Akkuwechsel bei Oral-B Zahnbürsten

reintechnisch.de :: Start: 27.12.2017 :: Stand: 27.12.2017

Nach 3-4 Jahren ist bei vielen Schluss: Der Akku der Oral-B Zahnbürste hält nur noch sehr kurze Zeit. Dann müsste man eigentlich ein neues Handstück kaufen. In der Regel kauft man gleich ein komplett neues Set, weil das Handstück kaum billiger ist und evtl. auch die Ladestation nicht mehr passt.

Die Situation ist hier sehr unbefriedigend, weil technisch so eine Zahnbürste mindestens doppelt so lange halten könnte, wäre der Akku leicht auswechselbar. Hier gehts in meinen Augen nur darum: "Was lange hält, bringt kein Geld."

Die Lebensdauer des Akkus lässt sich übrigens nach meinen Erfahrungen verlängern, wenn man das Handteil erst wieder auflädt, wenn es wirklich fast leer ist. Das gilt zumindest für die NiMH-Zellen, wie sie bei den meisten Geräten von Oral-B verbaut sind.

Wer etwas Erfahrung im Elektronikbasteln hat, kann einen Akkutausch selber vornehmen.

Akkuwechsel

Die Oral-B Zahnbürsten der letzten 5 Jahre im Preissegment ab 50 Euro sind sich alle recht ähnlich. Als Beispiel dient hier eine Oral-B 5500 aus dem Jahre 2012. Aktuelle Geräte der Serien 6400, Smart 5, Pro 3000 und Pro 900 dürften genauso aufgebaut sein. Hier gibt es eine Herausforderung. Direkt unterhalb der Aufsteckbürste befindet sich ein weißer Plastikring. Dieser ist aufgepresst und muss heruntergehebelt werden. Und das geht alles andere als leicht. Meine Versuche, mit einem Messer zu hebeln, scheiterten bzw. irgendwann zerbrach mir der Ring. Im Netz hab ich einen interessanten Tipp gelesen: Man erwärme diesen Ring in kochendem Wasser, womit er sich dann besser herunterlösen lässt. Das erscheint mir eine gute Idee, die ich selber aber noch nicht verifizieren konnte.

Manche Tutorials erwähnen diese Plastikring gar nicht. Dort wird einfach das Innenleben mit Ring nach unten herausgedrückt. Diesen Bastlern entgeht die Tatsache, dass dabei in der Regel das ganze Dichtelement vorne zerstört wird und das Gerät dann nicht mehr dicht ist.

Auch wenn der Ring kaputt gehen sollte oder man ihn bewusst zerstört, um ihn herunterzubekommen: Ein Betrieb ist recht einfach auch ohne diese Ring möglich.

Hier kurz die Schritte, was zu tun ist:

  • Neuen Akku besorgen, findet man überall im Netz z.B. bei Ebay oder bei Google Shopping.
  • Plastikring oben entfernen, z.B. durch Erhitzung mit kochendem Wasser und dann herunterhebeln mit einem Messer. Verletzungsgefahr durch abrutschendes Messer beachten!
  • Auf der Unterseite den herausdrehbaren Deckel lösen. Hierfür dient das Ladegerät als "Schraubendreher". Ist ein Bajonettverschluss, nur etwa eine viertel Umdrehung, dann kann man ihn herausnehmen.
  • Das aufgesetzte Unterteil, aus dem man den Deckel herausgeschraubt hat, entfernen. Ist nur aufgepresst und kann mit Schraubendreher oder Messer vorsichtig heruntergehebelt werden.
  • 2 innenliegende Halteklammern zur Mitte hin heraushebeln, diese sollten in der entsperrten Position hängen bleiben.
  • Nun kann man mit Druck auf die Welle vorne das gesamte Innenleben herausschieben.
  • Der Akkuwechsel sollte dann ohne Probleme gelingen. Am Besten mit Entlötlitze arbeiten. Die Feder rückseitig vom Motor zuvor entfernen, die stört beim Wechsel. Den Pluspol des neuen Akkus so biegen, dass er mit der Feder später nicht in Berührung kommt.
  • Nach dem Wechsel Gerät kurz auf das Ladegerät setzen. Erst dann wird es aktiviert und kann dann getestet werden.
  • Wenn alles ok, kann es in umgedrehter Reihenfolge wieder zusammengebaut werden.
  • Die Akkustandsanzeige kann Anfangs verkehrt anzeigen. Nach einem Entlade-Ladezyklus sollte sie wieder stimmen.

Sollte der Ring oben kaputt gegangen sein, funktioniert Folgendes: Abdichtung mittels Uhu Max-Repair Extreme in der 20g-Tube. Das ist ein flexibler MS-Polymerklebstoff, der gut dichtet, allerdings nicht für den Lebensmittelbereich freigegeben ist. Da muss jeder selbst abwägen, ob das eine akzeptable Lösung ist. Zusätzlich hab ich sofort nach Kleberauftrag eine O-Ring 7x1,5 hinterhergeschoben. Es braucht nur ganz wenig Kleber, weniger ist mehr. Man trägt den z.B. mit einem dünnen Nagel feinst auf.

Sollte einem die ganze Dichtung vorne abgerissen sein, lässt sich das mit diesem Klebstoff auch reparieren.

Übrigens: Überraschenderweise ist der Akku öfters gar nicht wirklich defekt. Er ist lediglich in einem schlecht formierten Zustand, weil er über Jahre mit relativ kleinen Strömen geladen wurde. Das mögen NiMH Akkus nicht sonderlich. Ich konnte mehrere Akkus nach Formierung mit einem vernünftigen Ladegerät wieder voll funktionsfähig machen, bei Kapazitäten von 1600mAh. Das könnte fast dem Neuzustand entsprechen. Man könnte durchaus darüber nachdenken, den Akku im eingelöteten Zustand nur neu zu formieren. Das gilt vor allem bei Akkus, die erst 3-4 Jahre alt sind. Typische Lebensdauer solcher Akkus liegt bei 7-10 Jahren.

Anleitungen gibts übrigens zahlreich auf Youtube. Allerdings gibts dort auch zahlreiche falsche Anleitungen, da sollte man mehrere vergleichen.

Klebende Plastikteile

Die Weichplastikteile der Geräte sind leider auch nicht sonderlich langzeitstabil. Sie entwickeln eine klebrige Oberfläche, die auch ekelig anschmutzt. Kann man da was tun? Ich hab mal einen Test gemacht: Erstmal gereinigt mit Isopropanol und Lappen, bis der Schmutz ganz herunter war. Dann hab ich die Oberfläche einmal dünn mit Schellack behandelt. Schellack ist natürlichen Ursprungs und lebensmittelecht. Erste Tests sind vielversprechend. Es klebt nichts mehr und der Lack scheint zu halten. Allerdings ist Schellack nicht sonderlich stabil gegenüber Wasser. Das Handstück nach Gebrauch also trockenreiben. Ob das längerfristig funktioniert, muss noch getestet werden.

Weblinks