, also das Mikrofon mechanisch zu entkoppeln, z.B. durch eine Spinne.

Bei billigen Kopfhörern noch ein gesundheitlicher Aspekt: Die weichen Kunststoffe sind meist aus Weich-PVC gefertigt, in denen große Mengen Weichmacher (Phtalate/DEHP) enthalten sind. Durch den direkten Körperkontakt diffundieren diese in die Haut und werden im Organismus akkumliert. Schweiß und Körperfett begünstigt diese Situation. Weichmacher sind gesundheitschädlich. Leider gibt es heute kaum Informationen, wie stark die Belastung bei welchem Kopfhörer ist. Es gibt auch keine gesetzlichen Regelungen, die Weichmacher bei Kopfhörern verbieten. Es gibt hier einzig die Tendenz, dass bei Markenherstellern und im höherpreisigen Segment auf Materialien zurückgegriffen wird, die unproblematisch sind. Studiokopfhörern unter 70 Euro würde ich beim passenden Materialmix nicht trauen, man kann aber mitunter Ohrpolster von teureren Hörern nutzen. So passen z.B. beim Superlux HD662F auch die Velour Ohrpolster des AKG K-240/270/271.

Produktbeispiele

Um es mal konkret zu machen, hier ein paar Produktbeispiele (Stand 02/2014):

  • Rode M3 - Gutes und sehr universelles Kleinmembran-Kondensatormikrofon, Preis ca. 80 Euro
  • AKG C1000s MKIV - Sehr gutes Kleinmembran-Kondensatormikrofon, Preis ca. 155 Euro
  • Audio Technica AT2020 - Universelles Mittelmembran-Kondensatormikrofon (16mm Membran), Spinne leider nicht im Lieferumfang, die es aber dringend braucht, günstige Spinnen gibts von Drittanbietern, Preis 89 Euro
  • Rode NT-1A - Großmembran-Kondensatormikrofon (1 Zoll Membran), inkl. Spinne und Popschutz für ca. 190 Euro
  • Rode Podcaster - Dynamisches Großmembranmikrofon mit USB-Schnittstelle Preis ca. 165 Euro
  • Rode Procaster - Dynamisches Großmembranmikrofon ähnlich dem Podcaster, aber mit XLR-Schnittstelle Preis ca. 169 Euro
  • Samson Q7 - Recht preisgünstiges und klanglich sehr gutes dynamisches Gesangsmikrofon mit (für dynam. Mikros) relativ hohem Pegel, Preis ca. 34 Euro
  • Shure WH20XLR - Nackenbügelmikrofon dynamisch mit Standard XLR-Anschluß, Preis ca. 115 Euro
  • Blue Yeti - sehr beliebtes USB Mikrofon, kleiner Nachteil ist der höhere Sprechabstand. Vorteilhaft ist der Anschluß für einen Monitor-Kopfhörer. Preis ca. 115 Euro
  • Audio Technica AT2020 USB - USB Mikrofon, kann auch auf anderen Ständer montiert werden, man sollte sich aber eine Spinne besorgen, Preis ca. 130 Euro
  • Samson G-Track - USB Mikrofon, kann auch auf anderen Ständer montiert werden, Preis ca. 95 Euro
  • Samson Go Mic - Eine richtig günstige USB-Mikrofon Lösung mit brauchbarer Soundqualität und Kopfhöreranschluß. Allerdings alles ziemlich filigran und etwas fummelig. Preis ca. 35 Euro
  • Beyerdynamic DT297-PV - sehr hochwertige Hörsprechgarnitur, wie sie auch im Rundfunk eingesetzt wird, XLR-Anschluß, Preis ca. 320 Euro inkl. Kabel
  • Tascam DR-05 - brauchbarer Audiorecorder in der 100 Euro-Klasse
  • Zoom H1 - günstiger Audio-Recorder, der auch als USB-Mikro verwendet werden kann. Preis ca. 90 Euro
  • Olympus LS-5 - guter Audiorekorder mit USB-Mikro-Funktionalität, Preis ca. 180 Euro
  • ATH-M40X - geschlossener Studiokopfhörer, Preis ca. 100 Euro
  • Samson SR950 - geschlossener Studiokopfhörer, Preis ca. 49 Euro
  • Superlux HD660 - geschlossener Studiokopfhörer, Preis ca. 39 Euro
  • Superlux HD662F - geschlossener Studiokopfhörer, Preis ca. 29 Euro
  • Panasonic RP-HJE120 - preisgünstige In-Ear-Kopfhörer mit akzeptabler Qualität, Preis ca. 9 Euro
  • Steinberg UR22 - Qualitativ hochwertiges Audio-USB-Interface für Standardmikros, Preis ca. 120 Euro
  • Focusrite Scarlett Studio - Qualitativ hochwertiges Komplettset mit Audiointerface, Mikrofon und Kopfhörer. Nur noch ein Mikrofonständer fehlt. Preis ca. 229 Euro
  • Behringer Xenyx 302 USB - Sehr kleines und kostengünstiges Mischpult mit USB-Anschluß. Ist also damit ein USB-Soundinterface mit Kopfhöreranschluß, XLR-Mikrofeingang, Line-Out, Electret-Kapsel Eingang z.B. für Computer-Headsets. Achtung: Nur 15V Phantomspannung, viele Kondensator-Mikros kommen aber damit klar. Preis ca. 44 Euro
  • Tascam US125M - Preisgünstiges Audiointerface. Da ohne Phantomspeisung, nur für dynamische Mikrofone. In Kombination mit dem Samson Q7 aber eine sehr preisgünstige Alternative. Preis ca. 49 Euro
  • ART Tube MP - recht preiswerter und rauscharmer Mikrofonvorverstärker mit Phantomspeisung, z.B. um Standard-Mikrofone (XLR) an der Soundkarte eines Computers zu betreiben. Preis ca. 44 Euro

Fazit: Bei der Auswahl seiner Audio-Komponenten sollte man nicht zu sehr sparen. Qualität bekommt man nicht geschenkt. Wer ein ganz schmales Budget fahren muss, wird vielleicht schon im Bereich ab 50 Euro eine brauchbare Einstiegslösung finden. Das ist auch dann interessant, wenn man erstmal herausfinden muss, ob Screencasting etwas für einen ist. Wer hingegen nicht ewig rumprobieren will und nach einer verlässlichen Lösung sucht, sollte für eine komplette Audiolösung eher 200-400 Euro in die Hand nehmen. Damit lassen sich dann auch langfristig qualitativ hochwertige Aufnahmen machen, auch im professionellen Umfeld. Mit Mikrofonen geht man am besten eine langfristige Beziehung ein, denn es hat großen Einfluss, wie die Stimme klingt und man gewöhnt sich an die Eigenheiten jedes Mikros. Marken-Mikrofone haben in der Regel lange Produktlebenszyklen, so dass Ersatz kein Problem ist. Direktes Live-Monitoring über Kopfhörer ist sehr sinnvoll, gerade für Einsteiger. Die beste technische Lösung nützt aber nichts, wenn man grobe Anwendungsfehler macht. Der Umgang mit Mikrofonen braucht einiges an Know-How, Erfahrung und Achtsamkeit. Das ist ganz ähnlich, wie beim Fotografieren.

Bastellösungen

Wer gerne etwas bastelt und es sehr günstig haben will, kann mal diverse Electretkapseln ausprobieren, die man für ganz kleines Geld bekommt, meist so um 50 Cent - 5 Euro. Mitunter kann man sie auch aus alten Telefonen und Handys ausbauen oder bekommt sie als Handy-Ersatzteil. Ich hab da schon erstaunlich gute Ergebnisse mit erzielt. Brauchbar war z.B. die Monacor MCE 4000 oder MCE 4500. Oder die Conrad EM4. Solche Kapseln sind in der Regel Druckempfänger mit kugelförmiger Charakteristik. Von Monacor gibt es mit der MCE-404U aber auch eine mit Nierencharakteristik. Fast alle Headsets, Ansteckmikrofone, Digitalrecorder und Handys verwenden solche Electretkapseln und in einem Headset für 50 Euro wird auch nur eine Kapsel stecken, die man für 1-2 Euro erwerben kann. Solche Kapseln können meist direkt am Mikrofoneingang von Computer und Digitalrecorder betrieben werden, weil sie hierüber mit einer kleinen Spannung von 1-5 Volt versorgt werden. Electretkapseln dürfen aber keinesfalls mit 48 V Phantomspannung betrieben werden! Will man sie an Profi-Equipment betreiben, braucht es einen Phantomspeiseadapter, der für Elektretkapseln geeignet ist (z.B. Audix APS-910, APS-911, AKG B 29 L). Der Bastler kann natürlich auch eine einfache Batterieversorgung aufbauen und das Signal dann direkt in einen XLR-Mikrofoneingang (mit abgeschalteter Phantomspannung) einspeisen.

Solche Kapseln brauchen natürlich auch einen ordentlichen Popschutz und eine schallentkoppelnde Aufhängung. Und auch abgeschirmtes Mikrofonkabel, weil sie sehr schnell Störungen einkoppeln.

Was bie den Kapseln tendenziell gilt und physikalisch logisch ist: Je kleiner sie sind, um so kleiner die Membran und um so geringer der Pegel, den sie bei einem definierten Schalldruck abgeben. Oder der Signal-Rauschabstand verschlechtert sich. Das gilt besonders bei Elektretkapseln, die ja sowieso schon recht klein sein.

Hier noch eine Bastellösung für das audio-technica AT2020 Mikrofon. Es wird ohne Spinne geliefert. Für unseren Zweck übertragen sich so sehr unschön Erschütterungen des Tisches, was zu Rumpelgeräuschen führt. Die Orignal-Spinne kostet fast so viel, wie das Mikro selbst, da kann man in 1 Stunde schnell selber was basteln. Eine Holzplatte mit einem mittigen Loch, was groß genug ist, damit das Mikro sich darin frei bewegen kann, ohne anzustoßen. Für die Montage am Stativ nimmt man einen Manfrotto-Adapter mit 3/8 Zoll Innen und 1/4 Zoll Außengewinde. Dieser wird hinten von unten in die Platte geschraubt, in ein Loch, was etwas kleiner ist. Man schneidet beim Eindrehen sozusagen ein Gewinde ins Holz. Das 3/8 Zoll Gewinde kann nun auf den Ständer. Die 2 Stäbe sind aus 8mm Buche, unten noch jweils eine Hülse, damit der untere Gummi nicht zu tief rutscht. Man könnte evtl. auch Kerben in die Rundstäbe machen. Die Gummiringe sind aus recht weichem Silikon. Gefunden in der Rossmann-Drogerie im Regal für Haargummis. Auch O-Ringe mit einem Durchmesser von ungefähr 50-70mm und 3mm Stärke sollten funktionieren. Das Ganze ist sehr weich aufgehängt, von daher muss man etwas vorsichtig beim Wegstellen sein. Funktioniert aber sehr gut.

Schließen möchte ich das Kapitel über Bastellösungen mit einem sehr schönen Zitat aus einem Artikel von Dr. Wolfgang Näser, wo er über seine vieljährigen Experimente mit Low-Cost-Recording berichtet. Er schreibt:

Es ist eine Geschichte unzähliger, mühevoller Versuche, zeitraubenden Umbauens, mit Bohren, Sägen, Feilen, Löten, um der herrlichen Musik so etwas wie eine Schmuck-Schatulle verehrenden Gedenkens zu schaffen. Und diese ganz individuelle Geschichte wäre bestimmt so nicht abgelaufen ohne die Notwendigkeit, aus kleinsten, bescheidensten Anfängen heraus sich selbst zu helfen, autodidaktisch weiterzubilden, um mit geringstem Aufwand dennoch etwas zu erreichen. Diese Erfahrung übertrifft an Wert all das, was Luxus und selbstgefällig-träge Saturiertheit aufzubieten vermögen. (Quelle...)

Testaufnahmen Mikrofone

Aufnahmebedingungen:

  • Steinberg UR22 Audiointerface (Einstellung 16Bit)
  • Gain für beide Mikrofone ungefähr auf gleichen Ausgangspegel gebracht
  • Audacity
  • MP3 128KBit
  • 15cm Sprechabstand vor Popschutz
  • Tischstativ in Mundhöhe
  • Electretkapsel mit selbstgebautem Speiseadapter versorgt (3V, 2K2 Widerstand, 10uF Koppelkondensator)

Samson Q7 im Vergleich mit Monacor Kapsel MCE-4000

  • Spur A: MCE-4000 (ein paar niederfrequente Störungen hab ich mir hier eingefangen. Schwankt im Laufe der Aufnahme. Sowas lässt sich durch einen sauberen Aufbau eliminieren.)
  • Spur B: Samson Q7

Samson Q7 im Vergleich mit Monacor MCE-404V

  • Spur A: MCE-404V (Bei Gradientenempfängern kommt es sehr auf die Laufzeiten des Schalls Rückseite/Vorderseite an. Es könnte sein, dass sich der Klang wesentlich verändert, wenn man es in ein wie auch immer geartetes Gehäuse verbaut. Natürlich vorne wie hinten weiterhin offen. )
  • Spur B: Samson Q7

Rode M3

AGK C417 Ansteckmikrofon

Kapsel ausgebaut aus einem Tiptel Ergovoice Festnetz-Telefon

Jabra Wave Headset (kabelgebundene Version)

Samson Go Mic

Tascam DR-07

  • Tascam DR-07 (Mono) - Wer mit Kopfhörern genau hinhört, wird bei 6s/11s/36s/53s ganz niederfrequente Störungen hören. Das Tascam ist sehr vibrationsempfindlich, überträgt sich ganz schnell auf die Mikrofone. Ich vermute, dass ich mir das darüber eingefangen habe. War für den Test nicht optimal am Mikrofonständer befestigt. Eine Gummiaufhängung empfiehlt sich. Auch sollte man den Low-Cut anschalten, der in diesem Test vermutlich nicht eingeschaltet war.

Samson Q7 im Vergleich zum ATW-T28

Jabra UC Voice 750 MS Headset im Vergleich zum Audio Technica AT-2020

Stimme klingt beim Jabra etwas nasal, weil die tiefen Frequenzen fehlen. Gut verständlich ist es, das Hintergrundrauschen ist gering. Für gute Aufnahmen muss man sehr penibel auf eine gute Justage des Mikros achten. Ich hatte es etwas unterhalb des Mundes justiert und etwa 2 Finger Abstand Horizontal. Das Jabra UC Voice 750 MS Headset kostet etwa 65 Euro.

Sennheiser PC3 Headset im Vergleich zum Audio Technica AT-2020

Ein Sennheiser PC3 Headset für 20 Euro. Das reicht für reine Sprachverständigung, ansonsten ist das aber ziemlicher Murks. Kommt noch hinzu, dass das Mikro nicht mit einem Schaumstoff geschützt ist, weshalb man schnell Popgeräusche drauf hat.

Jabra BIZ 2400 (Tel-Headset) über Jabra Link 220 USB

Das Jabra BIZ 2400 gibt es als reine USB-Variante, aber auch als Telefonheadset, welches man über einen USB-Adapter an den PC koppeln kann. Eigentlich praktisch, aber leider geht die Idee nicht auf: Telefon-Headsets sind meist optimiert bis 7KHz Übertragung, so auch dieses Headset. Die Frequenzanalyse zeigt: Alles über 7KHz ist nicht mehr vorhanden. Was fürs Telefonieren optimal ist, ist für Screencasting oder ander höherwertige Sprachaufnahmen ziemlich ungeeignet.

Samson Q7 im Vergleich zum Audio Technica AT-2020

Hier gebe ich mal nicht an, welche Aufnahme welches Mikrofon ist. Wer es nach dem Probehören wissen will, kann gerne mal per Mail nachfragen oder nehmt es in die Frequenzanalyse z.B. mit Audacity. Das Mikrofon, was oben rum mehr bietet, ist das AT-2020.

Der Aufnahmeraum

Der Aufnahmeraum hat großen Einfluss auf unsere Soundqualität. Das sollte man nicht unterschätzen. Die beste Technik nützt nichts, wenn der Raum wie verrückt hallt oder starke Nebengeräusche auftauchen. Nicht umsonst nutzen Musiker aufwändige Studios, aber soweit brauchen wir es nicht zu treiben.

Räume mit Teppichboden hallen deutlich weniger. Auch Schränke, Regale, Bücher, Decken und Krimskrams, der rumliegt, sorgt dafür, dass der Schall in alle möglichen Richtungen abgelenkt oder absorbiert wird. Kahle Wände hingegen reflektieren viel Schall und sorgen für Hall.

Man kann mit recht einfachen Mitteln den Hall stark reduzieren, z.B. in dem man Decken aufhängt oder Vorhänge (Molton-Stoff) bzw. Wandteppiche anbringt. Bei Mikrofonen mit Nierencharakteristik muss vor allem der Raum hinter uns gedämmt sein, denn hier ist ja die empfindliche Seite unseres Mikros. Mitunter bringen auch Absorberschirme etwas, die hinter das Mikro gestellt werden. Bei Kugelcharakteristik macht das Sinn, bei Nierencharakteristik wird die Wirkung weit weniger deutlich ausfallen. Einige Experten raten deshalb von Absorberschirmen eher ab. Improvisiert kann man sich auch ein Zelt aus Decken bauen, in dem man spricht. Die Podcaster und Hobby-Hörspielproduzenten haben da jede Menge Tricks auf Lager, wie man Hall reduziert. Eine Suche über Google fördert jede Menge Möglichkeiten zu Tage. Ein gutes Forum ist hoer-talk.de.

Neben dem Raumhall muss man schauen, möglichst wenig Nebengeräusche zu haben. Manchmal hilft es nur, wenn man zu Zeiten produziert, wo andere typischerweise schlafen oder wo niemand mehr im Büro ist.

Grundlagen Tontechnik

Die beste Audio-Technik nützt nichts, wenn man nicht mit ihr umzugehen weiß. Das ist ähnlich, wie beim Fotografieren. Wollen wir also Audio-Aufnahmen in guter Qualität hinbekommen, braucht es ein wenig Grundlagenwissen in Sachen Tontechnik. So kann man bei Problemen systematisch und gezielt vorgehen und es wird nicht zu einem Stochern im Nebel.

Das Wichtigste ist, dass wir den kompletten Signalweg im Auge behalten. Überall auf diesem Weg kann es zu Problemen kommen. Bei der Fehlersuche muss man dann die richtige Stelle aufspüren, wo man sich die Probleme einhandelt. Wir müssen diesen Signalweg auch gut aufeinander abstimmen, damit die Qualität stimmt.

Ganz am Anfang steht der Schall, den der Sprecher erzeugt. Dieser trifft auf die Membran des Mikrofons. Dieser Schall muss stark genug sein, damit die Membran sich ausreichend bewegt. Je stärker sie sich bewegt, um so höher ist der Signalpegel, den das Mikrofon erzeugt. Ein extrem hoher Schalldruck hingegen würde unser Mikrofon in den Anschlag fahren oder zumindest in Bereiche, in dem es stärker verzerrt. Wenn wir aber in normaler Lautstärke und in einem normalen Sprechabstand von 10-30 cm sprechen, sind wir gut im linearen Bereich und der Schalldruck ist ausreichend hoch. Wir müssen aber auch aufpassen, dass unser Mikro keine direkten Luftstöße abbekommt, wie sie bestimmte Plopplaute produzieren, deshalb braucht es hier einen Popschutz vor dem Mikro.

Der erzeugte Signalpegel eines Mikrofons ist extrem gering und liegt bei wenigen Millivolt. Damit wird natürlich auch klar, dass hier Störquellen besonders stark einkoppeln können. Man kann sich das in einer Analogie so vorstellen: Wenn man ganz leise flüstert, dann können uns leiseste Nebengeräusche übertönen, so dass unser Gesprächspartner uns nicht mehr hört. So ist das auch mit Störspannungen, die z.B. ein Handy in unser Mikrofon einstreuen kann.

Das kleine Signal geht nun in einen Mikrofonverstärker, der es ordentlich verstärkt. Hat das Signal z.B. eine Amplitude von 1mV und wir brauchen am Ende 1V, dann muss es um Faktor 1000 verstärkt werden. Wie stark verstärkt werden muss, hängt vom AD-Wandler ab. Dieser wandelt die Wechselspannung in ein digitales Signal. Braucht der für den Vollauschlag z.B. 1 V, so passt das mit der Vestärkung von 1000 schon ganz gut.

Ein AD-Wandler hat einen Maximalwert. Der kann nie überschritten werden, er schneidet das Signal darüber also vollständig ab (Clipping). Mehr als Max geht sozusagen nicht, höhere Pegel würden auf Max begrenzt. Das hört sich dann sehr verzerrt an, weshalb man diese Grenze nicht überschreiten sollte. Man steuert deshalb eher so aus, dass man noch eine gewisse Sicherheit hat. Selbst bei den lautesten Abschnitten soll das Maximum nicht erreicht werden.

Wir dürfen aber auch nicht zu gering aussteuern, weil dann Auflösung verloren geht. Bei 16 Bit-Wandlern ist das noch wesentlich wichtiger, als bei 24 Bit (256 fach höhere Auflösung). Auch können wir uns bei zu geringer Aussteuerung mehr Störgeräusche oder mehr Rauschen einhandeln.

Für das Screencasting, Podcasting und für Hörbücher reicht eine Aufnahmeeinstellung von 16 Bit und 48KHz Abtastrate bei weitem aus. Viele Audiointerfaces können heute schon 24 Bit und 96 KHz, aber das ist oft nur ein Marketing-Feature. Selbst wenn ein 24 Bit AD-Wandler verbaut ist, die restliche Elektronik kommt da gar nicht mit. Zumindest nicht im unteren Preissegment. Das ist in etwa so, wie bei den Digitalkameras, deren Sensoren immer mehr Megapixel machen, wo die Linsen aber gar nicht diese Auflösung bieten können. Auch die Abtastrate von 48 KHz ist besser, als CD-Qualität, da braucht es nicht mehr. Wenn wir allerdings nicht gut ausgesteuert haben, verlieren wir ungefähr 1 Bit Auflösung pro 6dB, die wir nachverstärken müssen (=Verdopplung des Pegels). Es kann also sein, dass bei extrem ungünstigen Aufnahmebedingungen die 24 Bit noch etwas retten können. Beim Endprodukt hingegen, wenn wir also alle Nachbearbeitungen gemacht haben, reichen 16 Bit immer aus. Sollen Videos besonders klein werden, müssen wir bei der Abtastrate deutlich runtergehen. Sprache hört sich auch bei 20KHz noch verständlich an. Etwas anderes ist übrigens die Bitrate bei MP3-Komprimierung, wie sie oft im Videocodec verwendet wird. Bei 128KBit haben wir schon sehr gute Stereo-Audioqualität, bei einem Screencast in Mono können wir in der Regel noch weit darunter bleiben, z.B. bei 64KBit. Der Vorteil von Camtasia ist ja auch, dass wir hochqualitativ aufnehmen können und dann je nach Situation in niedriger Qualität produzieren. Die Quellaufnahme bleibt erhalten, so dass wir jederzeit erneut in höherer Qualität das Endprodukt produzieren können.

Optimale Aussteuerung ist eine Gratwanderung, man darf weder zu wenig, noch zu viel Signalpegel am Wandler haben. Zu viel wird einem in der Regel durch Clipping-LEDs angezeigt oder auch die Software zeigt dies deutlich an. Bei der Aussteuerung müssen wir uns auch immer an den lautesten Passagen orientieren, die nicht übersteuert werden dürfen.

Je nach System kann es sein, dass wir mehrere Verstärker im Signalweg haben, bis das Signal beim AD-Wandler ankommt. Es kann z.B. sein, dass ein Mikrofonvorverstärker das Signal vestärkt, dieses dann in die Soundkarte hineingeht, die ihrerseits auch nochmal verstärkt, bis es dann beim AD-Wandler ankommt. Viele Soundkarten bieten die Möglichkeit, einen zusätzlichen Mikrofonverstärker in den Signalweg hineinzuschalten, falls man ein Mikrofon direkt an die Soundkarte anschließt.

An diesem Punkt wird es dann spannend, denn die Qualität der einzelnen Verstärker kann sehr unterschiedlich sein. Hier geht es vor allem oft um die Problematik des Rauschens. Je weniger Rauschen man möchte, um so teurer muss in der Regel die Technik sein. Jedes Bauteil im Signalweg kann zusätzliches Rauschen mit hineinbringen und selbst unser Mikrofon bringt schon einen Rauschanteil mit. Auch andere Störgeräusche können wir uns einhandeln.

Wenn wir nun z.B. einen sehr guten Mikrofonvorverstärker haben, aber einen eher schlechten Verstärker auf der Soundkarte, dann wäre es besser, die Vestärkung des Vorverstärkers möglichst weit aufzudrehen, damit die Soundkarte selber weniger verstärken muss und so auch weniger Rauschen produziert. Immer dann, wenn wir also mehrere Verstärker hintereinander haben, müssen wir die beste Wahl treffen, an welcher Stelle wir wie viel verstärken. Allerdings dürfte ein Mikrofonvorverstärker auch nicht zu viel verstärken, weil sonst der Eingang der Soundkarte in die Begrenzung geht, also auch in einen Bereich, wo das Signal nicht mehr linear weitergereicht wird.

Wir sehen, die sinnvolle Auspegelung an diversen Stellen ist sehr wichtig und hier müssen wir vor allem durch Experimente herausfinden, wo die besten Einstellungen zu finden sind. Experimente helfen auch, die verschiedenen Symptome kennenzulernen, die eine falsche Aussteuerung mit sich bringt. Das hilft uns im Problemfall, an der richtigen Stelle zu suchen.

Will man das Rauschen beurteilen und vergleichen, dann macht das nur Sinn, wenn bei diesem Vergleich die Lautstärke des Nutzsignals auch gleich groß ist. Denn wir wollen ja wissen, wie stark das Rauschen bei einer definierten Lautstärke des Sprechers ist. Was uns eigentlich interessiert, ist das Verhältnis zwischen Nutzsignal und Rauschen (Signal-Rausch-Verhältnis oder Störabstand, SNR). Je höher dieser Abstand ist, um so besser ist die Aufnahme. Wenn wir also die Sprecherlautstärke identisch halten, dann ist die Aufnahme besser, die weniger Rauschanteil hat.

Sind Aufnahmen unterschiedlich laut aufgenommen, müssen wir also in der Software den Signalpegel soweit verstärken, dass beide Aufnahmen etwa den gleichen Nutzsignalpegel haben. Mitunter hilft hier auch, die Aufnahme zu normalisieren. Dabei wird der Pegel der gesamten Aufnahme so weit verstärkt, dass die lautesten Stellen nahezu auf Maximalpegel angehoben werden.

Normalisierung hat aber einen Haken: Ist die ganze Aufnahme sehr leise gesprochen und nur an einer Stelle mal extrem viel lauter, dann hat die Gesamtaufnahme eine sehr hohe Dynamik. Normalisiert man nun, hebt man die lauteste Stelle auf den möglichen Maximalwert an, der Rest bleibt aber immer noch sehr leise. Normalisiert man hingegen eine Aufnahme, wo durchweg nur leise gesprochen wurde, wird viel höher verstärkt und damit steigt hier auch das Rauschen stärker an, was ja genauso mitverstärkt wird. Normalisierung sorgt also nicht dafür, dass wir vergleichbare Aufnahmen erhalten. Man müsste sich dann eher einen Abschnitt aussuchen, in dem beide Aufnahmen etwas gleich laut gesprochen wurden und die nicht zu viel Dynamik enthalten, um dann nur diesen Abschnitt zu normalisieren und auf einen gleichen Level zu bringen. Hat man so das Nutzsignal auf gleichem Level, kann man das Rauschen vergleichen. Dazu brauchts natürlich auch Momente der Stille in der Aufnahme.

Dieser Grundsatz wird oft nicht richtig verstanden. Dann wird der Gain-Regler des Mikrofonverstärkers heruntergedreht, weil man glaubt, hierdurch das Rauschen zu reduzieren. Man reduziert aber genauso das Nutzsignal und wenn man dann im Nachhinein es in der Software wieder hochzieht, verstärkt sich das Rauschen wieder genauso und nichts ist gewonnen. Das sind dann die typischen Aussagen in der Art: "Mein Rauschen ist jetzt weg, aber meine Stimme ist total leise." Den Signal-Rausch-Abstand können wir so nicht verbessern und genau um dieses Problem geht es aber.

Ebenso unsinnig ist die Bewertung, dass ein Mikrofon mit einem höheren Ausgangspegel lautere Aufnahmen produziert, präsenter ist oder mehr Umgebungsgeräusche aufnimmt. Man kann ein Mikrofon mit geringem Pegel auf gleichen Level verstärken. Der Verstärker kann das Defizit sozusagen vollständig ausgleichen und so gleiche Ergebnisse erzielen. Lediglich billige Verstärker neigen dazu, bei höherer Verstärkung auch spürbar mehr zu rauschen. Hier können dann Mikrofone mit einem hohen Ausgangspegel für wesentlich rauschärmere Aufnahmen sorgen.

Oft ist es wichtig, die Dynamik in der Aufnahme herauszunehmen, damit wir eben nicht den Effekt haben, dass die Stimme in längeren Passagen recht leise, in anderen wieder sehr viel lauter ist. Es gibt verschiedene Techniken, dies zu erreichen, es läuft aber immer darauf hinaus, dass selektiv an bestimmten Stellen verstärkt oder abgeschwächt wird. Die Verstärkung variiert also über die Zeit. In der Regel wird eine Stimmaufnahme durch einen Kompressor geschickt. Camtasia verfügt über so eine Optimierung der Audio Aufnahme. Der Kompressor muss aber sinnvoll eingestellt sein, damit man zu brauchbaren Ergebnissen kommt. Man sollte hier genau probehören, um nicht durch zu starke Kompression zu unnatürlichen Aufnahmen zu kommen. Camtasia 6 hat hier allerdings eine erhebliche Schwäche: Sowohl eine exportierte Audio-Spur, wie auch das Vorhören im Projekt klingt ganz anders, als das Ergebnis im produzierten Video. Von daher gilt, dass man sich vor allem das Endprodukt anhören sollte.

Eine halbwegs einheitliche Lautstärke der produzierten Videos ist wichtig, damit der Nutzer seinen Laustärkeregler nicht von Aufnahme zu Aufnahme verändern muss. Und die Lautstärke unserer Videos sollte auch kompatibel zu anderen Audio- und Videoaufnahmen sein. Die Kompression und Normalisierung sorgt in der Regel dafür, dass dieses Ziel erreicht wird. Man sollte aber auch selber nochmal seine Aufnahmen mit professionellen Fremdaufnahmen vergleichen, um ein Gefühl dafür zu bekommen.

Pegel werden in der Tontechnik oft in dB angegeben. Hiermit werden keine absoluten Pegel angegeben, also keine konkreten Spannungswerte, sondern Verhältnisse. 0 dB hat den Wert 1, ist also ein Bezugswert und entspricht in der digitalen Signalverarbeitung dem maximal möglichen Pegel. -6dB wäre die Hälfte des Maximalpegels. -20dB wären 1/10 des Maximalpegels und -40dB 1/100 des Maximalpegels. Es braucht etwas Übung, um sich an eine logarithmische Skala zu gewöhnen und eine Vorstellung dafür zu entwickeln. Die Aussteuerungsanzeige in Audacity zeigt uns den dB-Wert an. In Camtasia 6 findet man solche Angaben leider nicht. Auch die dargestellte Wellenform des Audiosignals verhält sich in der Amplitude etwas merkwürdig und ist nach meinen Erfahrungen eher verwirrend und wenig aussagekräftig.

Was Störungen durch elektrische Einstreuungen angeht, so fährt man mit einer symmetrischen Verkabelungstechnik am Besten. In der Regel wird bei professioneller Studiotechnik symmetrisch verkabelt. Lösungen im Consumerbereich sind in der Regel asymmetrisch und neigen deshalb mehr zu Störungen, besonders bei längeren Kabeln.

Man kann mit falschen Kabeln aber auch bei professionellem Equipment Mikrofone z.B. asymmetrisch anschließen, was zu starkem Qualitätsverlust führen kann. Das ist um so kritischer, je kleiner die Signale sind, also z.B. direkt am Mikrofon. In der Regel sind XLR-Kabel symmetrisch, 1/4 Zoll (6,35mm) Klinkenstecker in Mono hingegen nicht. Kommt noch hinzu, dass manche Vorverstärker weit weniger verstärken, wenn man über Klinke hineingeht. XLR-Mikrofone sollte also immer über ein Kabel angeschlossen werden, welches auf beiden Seiten XLR-Anschlußtechnik verwendet.

Auf der anderen Seite ist es ein weitverbreitetes Märchen, dass man mit besonderen Kabeln einen besonders guten (warmen) Klang erzeugen könnte. Ein Kabel hat nahezu keinen Einfluss auf den Klang. Natürlich muss man ein grundlegend passendes Kabel verwenden und die Qualität sollte gewissen Mindestanforderungen genügen. Also ausreichende Abschirmung, um Störungen rauszuhalten und ausreichende Steckerqualität, um keine Wackelkontakte zu haben.

Software

Bei der Software unter Windows gibt es eine kurze Antwort: Man kauft sich Techsmith Camtasia ab etwa 250 Euro und ist glücklich. Damit wäre eigentlich alles gesagt.

Es gibt wirklich keinen so großen Markt an guter Screencast-Software, so dass es im kommerziellen Bereich keine ernstzunehmende Alternative zu Camtasia gibt, zumindest nicht unter Windows. Es gibt aber noch diverse freie und kostenlose Lösungen, die aber meist wesentlich weniger an Funktionalität bieten oder bei denen man ewig herumfrickeln muss, um damit etwas Brauchbares zu produzieren. Bei meinen Tests stellte sich schnell heraus, dass ich mich auf diese Frickelware nicht einlassen wollte. Als jemand, der im Leben schon genug mit Linux rumgefrickelt hat, darf ich mir diesen Luxus gönnen ;-)

Unter Linux gibt es wohl ein paar brauchbare Lösungen. Hier könnte man dann auch über eine virtuelle Maschine ein Windows öffnen und aufnehmen. Auch auf dem MAC gibt es neben Camtasia zahlreiche brauchbare Alternativen. Da bin ich aber nicht zu Hause, kann da also nichts Näheres zu sagen.

Bei der Auswahl der Software muss man den ganzen Workflow betrachten. Wir wollen ja möglichst bequem zu unserem Ergebnis kommen und nicht stundenlang mit der Nachbearbeitung der Aufnahmen verbringen. Zumindest geht es mir so, dass ich lieber Screencasts aufnehme, als die nachträgliche Arbeit zu machen.

Für die Nachbearbeitung der Audiospur kann es manchmal sinnvoll sein, noch ein weiteres Programm zu nutzen. Hier reichen mir die Möglichkeiten von Camtasia - zumindest in der von mir genutzten Version 6 - manchmal nicht aus. Aber zum Glück gibt es hier ja die vorzügliche freie Software Audacity. Die ist auch schon deshalb sinnvoll, weil man dann ein wenig mit dem Mikro zur Aufnahmeoptimierung herumspielen kann.

Wer am Anfang erstmal eine möglichst kostenlose Software sucht, kann es mit Camstudio probieren. Auch die kostenlose Einstiegsdroge von Techsmith, die auf den Namen Jing hört und bis zu 5 Minuten aufnehmen kann, wäre einen Test wert.

Wer weniger anspruchsvolle Adhoc-Screencasts zur eigenen Dokumentation oder für Kollegen machen will, sollte sich mal Snagit anschauen, was auch von Techsmith kommt. Snagit ist darauf optimiert, dass man schnell und unkompliziert Screencasts machen kann. Das Video steht nach Aufnahme sofort als mp4 bereit und muss nicht erst in einem Zielformat generiert werden. Man muss dafür so gut wie nichts lernen und kein Handbuch studieren. Der Preis von etwa 44 Euro ist für das, was es kann, sehr moderat.

Ich nutze Snagit mittlerweile regelmäßig für die eigene Video-Dokumentation, wenn ich z.B. einen komplizierten Router konfiguriere. Solche Videos sind gold wert, wenn man ein halbes Jahr später nur noch Fragezeichen im Kopf hat, warum man damals diese Einstellungen gemacht hat. In ganz kurzer Zeit ist man so wieder auf dem Wissensstand von damals.

Was Snagit nicht kann: Man kann später keine Callouts ins Video packen (Pfeile, Sprechblasen, Infotexte). Außer ein paar Sequenzen rausschneiden ist keine Nachbearbeitung möglich. Snagit ist eben ein Rapid-Werkzeug, wo man sich Nachbearbeitungen spart. Es steht natürlich jedem frei, in einem anderen Schnittprogramm beliebige Nachbearbeitungen zu machen.

Eine weitere Alternative wäre noch der Online-Dienstleister http://screencast-o-matic.com/

Screencast-Formate

Screencasts können ganz verschieden ausgestaltet werden und verschiedenen Zwecken dienen. Vom Zweck und Ziel hängen die Rahmenbedingungen ab. Hier ein paar typische Formate:

Format: Introvideo oder Werbevideo

Mit Werbung wollen wir eine Zielgruppe erreichen. Werbung ist kurz. Sie soll Emotionen wecken. Wie können wir es schaffen, in ganz kurzer Zeit den Sinn und Nutzen eines Produktes zu zeigen und Lust darauf zu machen?

So kurz solche Videos sind, sie verlangen viel Fachkompetenz, Vorbereitung und Nachbearbeitung. Hier muss wirklich jedes Wort sitzen, weil wir meist nicht mehr als 1-2 Minuten Zeit dafür haben.

Der Schwerpunkt liegt hier in der Regel darauf, den Zuschauer emotional zu erreichen um Interesse zu wecken. Und es muss sich um einfache und leicht verdaubare Kost handeln. Vorzüge und Nutzen stehen im Vordergrund.

Format: Einführungsvideo

Hier geht es darum, die wichtigsten Grundfunktionen einer Software zu zeigen. Man macht sozusagen einen Rundgang durch alle wesentlichen Elemente. Geht dabei aber nicht zu sehr in Details. Für Anfänger ist das eine wertvolle Orientierungshilfe, um sich in einem neuen System zurechtzufinden.

Einführungsvideos dürfen durchaus länger sein. Es kann aber Sinn machen, sie aufzuteilen. So kann man sie in mehreren Häppchen konsumieren. 6-12 Minuten empfinde ich als recht günstig.

Format: Tipps & Tricks

Sind meist kürzere Videos, wo man einen Trick oder einen Tipp gibt. Es gibt also nur eine konkrete Sache, die das Video verdeutlichen will. Viele solcher Tipps hat man innerhalb von 1-3 Minuten erklärt. Damit ist es ein Format, welches ein Anwender mal schnell nebenbei aufnehmen kann. Entweder, um etwas Neues zu lernen oder um ein konkretes Problem zu lösen, wo man gerade festhängt.

Meist dreht es sich bei Tipps & Tricks um etwas, was man vereinfachen und verbessern kann. Meist verbunden mit einem Aha-Erlebnis und der Freude darüber, sich seine Arbeit ein Stück zu erleichtern.

Format: Tutorials

Tutorials wollen dem Nutzer zeigen, wie man bestimmte Dinge mit einer Software löst. In der Regel hat man dann ein Arbeitsergebnis, was innerhalb dieses Tutorials entstanden ist. Man könnte auch sagen, man lernt am Beispiel.

Die Länge solcher Tutorials hängt stark von der Kompelexität des Ergebnisses ab. Bei längeren Tutorials kann es auch Sinn machen, sie in kleinere Videos aufzuteilen.

Format: Funktionsbeschreibung

Wo beim Tutorial ein bestimmtes Arbeitsergebnis im Mittelpunkt steht, stehen hier bestimmte Funktionen im Vordergrund, die genauer erklärt werden sollen. Jede Software verfügt über zahlreiche Funktionalität, die man erstmal grundsätzlich kennen muss, aber auch im Detail, um damit sinnvoll umgehen zu können. Es ist also gut, wenn einem jemand mal genauer erklärt, was wie geht. Hat man diese Funktionalität verstanden, kann man dann schauen, wofür man diese Funktionen für seine Arbeit einsetzen kann.

Funktionsbeschreibungen lassen sich in der Regel auch in kleine Häppchen von 5-12 Minuten aufteilen. Man kann ja auch hier erstmal ein Übersichtsvideo drehen, wo man einen groben Gesamtüberblick einer Funktionalität gibt, um dann in weiteren Videos mehr ins Detail zu gehen.

Die Arbeit als Trainer

Wenn für die Technik gesorgt ist und man etwas experimentiert hat, sollte alles grundsätzlich bereit sein für die ersten Aufnahmen. Dann hat man vielleicht auch noch eine Idee, was man in einem Video zeigen will. Also Aufnahmeknopf gedrückt und los gehts...

Ich find es gut, seinem Enthusiasmus seinen Lauf zu lassen und einfach mal auszuprobieren. Alles weitere ist nun ein sehr individueller Prozess. Es gibt Naturtalente, da gelingt alles tatsächlich schon recht gut. In der Regel ist es aber so, dass nicht alles so läuft, wie man sich das vorstellt. Und dann ist ja auch noch die Frage, ob die eigenen Vorstellungen mit den Empfindungen unserer Zuschauer korrelieren.

Eigentlich könnte man es kurz machen: Alles wird sich im Laufe der Zeit durch Achtsamkeit und Feedback entwickeln. Achtsamkeit ist eine Feinfühligkeit für das, was man tut. Nachzuspüren, wie eine Aufnahme auf einen wirkt. Nicht nur vom Sachinhalt, sondern auch von der Atmosphäre und welche Emotionen sie in einem auslöst. Fühlt man sich entspannt, wird man angeregt und ist interessiert? Oder wirkt es langweilig, langwierig, steif oder kompliziert? Macht man viel zu viele Worte, ohne auf den Punkt zu kommen? Oder trifft man präzise mit wenigen Worten das, worum es geht? Kann man gut folgen - visuell wie verbal - und fühlt sich gut mitgenommen, oder wird man durch ein Gewitter von Neuigkeiten überfordert?

Wenn wir achtsam und sensitiv das wahrnehmen, was wir sehen, hören und fühlen, wird mit der Zeit alles besser werden.

Die zweite Sache ist das Feedback von außen. Wir brauchen andere Menschen, die uns möglichst wahrhaftig und wohlwollend mitteilen, wie sie das Schulungs-Video erleben. Auch hier spielt Achtsamkeit und Empfindsamkeit eine große Rolle. Diesmal die unserer Zuhörer. Und nur wenn wir wahrhaftig etwas gespiegelt bekommen, können wir davon lernen. Leider ist es oft gar nicht so einfach, an wahrhaftiges Feedback zu kommen. Denn hier sind wir an einem ganz sensiblen Punkt, betrifft es doch direkt die eigene Persönlichkeit. Da sind viele sehr verletzlich und kränkbar. Und weil das auch andere wissen, gehen wir sehr oft nur nett miteinander um und verschweigen das, was unangenehm auffällt. Und dann auch noch die Gewohnheit: Menschen, die sich an uns gewöhnt haben, fallen Eigenarten nicht mehr auf, die aber von großer Bedeutung sein können, wenn wir Menschen erreichen wollen, die uns noch nicht so kennen.

Wer eine gewisse Professionalität entwickeln will, kann ganz sicher von Sprechtrainern stark profitieren. Die wissen, wie man es richtig macht und was typische Baustellen sind. Und die sind auch ehrlich und können uns ohne Umwege ein sehr hilfreiches Feedback geben. Allerdings muss man die sich auch leisten können. Alternativ kann man sich auch Bücher zum Thema Sprechtraining besorgen. Hier findet man zahlreiche Anregungen, seine Stimme zu schulen, hat aber kein unabhängiges und ehrliches Feedback.

Mit dem ganzen Feedback gibt es aber auch ein Problem: Es ist ein sensibler Prozess der Auseinandersetzung mit sich selbst. Sich in seiner Soheit zu erkennen, kann schmerzlich und unangehm sein. Oder es gibt Befürchtungen, Unangenehmes bei sich zu entdecken. Wer hört schon gerne, dass man ziemlich nuschelt oder eine unangenehm schräpige Tonlage hat?

Wer zu selbstkritisch ist, lähmt sich eher und verliert damit seine Natürlichkeit und sein Interesse. Genauso unschön ist es, wenn man ein unsensibles Umfeld hat, was einem hässliche Rückmeldungen gibt. Auch die können einen kränken und einem die Lust an der Sache verderben. Gerade im Internet vergessen viele ihre guten Manieren.

Man begibt sich sozusagen in ein risikobehaftetes Abenteuer. Je wackeliger man sich in seinem Selbst verankert fühlt, um so schwieriger ist dieser Prozess.

Die umgedrehte Situation ist auch möglich, dass man so von sich überzeugt ist, dass man wenig sensibel für das ist, was man tut. Man kann sich nicht mehr realistisch einschätzen und hat ein geschöntes Bild von sich. Wohin das führt, kann man ja immer wieder bei Casting-Shows im Fernsehen erleben. Zu viel Eingenommenheit von sich selbst führt auch dazu, dass man wenig empfindsam für sich ist und so das ständige Ausbalancieren unterbrochen wird.

Und genau das braucht es - ein permanentes sich Ausbalancieren. Sicherlich bekommen wir mit der Zeit Übung und vieles geht dann automatisch, aber wir brauchen auch immer wieder die Sensitivität für das, was wir tun. Schon deshalb, weil es auch Spaß macht, sich in kleinen Schritten fortwährend zu verbessern.

Ich denke, eine gute Portion Freude an der Sache ist das Wichtigste. Und wenn man dann auch immer wieder darauf achtet, was man verbessern kann und hier regelmäßig experimentiert, wird es mit der Zeit immer runder.

Die didaktischen Fähigkeiten sind ein weiterer Punkt. Wie vermittelt man etwas so, dass es schnell und einfach verstanden wird? Man kann einfache Dinge kompliziert erklären oder komplizierte Dinge auf einfache Formen herunterbrechen. Auch dies bleibt eine beständige Herausforderung.

Persönlich finde ich, dass man hier am besten an Beispielen lernt. Ich schaue mir gerne Screencasts verschiedenster Sprecher an und versuche zu verstehen, was die gut machen. So bekommt man schnell ein Gefühl und entsprechendes Know-How, wie man gut etwas vermitteln kann. Ebenso fällt einem auf, wo man Schwierigkeiten mit dem Verständnis hat und kann sich Strategien überlegen, wie man es hätte besser umsetzen können. Natürlich gibt es im Bereich Didaktik auch jede Menge Bücher, die einem wichtige Grundlagen vermitteln können. Ich glaube ja, dass viele Computertrainer nur wenig didaktisches Hintergrundwissen haben. Die meisten sind irgendwie in die Schulung hineingestolpert, haben es nicht von Grund auf gelernt. Das könnte um so mehr eine Chance sein, die Qualität zu erhöhen, wenn man in diesem Bereich hinzulernt.

Man sollte aber aufpassen, nicht nur fremde Sprecher zu kopieren. Ich glaube daran, dass jeder eine ganz wunderbare persönliche Art hat. Wie ein Rohdiamant, der noch geschliffen werden muss. Es wäre schade, wenn man nur eine perfekte Kopie wird und seine ganz persönliche Art damit nie entfaltet. Das Eigene enfaltet sich dann am besten, wenn man sensitiv für die interessanten Aspekte seines Ausdrucks wird und diese fördert. Und wenn man vor allem einen wohlwollenden Umgang mit sich findet.

Qualität

Dieser Artikel handelt ja viel davon, wie wir zu einer guten Qualität des Screencasts gelangen. Mit der Qualität ist das eine sehr interessante Sache. Wir könnten es ja auch mal gänzlich umdrehen und sagen: Es ist mir vollkommen egal, was dabei rauskommt, wenn ich meinen Spaß daran hatte, reicht mir das.

Oder man schaue sich mal so einige Sachen an, die richtig erfolgreich sind: Legt man qualitative Maßstäbe an, schneiden die mitunter schlecht ab, aber sie werden trotzdem irgendwie von vielen Menschen gemocht.

Im Grunde gibt es keine starren Kriterien für Qualität oder welche Qualität unser Screencast haben muss. Qualität zu produzieren, kann mühsam und aufwändig sein, da müssen wir uns sowieso fragen, wie weit wir es treiben wollen. Und vor allem, wem das nützt.

Und dann noch die Natürlichkeit: Je höher unsere Ansprüche sind, um so mehr kann unsere Natürlichkeit auf der Strecke bleiben. Dann haben wir ein perfektes Screencast ohne jeden Versprecher, aber es wirkt tot und steif. Ich finde Screencasts dann angenehm, wenn sie natürlich wirken. So, als würde ein guter Freund mir am Computer was erklären.

War es früher nur möglich, qualitativ hochwertige (nicht selten auch steife) Produktionen über die normalen Vertriebskanäle zu verbreiten, um andere Menschen zu erreichen, ist heute das Internet eine riesengroßer Pool, in dem alles Mögliche eingestellt werden kann. Hier ist Qualität keine Eintrittskarte mehr, hier darf alles sein, selbst der größte Blödsinn. Ich glaube, es hat uns alle bereichert, das es hier eben keine Zensur gibt und keinen Level, den man mindestens erreichen muss, um mitspielen zu können. Hier darf jeder, wie er mag und oft genug ist gerade das hilfreich. Auch, weil es spielerisch passiert und natürlich wirkt.

Die Schattenseite ist allerdings, dass wir immer mal wieder auf Dinge treffen, die uns einfach nur auf die Nerven gehen.

Schlußendlich bleibt die Frage der Intention unseres Bemühens. Wollen wir in irgendeiner Form hilfreich sein, dann muss unser Produkt gewissen Anforderungen entsprechen. Und je besser wir etwas präsentieren, um so einfacher wird es für den, dem wir damit helfen wollen. Das ist erstmal völlig unabhängig davon, ob wir damit Geld verdienen oder nicht.

Wenn wir aber Geld damit verdienen, werden wir mit bestimmten Erwartungen konfrontiert. Denn wer Geld ausgibt, erwartet eine bestimmte Qualität. Egal ob diese Erwartungen wirklich sinnvoll sind, wir ernten Ärger und negative Bewertungen, wenn wir sie nicht erfüllen. Irgendwann ist keiner mehr bereit, dafür Geld auszugeben. Dann scheitert die Idee an der Qualität, die sich in der Erfüllung von Erwartungen ausdrückt. Wobei diese Erwartungen auch sehr unterschiedlich sein können, der eine konzentriert sich auf den Sachinhalt, ein anderer will nett unterhalten werden.

Natürlich gibt es auch Erwartungen, wenn wir kein Geld damit verdienen. Je nach Situation kann uns das aber egal sein oder wir brauchen diese Erwartungen nicht unbedingt zu befriedigen. Wenn diese Erwartungen aber etwas mit unserem Ziel zu tun haben, z.B. hilfreich zu sein, dann sollten wir sie irgendwie ernst nehmen. Und wenn es an unserem Selbstwert kratzt, wenn Leute unsere Ergebnisse nicht mögen, dann müssen wir auch irgendwas tun.

Auf was ich hinaus will: Man kann sich völlig lösen von irgendwelchen Vorstellungen, welche Qualität ein Screencast haben sollte. Man kann hier sehr individuell abwägen, was einem persönlich wichtig ist und was nicht. Niemand zwingt einen, eine bestimmte Qualität zu erreichen, aber Menschen werden sich vielleicht sehr freuen, wenn sie sich einen angenehmen Screencast ansehen, bei dem das Lernen Spaß macht. Und vieles lässt sich relativ einfach realisieren, wenn man nur ein wenig darauf achtet.

Und dann die Frage des persönlichen Stils. Es gibt unendlich viele Arten, hilfreich zu sein und beim Zuhörer gut anzukommen. Auch hier müssen wir nicht festen Mustern folgen oder diese kopieren. Wir können vielmehr experimentieren und herausfinden, was gut funktioniert. Auch mal auf die Gefahr hin, dass etwas ordentlich daneben geht. Schlußendlich zählt eben nicht, ob man fest definierte Kriterien erfüllt, sondern ob man sein eigentliches Ziel erreicht. Man sollte sich hier nicht einschüchtern lassen von irgendwelchen Experten, die vorgeben zu wissen, wie ein perfektes Screencast aussieht. Sie haben vielleicht mit etwas Erfolg, aber das heißt ja nicht, dass was anderes keinen Erfolg hat. Wohl aber kann man sich inspirieren lassen und für sich prüfen, was wirklich eine Bereicherung ist.

Vielleicht hat Qualität etwas mit Schönheit zu tun und vielleicht kann Qualität einem eine große Befriedigung verschaffen. Dann sollte man sie suchen. Genauso ist es in Ordnung, sich auf einen konkreten Nutzen zu konzentrieren und es hierfür hinreichend gut zu machen. Es kann sinnvoller sein, in der gleichen Zeit 10 Screencasts mit ausreichender Qualität zu produzieren, als 1 Screencast in super Qualität.

Konkrete Tipps und Tricks

Hier mal zahlreiche Punkte, die mir so beim Screencasten aufgefallen sind. Versucht aber bloß nicht, all diese Punkte bei den ersten Gehversuchen zu berücksichtigen. Das geht garantiert in die Hose. Ich würde eher empfehlen, bei den ersten Aufnahmen alle Regeln zu vergessen und erstmal drauf los zu produzieren. Mit der Zeit macht es dann aber Sinn, verschiedenste Aspekte zu optimieren und da können die Tipps hier hilfreich sein.

Bei den ersten Screencasts hab ich mich wie in der ersten Fahrstunde gefühlt: Kuppeln, Gas geben, schalten, lenken - und das soll man fast alles gleichzeitig können? Unmöglich! Und doch macht man es recht bald völlig automatisch. Dann ist der Kopf wieder frei zum Experimentieren.

Ok, hier meine Tipps:

  • Probelauf: Die Vorführung sollte reibungslos durchlaufen. Hierzu spielt man alle Schritte am besten im Vorfeld einmal durch. Das hilft auch bei der Aufnahme, den roten Faden zu behalten. Überhaupt ist es sinnvoll, ruhig ein paar Proben seiner kompletten Aufnahme zu machen, inklusive dem Sprechen. So hat man dann für die finale Aufnahme alles gut sortiert im Kopf. Ebenso hat man die Ecken und Kanten rundgeschliffen und die Qualität steigt.
  • Schriftlich planen: Eine Stichwortliste mit den Punkten zu haben, die man zeigen will, macht Sinn. Das ist auch wichtig, um nichts Wesentliches zu vergessen. Man kann ja im Video auch pausieren, um sich den nächsten Stichpunkt zu vergegenwärtigen. Vollständig ausformulierte Texte finde ich nicht sinnvoll. Erstens kann man nicht gleichzeitig am Bildschirm was zeigen und irgendwo ablesen. Zweitens wirken abgelesene Texte schnell unnatürlich. Da ist mir das freie Sprechdenken lieber. Und für kurze Szenen, die einem gut vertraut sind, brauchts meist nicht mal irgendwas Schriftliches.
  • Sprich deutlich: Deutliche Aussprache ist wichtig, um verstanden zu werden. Besonders Menschen, die einen nicht kennen, haben sonst Schwierigkeiten. Fachbegriffe, die man neu einführt, sollten besonders klar und stärker betont gesprochen werden. Ruhig auch mehrmals hintereinander einflechten. Anfangs findet man es unnatürlich, besonders deutlich zu sprechen, aber mit der Zeit wird auch dies Gewohnheit.
  • Betonung: Gute Betonungen sind wichtig und erhöhen die Qualität der Produktion. Auch hier hat man anfangs das Gefühl, überzubetonen, wenn man es nicht gewohnt ist. Die meisten betonen aber eher zu wenig, von daher macht das Üben von Betonung Sinn. Betonen können wir durch Veränderung der Tonhöhe, durch die Lautstärke, durch Verrringerung der Sprechgeschwindigkeit oder durch eine kurze Staupause vor dem wichtigen Begriff.
  • Das Gegenüber: Es hilft, wenn man von der Vorstellung her nicht in ein Mikrofon spricht, sondern zu einem guten Freund. Man stellt sich also einfach vor, man erklärt einem Gegenüber etwas, dann fallen einem die Worte leichter. Es ist anfangs schwer, ins Nichts zu sprechen. Wir wollen ja bei unserem Gegenüber ankommen und nicht unserem Mikrofon etwas beibringen. Manchen hilft ein Kuscheltier, was einem gegenüber sitzt.
  • Keine Selbstdarstellung: Als Bühne zur Selbstdarstellung eignen sich Screencasts nicht. Es ist genau, wie bei den Nachrichten: Ein guter Nachrichtensprecher fällt wenig durch Eigenheiten auf, er vermittelt uns stattdessen Informationen. Auch in einem Screencast ist die Vermittlung von Inhalten das zentrale Anliegen und das Ich tritt zurück.
  • Auf dem Weg bleiben: Passt der rote Faden? Oder habe ich Gedankenbrüche oder Gedankensprünge drin, die nur schwer nachvollziehbar sind? Komme ich von Hölzken auf Stöcksken, schweife also zu sehr ab? Oder bleibe ich bei wenigen Grundgedanken, die ich nur soweit ausführe, wie für das Verständnis nötig?
  • Nicht zu lang: Passt die Gesamtlänge des Screencasts für das Publikum? Manches Publikum ist sehr ungeduldig und kann sich maximal 5 Minuten konzentrieren. Andere schauen sich gerne ein Screencast mit 30 Minuten Länge an. Das hängt auch von der Situation ab, wie Screencasts genutzt werden. Alles, was sich klar abgrenzen lässt, packt man am besten auch in getrennte Screencasts. Eine Aufteilung stört selten, aber ein zu langes Screencast ist sperrig und kann nur schwer in Happen konsumiert werden. Doch oft sind genau diese kleinen Informationshappen am besten zu verdauen und als Zwischenmalzeit zu konsumieren. Eine typische Länge für kleine Happen sollte bei 2 bis maximal 10 Minuten liegen.

    Es gibt aber durchaus auch Themen, die man weiter ausdehnen kann und es spricht nichts grundsätzlich gegen ein längeres Format von z.B. 30-45 Minuten. Die Frage ist hier wieder, ob die Konsumenten so ein Format annehmen werden, ob sie sich also solche Zeitspannen zum intensiveren Lernen nehmen werden. Ist das nicht der Fall, muss man sie eben mit kleineren Häppchen füttern.
  • Zusammenfassung: Am Ende eines Screencasts ist es didaktisch sinnvoll, eine kurze Zusammenfassung einzusprechen. Das hilft dem Lernenden, sich nochmal kurz an alle wesentlichen Dinge im Screencast zu erinnern und zu prüfen, ob es auch angekommen ist. Der Stichwortzettel hilft einem, alle Punkte nochmal kurz zusammenzufassen.
  • Körpereinsatz: Wem es hilft, seine Gedanken zu formulieren, kann ruhig seinen Körper beim Reden einsetzen, also z.B. mit den Händen gestikulieren. Nur den Abstand zum Mikro sollte man nicht zu stark variieren, um die Tonqualität zu bewahren. Und auch auf Nebengeräusche sollte man achten, die man durch seine Bewegungen macht. Ein knarksender Bürostuhl kann stören, oder das Anrempeln des Mikros bei seinen Handbewegungen.
  • Eindeutige Wörter: Man sollte darauf achten, Fachbegriffe klar und eindeutig zu benutzen. Wenn man sich nicht sicher ist, wie man etwas nennt, dann besser nochmal schlau machen, was der Hersteller schreibt. Wenn etwas Taskleiste heißt, dann sollte man es nicht Programmleiste nennen. Denn unsere Zuschauer gewöhnen sich dann auch eine unpräzise Sprache an und das sorgt dafür, dass wir alle immer mehr aneinander vorbeireden.
  • Warmreden: Es erhöht die Verständlichkeit, wenn man sich zuvor erstmal etwas einspricht oder ein paar Stimmübungen macht. Summen und singen ist gut geeignet. Was zu trinken sollte immer griffbereit stehen. Räuspern wird von vielen Stimmtrainern abgelehnt, weil es die Stimmlippen stark anstrengt und kaum einen positiven Effekt hat. Sich Einsprechen ist vor allem dann wichtig, wenn man einige Stunden nicht gesprochen hat.
  • Entspannt im Hier und Jetzt: Am besten fließen die Gedanken, wenn man entspannt und wach ist. Und wenn man Lust darauf hat, ein Screencast zu erstellen. Ein zu hoher Anspruch kann uns zu angespannt machen. Dann verhaspeln wir uns ständig und werden ärgerlich auf uns. Wir müssen in den meisten Fällen nichts Perfektes produzieren. Dem Gesamtprozess kann es gut tun, kleinere Fehler ruhig zuzulassen. Man muss nicht alles rausschneiden, sondern kann sich beim Sprechen korrigieren. Das wirkt oft auch natürlicher und menschlicher. Einem entspannten Sprecher, der ab und zu mal einen Fehler macht, hört man lieber zu, als einem Sprecher, der unter großem Druck steht, alles richtig machen zu wollen.
  • Emotionen: Man sollte nicht unterschätzen, wie sehr wir doch in unserer Stimme auch unsere Befindlichkeit transportieren. Viele Zuschauer werden das nicht bewusst wahrnehmen, aber sie reagieren unbewusst darauf. Von daher sind gerade diese geistigen Haltungen wichtig, auf die man sich fokussieren kann, z.B. gerne und interessiert etwas zu vermitteln.

    Gleichzeitig muss man aufpassen, dass man ungünstige Stimmungen, die bei der Produktion entstehen, nicht mit ins Video hineintransportiert. Wenn man sich z.B. gerade ärgert, dass man zum fünften mal etwas spricht, weil ständig was schief geht, dann hat man schnell einen genervten oder leiernden Tonfall. Am besten baut man diese Stimmungen erstmal durch eine kleine Pause ab und fokussiert dann wieder auf die gewünschte Haltung, wie man mit seinen Zuhörern wirklich in Kontakt treten möchte.
  • Monitoring: Mir hat es sehr geholfen, meine Stimme direkt beim Sprechen über den Kopfhörer zu hören. Dieses unmittelbare Feedback macht schnelle Lernerfahrungen möglich, seine Stimme sinnvoll zu modulieren. Auch erlernt man so den richtigen Umgang mit dem Mikrofon und hört auch Nebengeräusche besser, die das Mikro aufnimmt. Ich kann es nur jedem Einsteiger empfehlen.
  • Tontechnik kennenlernen: Der Umgang mit dem Mikro muss geübt werden. Ein Headset, was falsch eingestellt ist, produziert zu leise oder zu dumpfe Sprache. Oder Windgeräusche bei Plopplauten sorgen für unangenehme Störungen. Bei Tischmikrofonen muss der Sprechabstand stimmen und nach Möglichkeit auch eingehalten werden. Zu starke Dynamik in unserer Stimme kann zu Übersteuerungen führen. Oder andersherum, wenn wir den Empfindlichkeitsregeler zu niedrig einstellen, dann haben wir in der nachträglichen Verstärkung zu viel Rauschen drin. Und auch sonst kann wegen der Digitalisierung das Signal leiden, wenn die Aussteuerung zu gering ist. Bei gutem Equipment ist das weniger kritisch, hier hat man meist genügend Reserven.
  • Dynamikkompressor: Es macht Sinn, die Stimme durch einen Dynamikkompressor zu schicken, um die Lautstärke im kompletten Video anzupassen. Auch der Pegel sollte normalisiert werden. Beides übernimmt Camtasia mit recht einfachen Schritten für einen. Aber auch hier aufpassen, die Parameter richtig zu wählen und es nicht zu übertreiben.
  • Rauschentfernung: Sehr vorsichtig sollte man auch mit Rauschentfernung und sonstigen Optimierungen der Stimme umgehen. Auch wenn es beeindruckt, wie gut die Resultate mitunter werden, man kann sich damit auch ungünstige Soundartefakte einhandeln. Dann entstehen unnatürliche roboterhafte Stimmen oder alles wirkt irgendwie tot. Am besten ist es, wenn das Equipment erst gar kein störendes Rauschen produziert.
  • Nachvertonung: Ich habe gehört, dass manche zuerst das Video produzieren und es dann nachvertonen. So eine Arbeitsweise kann ich mir gar nicht vorstellen. Ich muss dann sprechen, wenn ich etwas tue. Vielleicht ist es aber bei sehr hochwertigen Screencasts sinnvoll, einen genau vorformulierten Text nachträglich zu sprechen. Probier einfach aus, welche Arbeitsweise dir mehr liegt.
  • Nachverfilmung: Es gibt auch die umgedrehte Vorgehensweise: Zuerst spricht man einen Text, den man schriftlich verfasst hat, spielt diesen dann ab und nimmt zeitgleich die Aktionen am Bildschirm auf. Also zuerst sprechen und im Nachhinein das Video drehen. Grundsätzlich für mich vorstellbar, besonders für sehr professionell wirkende Screencasts. Auch hilfreich, wenn man sich nicht gleichzeitig auf vorführen und sprechen konzentrieren kann. Ansonsten aber auch wieder recht umständlich und zeitaufwändig.
  • Mach mal Pause: Pausen beim Screencast? Viele Screencasts haben eine Länge von 5-10 Minuten. Mitunter gelingt es einem mit etwas Übung, diesen Zeitabschnitt in einem Rutsch durchzusprechen. Je nach Tagesform passiert es mir aber auch immer wieder, dass ich nach einem Sinnschritt eine kurze Pause brauche, um mich zu sammeln. Oder es fällt einem irgendwas Unerwartetes im Programm auf, dem man erstmal nachgehen möchte. Dafür gibt es ja die wunderbare Möglichkeit, mit F9 bei Camtasia eine Pause einzulegen. Man sollte vor der Fortsetzung aber den kompletten Bildschirm wieder im gleichen Zustand haben. Auch der Mauszeiger sollte etwa dort stehen, wo man vor der Unterbrechung stand.

    Solche Pausen nach Sinnschritten fallen in der Regel dem Zuschauer nicht auf. Störend hingegen sind viele Pausen auch innerhalb von Sinnschritten oder mitten im Satz. Das fällt später auf, weil der natürliche Denkfluss des Sprechers unterbrochen wird und die Betonung meist nicht stimmt. Davon würde ich eher abraten. Am natürlichsten wirken One Takes, wo man also alles in einem Rutsch durchspricht.
  • Tempo: Bei der Kontrolle der Aufnahme kann man seine Aufmerksamkeit mal auf den Fluss der Gedanken und Worte richten. Habe ich das richtige Tempo gefunden? Zu schnell und man kann mir nicht folgen. Zu langsam und es wird langweilig oder quälend.

    Die Geschwindigkeit, in der man durch ein Screencast geht, ist überhaupt ein Faktor, dem wir besondere Aufmerksamkeit schenken müssen. Es gibt nämlich keine optimale Geschwindigkeit. Was der eine als langweilig und zäh empfindet, ist für einen anderen genau richtig, weil er so Zeit hat, das Gezeigte zu verstehen. Umgedreht kann eine hektische Stimme einen unruhig machen. Es kommt auf jeden Fall auf das Publikum an, wie schnell man durch einen Lernstoff hindurchgehen kann. Mir ist aufgefallen, dass viele professionelle Screencaster eher schnell sind. Man will in kurzer Zeit möglichst intensiv und konzentriert etwas vermitteln. Vielleicht liegt es daran, dass Screencasts eher von jungen Menschen konsumiert werden, die Computerinhalte schnell verstehen können. Für ältere Menschen mit wenig Bezug zu Computern sind viele Screencasts vermutlich viel zu schnell. Bei einem Video hat man aber immer die Möglichkeit, die Wiedergabe zu pausieren. Damit werden dann auch schnelle Videos besser verdaubar.

    Unabhängig von der Frage, was für welche Zielgruppe passt: Es gibt Videos, die sind an entscheidenden Punkten zu schnell. Immer dann, wenn wichtige Aktionen gemacht werden, müssen die klar erkennbar sein. Hier sollte man das Tempo verringern und Zeit geben, etwas zu erfassen und zu verarbeiten. Das gilt auch, wenn neue Konzepte vermittelt werden, die erstmal verstanden werden müssen.

    Wie auch immer man sich bei der Geschwindigkeit entscheidet, man sollte sensibel für diesen Aspekt bleiben, sowohl bei der eigenen Analyse seiner Screencasts wie auch im Feedback durch die Lernenden.
  • Versprecher: Was macht man mit Versprechern? Wenn man sich verspricht oder verhaspelt, kann man natürlich die ganzen Techniken verwenden, die man auch bei Live-Vorträgen machen würde. Solche Fehler sind ganz menschlich und stören in der Regel nicht, insofern wir nicht gerade allerfeinstes Material produzieren müssen. Natürlich kann man mit dem letzten Sinnschritt auch nochmal neu beginnen und nachher einfach den ersten Versuch rausschneiden. Persönlich schneide ich nicht so gerne, sondern hab möglichst ein Video hinreichend gut im Kasten, so dass ich gar nichts mehr machen muss. Andere werden da anders arbeiten. Ich neige auch dazu, eher eine komplette Aufnahme wegzuschmeißen und gleich nochmal neu zu beginnen. Dann hake ich das unter Übung ab und das nächste mal wird alles besser. Bei längeren Aufnahmen kann es aber schon Sinn machen, später zu schneiden. Genauso kann man den Film beenden und einen zweiten Film aufnehmen, den man dann anhängt.

    Versprecher verleiten dazu, im weiteren darüber nachzudenken. Unser Bewusstsein klebt dann noch an diesem Versprecher und ist damit beschäftigt. Das sorgt für Unkonzentriertheit und zieht nicht selten den nächsten Versprecher hinterher. Profis geben den Tipp, sich aufs Weitermachen zu konzentrieren und Fehler nicht zu analysieren. Erst wenn man alles im Kasten hat, ist der rechte Zeitpunkt, nochmal darüber nachzudenken. Sich von Versprechern sofort wieder lösen zu können, braucht viel Übung.
  • Prüfen: Wenn man eine Aufnahme im Kasten hat, ist es wichtig, sie inhaltlich nochmal zu prüfen. Manchmal schleichen sich fachlich echte Fehler ein. Man zeigt z.B. auf das rechte Fenster und sagt "linkes Fenster". Solche Fehler finde ich immer sehr unschön, weil sie verwirren. Fällt es dem Zuhörer auf, dann ist er für die nächsten Sekunden garantiert damit beschäftigt, diesen Widerspruch zu verstehen. Meist mache ich solche Aufnahmen dann nochmal neu. Manche flicken es auch, in dem sie einen Texthinweis später ins Video einblenden. Es kann Sinn machen, einen Tag später zu prüfen. Dann hat man mehr Abstand und nimmt anders wahr.
  • Anspruch: Was den Gesamtanspruch an eine Aufnahme angeht, so kommt es sehr darauf an, für welchen Zweck die gemacht wird. Es macht einen Unterschied, ob ich einem Freund mal eben was zeigen will, oder ob mit dieser Aufnahme mehrere Jahre zahlreiche Kollegen geschult werden. Hier kann man dann sehr variabel sein und es dem Zweck anpassen. Denn je höher der Anspruch, um so mehr Zeit benötigt man für alles von der Vorbereitung bis zur Nachbearbeitung. Es gibt Profis, die brauchen für einen 2 Minuten-Clip einen ganzen Tag, bis er wirklich mit hohem Anspruch produziert ist.
  • Wartezeiten raus: Immer dann, wenn bei der Bedienung eines Programmes Wartezeiten auftreten, sollte man sie rausschneiden oder schon bei der Aufnahme die Pause-Taste drücken. Wenn man rausschneidet, darf man während der Aufnahme in der Pause natürlich keine wichtigen Dinge einsprechen, die würden ja mit dem Schnitt verloren gehen.
  • Optimieren: Videos brauchen viel Speicherplatz und hier ist es aus vielerlei Gründen sinnvoll, den zu minimieren. Es lohnt sich, mit all den Videoeinstellungen zu experimentieren, um ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Parameter was bewirken. So findet man dann seinen Kompromiss zwischen Qualität und Speicherplatz. Die Reduzierung der Framerate z.B. kann die Videogröße stark verringern. Wenn man eher statische Bildschirminhalte hat und den Mauszeiger nicht zu schnell bewegt, sind recht niedrige Frameraten möglich. Die Soundqualität zu stark zu reduzieren würde ich hingegen nicht, es soll sich schon natürlich anhören.
  • Auflösung: Wie groß sollten die Videos produziert werden? Ich mache vieles im Zielformat 1024x768 Pixel, wobei auch das Aufnahmefenster auf dieses Format eingestellt ist. Das finde ich einen guten Kompromiss, um sinnvoll mit einem Programm arbeiten zu können. Weil das Zielformat identisch ist, kommt es hier zu keinem Qualitätsverlust. Bei gutem Codec verbrauchen die in vielen Teilen statischen Bilder auch nur wenig Speicherplatz. Wenn es nur um die Erklärung eines Programms geht, ist natürlich auch nur dies im Aufnahmefokus, der Rest des Desktops ist ausgeblendet. Andere empfehlen ein 720p-Zielformat (1280x720), das wäre in der Breite noch etwas mehr und viele moderne Geräte können das optimal darstellen.
  • Videoformat: Welches Videoformat? Wenn die Zielgruppe alle halbwegs aktuelle Systeme haben, dann finde ich MP4 am Sinnvollsten. Die meisten Zielsysteme können dies ohne Zusatzsoftware direkt im Browser anzeigen. Wenn man auf öffentliche Plattformen hochlädt, spielt das Format eh nicht so die Rolle, weil dort ja umcodiert wird. Bei älteren Zielsystemen bietet es sich an, alles in eine .swf-Datei zu produzieren. Diese kann betrachtet werden, sobald der Flash-Player installiert ist.
  • Extra Benutzerkonto: Zur Produktion von Screencasts sollte man sich einen extra Benutzer anlegen, in den man sich einloggt. Hier ist dann alles schön aufgeräumt, keine überflüssigen Icons auf dem Desktop oder in der Taskleiste stören. Je mehr man reduziert, um so besser. Auch vom Datenschutz ist es sinnvoll, nicht mit seinem normalen Benutzer-Account zu arbeiten, denn irgendwo hat man immer was herumliegen, was nicht in die Öffentlichkeit gehört. Beim Zugriff auf die Festplatte sollte man am besten auch eine Partition benutzen, die man nur fürs Screencasting verwendet. Oder man hat einen separaten Computer, der nur fürs Screencasting eingerichtet ist.
  • Mauszeiger-Optimierung: Bei einem Screencast ist es essentiell, dass man als Zuschauer dem Mauszeiger folgt. Dort ist das Zentrum des Geschehens. Manchmal ist das gar nicht so einfach, den Zeiger immer eindeutig zu sehen. Neuere Camtasia Versionen bieten die Möglichkeit, den Zeiger besonders hervorzuheben. Ebenso Aktionen wie das Klicken. Das kann ein Weg sein, der aber auch nicht unumstritten ist. Manche stört es nämlich. Eine andere gute Möglichkeit ist, sich einfach einen größeren Mauszeiger auszuwählen. So eine Möglichkeit bietet sowohl Windows, wie auch der Mac. Unter Windows findet man die Einstellungen des Zeigers unter Systemsteuerung > Maus (z.B. larrow.cur).
  • Hintergundmusik: Screencast mit Musikunterlegung? Das ist viel persönliche Geschmackssache. Manche mögen es, es gibt aber auch viele, die lenkt es eher ab und die nervt es. Man kann sich als Nutzer leider auch nicht die Musik aussuchen und man kann sie auch nicht abschalten, wenn sie stört. Von daher würde ich bei reinen Schulungsvideos auf Musik verzichten. Auch Vorträge oder reale Schulungen werden ja nicht mit Musik hinterlegt. Bei kurzen Werbevideos sieht es natürlich anders aus, da transportiert die Musik gewünschte Emotionen.

Typische Fehler

Tipps sind gut, um Orientierung zu bekommen. Man kanns auch umdrehen, und sich typische Fehler und Fallstricke angucken. Das hilft, Dinge zu vermeiden, zu denen viele neigen, die sich aber als ungünstig herausgestellt haben.

Hier sind sie:

Unruhiger Mauszeiger: Man ist oft versucht, mit dem Mauszeiger zu viel herumzufuchteln. Das macht Zuschauer nervös und irritiert. Hier gilt es zu üben, die Maus nur dann zu bewegen, wenn es Sinn macht und den Mauszeiger dann auch zielgerichtet dahin zu steuern, was man zeigen will. Bei Schrift aber bitte darunter, dass man z.B. einen Menüeintrag auch lesen kann. Auch sollte man sich bemühen, die Maus langsam zu bewegen, damit der Zuschauer den Bewegungen folgen kann. Auch ist das günstig bei niedrig eingestellen Frameraten. Zu schnelle Bewegungen können auch Stress beim Zuschauer auslösen. Schließlich ist er gezwungen, mit seiner Aufmerksamkeit an unserem Mauszeiger zu kleben, damit er alles mitbekommt.

Vorsicht Sprachmelodien: Es kann leicht passieren, dass man eine sich wiederholende künstliche Sprachmelodie aneignet, wie man es aus Ansagen bei der Bahn oder im Flugzeug, mitunter auch aus der Werbung kennt. Auch mit kleinen Kindern oder alten Menschen sprechen wir manchmal so. Das ist zumindest unnatürlich. Profisprecher achten in der Regel darauf, so einen Singsang zu vermeiden. Wichtig ist, eine Achtsamkeit darauf zu haben, um nicht unbewusst in einen nervigen Singsang reinzurutschen. So ein Singsang transportiert auch etwas auf der Beziehungsebene, schnell fühlt das Gegenüber sich nicht mehr ernst genommen, bevormundet oder als Dummerchen gesehen. Ohne künstliche Sprachmelodie heißt übrigens nicht, unmelodisch oder monoton zu sprechen.

Monotonie: Monotonie bei den Erklärungen macht schläfrig. Und der Zuschauer weiß so auch nicht, wo die wesentlichen Punkte sind, auf die es ankommt. Man darf sich ruhig trauen, auch mal etwas lebendig und emotional zu sein.

Dialekt: Ein Dialekt wird dann zum Problem, wenn wir überregional unsere Screencasts verbreiten und Zuhörer Mühe haben, uns zu verstehen. Besonders vorsichtig sollte man bei Wörtern sein, die es nur in bestimmten Sprachräumen gibt. Im Zweifelsfall einfache Wörter verwenden, die auch im Duden stehen.

Undeutliche Aussprache: Im Alltag neigen viele dazu, nicht sonderlich deutlich zu sprechen. Die Gesichtsmuskeln werden wenig genutzt. Bei einem Screencast ist es nützlich, sich um mehr Deutlichkeit zu bemühen, auch wenn sich das erstmal unnatürlich anfühlt. Besonders Wörter, die dem Zuschauer noch nicht geläufig sind, sollten deutlich gesprochen sein. Wenige Menschen sprechen von Natur aus schon sehr deutlich, meist arbeiten sie auch in Sprechberufen. Hier kann noch mehr Deutlichkeit verkehrt sein, dann wirkt es in der Tat unnatürlich.

Zu schnell: Wichtige Aktionen werden zu schnell ausgeführt, so dass der Zuschauer es nicht erkennen und sich auch nicht einprägen kann. Es gilt die Grundregel, dass Bekanntes schneller gezeigt werden kann und Neues erstmal besonders langsam gezeigt wird. An wichtigen Stellen macht man eine kurze Pause, damit sich etwas einprägen kann.

Nervig langsam: Dinge, die keinen neuen Erkenntnisgewinn bringen, werden stark ausgedehnt. Das langweilt dann und der Zuschauer geht mit seiner Aufmerksamkeit weg. Wenns wirklich interessant wird, ist er nicht präsent. Lange dauernde Eingaben sind so ein Beispiel. Oder Wartezeiten, wenn das Programm etwas länger braucht. Hier lohnt sich die Nutzung der Pausentaste. In der Pause macht man die Eingaben und lässt dann weiterlaufen.

Verzetteln: Ohne Vorbereitung verzettelt man sich schnell. Dann kommt man von Hölzgen auf Stöcksgen. Besonders dann, wenn man zu Detailverliebtheit neigt. Wo es einen selber hinzieht, ist leider nicht immer das, was wirklich hilfreich ist. Und zu viele Details machen unruhig und überfordern. Ein Tipp sollte sich wirklich nur auf eine Sache konzentrieren. Bei umfangreicheren Sachen am besten schriftlich mit Stichpunkten planen.

Schlechte Audio-Qualität: Dazu hab ich schon viel hier geschrieben. Durch Kontrollhören bekommt man sehr schnell mit, wenn die Audio-Qualität nicht stimmt.

Asynchronitäten: Immer dann, wenn wir nicht gleichzeitig Ausführen und sprechen - also Sprache und Video getrennt aufnehmen - können sich schnell Asynchronitäten einschleichen. Dann klickt man irgendwas an, ist mit seinen Erklärungen aber noch ganz woanders. Ich erinnere mich da an ein professionell produziertes Screencast, wo der Sprecher seinen Text direkt vom Zettel ab las und damit oft mehrere Sekunden unsynchron zu den Aktionen war. Für mich als Zuschauer war das schnell sehr frustrierend, weil die Zusammenhänge nicht mehr klar waren. Zudem fehlten in diesem Video die Mausklicks, was das Verständnis zusätzlich erschwerte.

Unverständlichkeiten: Alles was wir erklären, muss sich auch für den Zuschauer erschließen können. Der Zuschauer hat nicht unser Vorwissen. Wir müssen einschätzen können, welches Vorwissen man erwarten kann und was man besser erklären sollte. Das wie und warum ist auch wichtig. Nicht immer in allen Details (Thema verzetteln), aber bei wesentlichen Punkten schon. Man muss auch erstmal ein Gefühl dafür entwickeln, was eigene Selbstverständlichkeiten sind, die man bei anderen nicht voraussetzen kann.

Andere Konfiguration: Was nützt die beste Anleitung, wenn beim Zuschauer das Programm völlig anders aussieht? Das kann schnell passieren, wenn man seine Software individuell konfiguriert hat. Von daher sollte man aufpassen, alles auf Standardeinstellungen zu lassen. Wenn etwas verändert wird, dann darauf hinweisen und den Weg zeigen.

Buchempfehlungen

Bücher zum Screencasting scheint es nicht zu geben, ich hab zumindest nichts zu dem Thema gefunden. Am meisten findet man noch im Bereich Mikrofontechnik und Grundlagen der Stimme und des Sprechens. Aber auch das kurzweilige Podcasting Buch von Annik Rubbens hab ich ganz gerne gelesen.

Weblinks

Screencast Beispiele