Webseiten, die ganz wundersam sind

Winfried Mueller, www.reintechnisch.de, Start: 21.11.04, Stand: 21.11.04

Wundersame Webseiten sollen vor allem dadurch glänzen, dass sie nerven oder schwer benutzbar sind. Das ist ein entscheidendes Kriterium. Schließlich wollen wir den Nutzer zur Verzweiflung bringen. Es gibt genügend neugierige Voyeure, die wir abschrecken wollen. Denn unser Webangebot gehört uns! Und wenn schon jemand schauen will, dann soll er es möglichst schwer haben.

Unsere Informationen geben wir nur an den ab, der auch was leisten und erdulden will. Geschenkt gibt's hier nichts.

Ich möchte hier einige Tipps geben, wie man den Lesern und Nutzern es möglichst schwer macht, Web-Angebote aufzunehmen. Nutzt die Möglichkeiten! Das Web macht es wirklich leicht, fast unbenutzbare Websites zu erstellen. Ihr dürft sie aber auch nicht völlig unbenutzbar oder inhaltslos machen, sonst bekommt ihr keinen Besuch und die Leute werden sich nicht genügend ärgern.

Die Devise lautet also: Bleibt interessant, aber nervig.

Und nun meine Sammlung an den besten Tipps und Tricks der Branche.

1. Ätzender Hintergrund

Unruhige Hintergrundbilder in aufdringlichen Farben sorgen dafür, dass man den Text im Vordergrund kaum noch lesen kann. Der Leser muss sich abmühen. Das ist einfach genial. Manche Hintergrundbilder erzeugen nach einer Zeit der Betrachtung Augenflimmern und andere nervige Wahrnehmungseffekte. Zum Beispiel helles giftiges Gelb oder Grün. Und überhaupt: Möglichst viele Farben einsetzen! Schön sind auch strukturierte Hintergründe, die nicht mitscrollen. Ein scrollender Text kann dann noch schlechter gelesen werden. Experimentiert ein wenig...

2. Gelbe Schrift auf weißem Hintergrund

Sucht euch eine Schriftfarbe, die möglichst mit dem Hintergrund harmoniert. Gelb auf weiß kommt schon ganz gut. Übertreibt es aber nicht, man muss mit Anstrengung noch etwas lesen können, sonst wird man gänzlich uninteressant.

3. Blinkende Schrift, animierte Grafiken

Ach wie herrlich lesen sich Texte, wo ständig irgendwelche Sätze am Monitor blinken. Permanent wird die Aufmerksamkeit dahin gelenkt und das Lesen gestört. Der Betrachter muss sich um Konzentration bemühen und schafft es doch nur selten. Schön auch, wenn dem wütenden Leser auch noch ein lächelnder Smiley oder irgendeine Comicfigur entgegenblinkt. Das erhöht den Wutpegel noch einmal.

Eine ähnliche Maßnahme sind Laufschriften, möglichst mehrere auf dem Bildschirm platziert, die vielleicht auch noch gegenläufig sind. Übrigens: Auch in der Statuszeile des Browsers kann man Laufschriften positionieren. Mach Gebrauch davon!

Mit animierten Grafiken kann man ebenfalls viel Veränderung am Schirm bewirken. Alles, was sich verändert, nervt irgendwann und erfüllt damit unseren Zweck.

4. Bildschirmdimension voll ausnutzen

Ich liebe Angebote, die sich nur mit einem 19 Zoll High-Tech Monitor anschauen lassen. Wer nur einen alten 15 Zoll Monitor mit 800x600er Auflösung hat, ist selber schuld. Der soll gefälligst bei jedem Satz einmal nach rechts und links scrollen. Das ist schön nervig.

Auch schön, wenn Scrollbalken ganz fehlen und man nicht nach rechts rüberscrollen kann. Dann muss der Leser erraten, was dort wohl stehen könnte. Es aber auch hier nicht übertreiben, der Leser sollte ein Chance haben, es erraten zu können. Dann verliert er das Interesse nicht, ist aber trotzdem wohltuend genervt.

Eine weitere Spielart sind Texte, die nach unten rauslaufen, die man aber auch nicht scrollen kann, z.B. die linke Menüleiste, wo die untersten 2 Einträge nicht mehr sichtbar sind. Am besten versteckt man so das Impressum, was dann nur wenige wirklich zu Gesicht bekommen.

Überhaupt, man sollte einfach voraussetzen, dass alle genau die Auflösung benutzen, die meine Lieblingswahl ist. Denn ich weiß ja, was gut ist. Und wer etwas von meiner Homepage aufnehmen will, der sollte sich nach mir richten.

Das Schöne ist, dass viele Webdesignwerkzeuge dich aktiv dabei unterstützen. So ein Design entsteht manchmal von ganz allein, ohne dass man sich selber abmühen müsste. Hier haben die Softwarehersteller wirklich mitgedacht.

5. Tausend Tabellen, viele Bilder

Wie schön sind doch Homepages, die aus tausenden von unsichtbaren Tabellen aufgebaut sind, die sich gemächlich nacheinander aufbauen. Meist sind diese mit vielen Grafiken bestückt, die das Laden unerträglich langsam machen. Auch diese Spezialität beherrschen manche Webdesign-Werkzeuge vorzüglich. So kann man dann genervt zuschauen, wie sich eine Seite in den nächsten 2 Minuten aufbaut, um dann zu erkennen, dass kaum Information geboten wird. Klickt man sich zur nächsten Information weiter, muss das natürlich wieder genauso lange dauern.

Prämisse ist: Wenig Information möglichst so aufbereitet, dass nervige Wartezeiten entstehen. Schließlich wollen wir ja nerven, Information ist nur Mittel zum Zweck.

Wichtig: Um das zu testen, darf man nicht vom eigenen DSL-Anschluss die Seiten aufrufen. Man sollte zu einem Freund gehen, der noch über ein analoges Modem verfügt und sich dort das Resultat anschauen. Bei DSL ist man einfach zu schnell enttäuscht, weil ja doch alles relativ schnell aufgebaut wird. DSL macht vieles wieder kaputt. Aber auch da gibt es wirksame Methoden...

Wenn man Bilder veröffentlicht, möglichst hochauflösend ohne Vorschaubilder und am besten gleich 20 Stück auf eine Seite packen. Das bremst wunderbar aus. Auch wenn dem Betrachter nur das letzte Bild interessiert, er muss gefälligst warten. Und er muss sich die anderen Bilder anschauen, die ruhig schlecht sein dürfen.

6. Werbebanner

Werbebanner, am besten mehrere gleichzeitig, sind eine Wunderwaffe, um an den Nerven der Benutzer zu bohren. Die sollten so programmiert sein, dass sie nach Seitenwechsel gleich wieder aufspringen, falls der Nutzer sie zuvor weggeklickt hat. Und sie sollten sinnlose Inhalte haben, die aber möglichst schrill rüberkommen. Es geht um die Reizüberflutung des Betrachters. Um so schlechter kann er den Inhalt der Website aufnehmen.

Auch kann man zeitgesteuert jede Minute einen neuen Banner aufgehen lassen. Wer einen Router hat, der alle 3 Minuten automatisch auflegt, wird so permanent online gehalten. Das freut uns natürlich, weil wir ja den Nutzer auch so ärgern können. Wegen uns muss er nun noch mehr arbeiten, um das Geld für seinen Online-Zugang aufzubringen. Besser können wir Leute nicht für uns einspannen.

Um Leute zu verwirren, die Popup-Fenster ausgeschaltet haben, sollte man wichtige Seiteninhalte neben der Werbung ebenfalls über Popup-Fenster präsentieren. Damit nötigt man den Benutzer, Popup-Fenster einzuschalten, und dann muss man sich auch die nervigen Werbeinhalte anschauen.

Auf den Webseiten selber müssen natürlich auch jede Menge bunter Werbebanner untergebracht werden. Reizüberflutung ist auch hier das Stichwort. Dem Nutzer muss schlecht werden, wie bei einer Achterbahnfahrt. Da bringen dann auch blinkende Banner eine Menge. Es sollte keinen Inhalt geben, bei dem nicht mindestens 5 blinkende/animierte Werbebanner im Sichtbereich sind. Nett sind da auch Werbebanner, die beim Scrollen langsam wieder nach oben steigen. Das bringt zusätzlich Bewegung ins Bild.

Neben Werbebannern kommen auch Seiten-Aufrufzähler ganz gut. Man kann ja auch mehrere auf einer Seite unterbringen. Die Ladezeiten erhöhen sich, und das ist ja der einzige Grund für solche Zähler.

7. Unübersichtlichkeit

Information lässt sich durchaus chaotisch wiedergeben. Möglichst viele Schriftgrößen kombinieren, Überschriften immer mal wieder in einer anderen Größe, unterschiedliche Schriftfarben, aufgelockert mit Bildern, die kreuz und quer im Text verstreut werden, dazwischen ein paar Werbeblöcke und ein wenig blinkende Schrift. Dokumente sollten so lang gehalten werden, dass man einen Kilometer nach unten scrollen kann.

Auch schön sind so Grafikanimationen, die man an den Mauszeiger heftet oder aber solche, die permanent über den Bildschirm wandern und frech grinsen.

Die Textausrichtung sollte man auch immer mal wieder variieren, auf keinen Fall logisch und sinnvoll.

8. Unmögliche Schriftgrößen

Ein sehr schönes Mittel. Man legt auf jeden Fall die Schriftgrößen absolut fest, so dass der Benutzer sie nicht verändern kann. Den Komfort wollen wir ihm nicht gönnen. Schön, wenn dann Leute einen hochauflösenden Bildschirm verwenden und kaum noch etwas erkennen können. Auch Mac-Benutzer fluchen darüber gerne.

Wenn wir doch mal die Kontrolle über die Schriftgröße freigeben, dann hilft es, Schriften geschickt zu kombinieren. Wenn der Benutzer die kleinste Schrift dann gut leserlich darstellt, muss die größte Schrift so aus dem Bildschirm laufen, dass man nichts mehr lesen kann. So muss er permanent zwischen Schriftvergrößerung und Schriftverkleinerung umschalten.

Und natürlich sollte jede Abweichung von der Standardschriftgröße das komplette Bildschirmlayout kaputtmachen.

9. Internet-Explorer Spezialitäten ausnutzen

Man kann fehlerhafte Seiten schreiben, die auf dem Internet Explorer trotzdem richtig funktionieren. Das ist gut. So kann man Leute ärgern, die andere Browser benutzen. Damit werden sie immer wieder gezwungen, auf Internet-Explorer zu setzen. Und weil der selten upgedatet wird, ist er voll mit Sicherheitslöchern. Damit verhilft man dem Benutzer, sich Viren einzufangen und schafft ihm Arbeit. Wunderbar, unser Ziel ist erreicht. Nach ein paar Virenattacken wird seine Lust, ins Netz zu gehen, sehr geschmälert sein.

Es gibt natürlich auch Microsoft Spezialitäten wie Active-X, die auch nur unter dem Internet-Explorer laufen und zudem noch die Chance bieten, bösen Code auf den Rechner des Nutzers zu bringen. Der Nutzer muss das Ausführen solcher Sachen aktivieren und wird damit angreifbarer für Viren. Dazu solltest du ihn nötigen.

Auch mit Javascript sollte man nicht zu sparsam umgehen, das läuft oft auf anderen Browsern nicht so besonders sauber. Vieles, was man in reinem HTML könnte, kann man auch mit Javascript erledigen. Menüs und Links, die sich auf bestimmten Browsern nicht öffnen, sind dabei die häufigste Spielart. Wer sich nicht die Mühe machen will, sowas selber zu programmieren, findet im Internet jede Menge kostenloser Lösungen, die man für die eigene Seite übernehmen kann.

10. Feuerwerk von Seiten

Am besten öffnet man beim Klick auf einen Link gleich mehrere Seiten. Der Nutzer wird mit einem Feuerwerk an Seiten konfrontiert, was ihn mal wieder reizüberflutet. Sobald er eine Seite schließen will, öffnen sich gleich 3 weitere. Man kennt das ja von Sex-Seiten. Davon sollte man lernen.

11. Ausdruck unmöglich

Man kann Seiten so gestalten, dass sie sich kaum ausdrucken lassen. Am besten macht man sie schonmal so breit, dass man sie nur im Querformat drucken kann. Dann verteilt man einen Artikel auf möglichst viele Seiten, die man separat anklicken muss, damit der Ausdruck nervig wird. Und natürlich druckt man Menüs und Banner auch mit aus, der nackte Artikel wäre zu langweilig. Schließlich kann man darüber ja die Druckerpatronen des Nutzers entleeren, was ihn zusätzlich belastet.

Zum Spaß kann man sogar manche Seiten undruckbar programmieren. Am besten die letzte Seite eines längeren Artikels.

12. Frames nutzen

Frames sind immer wieder nett. Man kann Inhalte schlecht verlinken, besonders wenn die URL nicht mit dem aktuellen Seiteninhalt übereinstimmt, sondern nur auf den Masterrahmen zeigt. Möglichst viele Frames zu nutzen, um damit viele Scrollbalken zu generieren, ist nervig und damit gut. Am besten auch noch Scrollbalken horizontal.

Frames verwirren auch beim Ausdruck. Ungeschulte drucken immer den äußeren Rahmen aber nicht den Inhalt.

13. URL Spielereien

URL's sollten generell so gestaltet sein, dass sie nicht auf den wirklichen Inhalt zeigen, den man sich gerade anschaut. Das wäre ja zu einfach in der Verlinkung. Eine Spielart ist, die URL immer auf die Startseite zeigen zu lassen. Eine andere Möglichkeit wären temporär gültige URL's, die beim nächsten Besuch ungültig sind. Dann muss sich der Besucher immer wieder von neuem durch unsere unstrukturierte Menüführung klicken. Schließlich haben wir uns genug Mühe mit dem nicht funktionierenden Javascript-Menü gegeben. Gibt ein Nutzer solche Links an Freunde weiter, ärgern auch die sich.

Nett ist auch, wenn URL's möglichst lang sind. Die kann man sich schlecht notieren und per E-Mail verschickt werden sie umgebrochen. Unbedarfte Benutzer begreifen das nicht und können den Link nicht aufrufen.

14. Chaotische Seitenstruktur

Die Menüführung muss natürlich, wie schon angedeutet, ziemlich unübersichtlich sein. Tiefe Menüebenen sind dafür ein probates Mittel. Menüpunkte sollten möglichst vieldeutig und schwammig formuliert werden. Gut sind auch Überschneidungen, bei denen man nicht weiß, unter welchem Punkt man nun suchen muss. Der Benutzer sollte bei jeder Entscheidung das Gefühl haben, sich nicht sicher zu sein, wo er hinklicken muss.

Wichtig ist auch, dem Benutzer nicht zu zeigen, wo er sich gerade in der Menuebene befindet. Er soll in dieser Beziehung wie im Blindflug durch die Seiten navigieren.

Schön sind auch Seiten, wo überhaupt nicht strukturiert wird, sondern möglichst jeder Link auf eine Riesenseite gepackt wird. Gut durcheinander gewürfelt. Sucht der Benutzer dann was Konkretes, muss er erstmal mindestens 100 Links durchlesen, bis er den Richtigen gefunden hat. Ausgeschmückt mit inhaltslosem Text, kann man dies zusätzlich aufblähen und Links besser verstecken.

Überhaupt ist es gut, möglichst viel Information auf eine Seite zu packen. Eine Seite sollte erst nach langer Zeit der Betrachtung verstanden werden, ist hierbei die Devise.

Konzeptlosigkeit ist auch ein gutes Stichwort. Verwirf alle Konzepte, sagte schon Buddha.

15. Möglichst oft die Sitestruktur umgestalten

Manche meinen, eine deiner Seiten einfach in einem Linkverzeichnis aufnehmen zu müssen, um dann wieder schneller dorthin zu gelangen. Lass diese Vereinfachung nicht zu, ändere möglichst oft den Dokumentnamen oder die Position im Unterverzeichnis. So werden Links schnell ungültig. Damit beschäftigst du auch viele Admins, die Linklisten pflegen müssen. Und du ärgerst Leute, die auf öffentlichen Linklisten klicken, weil ihr Angebot inzwischen dort nicht mehr existiert. Auch Google zeigt noch alte Verlinkungen an, die nicht mehr gültig sind. Wenn du gut besucht bist, kannst du durch eine Änderung tausende Leute beschäftigen. Du siehst, es lohnt sich!

16. Links

Verlinkungen auf Seiten sollten möglichst so sein, dass man kaum erkennt, dass es sich um einen Link handelt. Also z.B. hinter manche Bilder einen Link legen, hinter andere nicht. Oder die Darstellung von Links dem normalen Text anpassen, so dass sie kaum auffallen. Oder manche Textstellen wie Links aussehen lassen, die aber in Wirklichkeit keine sind.

17. Veraltete Infos

Unter News sollten die Einträge mindestens 2 Jahre alt sein. Linklisten sollten möglichst viele Links enthalten, die nicht mehr gültig sind. Mische in Artikel möglichst viele Informationen, die schnell veralten, wo aber trotzdem auch Zeitloses zu finden ist. So bleibt der Artikel interessant, ist aber nervig, weil viele Infos nicht mehr gültig sind.

18. Zur Abwechselung mal PDF

Informationen, die man in HTML darstellen könnte, sollte man einfach mal zur Abwechselung im PDF-Format anbieten. Dann muss der Benutzer warten, bis sich sein Acrobat Reader öffnet. Eine Menge Benutzer haben diesen auch gar nicht und sind so vom Angebot ausgesperrt. Der Link dorthin sollte möglichst viel versprechen, damit die Leute gelockt und folgend enttäuscht werden. Ein PDF mit folgendem Inhalt kommt dabei gut an: "Dieses Dokument enthält momentan noch nichts."

PDF kann ja sehr platzsparend erzeugt werden. Für unseren Zweck ist das von Nachteil. Man sollte außergewöhnliche Schriftarten verwenden, die das Dokument aufblähen und sich zudem schlecht am Bildschirm lesen lassen. Auch viele Grafiken können das Dokument vergrößern und damit die Download-Zeiten erhöhen. Das dient unserem Ziel, nervig zu sein. Besonders schön sind dabei nichtsaussagende PDF's, die überwiegend aus Grafik bestehen.

Mit PDF kann man es auch schaffen, dass Dokumente nicht ausdruckbar sind. Kombiniert mit einer Schriftart, die man am Bildschirm kaum lesen kann, wäre dies optimal.

Übrigens: Es muss nicht unbedingt PDF sein, auch Word oder Excel-Dokumente sind mal ganz abwechslungsreich. Manche haben diese Programme ja nicht auf dem Rechner und das ärgert dann. Andere trauen sich nicht, sowas zu öffnen, wegen Virengefahr. Auch eine Powerpoint-Präsentation, die viel Downloadzeit braucht, ist nett. Sie sollte dann aber inhaltlich möglichst nichtssagend sein.

19. Intros und Flash-Animationen

Wunderbar, wenn dein Web-Angebot mit einem Intro beginnt, was für Modembenutzer 2 Minuten Ladezeit braucht, um dann ein paar Buchstaben mit einem Firmennamen ins Bild fallen zu lassen. Das erquickt! So ein Intro sollte man natürlich nicht umgehen können. Das Intro soll ja den Zweck einer Eintrittskarte erfüllen: "Entweder du nimmst das auf dich oder du kommst nicht auf mein Web-Angebot."

Überhaupt: Startseiten sollten möglichst lange Ladezeiten brauchen. Surfer, die mal eben schnell erfassen wollen, was man so anbietet, sollten damit ausgebremst werden. Mindestens 1 Minute sollte es schon dauern, bis man erkennen kann, was einem hier geboten wird.

Versucht jemand, Inhalte des Webangebotes direkt über ein Lesezeichen anzuspringen, sollte er auf die Startseite oder das Intro umgelenkt werden.

Viele Inhalte sollten nur darstellbar sein, wenn man sich zuvor alle möglichen Plugins herunterlädt. Und natürlich sollten immer die neuesten Technologien genutzt werden, um den Besucher zu nötigen, sich die neueste Software zu installieren und die Hardware regelmäßig aufzupeppen.

20. Navigation nur über grafische Links

Wer keine Bilder eingeschaltet hat oder nur über einen Textbrowser verfügt, sollte auch nicht navigieren können. Solche Leute wollen wir gar nicht auf unserer Homepage haben. Also sollte man sämtliche Links zum navigieren nur über Grafiken anbieten, die man auch nicht mit einem Text hinterlegt.

21. Viel Grafik, wenig Inhalt

Ich hoffe, mittlerweile dürfte klar geworden sein, worum es geht: Möglichst viele Effekte, möglichst viel Reizüberflutung durch bunte und flimmernde Seiten. Dabei jedoch darauf achten: Möglichst wenig Inhalte. Ein wenig schon, damit man irgendwie interessant bleibt. Dem Benutzer dabei aber immer kurz vor'm verhungern lassen.

22. Locken und Enttäuschen

In Suchmaschinen möchte man gefunden werden, auch wenn man zu etwas nichts zu sagen hat. Also ködere doch Leute durch Stichworte, die du in Seiten mischst, die in Wirklichkeit nichts mit dem Thema zu tun haben. So enttäuschst du die Besucher und das ist ja auch nervig. Du musst ja irgendwas tun, um Leute anzulocken, damit du sie auch nerven kannst.

Die Metatags lassen sich dafür natürlich auch benutzen.

23. Rechtschreibung unwichtig

Rechtschreibung ist nicht wichtig, wer möglichst viele Fehler einbaut, der lenkt penible Leute ab. Die ärgern sich dann über jeden Fehler und können sich nicht mehr auf den Inhalt konzentrieren. Schön auch, wenn Wörter in Sätzen fehlen und man erstmal ein wenig nachdenken muss, was der Autor wirklich sagen wollte.

EINE SCHÖNE SPIELART IST AUCH, alles klein oder alles groß zu schreiben und auf kommas gänzlich zu verzichten. und immer möglichst viele ausrufe- oder fragezeichen hinter fast jedem satz!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Schön auch, wenn Umlaute durch Fragezeichen oder &umml; ersetzt werden.

24. Nervige Musikuntermalungen

Damit kann man seine Besucher auch zur Weißglut bringen - ein nerviges Musikstück im Hintergrund immer wieder herunterzuorgeln. Damit kann man auch Bandbreite klauen, um Downloads im Hintergrund auszubremsen. Im Büro freuen sich zudem die netten Kollegen.

25. Mit meiner Person nerven

Besucher kann man nerven, wenn man ihnen möglichst oft zeigt, wer man ist und was man alles so tolles macht. In jedem Artikel kann man sich selbst einbauen: "Ich mit meiner Katze und hier ich mit meinem neuen Fahrrad.", "Und hier seht ihr mich zu Weihnachten mit Pummelchen auf dem Arm." Am besten mit großen Fotos, die viel Ladezeit beanspruchen.

Wer sich für einen bestimmten Inhalt interessiert und überhaupt keine Beziehung zu mir hat, den wird das ganz bestimmt nerven.

26. Witzig sein

Kennst du das schöne Gefühl, einen Witz zum fünften mal zu lesen? Witzig ist es dann jedenfalls nicht mehr. Das kann man sich zu nutze machen. In Seiten, die gewöhnlich von einem Nutzer öfters besucht werden, baut man jede Menge Witzigkeiten ein. Gut geeignet sind hierfür Startseiten, Linkseiten und Nachschlagewerke. Und man sollte gut bekannte Witze oder Sprüche bringen, die schon über viele Jahre existieren. So konfrontiert man garantiert mit abgestandenen Witzigkeiten.

Schlusswort

Vielleicht findest du es irgendwann zu langweilig, wundersame Webseiten zu gestalten. Dann solltest du dir etwas Abwechselung gönnen. Vielleicht hast du ja mal Lust, eine gute Webseite zu kreieren. Wie das geht? Ab einem Alter von etwa 5 Jahren entwickelt man die Fähigkeit, sich in andere hineinversetzen zu können. In der Regel bleibt diese Fähigkeit bis ins hohe Alter erhalten. Wer diese Haltung täglich übt, wird bald keine Mühe mehr haben, auch gute Webseiten zu erstellen.

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