Lagertipps Kleb- und Dichtstoffe

reintechnisch.de :: Start: 18.11.2017 :: Stand: 10.05.2018

Viele Kleb- und Dichtstoffe kommen in Kartuschen. Einmal geöffnet ist die Haltbarkeit stark reduziert - nach wenigen Wochen kann sie schon unbrauchbar sein. Aber selbst geschlossene Gebinde halten oft nur 1-2 Jahre.

Es gibt jedoch ein paar interessante Tricks, wie man die Haltbarkeit deutlich erhöhen kann.

Richtig verschließen

Viele Systeme härten durch Luftfeuchtigkeit (Silikone, MS-Polymere, PU-Klebstoffe). Verschließt man die Kartuschen nicht richtig, dringt Feuchtigkeit über die Luft ein und die Kartuschenspitze härtet aus.

Deshalb gilt: Nach Gebrauch nochmal ein paar cm Raupe rausdrücken und dann zügig verschließen. Ideal sind Kartuschenspitzen, die einen Schraubverschluss haben. Schraub-Kartuschenspitzen lassen sich auch nachkaufen.

Was auch möglich ist: Kartuschenspitze abschrauben und entsorgen. Direkt auf die Kartusche einen Deckel aufschrauben. Diese Deckel gibts auch günstig zu kaufen. Auch hier gilt natürlich, noch eine kleine Raupe rauszudrücken und dann sofort verschließen.

Regelmäßig nachdrücken

Trotz gutem Verschluss bleibt die Kartuschenöffnung die verwundbarste Stelle. Kleb- und Dichtstoff härtet immer durch die Kartuschenspitze ins Innere aus.

Von daher hilft ein Trick, den man aber zeitlich verlässlich planen sollte. Monatlich sollte man jede offene Kartusche einmal kurz nachdrücken. Also Kartuschenspitze öffnen, eine Raupe von vielleicht 5cm rausdrücken, Spitze mit Zewatuch ordentlich abwischen und sofort wieder verschließen.

Mit diesem Verfahren gelingt es mir in aller Regel, Kartuschen über 12-18 Monate betriebsbereit zu halten.

Mittlerweile gibts für Smartphone oder Computer genügend Apps, über die man Aufgaben auf Wiedervorlage legen kann. Das ist praktisch, um solche Jobs sicher im Auge zu behalten.

Vor Luftfeuchte abschirmen

Folgende Systeme härten durch Luftfeuchtigkeit aus:

  • Silikone (Dichtmassen und Klebstoffe)
  • MS-Polymere (viele Montagekleber und moderne Dichtmassen)
  • PU-Klebstoffe (hart und flexibel)
  • Cyanacryalate (Sekundenkleber, Industriekleber)

Hier ist es bei der Lagerung also von Interesse, die Luftfeuchte zu reduzieren.

Vor einiger Zeit schickte mir Reinhard Ernst einen sehr interessanten Tipp. Besten Dank dafür. Das Hauptproblem der Alterung von Kartuschenware ist das Eindringen von Feuchtigkeit. Hier hat man auch das Problem, dass der Kunststoff der Kartuschen in gewissem Maße Feuchtigkeit durchlässt. Er ist nicht diffusionsdicht.

Der Trick besteht nun darin, die Kartuschen in einen gut luftdichten Behälter zu legen und diesen mit Silica Gel (Trockenmittel) auszustatten. Das Silica Gel zieht die Feuchtigkeit aus der Luft, die noch im Behälter ist. Resultat ist eine sehr trockene Schutzatmosphäre im Behälter. Damit liegen auch die Kartuschen trocken.

Silica Gel gibts recht günstig z.B. bei Ebay (etwa 12 Euro pro Kilo). Am Besten nimmt man die orangene Sorte, die auf grün umkippt, wenn das Silica Gel von Wasser gesättigt ist. So hat man eine gute Kontrolle darüber, ob das Silica Gel noch funktioniert. Man kann Silica Gel übrigens auch wieder im Backofen regenerieren.

Eigene Tests sind sehr vielversprechend: Einen angebrochenen PU-Kleber, bei dem die Kartuschenspitze normal nach wenigen Wochen ausgehärtet ist, hab ich über ein Jahr auf diese Weise gelagert. Danach hab ich die Kartuschenspitze aufgedreht und sofort kam flüssiger Kleber heraus. Das fand ich sehr überzeugend.

Wie macht man es konkret? Eine einfache Methode sind veschließbare ZIP-Tüten. Ich hab derzeit nur welche, wo eine Kartusche ohne Spitze reinpasst. Lange und schmale Tüten sind nur schwer zu bekommen. Das Silica Gel packe ich ebenfalls in eine kleine Zip-Tüte von z.B. 60x80 mm. Diese kleine Zip-Tüte wird mit einer Nadel zahlreich durchlöchert, damit die Luft hindurch kann. In die große Zip-Tüte kommt nun die Kartusche und die Silica-Zip-Tüte. Dann drücke ich möglichst viel Luft heraus und verschließe die große Zip-Tüte. Sollte das Silica-Gel verbraucht sein, sieht man es an der Farbe.


Kleine Zip-Tüte mit Silica-Gel und Luftlöchern. Orangene Sorte, die bei Sättigung auf grün umschlägt.

Alternativ kann man Silica Gel in einen kleinen Plastikbecher packen, den man mit einem Stück Spülschwamm verschließt.

Zip-Tüten sind nicht sonderlich dicht, auch hier diffundiert über die ganze Fläche mit der Zeit Feuchtigkeit hindurch. Trotzdem habe ich gute Erfahrungen gemacht, wenn man alle 6 Monate etwa ein 20g Silica-Gel-Tütchen wechselt. Der Vorteil von Zip-Tüten ist die Einfachheit und der geringe Platzbedarf.

Für eine Kartusche eignen sich Tüten in den Maßen 180x250mm. Die Länge der Tüten (250mm) wird in der Regel bis zum Druckverschluss gemessen. 100 Tüten gibts bei Ebay unter 10 Euro. Tüten mit dem Maß 250x350mm oder 300x400 reichen dann auch für Kartuschen mit aufgeschraubter Spitze. Bisher verwende ich die günstigeren 50µm Tüten. Von der Diffusionsdichtigkeit werden natürlich die 90µm Tüten besser sein.

Eine zweite Variante bestand aus einem orangenem PVC-Abwasserrohr entsprechender Länge. Ein DN110 Rohr kann 4 Kartuschen aufnehmen. Unten hab ich ein Boden eingeklebt (mit einer Endkappe). PVC lässt sich recht gut verkleben, optimal mit Tangit, aber auch mit MS-Polymer, Sekundenkleber oder Epoxy. Oben wollte ich den Behälter dann über den Standard-Gummidichtring + Endkappe verschließen. Das erste Problem war aber, dass der Deckel recht schwer wieder raus ging. Also baute ich erstmal einen ordentlichen Griff oben dran und fettete die Gummidichtung ordentlich. Das half aber nicht, nach einiger Zeit war der Behälter nur noch mit viel Gewalt zu öffnen. Und man hat noch ein zweites Problem: Die Luft wird beim Verschließen innen komprimiert, wodurch der Deckel wieder aufgeht. Dies lies sich so lösen: 1mm Loch in den Deckel gebohrt, Deckel verschlossen und dann das 1mm Loch mit einem Stück Isoband verschlossen.

Weil mir das schwere Öffnen nicht gefiel, hab ichs dann anders gemacht: Dichtung ganz entfernt, Deckel aufgesetzt und dann zweimal stramm von außen mit Isoband verschlossen. Für Kartuschen, die längere Zeit lagern, war dies ganz ok.

Die Dichtigkeit dieses Rohres war erstklassig. Nach einem Jahr war der kleine Beutel Silica Gel (60x80mm) noch orange, konnte also noch Wasser aufnehmen.

Zur Lagerung von bis zu 8 neuen Kartuschen ohne aufgeschraubte Kartuschenspitze eignet sich die Lock&Lock HPL836 Multi-Funktionsbox für ca. 12 Euro. Die Lock&Lock HPL848 ist etwas kleiner, von der Länge her sollten da aber auch Kartuschen reinpassen.

Optimal wäre für mich ein Behälter, wo ich 4-10 Kartuschen mit Kartuschenspitze lagern könnte, der sehr gut dicht abschließt und der schnell zu öffnen ist. Bisher hab ich da noch nichts gefunden.

Maße: Eine Standard-Kartusche ist mit Schraubverschluss etwa 23cm lang und hat etwa 5cm Durchmesser. Mit aufgeschraubter Kartuschenspitze kommt man auf ca. 34cm Länge.

Nachträge

  • 10.05.2018 - Henning schrieb mir, dass er eine große Kiste von Lock&Lock gefunden hat, wo auch Kartuschen mit Spitze reinpassen. Es ist die HPL894.