Brillenbestimmung selbst gemacht

reintechnisch.de :: Start: 02.10.2023 :: Stand: 01.12.2023

Einführung

Vor ein paar Jahren machte ich einige schlechte Erfahrungen bei der Brillenwertbestimmung. Irgendwie stimmten die Werte nicht und bei jeder neuen Messung kamen wieder andere Werte heraus. Mir wurde das mit täglichen Schwankungen erklärt, aber so richtig stimmig war das alles nicht.

Weil ich beruflich vor vielen Jahren eine Software für Optiker schrieb, war ich mit der Materie schon etwas vertraut. Ich glaube, deshalb gabs bei mir das Interesse, die Brillenbestimmung selbst in die Hand zu nehmen. Vor allem auch, weil ich das dann in aller Ruhe zu Hause machen kann. Und ich kann es auch immer mal wieder verifizieren, wie die Augen sich über den zeitlichen Verlauf so verändern.

Der Refraktionskasten

Ein richtig guter Refraktionskasten ist recht teuer und schreckt vor eigenen Experimenten ab. Wie so oft macht China so einiges möglich, was man sich sonst nicht leisten könnte. Allerdings ist hier oft auch die Qualität grenzwertig.

Günstige China-Refraktionskästen, auch unter dem Begriff Optometrie, findet man z.B. bei Ebay. Die meisten Kästen ähneln sich sehr, da scheint es nur wenige Produzenten zu geben. Sie unterscheiden sich vor allem in der Anzahl der Linsen. Preislich liegen sie bei 100-200 Euro.

Die kleinen Kästen mit 104 Linsen reichen vielfach schon aus, wenn auch etwas umständlicher in der Handhabung. Hier braucht man teils 2 Linsen, um eine Zwischenstärke zusammenzusetzen, wo man beim großen Kasten mit 266 Linsen eine Einzellinse hätte.

Ich hatte hier testweise einen Kasten mit 266 und einen mit 104 Linsen. Die Qualität ist auf den ersten Blick schon grenzwertig in manchen Details. So waren z.B. die Linsen nicht richtig im Plastikrahmen eingepresst. Also etwas schlampig produziert und keine vernünftige Endkontrolle. Die Linsen mussten auch erstmal ordentlich geputzt werden. Aber all das war kein wirkliches Problem. Man kann damit hinreichend gut arbeiten, die Linsen sind ok. Natürlich kann man auch Pech haben und die Winkelkennzeichnung der Zylinder-Linsen stimmt nicht. Aber auch das bekommt man heraus, wenn man sich etwas damit beschäftigt.

Was recht unbrauchbar war, ist die Testbrille. Bei der kann man nämlich fast nichts einstellen und gerade die Pupillendistanz sollte halbwegs stimmen. Hierfür gibt es aber eine Lösung: Es gibt separat Testbrillen chinesischer Produktion für 30-50 Euro zu kaufen, die man sehr vielfältig einstellen kann. Auch hier scheint es nur einen Hersteller zu geben, aber zahlreiche Händler. Der Außen-Durchmesser der Linsen scheint mit 38mm überall kompatibel zu sein.

Grundlagen

Um sinnvoll mit dem Refraktionskasten arbeiten zu können, braucht es ein paar Grundlagen.

Die Haupt-Korrektur einer Brille wird über die sphärischen Gläser gemacht. Sphärisch heißen diese Gläser, weil sie kugelförmig beschaffen sind, so wie jede Lupe auch. Es gibt Gläser, die vergrößern wie eine Lupe, diese sind konvex auf der Oberfläche. Die Mitte der Gläser ist hier dicker, als die Ränder.

Sphärische Linsen könnte man als Normalform von optischen Linsen verstehen, die meisten sind so gefertigt, egal ob Brille, Fernglas, Fotoapparat oder Mikroskop.

Konvexe sphärische Gläser braucht man zur Korrektur der Weitsichtigkeit. Man benötigt sie also, um die Sicht in der Nähe zu korrigieren und hier scharf zu sehen.

Konkave sphärische Gläser sind genau anders herum, sie sind mittig dünner, als am Rand und sie verkleinern. Diese Gläser braucht man zur Korrektur der Kurzsichtigkeit. Damit kann man also einen Sehfehler in der Ferne so korrigieren, dass man dort dann scharf sieht.

Im Brillenpass findet man diesen Wert mit der Abkürzung SPH. Der Wert der Gläser wird in Dioptrien (dpt) angegeben. Je größer der Wert (ohne Vorzeichen), um so stärker gekrümmt ist das Glas und um so mehr vergrößert oder verkleinert es.

Das Vorzeichen gibt an, ob es sich um konvexe oder konkave Gläser handeln. Konvexe Gläser, die vergrößern, werden mit einem positiven Vorzeichen angegeben. Konkave Gläser, die verkleinern, erhalten ein negatives Vorzeichen.

Der nächste wichtige Wert ist der Zylinder. Nicht jeder benötigt ein Glas mit einem Zylinderwert. Universelle Lesebrillen, wie man sie für kleines Geld im Laden kaufen kann, haben nie einen Zylinder. Auch eine normale Lupe hat keinen Zylinder.

Den Zylinder braucht man aufgrund einer speziellen Fehlsichtigkeit. Diese entsteht, wenn die Linse des Auges nicht optimal kugelförmig geformt ist. Sie ist also in irgendeine Richtung flacher oder stärker gekrümmt. Optisch wirkt sich das ungünstig aus, weil die Strahlen des Lichtes dann unterschiedlich gebrochen werden und das Bild dann unscharf wird.

Die Zylinder-Linsen versuchen, diesen Fehler auszugleichen. Sie sind nicht wie eine Kugel geformt, sondern haben nur in einer Dimension einen Krümmung, also wie eine Welle. Man hat hier 2 Möglichkeiten der Korrektur: Entweder wird im zu flachen Bereich der Augenlinse eine zusätzliche Krümmung aufaddiert (=positiver Zylinder), oder man subtrahiert bei dem stärker gekrümmten Bereich des Auges eine Krümmung, macht sie also flacher (=negativer Zylinder).

Eigentlich hat man Wahlfreiheit, ob man die Kompensation mit einem positiven oder negativen Zylinder macht. Beide können das Auge korrigieren, wobei die Achslage beider Varianten 90 Grad gedreht sein muss. Normal arbeitet man aber mit negativen Zylindern. Die üblichen Refraktionskästen enthalten aber positive wie negative Zylinderlinsen.

Um besser zu verstehen, wie solche Linsen gekrümmt sind, kann man sich die Zylinder-Linsen mit dem höchsten Wert konvex wie konkav mal unter Licht betrachten. Es geht vor allem darum, sich die Oberfläche der Linse genauer anzuschauen. Hier sieht man sehr schön die Krümmung nur in einen Richtung.

Mit dem Zylinder kann man es sich auch so vorstellen: Eine perfekt kugelförmige Augenlinse bräuchte z.B. eine Korrektur von +2,0 dpt. Eine verformte Linse braucht z.B. waagerecht (0 Grad) auch die +2,0 dpt, senkrecht (90 Grad) aber +3,5dpt. Es ist also eine Linse, die im senkrechten Schnitt mehr gekrümmt ist, als im waagerechten Schnitt.

Um dies umzusetzen braucht es ein sphärische Linse von +2,0 dpt und einen Zylinder senkrecht von +1,5dpt, der also in senkrechter Achse die Brechung auf +3,5 dpt erhöht.

Was genauso geht: Man hat eine +3,5 dpt sphärische Linse, von der man in waagerechter Richtung mit einem -1,5 dpt Zylinder auf +2,0 dpt subtrahiert.

Die Resultate beider Varianten sind gleich. Hier erkennt man auch, warum die Achslage bei beiden Varianten um 90 Grad gedreht sein muss.

Die Zylinderkorrektur ist nie 100% korrekt, denn die Augenlinse ist nur selten so verformt, dass man sie mit einer einfachen Korrekturlinse optimal korrigieren könnte. Aber oft reicht diese einfache Korrektur aus, um hinreichend gut sehen zu können.

Die Zylindergläser haben eine Markierung auf dem Glas, weil es hier wichtig ist, sie genau in den richtigen Winkel zu drehen. Nur wenn sie im optimalen Winkel sind, korrigiert sie die Augenlinse dort, wo sie die Korrektur braucht. Deshalb gehört zum Zylinder-Dioptrien-Wert auch immer einen Winkel.

Der Zylinder-Wert ist im Brillenpass mit ZYL/CYL angegeben, in der Regel negativ. In welche Richtung das Zylinderglas gedreht wird, wird im Brillenpass mit "A", "ACH", "AX" oder "Achse" angegeben. Wenn man die Markierung auf dem Glas mit der Skala der Messbrille auf den entsprechenden Wert dreht, hat man die korrekte Lage des zylindrischen Glases und korrigiert so diese Art der Fehlsichtigkeit. Man nennt sie in der Fachsprache Astigmatismus und umgangssprachlich Hornhautverkrümmung.

Achswerte liegen immer im Bereich zwischen 0-180 Grad. Es liegt in der Natur der Sache, dass der Winkel sich nach einer halben Umdrehung wiederholt. 0 Grad entspricht 180 Grad, weshalb man eigentlich nur 0-179 Grad bräuchte, um den Winkel eindeutig zu beschreiben.

Hier ein Beispiel, wir wir uns nun eine Messbrille zusammenbasteln, die unseren Werten entspricht. Im Brillenpass steht:

  • R SPH 1,5 Zyl -1,0 A 170
  • L SPH 2,5 Zyl -0,5 A 5

Die Messbrille kann 3-4 Linsen gleichzeitig pro Auge aufnehmen. Auf die rechte Seite der Brille würden wir jetzt ein sphärisches Glas mit der Stärke +1,5 einsetzen. Das ist ein konvexes Vergrößerungsglas.

Zusätzlich braucht es ein zylindrisches Glas, konkav, mit dem Wert -1,0. Dieses Glas muss auf der Skala mit der Markierung auf 170 Grad gestellt werden. Ob man die rechte oder linke Markierung am Glas nimmt, ist egal. Denn dreht man es um 180 Grad, ist es wieder identisch.

Die linke Seite bestücken wir mit einem sphärischen +2,5 Dioptrien Glas und mit einem zylindrischen -0,5 Glas. Den Zylinder drehen wir hier auf 5 Grad.

Die so bestückte Messbrille sollte nun genauso korrigieren, wie die nach Brillenpass gefertigte Brille.

Eins fehlt aber noch für eine vernünftige Messbrille: Wir müssen die Pupillendistanz korrekt einstellen. Diese hat zwar keine so großen Einfluss auf die Korrektur, aber man sollte sie trotzdem halbwegs korrekt einstellen. Im Brillenpass findet man sie unter dem Kürzel PD für beide Augen.

Die Pupillendistanz ist die Entfernung von der Nasenmitte bis zur Augenmitte, wenn man geradeaus schaut. Hat man z.B. links 31mm und rechts 33mm, so erkennt man daran, dass die Augen etwas asymetrisch vom Nasenmittelpunkt sind. Und man kann sagen, dass beide Augen 31+33mm = 64 mm Abstand zueinander haben.

Man braucht diesen Wert deshalb, damit die Pupille genau mittig zur Linse sitzt.

An der Messbrille gibt es eine Skala für die Pupillendistanz, die wir direkt aus dem Brillenpass übernehmen können. Bei den billigen Messbrillen, die beim Refraktionskasten dabei liegen, gibt es in der Regel nur eine fixe Pupillendistanz, die in der Regel auf der Messbrille aufgedruckt ist, kann man aber auch selber nachmessen.

Die genaue Pupillendistanz ist nicht extrem wichtig, weil sie nur einen recht kleinen Einfluss auf die Sehschärfe hat. Aus diesem Grund funktionieren fertige Lesebrillen aus dem Supermarkt auch, die ja keine individuelle Pupillendistanz haben. Aus diesem Grund funktioniert auch eine Messbrille, wo man die Pupillendistanz nicht einstellen kann. Trotzdem sollte man für eine vernünftige Vermessung mit einer halbwegs korrekten Pupillendistanz arbeiten.

Auf prismatische Gläser, die eine falsche Augenstellung zueinander korrigieren, will ich hier nicht eingehen. Es gibt in den Refraktionskästen aber oft auch prismatische Gläser.

Ein Wert, der noch Bedeutung hat, ist die evtl. vorhandene Addition, im Brillenpass mit Add abgekürzt. Eine Einstärkenbrille korrigiert im Normalfall so, dass man in der Ferne optimal sehen kann. Deshalb sollte man Sehtests auch immer in der Ferne machen, also ein Abstand von mindestens 4 Metern, besser 6m. Darüber ändert sich die Akkommodation des Auges kaum noch, man könnte auch sagen, alles über 6m ist Ferne. Wenn man ein Glas noch feiner abstimmen will, sucht man sich noch weitere Entfernungen, z.B. 100 Meter. Man schaut hier also aus dem Fenster oder testet im Freien.

Bis zu einem gewissen Alter ist dies auch hinreichend, weil die Linse im Auge sich verformen kann, so dass man dann auch in der Nähe optimal sieht. Man korrigiert also immer nur für die Fernsicht und die Nahsicht übernimmt dann die Akkommodation des Auges. Das Auge kann die Linse also durch Muskeln konvexer machen, wodurch man dann auch in der Nähe scharf sieht.

Weil im Alter die Flexibilität der Linse im Auge abnimmt, reicht diese Möglichkeit dann nicht mehr aus, man braucht dann auch eine Brille für die Nähe. Diese bekommt eine sogenannte Addition. Das ist nichts anderes, als dass ein sphärisches Glas mit positivem Wert mit draufgerechnet wird. Wer also SPH +1,5 hat und eine Add von +1,5, kann in die Testbrille einen Wert von +3,0 einlegen.

Bei Bifokalbrillen ist die Addition nur im unteren Lesebereich wirksam. Bei Gleitsichtbrillen wirkt die Addition auch im unteren Lesebereich, wobei der Übergang hier gleitend ist. Die Gleitsichtbrille verschmilzt sozusagen Fernbrille und Nahbrille miteinander, oben ist es Fernbrille und unten Nahbrille mit gleitendem Übergang.

Die Vermessung

Bei der Vermessung brauchen wir in aller Regel nicht bei Null anzufangen. Es geht eher um den Anwendungsfall, dass man bereits eine Brille vom Optiker hat und damit auch konkrete Werte in einem Brillenpass.

Wir wollen also eher die ermittelten Werte prüfen und ggf. optimieren. Oder man will herausfinden, welche Addition günstig für eine Lesebrille ist. Auch lässt sich gut überprüfen, ob sich die Augen verändert haben und man nun stärkere oder manchmal auch schwächere Werte braucht.

Insofern ist fast immer die Basis, die Messbrille erstmal mit den Werten zu bestücken, die auf dem Brillenpass stehen und wie sie die gewohnte Brille auch hat.

Also wie folgt:

  • Messbrille einstellen: Pupillendistanz, Bügellänge, Bügelneigung, Nasenauflage Höhe und Tiefe. Sollte so eingestellt sein, dass die Pupillen mittig des Linsenbereichs liegen.
  • Sphärische Gläser bestücken
  • Falls nötig, die zylindrischen Gläser bestücken. Zylindergläser oben aufliegend bestücken, damit man die Markierung sehen und die Achse einstellen kann.
  • Zylinder-Achse jeder Seite einstellen.

Für Fernbrillen sollte man einen Raum haben, wo man in mindestens 4m Entfernung prüfen kann, ob man scharf sieht. Besser sind 6m und zusätzlich auch mal aus dem Fenster schauen, um Objekte in 50-200 m Entfernung auf Schärfe zu prüfen. Der Raum sollte recht gut beleuchtet sein.

Als Objekt, was man betrachtet, besorgt man sich eine Sehtafel als Download aus dem Internet. Es reicht aber auch schon ein eigener Ausdruck mit Schrift in unterschiedlicher Größe.

Beim Prüfen würde ich erstmal die Normalbrille mit der Testbrille gegentesten, ob beide das gleiche Ergebnis liefern. Falls nicht, ist etwas falsch bestückt oder die Linsen aus dem Refraktionskasten sind falsch gefertigt. Diesen Fall müssen wir bei billigen Kästen immer etwas im Blick behalten. Die Linsen aus dem Refraktionskasten sollten auch alle geputzt sein.

Jedes Auge wird immer einzeln getestet. Man hält das eine Auge also z.B. mit der Hand zu oder setzt eine schwarze Abdeck-Linse zusätzlich ein, die im Refraktionskasten dabei ist.

Als erstes sollte man den sphärischen Abgleich machen. Die sphärischen Gläser haben keine Achse, hier können wir prüfen, ob ein Glas mit weniger oder mehr Dioptrien zu einem besseren Ergebnis führt, wir also schärfer sehen können. Beim Wechsel dieses Glases müssen wir aber immer aufpassen, dass die Achse des Zylinderglases nicht verdreht wird. Das würde zu Messfehlern führen. Auch bei der Sphäre geht man in kleinen Schritten von +/- 0,25 dpt vor. Man kann hier auch problemlos ein Glas mit 0,25 dpt vor die Messbrille halten, um zügig prüfen zu können, ob es mit oder ohne dieses Glas besser wird. Natürlich müssen wir in beide Richtungen prüfen. Wenn ein Auge nach Brillenpass +2,0 dpt hat, testen wir +1,75 und +2,25 dpt, ob ein besseres Ergebnis zu Stande kommt. Ist +2,25 dpt besser, kann man auf +2,5 dpt prüfen. So tastet man sich Stück für Stück bei beiden Augen vor, bis man das optimale sphärische Glas gefunden hat.

Achtung: Handelt es sich um sphärische Gläser mit negativen Wert, erhöhen wir nur soweit, wie der Seheindruck besser wird. Ein stärkeres Glas, was nicht zu einem besseren Seheindruck führt, wird verworfen. Es kann also sein, dass stärkere Gläser zu einem gleichbleibenden Seheindruck führen, wir nehmen aber immer das schwächste Glas, was zu einem optimalen Ergebnis führt. Die Frage hier lautet also: "Wird der Seheindruck mit dem nächsten Glas besser?" Bei Ja wird weiter erhöht. Bei Nein wird das letzte Glas verworfen.

Handelt es sich hingegen um sphärische Gläser it positiven Wert, erhöht man soweit, bis der Seheindruck schlechter wird. Dieses Glas wird verworfen und das vorherige mit dem besten Seheindruck wird genommen. Hier könnte es also sein, dass mehrere Erhöhungen zu einem gleichbleibend guten Seheindruck führen, dann nehmen wir das letzte, was noch zu einem optimalen Seheindruck führt. Die Frage hier lautet also: "Wird der Seheindruck mit dem nächsten Glas schlechter?" Bei nein wird weiter erhöht. Bei Ja wird das letzte Glas verworfen.

Im zweiten Schritt prüft man die Achse, insofern man einen Astigmatismus hat. Wieder jedes Auge einzeln. Man fokussiert die Schrift auf der Sehtafel, eine möglichst kleine Schrift, die man noch lesen kann. Nun dreht man am Achsendrehrad ganz leicht in beide Richtungen und beobachtet, wo es schärfer und unschärfer wird. Man sucht sozusagen den schärfsten Punkt, der mittig zwischen den Unschärfen liegt. Das ist nicht ganz trivial, gerade wenn der Zylinder eher klein ist.

Wenn man ein Optimum gefunden hat, setzt man die Brille ab und kontrolliert den Achswert. Diesen notiert man sich. Dann wiederholt man den Test noch z.B. 5 mal. Man schaut sich dann die ermittelten Werte an. Liegen sie alle sehr nahe beieinander, hat man die Achse schon gut gefunden. Hat man größere Streuungen, macht man noch ein paar weitere Versuche, um sich dem Optimum zu nähern. Zum Schluss vergleicht man den ermittelten Wert mit seinem Brillenpass, ob der dort stimmig ist oder man eine bessere Achse gefunden hat.

Generell sei gesagt: Solche Messungen sind für das Auge und Gehirn anstrengend. Deshalb macht es Sinn, immer wieder Pausen zu machen, um sich nicht zu überfordern. Sonst werden auch die Messwerte falsch.

Astigmatismus-Korrektur prüfen: Ob die Korrektur über die zylindrischen Werte halbwegs stimmen, kann man über Astigmatismus Testbilder herausfinden. Diese findet man mit der Google-Bildersuche zahlreich. Was mit so Bildern auch gut gelingen kann: Die Achse prüfen. Wenn man so ein Bild anschaut und an der Achse dreht, erkennt man gut die Veränderungen und kann auch so ein Optimum finden. Auch lässt sich über eine Veränderung der Achse überhaupt erstmal erkennen, wie Fehlbilder wirken.

Mit der Testbrille kann man den Zylinder testweise etwas kleiner oder größer wählen und prüfen, wo mehr Schärfe vorhanden ist. Man sollte hier mit kleinen 0,25 dpt Schritten arbeiten. In der Regel ist wird mit negativen Zylinderwerten gearbeitet. Hat man also einen Zylinder von -1,5 dpt, testet man einmal mit -1,25 dpt und einmal mit -1,75 dpt.

Den Test sollte man öfter machen, um wirklich eine genaue Aussage machen zu können, wo die größte Schärfe vorhanden ist.

Man kann auch eine -0,25 dpt Linse vor die Brille halten, um zügige Vergleiche machen zu können. Dabei muss aber darauf geachtet werden, dass man das Glas im richtigen Winkel hält. Auch hier müssen wir natürlich wieder in beide Richtungen prüfen, also schwächer und stärker gegenüber den Werten lt. Brillenpass.

Noch besser lässt sich so ein Test mit einem sogenannten Kreuzzylinder durchführen, der manch einem Kasten beiliegt. Man kann so eine Kreuzzylinderlinse mit Handgriff auch für kleines Geld nachkaufen. Diese hält man im richtigen Winkel vor die Messbrille und kann sie wenden. Hierüber kann man erkennen, in welcher Wendung das schärfere Bild entsteht. Wenn schon optimal korrigiert ist, wird es auf beiden Seiten unschärfer. Der Kreuzzylinder hat vor allem den Vorteil, dass man unmittelbar vergleichen kann. Bei einem Linsenwechsel liegt deutlich mehr Zeit dazwischen, dann fällt ein Vergleich schwer.

Hat man herausgefunden, dass der Zylinder korrigiert werden musste, muss man auch die Sphäre nochmal feinabgeglichen werden. Denn beides beeinflusst sich gegenseitig. Hat der negative Zylinder sich vergrößert, muss man das sphärische Glas evtl. in Plusrichtung leicht korrigieren. Hat man also den Zylinder um zusätzlich -0,5 dpt korrigiert, muss man die Sphäre um vielleict +0,25 dpt korrigieren.

Wir haben jetzt also über die Optimierung der 3 Parameter Sphäre, Achse, Zylinder die optimale Fernbrille gefunden. Das ist immer die erste Aufgabe, die Fernsicht zu optimieren. Erst dann dürfen wir uns an die Nahsicht machen.

Möchte man jetzt eine Brille für die Nähe haben, braucht es eine Addition. Man nimmt also die optimierte Linsenkombination für die Ferne und schiebt ein Plusglas zusätzlich rein. Eine sinnvolle Addition liegt typisch im Bereich von 1,0-3,5. Dies sieht man auch an den fertigen Lesebrillen aus dem Supermarkt, die sich in diesem Bereich bewegen.

In Sonderfällen können aber auch kleinere Additionen interessant sein, um z.B. eine Raumbrille zu haben, mit der man in 3m Entfernung noch scharf sieht, aber im Nahbereich die Situation etwas verbessert. Dann können selbst Additionen von +0,25-0,5 dpt Sinn machen.

Für die Nähe nehmen wir uns ein Buch oder eine Zeitung mit eher kleiner Schrift.

Man fängt mit einer kleinen Addition von z.B. +1,0 dpt an und schaut dann, wie nahe man an die Vorlage herangehen kann, um noch scharf zu sehen. Bei 1,0 dpt könnte es z.B. sein, dass wir nur bis auf 70cm heran können, darunter würde es wieder unscharf. Auch hier testet man wieder beide Augen getrennt voneinander.

70cm wäre für die Arbeit am Computer noch ganz brauchbar, aber wenn man ein Buch liest, liegt ein guter Leseabstand eher so bei etwa 40cm. Das ist aber nur ein Richtwert, jeder muss hier für sich prüfen, was ein guter Leseabstand ist und mit welcher Addition man gut klar kommt.

Man muss hier also schrittweise die Addition soweit erhöhen, bis man in seinem gewohnten Leseabstand scharf sehen kann. Man sollte hier auch nicht zu knapp wählen. Wer also in 40cm lesen will, sollte bis z.B. 35cm noch scharf sehen können. Dies von der Idee, dass das Auge nicht schon "am Anschlag" mit der Akkommodation ist. Auch im Hinblick, dass die Akkommodation mit der Zeit schlechter wird und dass es auch Tagesschwankungen gibt.

In der Regel ist die Addition beider Augen gleich. Das ist auch logisch, weil beide Augen über die Ferne schon optimal korrigiert sind. In dieser Form korrigierte Augen brauchen für die Nähe dann beide die gleiche Stärke. Es kann aber sein, dass ein Auge noch stärker akkommodieren kann, als das andere. Dann orientiert man sich in der Regel am schlechteren Auge. Es ist aber durchaus möglich, die Addition rechts und links leicht unterschiedlich auszulegen, das macht man aber eher selten. Und wenn man es macht, dann gehts in der Regel nur um geringe Unterschiede von z.B. 0,25 dpt.

Tipp: Addition kann man auch immer recht einfach mit handelsüblichen Lesebrillen prüfen. Hierfür setzt man zuerst seine normale Fernbrille auf. Davor setzt man die Lesebrille als zweite Brille zusätzlich auf. Lesebrillen bekommt man in den Stärken 1,0 / 1,5 / 2,0 / 2,5 / 3,0 / 3,5. Sie sind sehr billig zu bekommen, ab 2-3 Euro. Als Aktionsware gibts die auch immer wieder bei den großen Discountern. Man kann sich davon einige Stärken besorgen und so sehr komfortabel Tests machen, welche Addition für einen optimal ist. Und das können auch durchaus mehrere Varianten sein, je nachdem, für welche Aufgabe man die Nahbrille benötigt. Für den Computer reicht eine niedrige Addition, für normale Lesetätigkeiten eine mittlere und für feine Naharbeiten ist eine Brille mit höherer Addition günstig. Eine höhere Addition wirkt wie eine Lupe. Wählt man allerdings die Addition zu hoch, muss man zu nah an ein Objekt heran. In so einem Fall braucht es dann besser eine Lupenbrille, die ähnlich wie ein Fernglas funktioniert, man hat also genügend Abstand zum Objekt und trotzdem eine hohe Vergrößerung.

Hat man so seine Werte für Ferne und Nähe gefunden, lohnt es sich, über mehrere Tage und Tageszeiten die so ermittelten Werte nochmal zu prüfen. Es gibt nämlich Tagesschwankungen, die bei jedem anders ausfallen. Hierüber bekommt man einen Eindruck, ob man selber größere Tagesschwankungen hat, die man dann evtl. berücksichtigen muss.

Auch würde ich die so erstellte Brille mal bei Dunkelheit bzw. wenig Licht prüfen. Je weniger Licht, um so schneller fallen fehlerhafte Brillenwerte auf. Man kann z.B. bei Dunkelheit aus dem Fenster gucken und ein beleuchtetes Fenster in 100m Entfernung checken, ob man man es scharf sieht. Beide Augen separat prüfen.

Auch ist es nach der Einzelvermessung der Augen wichtig, den Gesamteindruck beider Augen zu prüfen. Hier ist es auch wichtig, einem Gefühl von Stimmigkeit zu folgen. Also achtsam sein, ob es sich so gut anfühlt oder ob irgendwas stört. Allerdings: Neue Brillenwerte können immer erstmal irritierend wirken. Das Gehirn braucht Zeit, um sich daran zu gewöhnen.

Brillenfertigung

Hat man seine optimalen Werte herausgefunden, hat man nun verschieden Möglichkeiten. Man könnte mit den optimierten Werten zum Optiker gehen, und diese Werte nochmal durch einen Profi überprüfen lassen. Das gibt zusätzliche Sicherheit, dass man wirklich optimierte Werte gefunden hat und nicht zu falschen Messergebnissen gekommen ist. Auch muss man ja bei den billigen Refraktionskästen Fehler bei den Linsen einkalkulieren.

Bestätigt der Optiker die Werte oder findet so nochmal neue optimierte Werte, kann man so fertigen lassen.

Alternativ vertraut man seinen ermittelten Werten und lässt schonmal preisgünstige Brillen fertigen. Bei den großen Optikketten gibt es in der Regel günstige Einstärken-Brillen mit einfachen Gläsern für 20-50 Euro. Oder man nutzt Online-Brillenanbieter wie Brille24 und lässt dort eine Brille fertigen. Hier bekommt man schon recht gute Qualität im Bereich 40-50 Euro.

Die so gefertigten Brillen kann man dann nochmal genauer prüfen über eine Sehtafel, den Blick in weitere Entfernung von 50-200 Metern. Für Lesebrillen kann man prüfen, wie weit der Leseabstand sein muss, um gerade noch scharf zu sehen.

Wichtig: An jede neue Brille muss man sich gewöhnen. Das Gehirn verknüpft die neuen Seheindrücke und gleicht vieles aus. Diese Gehirnleistung braucht Zeit. In der Regel sollte diese Gewöhnung nach 1-2 Wochen erfolgt sein, insofern man die Brille auch regelmäßig trägt.

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