Reparatur Dell Latitude C810/C840 Backlight/Hintergrundbeleuchtung

Winfried Mueller, www.reintechnisch.de, Start: 22.04.04, Stand: 03.07.05

Einführung

Mit diesem Artikel möchte ich meine Erfahrungen mit der Reparatur eines Dell-Latitude C810 Notebooks weitergeben. Es geht um das Problem, dass die Hintergrundbeleuchtung (Backlight) sich nicht mehr sauber einschaltete. Dies passierte mit der Zeit immer häufiger, bis sie zum Schluss fast gar nicht mehr funktionierte. Zuvor brachte es oft etwas, den Rechner nochmal ein- und auszuschalten oder die Bildschirmauflösung zu verändern.

Der Reparatur geht eine Story voraus. Gekauft habe ich das Gerät im November 2003. Bis November 2004 lief das Gerät recht problemlos. Dann passierte es jedoch immer wieder, dass die Hintergrundbeleuchtung aus blieb. Meist dann, wenn man das Gerät nach kurzer Arbeitspause und ausgeschaltetem Display wieder erwecken wollte. Da ich fest davon ausging, das wir 3 Jahre Garantie eingekauft haben, wollte ich das Problem erstmal weiter beobachten. Als ich keine Ideen mehr hatte, rief ich im Dezember 2003 die Hotline an. Die sagte, ihnen wäre kein Serienfehler bekannt und ich solle man die Bildschirmtreiber aktualisieren. Gesagt, getan. Ging trotzdem nicht. Die Hotline schockte mich aber mit der Aussage, dass die Garantie schon einige Wochen abgelaufen sei. Ich sagte erstmal, dass kann nur ein Missverständnis sein, ich werde das mit dem Verkäufer abklären.

Es stellte sich jedoch heraus, dass die Garantie tatsächlich auf 1 Jahr begrenzt war. Auch die 2 Jahre, die heutzutage normal auf alle technischen Geräte sind, zählte hier nicht, weil ich das Gerät über eine Firma gekauft habe, es also kein Privatkauf war. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass damals auf der Homepage 3 Jahre Garantie stand. Und der Verkäufer sagte mir auch, dass dies das Normale sei und ich explizit diese Garantie abgewählt haben müsste. Das habe ich aber niemals getan, weil ich genau weiß, wie teuer Notebook-Reparaturen sind. Ich konnte da aber nichts nachweisen und so hoffte ich zumindest auf Kulanz, schließlich waren ich ja gerade 1 Monat über der jährlichen Garantie.

Ich will es kurz machen: Kulanz wollte man mir trotz all meiner Versuche nicht geben, keine Chance. Später bestätigten mir einige andere leidgeplagte Dell-Nutzer diese Erfahrungen. Dell scheint bei sowas knallhart zu sein.

Gut, also habe ich nachgefragt, was denn eine Reparatur kostet. Zuerst meinte man etwa 400 Euro pauschal. Als ich dann konkret reparieren wollte und nochmal nach dem Preis fragte, waren es 700 Euro. Als ich fragte, warum denn so viel, es sei doch vermutlich nur die Converter-Platine, die vielleicht 10 Euro kostet, meinte man, die würde keiner einzeln tauschen, es werde das komplette Display getauscht und das kostet halt so viel.

Dies war für mich völlig inakzeptabel. Einerseits der unglaubliche Preis und andererseits das Gefühl, hier völlig über den Tisch gezogen zu werden. Außerdem hätte ich für 700 Euro mir bei Ebay ein funktionsfähiges gleiches Gerät ersteigern können.

Ich telefonierte erstmal einige freie Notebook-Reparaturfirmen durch, die mir evtl. weiterhelfen können. 200 Euro sind das Minimum für jegliche Notebook-Reparatur, es können bei diesem Fehler aber durchaus 300 oder 400 Euro werden, sagte mir eine Werkstatt.

Wenn eh keine Garantie mehr drauf ist, versuche ich selber mein Glück, dachte ich mir. Schließlich habe ich jahrelang in der Hardware-Entwicklung gearbeitet und Lötkolben und Oszilloskop noch in meiner kleinen Werkstatt stehen.

Aus diesem Entschluß sind dann etwa 15 Stunden Erkundungsabenteuer geworden. Wenn man erstmal weiß, wo das Problem liegt, geht die Reparatur schnell vonstatten. Wer ein wenig Erfahrung im Umgang mit Schraubenzieher und Lötkolben hat, kann in 1-2 Stunden sein Notebook reparieren.

Die Ursache

Ich war mir ziemlich sicher, dass es an der Inverter-Platine liegt, die die Hochspannung für die Hintergrundbeleuchtung erzeugt. Die Lampen selber konnten nicht defekt sein, weil es ja manchmal ging. Ein Wackelkontakt schien es aber auch nicht zu sein, weil klopfen und drücken und bewegen des Displays nichts brachte. Nach Öffnen des Displays führte ich alle möglichen Messungen an der Inverterplatine durch. Als ich einen Pin mit dem Oszi berührte, schaltete auf einmal die Beleuchtung ein. Merkwürdig... Kann nur was hochohmiges sein...

Ich konnte das noch mehrfach wiederholen. Es war Zeit, mir mal Unterlagen der Schaltkreise zu besorgen. Zum Glück wurde ich im Internet fündig: Der MP1010 von Monolithic Power Systems (MPS) wird für die Steuerung der Hintergrundbeleuchtung verwendet und dazu gab es Unterlagen auf http://www.monolithicpower.com. Ich verglich den Design-Vorschlag der Schaltung mit der Inverter-Platine vom Dell Notebook. Und es war ein fast identisches Design.

Als ich mir den Enable-Eingang (Pin 4) genauer anschaute, bemerkte ich einen Design-Fehler auf der Inverter-Platine. Es fehlte ein Kondensator. Man kann den Enable-Eingang direkt ansteuern oder aber mit einer Kombination über 2 Widerstände und 2 Kondensatoren, die die Flankensteilheit erhöhen. Bei der Dell Platine waren zwar 2 Widerstände und ein Kondensator vorhanden, es fehlte jedoch ein weiterer. Und dies führte zum umgekehrten Effekt: Anstatt die Flankensteilheit des Ursprungs-Signals zu erhöhen, wurde sie nun noch verflacht.

Einerseit konnte ich mir nicht vorstellen, dass ein Gerät, was zuvor schon ein Jahr verkauft wurde, noch solche Fehler enthielt, andererseits passte der Fehlercharakter dazu. Der Schaltkreis wurde außerhalb der Spezifikation betrieben (Flankesteilheit) und wenn man Glück hatte, funktionierte es und manchmal eben auch nicht. Und wenn man den Enablepin hochohmig z.B. mit einer Oszispitze berührt, berappelt sich der IC und schaltet doch noch ein. Zuvor war er also in einem undefinierten schwebenden Zustand.

Auch wenn ich es noch nicht recht glauben konnte, rüstete ich den fehlenden Kondensator nach. Bei dem Kondensator handelt es sich um einen 1uF Tantal-Elko. Er muss zwischen Pin 4 (Enable) und Pin 17 (VRef) des MP1010 IC's geschaltet werden, siehe auch Bild 1 und Bild 2. Ich hab das einfach mit etwas Fädeldraht bewerkstelligt und habe mir ein paar Lötpunkte ausgesucht, die gut zugänglich waren. Pluspol des Tantal-Elkos an Pin 17 des IC's.

Und tatsächlich - es funktionierte. Nach mehreren Stunden Probebetrieb war ich mir ziemlich sicher, dass ich das Problem damit gefixt habe. Zuvor war die Hintergrundbeleuchtung nahezu nicht mehr an zu bekommen und jetzt gab es keinen einzigen Ausfall. Ich stellte hierzu das Display so ein, dass es jede Minute ausschaltete. Nach ca. 50 mal Einschalten war ich mir recht sicher. Also habe ich den Kondensator mit etwas Kontaktkleber befestigt und das Gerät wieder zusammengebaut. Seither läuft es seit Wochen problemlos.

Nachtrag: Leider dauerte es keine 4 Wochen, da wollte das Gerät wieder nicht. Gleiche Symptomatik, wie zuvor, trotz Kondensator. Daraufhin habe ich erstmal den Kondensator wieder entfernt und einen Taster zwischen Pin 4 des MP1010 und Masse geschaltet. Immer, wenn die Hintergrundbeleuchtung ausfiel, konnte ich hierüber einen neuen Enable-Impuls geben. Damit wollte ich eigentlich erstmal herausfinden, ob es tatsächlich am Enable-Pin liegt.

Weil das damit immer klappte und ich keine Lust mehr hatte, noch weiter mir den Kopf zu zerbrechen, beließ ich es dabei: Ich baute den Taster sauber ins Displaygehäuse ein. Immer, wenn die Hintergrundbeleuchtung ausfällt, tippe ich kurz auf den Taster und sie ist wieder da. Die Hintergrundbeleuchtung fällt übrigens nicht einfach so aus, sondern immer nur dann, wenn zuvor das Display softwaremäßig dunkel geschaltet wurde. Dies ist beim ersten Booten der Fall und wenn das Display wg. Stromsparen abschaltet.

Seit einem Jahr funktioniert das jetzt mit diesem Schalter problemlos. Mir ist dabei noch nicht so richtig klar, ob es an diesem Designfehler der Displayplatine lag, dass der Chip halb kaputt ging oder ob der Chip ganz unabhängig davon einen Defekt hat. Interessant wäre in diesem Zusammenhang, ob auch andere diesen Fehler kennen.

Display zerlegen

Bevor man irgendwo dran rumschraubt, Akkus und Netzteil entfernen. Auch dran denken, dass die Inverterplatine im Betrieb hohe Spannungen erzeugt. Lebensgefahr! Nur Fachkundige sollten dran rumbasteln. Das man durch unsachgemäße Eingriffe sein Gerät zerstören kann, sollte klar sein.

Um an die Inverter-Platine zu kommen, muss man das Display aufschrauben. Hierzu sind im Displayrahmen 6 Schrauben zu lösen, die alle unter Blindabdeckungen bzw. Gummifüssen versteckt sind. Diese Abdeckungen kann man z.B. mit einem Messer oder einem dünnen Schraubenzieher vorsichtig abheben, sie sind aufgeklebt.

Nachdem alle Schrauben gelöst sind, muss man nun noch lästige Snap-In-Haken entkoppeln, damit sich die vordere Blende vom hinteren Deckel löst. Mittlerweile gibt es ja kaum noch ein technisches Gerät, was keine Snap-In-Haken hat. Wenn man nicht vorsichtig ist, bricht man ein wenig Plastik ab. Ist meist aber nicht tragisch. Helfen tun auch hier Messer, Schraubenzieher und lange Fingernägel. Am besten fängt man unten am Scharnier an.

Wenn man dies geschafft hat, muss nun noch der Rückdeckel abgeschraubt werden. Hierzu sind 4 Schrauben am Scharnier und eine weitere rechts von der Inverter-Platine am Kabel-Einlass.

Achtung: Einige Schrauben sind länger als andere, nicht vertauschen beim Zusammenbau. Bei mir waren die 4 Schrauben des Scharniers kürzer, alle anderen gleich lang. Auch auf die Schaumstoffblöcke in den Ecken achten, die kann man schnell verlieren. Das Display darf im oberen hinteren Bereich nicht berührt werden, weil dort viele Leitungen angeschlossen sind, die sich lösen könnten. Steht auch nochmal extra auf dem Display vermerkt.

Ist der hintere Deckel entfernt, kommt man von hinten an die kleine Inverter-Platine. Dort kann man auch den MP1010 Chip finden.

Bilder


Bild1: Gefixtes Board mit übergelötetem Kondensator. Hier noch ein 100nF, der

später durch einen 1uF Tantal ersetzt wurde. 100nF reichte nicht aus.


Bild2: Schaltplanauschnitt, der 1uF Kondensator fehlte und wurde nachgerüstet. Später wieder entfernt und stattdessen ein Taster zwischen Pin 4 und Masse gelegt.

Bild3: Display Rückansicht

Bild5: Inverterplatine Display Rückansicht

Bild6: Display Gehäuse demontiert.

11. Nachtrag

03.07.2005 :: Fn+F8 Umschaltung

Betram schrieb mir, dass er mit einem Inspiron 8000 ähnliche Probleme hatte. Jedoch konnte er durch Monitorumschaltung erzwingen, dass die Hintergrundbeleuchtung wieder da war. Die Umschaltung geht über Fn+F8.

12. Copyright und Hinweise

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