Hygiene Management in Arztpraxen

Definition Desinfektion

Gezielte Anwendungen zur Abtötung, Reduktion oder Inaktivierung von pathogenen Mikroorganismen, um eine Weiterverbreitung und eine Infektion von Personal und Patienten zu verhindern.

Inhaltstoffe Desinfektionsmittel

  • Alkohole (Ethanol, Propanol, Isopropanol)
  • Quartäre Ammoniumverbindungen (QAV oder QUATS) und Biguanide
  • Aldehyde (Formaldehyd, Glutaral, Glyoxal)
  • Halogene (Chlor, Jod, Brom)
  • amphotere Tenside/Amphotenside/Amine (N-Alkyl Aminopropyl Glycin, Glucoprotamin, Cocospropylendiamin)
  • Sauerstoffabspalter/Oxidantien (Wasserstoffperoxyd, Peressigsäure, Perborat, Percarbonat, Aktivsauerstoff, Kaliumpermanganat)
  • Phenole (Chlorxylenol, Triclosan)
  • Sonstige (Octenidin, Chlorhexidin, Polyhexanid)
  • Natürliche Stoffe (Milchsäure, Zitronensäure, Apfelsäure, Teebaumöl, Essig)

Auf aldehydhaltige Desinfektionen wird heutzutage mehr und mehr verzichtet, wenn andere Alternativen verfügbar sind (siehe auch TGRS 540). Aldehyde haben einen intensiven Geruch und können zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Der Vorteil von Aldehyden ist die gute Desinfektionswirkung. Sie sind bakterizid, sporozid, viruzid und fungizid.

Alkohole eignen sich gut für Schnell-Desinfektionen. Sowohl für Flächen, wie auch für die Hände- und Hautdesinfektion. Sie verdunsten rückstandslos und sind in vielen Anwendungsfällen gesundheitlich unbedenklich. Es gibt jedoch alkoholempfindliche Oberflächen, z.B. Acrylglas, weitere Kunststoffe, Kunstleder oder diverse Lacke. Viele technische Geräte (Computer, Tastaturen, Monitore, Lesgeräte) haben Oberflächen, die nicht sonderlich alkoholbeständig sind und bei regelmäßiger Desinfektion mit Alkohol zerstört werden können. Bei alkoholischen Desinfektionsmitteln gilt es, die Brand- und Explosionsgefahr zu berücksichtigen. Alkoholische Desinfektionsmittel sind nicht wirksam gegenüber Sporen (nicht sporozid).

Quartäre Ammoniumverbindungen werden in den letzten Jahren immer häufiger für die Flächendesinfktion eingesetzt und lösen die Aldehyde in vielen Bereichen ab. Sie sind vom gesundheitlichen Aspekt als relativ unkritisch zu bewerten (es gibt aber ein allergenes Risiko). Allerdings kann es auch synergistische Effekte geben, QAV können die Haut z.B. durchlässiger für andere organische Substanzen machen. QAV eignen sich für viele empfindliche Oberflächen, wo alkoholische Lösungen nicht zum Einsatz kommen können. Desinfektionsmittel aus diesem Bereich trocknen nicht rückstandsfrei ab, so dass hier öfters nachgereinigt werden muss. QAV sind unverträglich gegenüber anionischen Tensiden, wie man sie oft in Haushaltsreinigern findet. Dies kann zu Schmierfilmen auf der Oberfläche führen und die desinfizierende Wirkung wird aufgehoben. QAV haben gegenüber unbehüllten Viren nur ungenügende Wirksamkeit. Ebenso sind sie nicht sporozid. In einigen Haut- und Schleimhautdesinfektionsmitteln und in Kosmetik findet man auch QAV, z.B. Benzalkoniumchlorid in Bode Cutasept.

Sauerstoffabspalter weisen eine geringe Toxizität und gute Gewebeverträglichkeit auf. Sie sind meist wenig beständig, müssen also frisch angesetzt werden. Sie haben eine hohe Korrosionswirkung. Peressigsäure hat ein recht allumfassendes Wirkspektrum. Sie hat jedoch einen stechenden Geruch. Wegen der guten Desinfektionswirkung und dem geringeren gesundheitlichen Risiken lösen Peressigsäureprodukte heute oftmals aldehydhaltige Produkte ab. Ein typisches Produkt ist z.B. Schülke Perform.

Amine haben eine ähnliche Wirkung wie QAV, besitzen jedoch auch reinigende Eigenschaften und setzen die Oberflächenspannung herab. Einige Amine sind wirksamer, als QAV (unbehüllte Viren, Mykobakterien) und hinterlassen auch nicht die für QAV typischen klebrigen Rückstände (z.B. Glucoprotamin).

Halogene: Chlor findet man vor allem in der Trinkwasser- und Badewasser-Desinfektion. Ebenso wird es bei der Desinfektion von Fäkalien genutzt. Ein typischer Haushaltsreiniger, der auf Chlor (Natriumhypochlorit) basiert, ist Danklorix. Das freigesetzte Chlorgas wirkt reizend auf die Schleimhäute, auch haben sie eine hohe Bleichwirkung, weshalb diese Reiniger mit Vorsicht eingesetzt werden müssen (gute Belüftung, Gummihandschuhe). Chlorhaltige Desinfektionsmittelreiniger dürfen nicht mit sauren Reinigern in Berührung kommen, weil in dieser Kombination giftiges Chlorgas entsteht. Der Vorteil von Natriumhypochlorid ist die gute Wirksamkeit (bakterizid, sporozid, viruzid und fungizid). Zur Schleimhautdesinfektion hat sich Chlorhexidin gerade in der Zahnmedizin zum Goldstandard entwickelt. Es gibt hier kein anderes Mittel, was ähnliche Wirksamkeit hat. Jod ist ein klassisches Haut-Desinfektionsmittel. Jod ist wirksam gegen Viren, Pilze und Bakterien. Allerdings hat Jod eine allergisierende Wirkung bei manchen Menschen. Auch wird es über die Haut aufgenommen, was z.B. bei Schilddrüsenerkrankungen gefährlich ist. Typische Produkte sind z.B. Braunol oder Betaisodona. Brom findet man in einigen Wundantiseptikas. Mitunter wird es auch zur Desinfektion von Schwimmbadwasser verwendet.

Wirksamkeit der Wirkstoffe:

Wirkstoffbakterizidsporozidfungizidviruzid
Peressigsäurejajajaja
Aldehydejajajaja
Alkoholejaneinjateilweise
QAVja (Einschränkung gramnegative)neinjaja
Natriumhypochloritjajajaja

Weblinks:

Normen und Prüfungen

Um die Desinfektionswirkung wissenschaftlich abgesichert nachzuweisen, müssen Desinfektionsmittel bestimmte Freigaben haben.

Die VAH-Liste (Verbund für angewandte Hygiene e.V.) enthält Desinfektionsmittel, die ihre Wirksamkeit nachgewiesen haben. In Krankenhäusern und Arztpraxen dürfen nur solche Mittel zur Anwendung kommen. (Früher DGHM-Liste)

Die RKI-Liste (Robert Koch Institut) enthalten zugelassene Desinfektionsmittel für den Seuchenfall. Sie findet ebenso Anwendung beim Umgang mit bestimmten Infektionskrankheiten. Meist sind diese Mittel gegenüber VAH höher konzentriert bzw. haben längere Einwirkzeiten.

Das RKI teilt Desinfektionsmittel in Wirkspektren ein, die mit einem Buchstaben gekennzeichnet sind:

WirkspektrumBeschreibung
AAbtötung von vegetativen bakteriellen Keimen einschließlich Mykobakterien und Pilzen
BInaktivierung von Viren
CAbtötung von Sporen des Milzbranderregers
DAbtötung von Sporen des Gasbrand- und Tetanuserregers

Weiterhin wird unterschieden, ob Desinfektionsmittel gegen folgende Mikroorganismen wirken: bakterizid (B), tuberkulozid (T), fungizid (F), sporozid (S), behüllte Viren (bV), unbehüllte Viren (uV).

Die DVG-Liste enthält Desinfektionsmittel für den Lebensmittelbereich.

Daneben gibt es noch die CE-Kennzeichnung gemäß Medizinproduktegesetz (MPG) - "Desinfektion und Reinigung von Medizinprodukten".

Weblinks:

Informationen zum Desinfektionsmittel

Zum Glück haben wir mittlerweile gesetzliche Regelungen, wonach der Hersteller zu jedem Desinfektions- und Reinigungsmittel Dokumente zur Verfügung stellen muss. Diese Dokumente geben einem wesentliche Informationen, die Gefährdungspotenziale, Gebrauchseigenschaften und Anwendungshinweise. Bei Desinfektionsmitteln findet man hier auch die wirksamen Bestandteile. Das hilft, die richtige Produktauswahl zu treffen und Eigenschaften davon abzuleiten, die solche Produkte haben. Auch kann man so recht gut Produkte unterschiedlicher Hersteller miteinander vergleichen.

Zu jedem Produkt gibt es eine allgemeine Beschreibung, die bei Bode-Chemie z.B. Produktinformation bei Schülke Präparate-Information bei Ecolab Produktmerkblatt (PMB) und bei Dr. Schumacher Produktinfo heißt. In diesen Dokumenten findet man die Präparatebeschreibung mit den Anwendungsgebieten, die Hinweise für eine korrekte Verwendung, die wirksamen Inhaltsstoffe (Zusammensetzung) bei Desinfektionsmitteln und die Lieferformen (Gebindegrößen).

Zu jedem Produkt gibt es auch ein standardisiertes Sicherheitsdatenblatt. In diesem stehen alle Gefährdungspotenziale des Produktes. Sicherheitsdatenblätter sind nicht gerade in einer anwenderfreundlichen Art geschrieben, man muss hier schon etwas Erfahrung haben, um den Inhalt richtig deuten und einordnen zu können. Wichtig ist hier vor allem die Aufführung der sicherheitsrelevanten Inhaltsstoffe mit den sicherheitsrelevanten Einordnungen und den Risiko- und Sicherheitssätzen (R-Sätze, S-Sätze, z.B. R42/43 - Sensibilisierung durch Einatmen und Hautkontakt möglich.).

Desweiteren gibt es zu jedem Produkt eine Betriebsanweisung. Diese soll - im Gegensatz zu einer Betriebsanleitung - ausschließlich auf Gefahren hinweisen. Sie sind eingängig und einfach geschrieben, meist auf einer A4 Seite. Sie sollen vor allem dem Anwender schnell die Information über das Gefährdungspotenzial, die Schutzmaßnahmen, die Verhaltensregeln und die Maßnahmen bei Unfällen geben. Diese müssen für jeden Anwender leicht zugänglich untergebracht werden.

Alle Dokumente findet man in der Regel auf den Seiten der Hersteller, ansonsten kommt man über Google schnell zum Ziel. Allerdings muss man auch aufpassen, ob ein Dokument noch aktuell ist. Im Internet findet man prinzipbedingt jede Menge veralteter Dokumentation, die nicht mehr der aktuellen Zusammensetzung von Produkten entspricht. Die Seiten der Hersteller sind deshalb die bessere Informationsquelle, weil dort die Dokumente aktuell sein sollten.

Einwirkzeiten

Jedes Desinfektionsmittel braucht eine spezifizierte Einwirkzeit, um eine desinfizierende Wirkung sicher zu stellen. Es ist ein häufiger Anwendungsfehler, dass diese Zeit nicht eingehalten wird. Das kann z.B. dadurch passieren, dass man sofort trocken nachwischt oder das zu wenig Desinfektionsmittel verwendet wird und dieses zu schnell verdunstet. Gerade bei alkoholischen Schnell-Desinfektionsmitteln muss dafür gesorgt werden, dass ein Nassfilm lange genug einwirkt, typischerweise 30-60 Sekunden.

Viele Flächendesinfektionen brauchen längere Einwirkzeiten von z.B. 1-4 Stunden. Eine Gebrauchslösung wird meist aus einem Konzentrat hergestellt und je geringer man dosiert, um so länger muss die Einwirkzeit sein. Einwirkzeit heißt hier nicht, dass die Fläche so lange feucht gehalten werden muss. Die Fläche soll nicht pitschnass sein. Ein feuchter, gleichmäßiger Film ist ausreichend. Feuchtigkeit unterstützt den Transport der Wirkstoffe in die Zellen, diese wirken dann aber nach Abtrocknung weiter.

Man darf die Fläche also nicht zu früh wieder nutzen, mit Wasser abspülen oder mit anderen Reinigungsmitteln nachbearbeiten. Je nach Situation ist ein Betreten oder die Nutzung einer Fläche auch dann schon möglich, wenn die Einwirkzeit noch nicht beendet ist.

In den Produktinformationen findet man genaue Hinweise über Dosierung und Einwirkzeit.

Haltbarkeit

Die Haltbarkeit von Desinfektionslösungen ist begrenzt. Kombinierte Produkte zur Flächenreinigung und Desinfektion, die man aus einem Konzentrat mit Wasser ansetzt, müssen nach 24 Stunden ersetzt werden. Nur desinfizierende Produkte können längere Standzeiten haben.

Alkoholische Desinfektionsmittel mit typisch >70% Alkohol haben eine recht lange Haltbarkeit von ca. 5 Jahren. Mischpräparate für die Schnell-Desinfektion haben eine kürzere Haltbarkeit von typisch 1,5-2 Jahren.

Aufhebung der Desinfektionswirkung

Unter bestimmten Umständen verlieren Desinfektionsmittel ihre Wirksamkeit. Ein Faktor ist die Temperatur, weshalb Desinfektions-Gebrauchslösungen nicht mit warmen oder heißem Wasser angesetzt werden dürfen. Zwar reagieren nicht alle Desinfektionsmittel ungünstig auf höhere Temperaturen, dieser Grundsatz soll aber vor Fehlern schützen. Heißes Wasser hat auch noch einen anderen Nachteil: Desinfektionsmittel verflüchtigen sich in die Umwelt und belasten die Raumluft.

Auch zu kaltes Wasser kann die Desinfektionswirkung z.B. von Aldehyden aufheben (Kältefehler). Die meisten Produkte werden bei Zimmertemperatur (20Grad) getestet. Hier sollte man immer die Produktbeschreibung prüfen. Bei Desinfektion von Kühlschränken ist der Kältefehler zu beachten.

Typische Empfehlungen geben ideale Temperaturen von 18-27 Grad (kalt bis lauwarm) an.

Zahlreiche Desinfektionsmittel haben einen sogenannten Eiweißfehler. Ist z.B. ein Instrument mit Blut oder Eiter verschmutzt, kann das Desinfektionsmittel dort nicht hinreichend wirken. Hier zeigt sich die Wichtigkeit des Wischens, weil dadurch infektiöses Material mechanisch beseitigt wird und so das Desinfektionsmittel dann wirken kann. Eine große Gefahr besteht bei Desinfektionsbädern oder bei der Sprühdesinfektion, wenn zuvor nicht gereinigt wurde.

Besonders die Wirksamkeit von QAV/QUATS und Aldehyden wird durch Eiweise stark herabgesetzt.

Auch Seifen (z.B. anionische Tenside) können die Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln herabsetzen. Hiervon sind auch wieder die QAV/QUATS stark betroffen, weil sie kationisch sind. Kationische und anionische Tenside ziehen sich an und es entsteht ein wasserunlösliches Riesenmolekül. Zu beachten ist dies z.B. bei der Mischung von Reinigern und Desinfektionsmitteln. Hier müssen spezielle Tenside verwendet werden, die die Wirksamkeit des Desinfektionsmittels nicht herabsetzen. Ebenso müssen seifenverschmutzte Oberflächen (Waschbecken, Badewanne) zuerst gründlich gereinigt werden, damit die Desinfektionsmittel wirken können.

Desinfektion ist Keimreduktion und nicht Keimfreiheit

Ein großes Missverständnis besteht darin, dass man glaubt, ein gerade desinfizierter Gegenstand, eine Fläche oder die Hand wären keimfrei. Ein Desinfektionsmittel kann Keime nur reduzieren und entfernt sie nicht komplett. Die gebräuchlichen Desinfektionsmittel wirken auch nur auf bestimmte Mikroorganismen und sind bei anderen wirkungslos.

Ein typisches Beispiel für die Auswirkung der falschen Vorstellung von Keimfreiheit ist ein Lappen, den man zur Reinigung der Toilette verwendet. Glaubt man an Keimfreiheit, würde man meinen, der Lappen wäre clean, sobald man ihn wieder ins Desinfektionsmittel taucht oder darin auswäscht. Aus dieser Idee könnte man dann auch über einen Tisch wischen.

Real ist es jedoch so, dass der Lappen Keime noch Keime aus der Toilette enthält, bei denen das Desinfektionsmittel nicht wirksam ist. Würde man nun andere Bereiche damit wischen, würde man diese Keime in diesen Bereich übertragen.

Selbst wenn das Desinfektionsmittel wirksam ist, reduziert es lediglich die Keime. Auch so verschleppt man also Keime in Bereiche, wo sie zuvor nicht waren. Zudem hat man eine erhöhte Keimzahl, wenn die nötige Einwirkzeit noch nicht abgelaufen ist.

Von daher ist es wichtig zu erkennen, dass Lappen und Mopps Keime der Fläche aufgenommen haben, die man gerade reinigt. Sie dürfen deshalb nicht für andere Bereiche verwendet werden, die sich klar von der zu reinigenden Fläche abgrenzen. Nichtkontamination ist sozusagen ein wirksamerer Schutz, als Desinfektion und sollte bevorzugt werden, wo immer es geht.

Wo man die Grenzlinie der Bereiche zieht, muss analysiert und abgewogen werden. So könnte es z.B. selbst im Toilettenbereich sinnvoll sein, für jede Toilette einen extra Lappen zu verwenden. Je mehr Bereiche man abgrenzt, um so aufwändiger wird allerdings auch die Reinigung und Desinfektion. Von daher muss auch aus wirtschaftlichen Gründen abgewogen werden, was im konkreten Anwendungsfall sinnvoll ist.

In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, das Einmalhandschuhe die Kontamination der Hände nicht gänzlich ausschließen. Auch hier geht es um eine Reduktion. Manche Keime können nämlich Handschuhe durchdringen, je mehr, um so länger man damit arbeitet. Auch können diverse Stoffe die Handschuhe durchlässiger machen, z.B. Desinfektionsmittel oder Lösemittel. Umgedreht geht es natürlich genauso: Keime auf der Hand durchdringen den Handschuh nach außen. Aus diesem Grund macht es Sinn, die Hände vor und nach dem Tragen der Handschuhe zu desinfizieren. Wer glaubt, Einmalhandschuhe seien dicht, versteht den Sinn dieser Maßnahme nicht.

Auswahlhilfen

Die Hersteller geben in der Regel zahlreiche Informationen heraus, welche Produkte für welche Anwendungen empfohlen werden. So gibt es z.B. Muster-Desinfektionspläne für bestimmte Anwendungsbereiche, in denen alle Mittel des Herstellers eingetragen sind. Hier sind auch die Dosierungen der Desinfektionsmittel eingetragen.

Es ist zu prüfen, welche Anforderungen in bestimmten Anwendungsbereichen gegeben sind.

Auswahl Inventar

Damit Oberflächen gut gereinigt werden können, müssen diese auch entsprechend hygienefreundlich beschaffen sein. Diese sollen glatt sein, damit man sie gut abwischen kann. In rauhen oder porigen Oberflächen hingegen können sich Schmutz und Keime einnisten. Fugen müssen überall abgedichtet werden, damit keine Bereiche entstehen, wo sich Mikroorganismen ansiedeln können. Die Oberflächen müssen resistent gegenüber den Desinfektionsmitteln sein, die eingesetzt werden. Besonders die Alkoholempfindlichkeit muss hier getestet werden, weil viele Desinfektionsmittel Alkohole enthalten. Lacke und Kunststoffe können davon angegriffen werden.

Flächen Schnelldesinfektion

Die meisten Schnelldesinfektionsmittel sind seit vielen Jahren ausschließlich auf Alkoholbasis. Es kommen Ethanol, Propanol und 2-Propanol zum Einsatz, meist in einer Konzentration von 50-70g pro 100g Lösung. Der Rest ist Wasser. Sie verdunsten aufgrund dieser Zusammensetzung rückstandslos und wirken deshalb natürlich auch nur so lange, wie noch ein flüssiger Film auf der Oberfläche ist.

Obwohl diese Mittel rückstandslos verdunsten, gibt es manche Produkte, die Geruchsstoffe zurücklassen. Einige davon riechen recht unangenehm. Dies ist mir vor allem bei billigen Produkten aus Drogerien aufgefallen.

Alkohol selbst besitzt kein allergenes Risiko und es bleiben auch keine Stoffe zurück, die allergenisierend sein könnten. Von daher sind sie für die Haut recht unkritisch. Trotzdem sollten auch hier Schutzhandschuhe getragen werden, weil Alkohole die Haut entfetten.

In den letzten Jahren sind vestärkt Mischpräparate hinzugekommen, bei denen der Alkoholanteil z.B. halbiert wurde und QAV oder Amphotenside als desinfizierende Substanzen hinzugefügt wurden. Diese eignen sich meist auch für alkoholempfindliche Oberflächen. Beispiele wären Meliseptol Foam pure oder Bacillol 30 Foam.

Daneben gibt es auch noch Präparate, bei den vollständig auf Alkohol verzichtet wurde und die nur noch auf QAV basieren, z.B. Schülke Mikrozid sensitive.

Präparate mit QAV oder Tensiden hinterlassen Rückstände, die gerade auf glänzenden Oberflächen unschön auffallen. Gleichzeitig können die Rückstände bei empfindlicher Haut Irritationen und Alergien auslösen. In der Regel lassen sich Rückstände recht leicht abwischen oder mit Wasser entfernen. Dies sollte man aber erst nach der geforderten Einwirkzeit tun. Auf Flächen, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, muss dies unbedingt gemacht werden. Die Rückstände haben aber in bestimmten Anwendungsfällen einen Vorteil: Sie entfalten auch im abgetrockneten Zustand noch eine Desinfektionswirkung.

In der Regel gilt: Je geringer der Alkoholanteil in der Schnell-Desinfektion, um so mehr Inhaltsstoffe müssen eingesetzt werden, die als Rückstände auf der Oberfläche zurückbleiben.

Schnell-Desinfektionsmittel müssen typischerweise 30s-1 Minute einwirken, um hinreichend wirksam zu sein. Bei verschiedenen Viren braucht es auch längere Einwirkzeiten von 2-5 Minuten.

Prüfungen gegen humane Noroviren werden mit Surrogatviren FCV und MNV vorgenommen. Diese Prüfungen sind vom RKI nicht anerkannt, weil die Bewertung noch ungenügend geklärt ist.

  • Schülke antifect N liquid (60g Alkohole, nicht parfümiert) (Noro: 1min)
  • Schülke mikrozid AF liquid (60g Alkohole, parfümiert) (Noro: 1min)
  • Schülke terralin liquid (60g Alkohole) (Noro: 1min)
  • Schülke mikrozid sensitive (0,78g QAV )
  • Schülke esemfix (30g Alkohole, 0,13g Apfelsäure, 2,5min Einwirkzeit) (schäumend applizierbar)
  • Ecolab Incidin Liquid (60g Alkohole)
  • Bode-Chemie Bacillol AF (75g Alkohole) (Noro: 1min)
  • Bode-Chemie Bacillol Plus (60g Alkohole, 0,1g Glutaral (Aldehyd))
  • Bode-Chemie Bacillol 30 Foam (30g Alkohole, 0,5g N-Alkyl Aminopropyl Glycin) (schäumend applizierbar) (Noro: 5-10min) (gut geeignet für empfindliche Oberflächen wie Tastaturen, Acrylglas, Displays, Monitore)
  • B.Braun Meliseptol (50g Alkohole, 0,08g Glyoxal (Aldehyd))
  • B.Braun Meliseptol Rapid (50g Alkohole, 0,075g QAV)
  • B.Braun Meliseptol Foam pure (17g Alkohole, 0,23g QAV, Tenside) (schäumend applizierbar)
  • Pliwa Lemon Fresh AF (50g Alkohol, 0,05g QAV)
  • Orbis Sprüh- und Wischdesinfektion (51g Alkohol, 0,04g QAV)
  • Orbis Sprüh- und Wischdesinfektion Plus (61g Alkohol)
  • Orbis Sprüh- und Wischdesinfektion alkoholfrei (QAV 0,7g)
  • Orbis Flächendesinfektion alkoholfrei (QAV 0,7g)

Alle Gewichtsangaben auf 100g Produkt bezogen.

Flächendesinfektion

Flächendesinfektionen brauchen in der Regel längere Einwirkzeiten von typisch 15 min - 4 Stunden. Man setzt sie überall dort ein, wo man die Schnell-Desinfektion nicht benötigt, z.B. zur Desinfektion eines Behandlungszimmers nach Arbeitsende.

Flächendesinfektionen können Rückstände hinterlassen. Auf glänzenden Oberflächen sieht man Schlieren, auf Fußböden können mit der Zeit klebrige Filme entstehen. Auf Flächen mit Hautkontakt können Irritationen oder allergische Reaktionen auftreten. Im Lebensmittelbereich dürfen diese Rückstände nicht auf Lebensmittel übergehen. Von daher müssen Rückstände sinnvoll entfernt werden, z.B. durch nachspülen oder nachreinigen mit Wasser (Einwirkzeiten beachten!). Fußböden können in Intervallen mit einem normalen Reiniger grundgereinigt werden, der die Rückstände entfernt.

Arbeitsgeräte wie Wischmopps und Lappen müssen nach Gebrauch gut mit Wasser gereinigt werden, damit auch hier Rückstände minimiert werden.

Die meisten Flächendesinfektionsmittel sind Konzentrate, die mit Wasser verdünnt werden. Typische Konzentrationen sind 0,5%-2%, mit der man dann eine Desinfektion innerhalb von 1 Stunde erreicht. Hierfür gibt man zuerst Wasser in den Eimer und fügt dann das Konzentrat hinzu. In der Regel soll das Wasser kalt oder lauwarm sein, damit die enthaltenen Wirkstoffe stabil bleiben. Es sollte mit Schutzausrüstung gearbeitet werden, weil die Konzentrate Gefahrenstoffe sind (Handschuhe, evtl. Schutzbrille). Die richtige Dosierung muss sichergestellt werden. Dosierhilfen verwenden. Die Lösung muss gut umgerührt werden, damit ein homogenes Gemisch entsteht. Angesetzte Lösungen (Gebrauchslösung) dürfen in der Regel nur 24 Stunden benutzt werden (Zitat RKI: "Gebrauchslösungen von Desinfektionsmitteln dürfen maximal einen Arbeitstag lang verwendet werden."). Beim Wischen ist auf ausreichende Benetzung aller Flächen zu achten.

Bei den Konzentraten gibt es reine Desinfektionsmittel und auch Desinfektionsreiniger, die man auch zur Flächenreinigung einsetzen kann. Auch ein Mischen von Desinfektionsmitteln und dafür freigegebenen Reinigern ist möglich.

Die Wirkung von Flächen-Desinfektionsmitteln kann durch Reiniger beeinträchtigt oder aufgehoben werden (z.B. bei anionischen Tensiden in Reinigern und kationisch wirksamen Tensiden in Desinfektionsmitteln, siehe auch Seifenfehler). Von daher dürfen nur Produkte miteinander gemischt werden, die vom Hersteller explizit freigegeben sind. Auch beim Wechsel von Produkten können Rückstände alter Desinfektions- und Reinigungsmittel auf Flächen zu Problemen führen. Man sollte hier zuerst einmal mit einem geeigneten Reinigungsmittel zwischenreinigen.

Abweichungen der Standzeit von Desinfektionsmitteln gibt es bei Tuchspendersystemen. Dies hat damit zu tun, dass die Tücher im Spendersystem bei Entnahme nicht kontaminiert werden. Natürlich muss hier die Nachfüllung unter aseptischen Bedingungen geschehen. Schülke hat für ihr Wipes-Tuchsystem einen Test mit folgenden Produkten gemacht: quartamon med (0,5%), terralin protect (0,5%), antifect AF(N) (0,5%), antifect FD 10 (0,5%), buraton 10F (0,5%), antifect extra (0,5%), Desinfektions-reiniger AF (1% und 3%), antifect FF (0,25%, 0,5%, 1%), mikrozid AF Liquid, mikrozid sensitive Liquid, terralin Liquid. Es wurde eine Standzeit von 28 Tagen geprüft. Die Prüfung fiel positiv aus. Der Hersteller schreibt, dass diese Produkte dafür gut geeignet sind. Die Vorgaben im Test sind zu beachten (hygienisch einwandfreies Wasser, 2-2,5l Füllmenge). Natürlich müssen die Einwirkzeiten der entsprechenden Produkte lt. Produktinformation eingehalten werden. (Quelle: Schuelke 1 und Schuelke 2)

Beim Umgang mit Desinfektionskonzentraten müssen in der Regel verschiedene Arbeitschutzmaßnahmen umgesetzt werden, wie z.B. das Tragen von Handschuhen.

  • Schülke terralin protect (QAV, Amine, Chloride, Alkohole, Tenside) 2,5-20ml/l Reiniger+Desinfektion (Noro: 60min 0,5%)
  • Schülke quartamon med (QAV, Chloride, Tenside) 10-20ml/l Reiniger+Desinfektion
  • Schülke antifect AF (N) (QAV, Chloride, Biguanid) 2,5-10ml/l Reiniger+Desinfektion
  • Schülke antifect FF (Glyoxal, QAV, Chloride), Reiniger+Desinfektion, 2,5-20ml/l
  • Schülke s&m Reinigungsadditiv - Reiniger, der zusätzlich in Schülke Flächendesinfektionsmitteln benutzt werden kann. Auch als eigenständiger, nicht desinfizierender Reiniger, benutzbar. 2,5-10ml/l
  • Schülke s&m Pflegeadditiv - Pflegereiniger, mischbar mit Schülke Flächendesinfektionsmitteln, mattglanz, 2,5-10ml/l
  • Bode-Chemie Mikrobac basic (QAV) 2,5-7,5ml/l, Desinfektion, kombinierbar mit Reiniger Dismofix N
  • Bode-Chemie Kohrsolin FF (QAV, Glutaral (Aldehyd)) 2,5-40ml/l Reiniger+Desinfektion
  • Dr. Schumacher Cleanisept (QAV, 2,5-20ml/l, Reiniger+Desinfektion)

Händedesinfektion

Händedesinfektionen müssen in der Regel mindestens 30s einwirken, um hinreichend wirksam zu sein. Die richtige Technik muss gelernt werden, damit wirklich alle Hautpartien der Hände lang genug benetzt sind.

Man unterscheidet zwischen viruzid wirksam und begrenzt viruzid wirksam. Für die schwer zu desinfizierenden unbehüllten Viren braucht es die letztere Kategorie und dies auch bei längeren Einwirkzeiten (z.B. 2min bei Bode Virugard). Die meisten Standard-Handdesinfektionsmittel sind begrenzt viruzid, was auch etwas mit der Hautverträglichkeit zu tun hat. Das beste Mittel nützt nichts, wenn es aufgrund schlechter Verträglichkeit nur mangelhaft genutzt wird (Compliance). Eine gute viruzide Wirksamkheit erhält man typisch durch höheren Alkoholanteil, meist Ethanol. Ein hoher Alkoholanteil reizt aber die Haut stärker.

Bei Noroviren ist die Situation nicht ganz klar. Getestet wird mit Surrogatviren FCV und MNV. Es gibt Untersuchungen, bei denen Präparate mit 70-90% Alkohol bei Noroviren gut abschnitten, wenn sie vor allem auf Ethanol oder 1-Propanol basierten. 2-Propanol hingegen war weniger wirksam. Andererseits gibt es Präparate auf 2-Propanol, die ihre Wirksamkeit nachgewiesen haben (z.B. Septoderm Hände, 63,14g 2-Propanol, Noroviren Einwirkzeit 2 Minuten). Die Wirksamkeit ist auch abhängig von den Prüfmethoden (Leitlinie DVV/RKI oder EN 14476).

Ein verbreiteter Irrglaube ist, dass Hände-Desinfektionsmittel wg. dem Alkohol die Hände austrocknen und die Haut spröde machen. Das ist jedoch bei heute üblichen Mitteln nicht der Fall. Der Alkohol verdunstet innerhalb kurzer Zeit komplett und zurück bleiben pflegende Substanzen, die ähnlich wie eine Creme die Haut pflegen.

Zu häufiges Händewaschen hingegen wurde als Hauptauslöser für Hautprobleme erkannt, weil die Tenside die Haut entfetten. Deshalb wird heute im klinischen Alltag empfohlen, nur noch bei Verschmutzung die Hände zu waschen und ansonsten wesentlich öfters die Händedesinfektion zu nutzen.

Die typische Menge Desinfektionsmittel für eine Händedesinfektion sind 3ml. Diese Menge passt in der Regel in die hohle Handfläche.

Zu Händedesinfektion Kittelflaschen gibt es eine konträre Diskussion. Einerseits wird bemängelt, dass die Flasche selber durch das Anfassen mit unsauberen Händen ständig kontaminiert ist. Andererseits weiß man, dass die einfache Verfügbarkeit dieser Maßnahme dazu führt, das öfters die Hände desinfiziert werden. Ist diese Möglichkeit nicht vorhanden, unterbleibt oft die Desinfektion, was noch viel schlechter ist. Von daher geht der Trend heute wieder hin zur Kittelflasche überall dort, wo Spender nur schwer möglich sind. Bei richtiger Handhabung erzielt eine Kittelflasche auch seine voll Wirksamkeit: Man öffnet sie mit einer Hand und gibt Desinfektionsmittel in die andere Hand. Dann schließt man die Flasche mit der Hand, die sie auch hält und steckt sie wieder in den Kittel. Erst dann werden die Hände desinfiziert. Kittelflaschen sollten von außen genauso regelmäßig desinfiziert werden, wie man das auch mit anderen Gebrauchsgegenständen tut.

Gebinde für die Händedesinfektionen dürfen in der Arztpraxis und im Krankenhaus nicht wiederbefüllt werden! Das gilt auch für Kittelflaschen. Lediglich eine Apotheke hat die Erlaubnis, solche Gebinde wiederzubefüllen. Über den Sinn und Unsinn dieser Regelung wird auch gestritten. Gefahren beim Wiederbefüllen sind zum einen die versehentliche Fehlbefüllung mit einem falschen Mittel. Andererseits können bei unsauberer Arbeit Sporen ins Desinfektionsmittel eingeschleppt werden. Diese können durch alkoholische Lösungen nicht abgetötet werden, weil diese nicht sporozid wirken. Somit kontaminiert man sich dann bei jeder Händedesinfektion.

In letzter Zeit tauchen Händedesinfektionen in gelförmigen Zustand am Markt auf. Diese sind recht praktisch in der Handhabung. Im professionellen Bereich sieht man sie noch wenig, in Drogerien hingegen schon häufiger.

  • Bode-Chemie Sterillium (75g Alkohole, 0,2g Mecetroniumetilsulfat)
  • Bode-Chemie Sterillium classic pure (75g Alkohole, 0,2g Mecetroniumetilsulfat)
  • Bode-Chemie Sterillium med (85g Ethanol) (für empfindliche Haut)
  • Bode-Chemie Sterillium virugard (95g Ethanol) (viruzid optimiert)
  • Bode-Chemie Manusept basic (80g Ethanol)
  • B.Braun Softa-Man (63g Alkohole)
  • B.Braun Softa-Man acute (63g Alkohole) (viruzid optimiert)
  • B.Braun Softa-Man ViscoRub (63g Alkohole ) (Gelförmig)
  • B.Braun Promanum M (83,4g Alkohole)
  • Schülke desderman pure (78g Ethanol, 0,1g Biphenyl-2-ol) (wirksam gegen Noroviren)
  • Schülke sensiva (73g Alkohole, 0,3g Milchsäure)
  • Dr. Schumacher Descoderm (63,1 g 2-Propanol)
  • Dr. Schumacher Descoderm viral (78,3g Ethanol) (viruzid optimiert)
  • Dr. Schumacher Septoderm (63,14 g 2-Propanol)

Alle Gewichtsangaben auf 100g Produkt bezogen.

Hautdesinfektion

  • Bode-Chemie Cutasept F (Alkohole 63g, Benzalkoniumchlorid (QAV))
  • Bode-Chemie Cutasept med F (Ethanol 85g, Butan-2-on, Milchsäure)
  • Schülke Kodan (2-Propanol 45g, 1-Propanol 10g, Biphenyl-2-ol 0,2g, Wasserstoffperoxid)
  • Schülke Octenisept (0,1g Octenidindihydrochlorid, 2,0g Phenoxyethanol) - Brennt nicht auf Wunden, weil so gut wie kein Alkohol enthalten ist. Alle alkoholbasierte Produkte brennen. Cave: Darf nicht tief in Wunden eingebracht werden (Wundspülung). Gefahr von Nekrosen. Der Wirkstoff hat eine Sonderstellung, passt nicht in die oben genannten Gruppen. Auch bei Behandlung von Fußpilz/Nagelpilz einsetzbar.

Händereinigung

  • Bode-Chemie Baktolin Classic
  • Bode-Chemie Baktolin Basic
  • Bode-Chemie Baktolin Basic pure
  • Bode-Chemie Baktolin sensitive
  • B.Braun Softaskin
  • B.Braun Lifosan soft
  • B.Braun Lifosan pure
  • B.Braun Softaderm
  • Schülke Esemtan
  • Schülke S&M Waschlotion
  • Schülke Sensiva Waschlotion
  • Schülke Esemsoft

Bisher persönlich gute Erfahrungen mit folgenden Produkten:

  • B.Braun Softaskin - Keine Hautreizungen, sehr sanft, gute Gebrauchseigenschaften, sehr zurückhaltende Parfümierung, keine kritischen Inhaltsstoffe laut codecheck.info
  • Schülke Sensiva - Keine Hautreizungen, sehr sanft, gute Gebrauchseigenschaften, keine Parfümierung, keine kritischen Inhaltsstoffe laut codecheck.info
  • B.Braun Lifosan - Keine Hautreizungen, parfümiert, ok.
  • Schülke S&M Waschlotion - Keine Hautreizungen, parfümiert, ok.
  • Schülke Esemtan - Keine Hautreizungen, parfümiert, ok.
  • Baktolin Basic - Keine Hautreizungen, parfümiert, ok.
  • Baktolin Basic pure - Keine Hautreizungen, nicht parfümiert, ok.
  • Baktolin Classic - Keine Hautreizungen, parfümiert, ok.
  • Ecolab Manisoft - Keine Hautreizungen, angenehm parfümiert, ok.

Bisher persönlich nicht so gute Erfahrungen:

  • Bode Baktolin sensitive - für meinen Geruch zu intensiv parfümiert, wenig interessanter Geruch, entwickelt nicht so gut einen angenehmen Seifenschaum, trocknet Haut stärker aus, Hautreizungen am Handrücken nach ca. 3-4 Tagen regelmäßiger Benutzung. Passierte auch bei einer zweiten Person, die mit testete. 2 Stoffe, die lt. codecheck.info als nicht/weniger empfehlenswert eingestuft sind. Warum ausgerechnet in einem Produkt, welches sich sensitive nennt und für empfindliche Haut gedacht ist? Ergebnisse muss ich nochmal verifizieren, um andere Einflüsse auszuschließen. Kann durchaus sein, dass die Hautirritationen gar nichts mit dem Produkt zu tun haben, sondern anderen Ursprung haben. (Nachtrag: innerhalb von 6 Wochen 3 mal bei mir verifiziert, Produkt führt immer wieder schon bei einmaligem Gebrauch zu juckender Hautreizung).

Wäsche Desinfektion

Am Markt gibt es sogenannte Hygiene-Waschmittel. Diese enthalten meist QAV als Wirkstoff und desinfizieren die Wäsche chemisch. Das gelingt auch schon bei niedrigen Temperaturen von z.B. 40 Grad. Allerdings werden meist bestimmte Desinfektionsleistungen erst bei 60 Grad garantiert.

Ist die Desinfektion der Wäsche durch ein Hygiene-Waschmittel vorgeschrieben, muss auch ein zertifiziertes Waschmittel verwendet werden. In der Regel muss dies dann VAH-gelistet sein.

Die Vorschriften sind meist so, dass Kochwäsche nicht mit speziellen Waschmitteln desinfizierend gereinigt werden muss. Hier reicht die Temperatur von 95 Grad. Bei 60 Grad muss dann mit einem Hygienewaschmittel gewaschen werden. Bei 40 Grad ist zwar auch eine gewisse desinfizierende Wirkung gegeben, sie entspricht aber nicht mehr den Vorgaben und Richtlinien. In den Datenblättern bzw. Produktinformationen der Waschmittel findet man genaue Angaben.

Desinfektion braucht natürlich eine gewisse Einwirkzeit. Bei Desinfektionswaschmitteln sind das in der Regel 15-20 Minuten. Es ist zu überprüfen, ob die Waschmaschine im entsprechenden Programm diese Zeiten einhält. Vorsicht gilt hier vor allem bei Schnellwaschprogrammen.

Die Dosierung muss so sein, dass eine Mindestmenge Waschmittel pro Liter Flotte vorhanden ist. In der Regel ist das gewährleistet, wenn man sich an die Dosierhinweise des Herstellers hält und keine Sonderprogramme wie Wasserspar/Eco oder Wasserplus verwendet.

Auch muss ein gewisses Flottenverhältnis eingehalten werden, also wieviel Wäsche pro Liter Flotte eingebracht wird. Typischerweise liegt dies bei 1:5 (1Kg Wäsche auf 5 Liter Flotte). Bei einer empfohlenen Beladung der Waschmaschine sollte dies gegeben sein.

Für den Privatbereich findet man in Drogerien derzeit keine Hygiene-Waschmittel, wohl aber Hygienespüler, die in das Weichspülfach gegeben werden. Auch sie enthalten in der Regel QAV als Wirkstoff. In der Regel sind sie aber nicht VAH-gelistet und die Desinfektionswirkung ist nicht standardisiert.

Beachten sollte man, dass es Mikroorganismen und Sporen gibt, die sehr hitze- und desinfektionsmittelresistent sind. Diese überleben also alle diese Maßnahmen.

Weil Hygienewaschmittel QAV enthalten und geringe Rückstände in der Kleidung verbleiben, ist es nicht ausgeschlossen, dass es zu Hautirritationen oder allergischen Reaktionen kommen kann.

Hygienewaschmittel

  • Rösch Sanomat Hygiene (QAV, 30-95 Grad, VAH ab 60 Grad bei 5g/l, nicht parfümiert)
  • Clax Desotherm DS 3ZP13 (QAV, VAH-angmeldet ab 60 Grad bei 2g/l)
  • Ariel Professional (QAV, VAH ab 60 Grad bei 2g/l)
  • Ariel Formula Pro+ (VAH ab 60 Grad bei 4g/l)

Hygienespüler

  • Persil Hygienespüler
  • Sagrotan Wäsche Hygienespüler
  • Denk-mit Hygienespüler (DM)
  • Domol Hygienespüler (Rossmann)

Probleme bei der Umsetzung von Hygienemaßnahmen

Die Hygiene-Qualitätssicherung hängt in großem Maße von allen Mitarbeitern ab, die hygienisch relevante Tätigkeiten ausführen. Hier spielen zahlreiche psychologische Faktoren eine Rolle, von denen ein Gelingen oder Scheitern abhängt.

Ein großes Problem ist, dass Hygiene nur schwer kontrollier- oder überprüfbar ist. Hygienefehler fallen nur schwer oder nicht zeitnah auf. Klare Zusammenhänge lassen sich nur schwer erkennen. Man muss sich also darauf verlassen können, dass Mitarbeiter gewissenhaft arbeiten, bzw. es hängt fast alles davon ab, dass Hygienemaßnahmen von den Mitarbeitern in der für sicher befundenen Weise auch umgesetzt werden. Schon kleinste Abweichungen von Vorgaben können zu starken Hygienemängeln führen. Hier gilt es, eine hohe Compliance bzw. Regeltreue zu erreichen.

Regeltreue ist etwas, was vielen Menschen schwerfällt. Es gibt auch zahlreiche Faktoren, warum Regeltreue unterlaufen wird. Sie reagiert sozusagen sehr sensibel auf bestimmte Umstände. Bei Zeitdruck und Stress werden Regeln unterlaufen, wenn man dadurch Zeit einsparen kann oder Umständliches vermeidet. Wird der Sinn und die Notwendigkeit von Regeln nicht verstanden, werden sie unbeobachtet unterlaufen. Mitunter werden auch die Auswirkungen von Regelbrüchen nicht reflektiert, verdrängt oder schöngefärbt. Mangelndes Hygienebewusstsein führt dann zu leichtfertiger Unterlassung von Hygienemaßnahmen. Diese bleiben oft konsequenzlos, weil sie von anderen Mitarbeitern nicht bemerkt und im Team nicht reflektiert werden.

Überzogene Regeln, die nicht mehr nachvollziehbar oder praktisch gar nicht umsetzbar sind, führen zu einem gestörten Verhältnis gegenüber Regeln generell. Das kann zu einer Spaltung führen - einerseits gibt es Regeln, andererseits gibt es die alltägliche Praxis, die schon lange nichts mehr mit den ganzen (vermeintlich oder real) irrsinnigen Regeln zu tun hat. Man verfährt nach dem Motto: "Gelesen - gelacht - gelocht." Leider werden hierbei aber auch Regeln unterlaufen, die große Bedeutung haben und deren Vernachlässigung zu ernsthaften Hygieneproblemen führen. Weil nur über die offiziellen Regeln gesprochen wird, die eigene inoffizielle Umsetzung aber nicht kommuniziert oder tabuisiert wird, entstehen abgespaltene Prozesse, die jeder gemeinsamen Reflektion und Überprüfung entzogen sind. Gerade dies kann zu unkalkulierbaren Risiken führen. Fehlende Kommunikation darüber, wie man Dinge wirklich tut, ist eine große Gefahr.

Die Spaltung ist oft schon in der Planung zu beobachten. Da gibt es Menschen, die theoretisches Wissen haben und Vorgaben, Richtlinien und Maßnahmen formulieren. Diese Menschen haben vielleicht noch nie eine Hygienemaßnahme praktisch umgesetzt. Auf der anderen Seite gibt es diejenigen, die tagtäglich das umsetzen sollen, was sich da ausgedacht wurde. Findet hier keine offene und direkte Kommunikation und Diskussion statt, wird es über kurz oder lang einen Bruch zwischen Theorie und Praxis geben.

Gefährlich sind hier vor allem autoritäre Strukturen, wo von oben einfach verordnet wird und Widerspruch nicht geduldet wird. Strukturen, in denen alle Mitarbeiter auf Augenhöhe in eine offene Diskussion mit eingebunden sind, können solch eine Spaltung verhindern. Offene Diskussionen führen auch dazu, dass Know-How ausgetauscht und ins Bewusstsein aller kommt.

Diese Aufklärungsarbeit muss sowieso geleistet werden, denn Mitarbeiter, die erkenntnisbasiert verantwortlich wirken, sind zuverlässiger, als solche, die nur stumpfsinnig Vorschriften ausführen und Standards umsetzen, deren Sinn sie nicht verstanden haben. Dinge müssen nachvollziehbar sein, denn der Mensch ist ein denkendes Wesen. Umgedreht gilt: Was nicht verstanden wird, wird auch gerne vergessen oder bewusst unterlassen. Aufklärungsarbeit braucht auch Wiederholung, Menschen sind manchmal sehr vergesslich...

Es gibt hier aber auch Unterschiede: Manchen Menschen reicht die Vermittlung einer Umsetzungsvorschrift oder Leitlinie, die sie dann gerne so praktizieren. Andere brauchen logische Begründungen dafür, um einer Sache zu folgen. Dieser unterschiedliche Bedarf an Information kann z.B. dadurch umgesetzt werden, dass zu jeder Maßnahme auch schriftlich fixiert ist, was die Hintergründe sind inkl. Literaturangaben und Material, auf das man sich bezieht. Interessierte Mitarbeiter können sich so tiefer einarbeiten. Mitarbeiter, die sich so tiefergehend mit der Materie beschäftigen, sind gleichzeitig wertvolle Vermittler von Hintergründen, wenn es im Alltag zu Hygienemängeln kommt.

Aufgeklärte Mitarbeiter, die Hygienemaßnahmen immer wieder reflektieren, sind auch wesentlich für ein gutes Qualitätsmanagement, bei dem Fehler, Unzulänglichkeiten oder Unnützes möglichst früh auffällt und verändert wird. Der Gegensatz wären Mitarbeiter, die seit 30 Jahren etwas einmal Gelerntes rituell genau so weiter machen, ohne jemals den Sinn einer Handlung zu reflektieren.

Man muss sich hier auch klar machen: Jede unnütze Desinfektionsmaßnahme, die abgestellt wird, schafft Freiraum für sinnvolle Maßnahmen. Es geht also immer um die Optimierung, in einer bestimmten zur Verfügung stehenden Zeit die wirksamsten Dinge zu tun.

Frustration der Mitarbeiter - aus welchen Gründen auch immer - kann zu einer gleichgültigen Haltung führen, womit Regeln nicht mehr eingehalten werden. Dies zeigt, dass Hygiene, das allgemeine Betriebsklima und die Zufriedenheit mit der Arbeit miteinander korrelieren. Schlechte Hygiene kann ein Symptom sein, was zeigt, dass das Betriebsklima oder die Arbeitsbedingungen nicht stimmen. Es wäre dann zu kurz gegriffen, nur das Desinteresse der Mitarbeiter zu sehen.

Mangelhafte Schulungen und fehlende Überprüfungen, wie Mitarbeiter Hygienemaßnahmen durchführen, führen ebenso zu zahlreichen Fehlern. Hier spielt auch wieder die Überlastung oder die Einsparung eine Rolle. Schulungen kosten Zeit und Geld.

Eine wichtige Charaktereigenschaft bei der Umsetzung einer guten Hygiene ist die Achtsamkeit, Wachheit oder Sensibilität der Mitarbeiter für das, was sie tun. Nur so kann man recht frühzeitig wahrnehmen, wo Fehler lauern oder Probleme autauchen. Man kann nur die Schwachpunkte bereinigen, die man erstmal erkannt hat. Die Achtsamkeit ist einerseits eine grundlegende Charaktereigenschaft, die man mitbringt oder die man schulen kann. Andererseits ist auch die Achtsamkeit eine sensible Eigenschaft, die man schnell verlieren kann. Auch hier spielt wieder Stress und Zeitdruck eine große Rolle. Unter Stress fährt man die Sinneswahrnehmungen zurück und blendet vieles aus. Man kann sich auch nicht mehr um erkennbare Missstände kümmern und vergisst mehr.

Das betrifft auch das große Problem der Verdrängung: Ein frustriertes und überlastetes Bewusstsein blendet vieles aus, selbst noch dann, wenn die Dinge ganz offensichtlich und eindringlich werden. Der Mensch kann unglaubliche Fähigkeiten entwickeln, Missstände auszublenden und nicht mehr an sich heran zu lassen. Natürlich wird dann auch über die teils dramatischen Folgen nicht mehr reflektiert. Wer die Augen verschließt, kann nicht mehr unterscheiden zwischen kleinen Mängeln und stark bedrohlichen Situationen.

Viele Menschen sind sparsam und wollen unnötige Kosten vermeiden. Also wird überall gespart, wo man sparen kann. Sparsamkeit kann aber gerade bei Hygiene zu einer großen Gefahr werden. Man spart dann an Dingen, die die Hygienequalität herabsetzen. Für einen hohen Hygienestandard braucht es viele Einmal- und Wegwerfartikel in ausreichender Qualität, die hohe Kosten verursachen. Hier ist die Charakterqualität Sparsamkeit also immer im Konflikt mit dieser vermeintlichen Verschwendung. Es gibt viele Beispiele, wie durch Geiz und Sparsamkeit große Hygieneunfälle entstanden. Sparsamkeit wird auch durch wirtschaftlichen Kostendruck verstärkt. Mitarbeiter geraten unter Druck, Kosten zu sparen und treffen dann auch falsche Hygiene-Entscheidungen. An Hygiene lässt sich auch gut sparen, ohne das es kurzfristig auffällt. Mitarbeiter werden aufgrund von Kostendruck nicht mehr dafür wertgeschätzt, eine gute Hygiene umzusetzen. Sie erfahren eher Anerkennung, wenn sie Maßnahmen geschickt unbemerkt unterlassen, die zu Kostensenkungen führen. Neben Geiz ist die Gier ein weiteres großes charakterliches Problem. Gier ist unersättlich und maßlos. Sie kann eine sehr starke Kraft werden, die jede Vernunft überschattet. Wenn durch Einsparung von Hygienemaßnahmen ein paar Euro mehr Gewinn gemacht werden kann, dann reizt das die Gier.

Gute Hygiene ist nichts, wo man direkt für belohnt wird. Das ist ein großes psychologisches Problem. Wenn man etwas gut macht und daraus direkt ein gutes Produkt entsteht, dann hat man ein Feedback, dass man gute Arbeit geleistet hat. Qualität wird sicht- und spürbar. Gute Hygiene zeigt sich maximal mittelfristig, wenn die Gesamtheit der Maßnahmen zu guten Kennzahlen führt. In vielen Fällen lassen sich die Auswirkungen guter Hygiene aber nicht messen oder erfassen. Und Mitarbeiter bekommen auch nur selten mehr Wertschätzung, wenn sie die Hygienemaßnahmen sehr gut umsetzen. Das wird eher selbstverständlich erwartet.

In vielen alltäglichen Abläufen können sich Nachlässigkeiten einschleichen. Das kennt man aus unterschiedlichsten Zusammenhängen. Oftmals wacht man dann auf, wenn etwas schief läuft, man also Feedback bekommt, dass es so nicht funktioniert. Bei Hygiene fehlt so ein direktes Feedback. Von daher müssen Strukturen entstehen, die immer wieder aktiv die aktuelle Situation beleuchten, um so Probleme zu erkennen. Probleme melden sich nicht von alleine oder wenn, dann auf dramatische Weise.

In einem Team hängt viel davon ab, wie das Thema Hygiene von der Führungsebene gesehen wird. Fehlt auf der Führungsebene ein Hygienebewusstsein, wird also hier der Einhaltung von Hygiene zu wenig Bedeutung beigemessen, strahlt das auf alle Mitarbeiter aus. Die mangelnde Wertschätzung auf der Führungsebene ist sozusagen Einladung für die Mitarbeiter, Zeit, Geld und Aufwand zu sparen, was Hygiene angeht.

Auf der Führungsebene ist es auch wichtig, für passende Spielregeln zu sorgen, die sich fest etablieren. Spielregeln, die gute Strukturen im Umgang mit Fehlern und Verbesserungen etablieren und ungünstige Strukturen sanktionieren. So wird z.B. das Verhalten von heimlich unterlassenen Maßnahmen als nicht hinnehmbar konfrontiert, die offene Diskussion über Problempunkte hingegen gefördert. Mitarbeiter werden immer wieder dazu angehalten, Missstände aufzudecken und offen zu machen.

Hygiene ist mitunter eine sehr komplexe Angelegenheit geworden. Für vieles braucht es ein tiefgehendes Wissen und Verständnis der Materie. Dieses umfangreiche Verständnis ist aber oftmals nicht bei allen Mitarbeitern gegeben. Veränderungen in der Hygiene brauchen zudem eine umfangreiche Beschäftigung und Reflektion, damit das Gesamtkonzept auch wirklich funktioniert und auf dem aktuellen Stand des Wissens basiert. Dafür braucht es Zeit und Ruhe, um Veränderungen zu durchdenken und Recherchen durchzuführen. Hier dürfen Entscheidungen nicht schnell und unüberlegt getroffen werden, was in der Praxis aber schnell passieren kann. Noch dazu von Mitarbeitern, die nicht über das tiefgehende Wissen verfügen und nicht das Gesamtkonzept im Blick haben.

Hier zeigt sich auch, wie wichtig geregelte Abläufe/Verfahren und klare Verantwortlichkeiten beim Hygienemanagement sind. Man könnte auch sagen, Hygienemanagement stellt sehr hohe Ansprüche an die Qualität, wie Prozesse gemanagt werden und wie alles organisiert, strukturiert und geplant wird. Es braucht Menschen, die diese Fähigkeiten mitbringen.

Die Schwierigkeit besteht auch darin, dass zur Planung von Abläufen für Hygienemaßnahmen genügend praktische Erfahrungen vorhanden sein müssen. Sonst entstehen theoretisch durchdachte Prozesse, die nicht praktikabel und konkret umsetzbar sind. Insofern ist es es oft so, dass Hygienebeauftragte Mitarbeiter aus der Praxis sind, die noch täglich in die Hygieneaufgaben involviert sind. Umgedreht kann man manchmal beobachten, dass für Hygiene Zuständige, die den Kontakt zur Praxis verloren haben, recht seltsame Forderungen haben, die realitätsfremd und nicht umsetzbar sind. So entsteht ein Spannungsfeld zwischen Forderungen und dem, was praktiziert wird.

Hygiene ist in ihrer Gesamtheit ein schnell verwundbares System. Es reicht eine Kleinigkeit bei der Umsetzung, die zu großen Mängeln führen kann. Das System Hygiene ist nur so gut, wie das schwächste Glied in der Kette von Maßnahmen. Von daher ist es immer wieder wichtig, das Gesamtsystem Hygiene auf den Prüfstand zu stellen.

Umgedreht muss man sich vor einem falschen Eindruck schützen: Nur weil ein paar Sachen in der Hygiene mustergültig umgesetzt sind, heißt das nicht, dass die Hygiene gut ist. Eine Nachlässigkeit an anderer Stelle kann alle anderen Bemühungen um gute Hygiene unterlaufen. Man muss immer das Gesamtsystem im Blick haben und prüfen.

Hygiene muss vor allem dauerhaft bzw. langfristig funktionieren. Es braucht also ein System, welches sich permanent selbst überwacht, Missstände erkennt und wieder ausgleicht. Hygienemanagement ist somit ein ständiger Prozess, der überwacht und reflektiert werden will. Man muss ständig aktiv dranbleiben. Fehler müssen dazu führen, dass man besser wird und Maßnahmen ergriffen werden, damit diese Fehler zukünftig nicht mehr auftauchen können. So wird das Hygienesystem mit der Zeit immer stabiler, zuverlässiger und weniger anfällig. Hier geht es auch um viele Frühwarnindikatoren und Prozesse, die mehrfach abgesichert sind. Typische Fallen, in die man schnell tappen kann, müssen erkannt werden und durch Abläufe ersetzt werden, die es erst gar nicht möglich machen, dass diese Fehler passieren.

Typische Fehler in der Hygieneumsetzung

  • Wipes-System: Beim Auffüllen wurde Wasser aufgefüllt, Konzentrat dazu und sofort die neue Wischtücherrolle rein. Somit hatte die Lösung keine Zeit, sich homogen zu mischen. Die Tücher saugen mitunter nur Wasser auf und im Tuch kann sich auch nichts mehr mischen. Solche Tücher versagen dann in ihrer Desinfektionswirkung. Ein weiteres Problem ist, wenn die Zupföffnung längere Zeit offen bleibt. Gerade bei alkoholischen Mitteln verdunstet so Desinfektionsmittel. Wipes-Eimer müssen beschriftet werden: Welches Mittel, wann angesetzt, wann Ablauf. Bei einigen Desinfektionmitteln ist die Haltbarkeit auf 29 Tage beschränkt (z.B. terralin protect).
  • Seifenspender: Müssen regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden, sonst vekeimen sie. Wer sich dann damit die Hände wäscht, ist evtl. kontaminierter, als vorher. Auch Desinfektionsmittelspender müssen regelmäßig gesäubert werden, weil Händedesinfektion Zusätze enthält, die das System verstopfen können und Sporen von den Desinfektionsmitteln nicht beseitigt werden. (Pumpsystem mit warmen Wasser und Desinfektionsmittel durchspülen).
  • Auffüllen der Händedesinfektion: Gebinde, die in Spender eingesetzt werden, dürfen nicht wieder befüllt werden. Auch Kittelflaschen dürfen nicht wieder aufgefüllt werden.
  • Schlecht praktizierte Händedesinfektion: Eines der Hauptgründe für Hygieneunfälle ist eine mangelnde Umsetzung der Hände-Desinfektion. Sie wird ganz unterlassen, das Mittel wirkt nicht lange genug ein oder wichtige Teile der Hände werden nicht ausreichend benetzt. Auch besteht oft die irrige Annahme, dass Handschuhe absolut dicht sind und deshalb keine zusätzliche Desinfektion nötig ist.
  • Wiederverwendung von Einmalhandschuhen: Kontaminierte Einmalhandschuhe sollten nicht gewaschen oder desinfiziert werden, um sie dann weiter zu verwenden. Desinfektionsmittel machen das Material porös und je länger man die Handschuhe trägt, um so durchlässiger werden sie.
  • Zulassung: Desinfektionsmittel müssen zugelassen sein, z.B. VAH/DGHM-gelistet sein. Am Markt gibt es oft auch preisgünstige, aber nicht zugelassene Präparate, die nicht verwendet werden dürfen.
  • Unpassende Desinfektionsmittel: Desinfektionsmittel müssen für den Anwendungszweck passen. So müssen z.B. Flächen, die sofort wieder genutzt werden, mit einer Schnell-Desinfektion behandelt werden. Wird hier ein normales Flächen-Desinfektionsmittel verwendet, ist die Desinfektionswirkung erst nach z.B. 1 Stunde hinreichend gut.
  • Abgelaufene Produkte: Desinfektionsmittel haben oft eine recht kurze Haltbarkeit von 1-2 Jahren. Angesetzte Gebrauchslösungen dürfen nur für eine bestimmte Zeit genutzt werden. Nach Überschreiten ist eine ausreichende Desinfektionswirkung nicht mehr garantiert.
  • Falsche Lagerung: Höhere Umgebungstemperaturen und Sonneneinstrahlung können den Verfall von Desinfektionsmitteln wesentlich beschleunigen, so dass weit vor Erreichen des aufgedruckten Ablaufdatums das Produkt untauglich wird.
  • Verunreinigungen: Verunreinigungen, die z.B. in Desinfektionsmittel-Kanister gelangen, können das Produkt untauglich machen.
  • Unzulässiger Produktwechsel: Da wird mal eben schnell ein anderes Desinfektions- oder Reinigungs-Produkt bestellt, was oberflächlich betrachtet gleich in der Wirkung sein sollte. Die Gründe sind vielfältig: Ein Sonderangebot, das richtige Produkt hat Lieferschwierigkeiten, die Kollegin die sonst bestellt, ist nicht da und keiner weiß, wo die Produkte bestellt wurden. Produktwechsel können fatale Folgen haben, weil oftmals das tiefgründige Wissen für die richtige Produktauswahl fehlt. Bei manchen technischen Geräten erlischt die Zulassung oder die Herstellergarantie, wenn nicht genau spezifizierte und geprüfte Mittel eingesetzt werden. Produktwechsel führen zu Veränderungen in Prozessen, wodurch die Ergebnisqualität unzureichend sein kann. Auch kann es zu ungünstigen Wechselwirkungen mit anderen Produkten kommen. Die Zusammenhänge sind heute oft so komplex, dass sich Produktwechsel nach Lust und Laune verbieten.
  • Falsche Dosierung: Desinfektionskonzentrate müssen genau dosiert werden. Hier müssen Vorkehrungen getroffen werden, dass dies stetig gewährleistet ist (Dosierhilfen, Dosiertabellen).
  • Produktverwechselung: Beim Nachfüllen der Händedesinfektion wurde versehentlich eine anderes Produkt abgefüllt. Die Desinfektionswirkung war so nicht gegeben. Aus diesen Grund ist es auch nur eingeschränkt erlaubt, Händedesinfektion nachzufüllen. Produktverwechselungen sind in vielerlei Hinsicht sehr gefährlich. Es müssen Vorkehrungen getroffen werden, damit dies so gut es geht ausgeschlossen wird.
  • Schnelldesinfektion: Zur Schnelldesinfektion wurde versehentlich eine normale Flächendesinfektion verwendet, die 1 Stunde Einwirkzeit braucht, um wirksam zu sein. Die Desinfektionswirkung war im konkreten Anwendungsfall viel zu spät gegeben.
  • Mangelhafte Benetzung und Einwirkzeit: Für die Desinfektion muss das Produkt lange genug in flüssigem Zustand einwirken, ob bei Flächendesinfektion oder Händedesinfektion. Hier passiert es sehr häufig, dass dies nicht eingehalten wird. Bei der Händedesinfektion wird zu wenig Desinfektionsmittel aufgetragen und nicht abgewartet. Bei der Schnell-Flächendesinfektion wird das Tuch nicht feucht genug gemacht oder man wischt mit trockenen Bereichen des Tuches versehentlich nach. Mitunter wird auch absichtlich gleich wieder trocken gewischt, um Schlierenbildung zu vermeiden, was zu einer Aufhebung der Desinfektionwirkung führt! Bei der Flächen-Desinfektion wird zu trocken gewischt oder vor Ablauf der Einwirkzeit die Fläche schon wieder genutzt (manche unkritische Flächen dürfen allerdings auch vor Ablauf der Einwirkzeit wieder benutzt werden).
  • Verwässerung: Wasser verdünnt Desinfektionsmittel, die dann evtl. nicht mehr wirksam sind. Trocknet man sich die Hände nicht richtig ab und desinfiziert sofort, vermischt sich Restwasser mit dem Desinfektionsmittel. Ebenso, wenn man feucht abgewischte Fläche desinfiziert oder wenn z.B. bei der Desinfektion einer Badewanne gleich Wasser irgendwo rein fließt. Ebenso, wenn desinfizierte Flächen zu früh mit Wasser nachgespült werden und das Mittel nicht lange genug einwirken kann. Diverse Desinfektionsmittel wirken auch nach Abtrocknung noch ein, was manch einem nicht bewusst ist.
  • Unsorgfältige Desinfektion: Flächen und Hände müssen sorgfältig überall benetzt werden. Stellen, die nicht benetzt werden, werden auch nicht desinfiziert. Durch Hektik und Unachtsamkeit kann es schnell passieren, dass Flächen ausgelassen werden. Gerade bei verwinkelten oder kompliziert geformten Oberflächen.
  • Vergessene Desinfektion: Ungeeignete Abläufe können die Gefahr erhöhen, dass Desinfektionsmaßnahmen vergessen werden. Manche Flächen werden regelmäßig bei der Desinfektion vergessen. Ecken werden bei der Bodendesinfektion nicht mitgewischt ("runde Ecken").
  • Übertragungsherde: Es gibt so manche Gegenstände, die als Mittler von Mikrorganismen fungieren, z.B. Tastaturen, Handys, Schnurlostelefone, Kugelschreiber usw. Im Grunde alles, was täglich oft mit kontaminierten Händen angefasst wird. Wichtig ist auch, an Desinfektionsmittelspender, Wipes-Eimer, Desinfektionsmittelflaschen und Kittelflaschen zu denken und diese von außen z.B. täglich zu desinfizieren.
  • Keimherde: Die Klassiker sind feuchte Wischlappen und Schwämme. Dies sind Brutstätten für Mikroorganismen. Überall, wo über längere Zeit Feuchtigkeit vorhanden ist, muss das Verkeimungsrisiko beachtet werden. Das gilt z.B. auch für den Kühlschrank, weil hier feuchte Luft immer wieder kondensiert. Die Temperatur ist für viele Mikroorganismen völlig ausreichend. Spülmaschinen verkeimen häufig an den Türdichtungen.
  • Gemeinschafts-Utensilien: Seifenstücke, Handbürsten, Cremetuben, normale Handtücher sind ausgezeichnete Übertragungswege, wo sich Keime verbreiten können. Viele dieser Dinge sind deshalb nicht zulässig. Auch viele andere Gegenstände, die oft benutzt werden, können Keime übertragen, z.B. Kugelschreiber, Taschenrechner, Kurzzeittimer, Telefone, Computer.
  • Vermischen von Desinfektions-Reinigern: Die Desinfektionswirkung kann durch mischen mit anderen Reinigern zunichte gemacht werden. Zurückgebliebene Reinigungsmittel auf Flächen können die Desinfektionswirkung zunichte machen. Hier muss immer genau abgeklärt werden, welche Produkte zueinander passen und miteinander bzw. nacheinander verwendet werden dürfen.
  • Putzlappen und Wischmopps: Müssen nach Benutzung desinfizierend gewaschen werden. Wischmopps, die noch Reinigungsmittel beinhalten, können die Desinfektionslösung unbrauchbar machen. Von daher sollte man, wenn möglich, auch nur auf Reiniger zurückgreifen, die die Desinfektionsmittel nicht negativ beeinflussen.
  • Praxiswäsche: Wäsche, die nicht gekocht werden kann, muss mit zugelassenen Desinfektionswaschmitteln gewaschen werden (z.B. Sanomat Desinfektionswaschmittel).
  • Materialverträglichkeit: Besonders alkoholische Desinfektionsmittel können Kunststoffe und Lacke angreifen. Hier muss die Materialverträglichkeit überprüft werden. Hersteller von Medizinprodukten schreiben in ihre Unterlagen/Anleitungen, mit welchen Mitteln gereinigt und desinfiziert werden darf.
  • Sprühdesinfektion: Sollte, wo es geht, vermieden werden. Wischen ist besser als sprühen. Durch die mechanische Bearbeitung beim Wischen werden kontaminierte Flächen besser desinfiziert und gereinigt. Wird direkt auf die Fläche gesprüht, kann Desinfektionsmittel tief in Ritzen eindringen, wo es nicht hinkommen sollte. Von daher darf oft nicht direkt auf technische Geräte gesprüht werden, stattdessen kann man ins Tuch sprühen. Wipes-Systeme bieten gegenüber den Sprühflaschen viele Vorteile. Aerosole belasten die Raumluft beim Sprühen.
  • Ungenügende Lüftung: Manche Desinfektionsmittel verursachen Dämpfe, die die Raumluft beeinträchtigen und die Gesundheit belasten können. Es muss für ausreichende Lüftung gesorgt werden.
  • Persönliche Schutzausrüstung: Desinfektionsmittel sind zum Teil chemisch recht aggressive Substanzen. Hier muss geeignete Schutzausrüstung getragen werden (vor allem Brille und Handschuhe). In den Betriebsanweisungen eines jeden Produktes (die Vorort vorliegen müssen) findet man Hinweise auf das Gefahrenpotenzial und die Schutzmaßnahmen. Achtung: Manche Desinfektionsmittel greifen gewöhnliche Gummihandschuhe aus Latex stark an. So werden z.B. von terralin protect Gebrauchslösung solche Handschuhe schnell klebrig. Handschuhe aus Nitril sind in der Regel wesentlich chemikalienbeständiger und es gibt spezielle Chemikalienhandschuhe, die ihre Beständigkeit nachgewiesen haben. Schülke empfiehlt bei terralin protect z.B. Dermatril (kurzer Kontakt) bzw. Camatril oder Butoject (Hersteller KCL).
  • Gummihandschuhe als Keimübertrager: Mitunter werden dickere Gummi-Schutzhandschuhe (bzw. Haushaltshandschuhe) über längere Zeit von mehreren Personen benutzt. Hier hat man eine wunderbare Keimübertragungsquelle geschaffen. Meist kommt noch hinzu, dass die Hände vorher nicht desinfiziert wurden und auch nachträglich nicht desinfiziert werden. Mikroorganismen können sich in dem feuchtwarmen Innenraum zudem wunderbar vermehren. Gummihandschuhe gehören zur persönlichen Schutzausrüstung und sind nicht für die allgemeine Benutzung geeignet.
  • Keimverschleppung: Tücher und Mopps, mit denen man Flächen desinfizierend oder reinigend abwischt, enthalten Keime. Auch ein Desinfektionsmittel tötet nie alle Keime ab. Wird mit diesen Tüchern nun ein anderer Bereich behandelt, kann es zu einer Verschleppung von Keimen kommen. Hier muss es klare Vorgaben geben, für welche Bereiche Lappen, Mopps und Tücher verwendet werden dürfen. So dürfen z.B. Lappen für den Sanitärbereich nicht für Möbel und Tische verwendet werden. Je nach Risikosituation darf ein benutzter Mopp nicht für mehrere Zimmer benutzt werden. Auch bei der Schnelldesinfektion mit Einmaltüchern sollte man aufpassen, nicht zuerst stark belastete Bereiche zu wischen, um dann nachträglich nochmal unkritische Bereiche mit dem gleichen Tuch zu wischen. Normal wischt man von weniger belasteten Bereichen zu den belasteteren Bereichen hin. Belastete Bereiche sollten mit einem weiteren getränkten Tuch nachgewischt werden. Beliebt ist auch, mit einem Lappen mehrere Toiletten und sogar gleich noch das restliche Bad zu reinigen. Natürlich mit einem normalen nicht desinfizierenden Reiniger.
  • Verteilung starker Kontamination: Auf Flächen, die deutlich kontaminiert sind, muss zuerst das kontaminierte Material gezielt aufgenommen werden. Ziel ist, möglichst viel Material zuerst zu entfernen und erst dann zu wischen. Wenn dies nicht erfolgt, würde man das kontaminierte Material weitläufig auf der Fläche verteilen. Je nach Situation gilt: Erst reinigen, dann desinfizieren. Ausnahme: In Situationen, wo durch die Reinigung kontaminiertes Material andere Bereiche belasten kann. Beispiel: Kontaminierte Hände sollten erst desinfiziert und dann gewaschen werden. Sonst können Aersole und Spritzer beim Waschen Keime in die Umgebung transportieren.
  • Falsche Logik: Oft wird von Hygiene-Vorschriften abgewichen, weil man eine logisch stichhaltige Begründung hat, warum die Abweichung hygienisch trotzdem einwandfrei ist. Auch wenn die Logik aus dem Kenntnisstand heraus plausibel erscheint, fehlt oft das umfassende Hintergrundwissen. Man darf sich hier nicht täuschen lassen und muss immer bedenken, dass einem wichtige Informationen fehlen, deren Einbeziehung eine Situation ganz anders aussehen lassen. Logische Schlußfolgerungen können bei Hygienemaßnahmen auch oft nicht überprüft werden, weil Nachweise schwierig sind. Man verlässt sich dann auf eine nicht überprüfte Idee von der Wirklichkeit, die sich in vielen Fällen als falsch erweist.
  • Falsche Rückschlüsse: Wenn irgendwas zu Problemen oder Schwierigkeiten führt, wird schnell mal irgendwas aus dem Bereich Desinfektion, Sterilisation oder Reinigung zum Sündenbock gemacht. Da gehen z.B. zahnärztliche Turbinen kaputt und es wird vermutet, dass es an der Sterilisation oder Desinfektion liegt. Genau nachgeprüft hat das niemand, es ist lediglich ein Verdacht, der sich nicht selten aus einer emotionalen Grundfärbung diesem Bereich gegenüber ergibt. Fatal, wenn man aus irrigen Annahmen dann Maßnahmen ergreift, die zu keinerlei Verbesserung führen, womit man aber den Hygienestandard verschlechtert. Selbst wenn die Problematik durch Hygienemaßnahmen entsteht, kann man meist Prozesse so optimieren, dass man Probleme in den Griff bekommt. Hierzu braucht es aber eine Bereitschaft. Selbst wenn durch bestimmte Hygienemaßnahmen z.B. eine kürzere Lebensdauer zu erwarten ist: Bin ich bereit, für einen bestimmten Hygienestandard einen Preis zu zahlen? Um welche Beträge geht es wirklich? Wie stehen die in Relation zum Ganzen? Und natürlich immer: Lässt sich noch etwas optimieren, so dass man günstiger oder effizienter zum gleichen Hygienestandard gelangt?
  • Strukturelle/Systematische Fehler: Das Hygienesystem, wie es gewachsen ist oder wie man es geplant hat, funktioniert zwar gut, es fehlen aber wichtige Komponenten zur Erreichung eines Hygienestandards. Beispiel: Die Böden werden zwar regelmäßig desinfiziert, aber niemand hat daran gedacht, auch die Schränke regelmäßig desinfizierend zu wischen. Oder irgendwelche anderen Einrichtungsgegenstände, die hygienerelevant sind, werden nicht durch regelmäßige Maßnahmen erfasst. So kann es passieren, dass jahrelang relevante Teile nicht desinfiziert werden.
  • Mangel an Know-How: Das etablierte Hygienesystem ist nicht auf dem aktuellen Stand und enthält Fehler aufgrund fehlenden Wissens. Abläufe führen nicht zum gewünschten Ziel einer ausreichenden Hygiene. Veränderungen in der Hygieneumsetzung führen aufgrund mangelnden Wissens zu einer Verschlechterung des Hygienestandards. Man meint, das müsse doch so genauso gut gehen, in Wirklichkeit führt es aber zu einer Verschlechterung. Fehlendes Know-How ist heutzutage ein immer größeres Problem. Die Anforderungen und Standards sind mittlerweile so hoch, dass Hygieneumsetzung zu einer Wissenschaft geworden ist. Mit Alltagswissen und gesundem Menschenverstand kommt man oft nicht weiter. Fundierte Kenntnisse in diesen Bereichen zu erlangen, braucht Zeit und Bereitschaft. Menschen, die es zuvor nicht gewohnt waren, sich theoretisch mit komplexen Zusammenhängen auseinanderzusetzen, sind nun dazu genötigt.
  • Mangel an Einsicht: Oft hört man den Satz: "Früher haben wir auch nicht so einen Aufstand um Hygiene gemacht und es funktionierte doch auch!" In der Tat hat sich in den letzten 50 Jahren unglaublich viel getan, was Hygiene angeht. Und es geht beständig weiter. Das liegt vor allem daran, dass wir heutzutage in der Forschung viel weiter sind und zu vielen Erkenntnissen gekommen sind, wie und wodurch Menschen durch Hygienemängel erkrankten. Heutzutage soll immer weniger vom Zufall abhängen, ob man sich irgendwo infiziert und daran teilweise schwer erkrankt, jede Menge Leid entsteht oder man sogar daran stirbt. Jeder Mensch, der sich durch modernes Hygienemanagement nicht infiziert, ist ein lohnendes Ziel. Dafür den aktuellen Stand des Wissens einzubeziehen, ist wichtig. Leider gibt es kein automatisches Informationssystem, was uns informiert: "Dieser Mensch wäre gestorben, wenn du hier nicht diesen Hygienestandard umgesetzt hättest!" Das Feedback fehlt ganz oft und das ist ein echtes Problem. Wir können nur darauf vertrauen, dass durch die Umsetzung aktueller Hygienestandards vielen Menschen schwere Infektionen erspart bleiben.
  • Fehlende Kontrolle und Prüfungen: Regelmäßige Überprüfungen, ob Hygienemaßnahmen zum gewünschten Ziel führen, werden nicht gemacht. Folglich bleibt im Unklaren, ob das Hygienesystem funktioniert. Mängel fallen nicht auf, weshalb sie sich über die Zeit immer mehr einschleichen können. Bei Hygieneunfällen zeigt sich oft im Nachhinein, dass die Ursachen sich über Jahre eingeschlichen haben und das Überprüfungen gefehlt haben, die den Missstand hätten aufdecken können. Hygiene lässt sich in vielerlei Hinsicht auch nur schwer überwachen und die Überwachung ist kostenintensiv.
  • Fehlende oder unklare Verantwortlichkeiten: Es wurde nicht klar geregelt, wer für was zuständig ist. Wenn sich keiner klar zuständig fühlt, werden Dinge nicht erledigt. Besonders gefährlich wird es, wenn sich niemand für die Hygieneumsetzung als Ganzes verantwortlich fühlt (Hygienebeauftragter).
  • Fehlende Durchsetzungskompetenz: Mängel fallen zwar bestimmten Mitarbeitern auf, diese haben aber nicht die Ermächtigung dazu, für die Abstellung zu sorgen. Kommunizierte Mängel werden von den Vorgesetzten ignoriert oder Veränderungen blockiert. Vorgesetzte, die nicht einsichtig sind oder denen die Kompetenz fehlt. Andere, die die Kompetenz haben, aber nicht die Möglichkeit der Veränderung haben.
  • Fehlende Aufgeschlossenheit und Interesse an Hygiene im System: Im System wird dem Thema Hygiene keine große Aufmerksamkeit und kein Interesse entgegengebracht. Mitarbeiter lernen, das Hygienethemen besser nicht angesprochen werden sollten, weil man damit Ablehnung und Geringschätzung erntet. Es wird für alle bequemer, wenn Hygienemängel nicht kommuniziert werden. Mitarbeiter lernen unausgesprochene Regeln, dass man über Hygienemängel nicht spricht, sondern sie hinnimmt.

Wirtschaftlichkeit und Ökologie

Hygiene muss aus unterschiedlichsten Blickwinkeln betrachtet werden, um ganzheitlich die richtigen Maßnahmen zu treffen. Desinfektionsmittel und Einmalartikel belasten die Umwelt. Aus ökologischer Sicht ist es also sinnvoll, überall dort auf den Einsatz zu verzichten, wo es nicht nötig ist. Hygienemanagement umfasst also auch die Einsparung und Abschaffung bestimmter Hygienemaßnahmen, wenn sie sich nicht als wirksam oder nicht nötig erweisen.

Die Kosten für Hygiene sind heutzutage sehr hoch. In einer Zahnarztpraxis z.B. werden die jährlichen Sachkosten auf etwa 30-40 tausend Euro geschätzt. Hinzu kommen nochmal 20-40 tausend Euro Personalkosten. (Quelle: http://www.zm-online.de/m5a.htm?/zm/5_08/pages2/bpol1.htm) Im Sinne einer wirtschaftlichen Effizienz müssen auch hier Überlegungen angestellt werden, Kosten einzusparen, die jedoch nicht auf Kosten der Hygiene gehen.

Es gibt oft eine Menge Möglichkeiten, bei gleichem Hygienestandard die Kosten zu reduzieren. Es lohnt sich eine gute Markt- und Einkaufsrecherche, um preisgünstig einzukaufen. Die richtige Produktauswahl schafft Kostenvorteile. Beim Einkauf müssen allerdings auch die hohen Standards in der Kette vom Hersteller zum Zwischenhändler zum Lieferanten eingehalten werden. Geforderte QM-Zertifizierung der Lieferanten kann hier eine Maßnahme sein.

Wirtschaftlichkeitsüberlegungen können aber auch gefährlich werden, wenn sie einseitig sind. Menschen tendieren dazu, eine Denkrichtung zu favorisieren und können sich dann nur schwer von lösen. Bei Hygiene bedeutet es aber, dass man manchmal Kostenvorteile nutzt und oft auch bewusst und bereitwillig mehr Geld ausgibt, um den Hygienestandard zu verbessern.

Lappen

Vierfarbsystem:

  • Rot für WC und Urinale
  • Gelb für übrige Sanitärbereiche
  • Grün für Küchenbereiche
  • Blau für Büroräume, Möbel, Tische, Stühle

Handschuhe

Die gebräuchlichsten Einmalhandschuhe sind aus Latex. Latex ist sehr elastisch und hat sich gut im medizinischen Alltag bewährt. Nachteilig ist das allergene Risiko (Latex-Allergie). Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, das vor allem gepuderte Einmalhandschuhe aus Latex ein hohes allergenes Risiko haben, weil das Puder allergene Stoffe aufnimmt und beim Ausziehen dieses in der Luft verwirbelt und eingeatmet wird. Auch enthalten sie herstellungsbedingt höhere Konzentrationen an Latexproteinen. Sie sind deshalb in vielen Bereichen heute nicht mehr zulässig (siehe TGRS 540 und TGRS 401). Gleichzeitig wurden Anstrengungen unternommen, den Gehalt der allergieauslösenden Latexproteine zu senken. Qualitätshersteller geben Werte in ihren Datenblätter an. In TGRS 401 wird gefordert, das der Proteingehalt 30 µg/g nicht überschreiten darf. Manche Experten fordern einen Grenzwert von 10 µg/g, weil dieser auch gut realisierbar ist. Interessant ist auch, dass die allergenen Latexprotein-Moleküle die intakte Hautbarriere nicht durchdringen können. Ungepuderte Latex-Handschuhe sollten damit ein wesentlich geringeres allergenes Risiko haben, als oftmals angenommen wird.

Latex-Einmalhandschuhe haben eine geringe Chemikalienbeständigkeit z.B. gegenüber Putz- oder Desinfektionsmitteln. Sie haben auch einen typischen Eigengeruch, der auf die Hände übergeht. Das kann manchmal störend sein.

Einmalhandschuhe aus Nitril haben typisch eine wesentlich bessere Chemikalienbeständigkeit. Auch gegenüber mechanischer Beanspruchung sind sie haltbarer, sie sind aber nicht ganz so elastisch. Sie sind nahezu geruchlos und was man bis heute weiß, geht auch kein allergenes Risiko von ihnen aus. Handschuhe aus Nitril sind allerdings etwas teurer, als Latex.

Einmalhandschuhe aus Vinyl sind in der Regel wenig elastisch und gehen bei mechanischer Belastung recht schnell kaputt. Im medizinischen Bereich wird grundsätzlich vom Einsatz abgeraten. Sie sind jedoch preislich oft noch günstiger, als Latex und Nitril. Bei manchen Chemikalien sind sie beständiger, als Latex (z.B. Aldehyde, Hexan, Kalilauge, Perchlorethylen). Vinyl-Handschuhe enhalten immer Weichmacher, meistens Phthalate. Diese können von der Haut absorbiert werden und stehen im Verdacht, gesundheitschädlich zu sein. Aufgrund der Phthalate sind sie auch im Lebensmittelbereich zu beanstanden.

Bei Einmalhandschuhen wird unterschieden, ob es sich um ein Medizinprodukt (Untersuchungshandschuh) handelt oder um Persönliche Schutzausrüstung (PSA, Schutzhandschuh). Je nach Einordnung gibt es andere Normen, nach denen geprüft wird. Neuerdings ist es möglich, dass ein Produkt sowohl Medizinprodukt wie auch PSA sein kann. Dieses Produkt ist dann nach beiden Maßgaben geprüft.

Normen bei Einordnung als Medizinprodukt:

  • EU-Richtlinie 93/42/EWG: Richtlinie über Medizinprodukte.
  • Die Norm EN 455: Prüfung von Handschuhen für den Medizinbereich (Medizinprodukt). Ist die Umsetzung der Richtlinie 93/42/EWG. Die Norm besteht aus 4 Teilen. EN455-1: Anforderungen und Prüfung der Dichtheit. EN455-2: Anforderungen und Prüfung der physikalischen Eigenschaften, EN455-3: Anforderungen und Prüfung zur biologischen Bewertung, EN455-4: Anforderungen und Prüfung der Haltbarkeitsdauer.
  • ASTM F1671: US-amerikanische Standard-Testmethode. Gibt Auskunft über den Widerstand des Materials gegen Krankheitserreger, die über Blut übertragen werden, z.B. Viren. ASTM ist kein europäischer Standard, kann einem aber zusätzliche Sicherheit zur Materialqualität geben. Leider ist im europäischen Normenwerk keine Prüfung auf Bakterien und Viren vorgesehen.
  • AQL 1,5: Steht für Acceptable Quality Level. Bei Prüfungen wird bei einer Anzahl von Prüflingen die Ausschussrate ermittelt. AQL 1,5 ist der Wert, der bei Untersuchungshandschuhen gefordert wird (von 80 geprüften Handschuhen im Wassertest dürfen immerhin 3 undicht sein). Markenhersteller unterbieten diesen Wert bei weitem. Die Prüfung ist Teil der EN 455-1.
  • CE: Die CE-Kennzeichnung gibt ganz allgemein an, dass ein Produkt für den spezifierten Einsatzzweck alle geforderten europäischen Normen einhält. Bei einem Untersuchungshandschuh wäre das die Norm EN 455. Von daher reicht es aus, wenn auf der Verpackung nur das CE-Zeichen angegeben ist, in den Datenblättern sollten aber auch die Normen aufgeführt werden, nach denen geprüft wurde. Der Hersteller ist verpflichtet, einem die CE-Konformitätserklärung zur Verfügung zu stellen, in dem alle angewendeten Normen aufgeführt sein müssen.
  • FDA 510 (K): Eine internationale Freigabe für Medizinprodukte.

Normen bei Einordnung als Persönliche Schutzausrüstung (PSA):

  • EU-Richtlinie 89/686/EWG: Richtlinie über Persönliche Schutzausrüstung.
  • Die Norm EN 420: Festlegung von Prüfverfahren für alle Schutzhandschuhe. Allgemeine Anforderungen für Schutzhandschuhe. Ist die Umsetzung der EU-Richtlinie 89/686/EWG für Schutzhandschuhe.
  • Die Norm EN 374: Gilt in Verbindung mit der Grundnorm EN 420. Prüft verschiedene Kriterien zum Schutz des Anwenders gegenüber bestimmten Stoffen, z.B. Desinfektionsmitteln, Labor-Chemikalien oder Zytostatika (Penetration und Permeation von Chemikalien).
  • Die Norm EN 388: Gilt in Verbindung mit der Grundnorm EN 420. Prüft Schutz vor physikalischen und mechanischen Einwirkungen (Abrieb, Klingen, Stiche, Risse).
  • CE: Die CE-Kennzeichnung gibt ganz allgemein an, dass ein Produkt für den spezifierten Einsatzzweck alle geforderten europäischen Normen einhält. Der Hersteller ist verpflichtet, einem die CE-Konformitätserklärung zur Verfügung zu stellen, in dem alle angewendeten Normen aufgeführt sein müssen.
  • Im Lebensmittelbereich braucht es eine spezielle Freigabe mit ISEGA-Prüfsiegel (Glas&Gabel) bzw. RAL-Gütezeichen (Messer&Gabel) oder 1935/2004/EWG und EN 1186.

Bei allen Bemühungen um Normung, Prüfung und Qualitätsverbesserungen muss man bei Einmalhandschuhen sehen, dass man weit ab von einem hundertprozentigen Schutz ist. Schon neuwertige Handschuhe können defekt sein und wenn sie gerade die Norm erfüllen, kommt das sogar relativ häufig vor (bei 80 Handschuhen dürfen 3 defekt sein = AQL 1,5). Selbst wenn keine nachweisbaren Defekte da sind, können mitunter trotzdem Viren hindurchkommen, weil unsichtbare Kanäle von wenigen Mikrometern im Material vorhanden sind. Und jede mechanische oder chemische Belastung bei der Benutzung kann zu Defekten oder Durchlässigkeit führen. Besonders die nicht sichtbaren Beschädigungen sind gefährlich, weil man sie nicht erkennt und damit weiter arbeitet. Deshalb lautet auch eine Empfehlung, in Risikosituationen 2 Handschuhe übereinander zu tragen. Damit sinkt das Risiko um Faktor 10 und Defekte fallen durch Flüssigkeit zwischen beiden Handschuhen recht schnell auf. Eventuelle Defekte sind auch der Grund, warum man nach dem Ausziehen der Handschuhe seine Hände desinfizieren sollte.

Beim Anziehen von Handschuhen muss beachtet werden, dass die Händedesinfektion vollständig verdunstet ist. Ansonsten wirken Desinfektionsmittelreste längere Zeit im Handschuh weiter, was den Handschuh durchlässig machen kann und was auch die Hände schädigt. Auch Handcremes können problematisch für Handschuhe sein, hier muss erst abgewartet werden, bis diese ausreichend eingezogen ist. Gerade Latexhandschuhe sind empfindlich gegenüber Ölen und Fetten.

Bei Gummihandschuhen zur mehrfachen Verwendung ist die Materialdicke wesentlich höher und damit ist die Barrierewirkung gegenüber Chemikalien und mechanischer Beanspruchung auch wesentlich besser. Nachteilig ist natürlich, dass die Tastempfindlichkeit sinkt und man bestimmte feinmotorische Arbeiten nicht mehr durchführen kann. Als Materialien haben sich auch hier Latex und Nitril bewährt. Weitere Materialien sind PVC, Polychloropren, Butylkautschuk und Fluorkautschuk.

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