Lösemittelfreie Holzöle
In den letzten Jahren wird in der Farbenindustrie immer mehr versucht, Lösemittel zu reduzieren oder gänzlich darauf zu verzichten. Dies liegt nicht zuletzt an gesetzlichen Bestimmungen, die auf eine starke Lösemittelreduktion hinwirken (VOC/Decopaint-Richtlinie).
Lösemittel sind eine Umweltbelastung. Die meisten werden aus Erdöl hergestellt, was zunehmend eine knappe Ressource wird. Lösemittel verdunsten bei Verarbeitung von Holzölen vollständig und belasten so die Atmosphäre. Und sie belasten den Verarbeiter, weil Lösemitteldämpfe meist gesundheitsschädlich sind, wenn man sie über längere Zeiträume immer wieder einatmet. Es ist daher sehr sinnvoll, auf Lösemittel zu verzichten, wo immer das geht.
Weil Lösemittel recht billig sind, liegt es auch nahe, das Hersteller bewusst mehr Lösemittel als nötig in ihre Produkte mischten, das Produkt sozusagen streckten. Durch neue Richtlinien ist dies nun in vielen Fällen nicht mehr möglich, Hersteller sind vielmehr gesetzlich dazu verpflichtet, Lösemittel stark zu reduzieren.
Es gibt viele erstklassige Rezepte für Holzöle, die niemals ohne Lösemittel funktionieren. Insofern kann man nicht so einfach komplett auf diese verzichten. Diese Rezepturen behalten weiterhin ihren Nutzen und sollten auch weiterhin verfügbar sein. In den letzten Jahren wurden aber große Anstrengungen unternommen, um neue Rezepturen zu entwickeln, die ohne Lösemittel auskommen.
Für den Anwender bedeutet das nicht selten eine Umgewöhnung, weil lösemittelfreie Produkte meist dickflüssiger sind und sich damit anders verarbeiten. Mitunter ist die Verarbeitung auch schwieriger, weshalb in der Anfangszeit solche Produkte nur für professionelle Verarbeiter angeboten wurden. Mittlerweile gibt es aber zahlreiche Produkte, die sich recht gut verarbeiten lassen.
Ich greife mittlerweile verstärkt auf lösemittelfreie Produkte zurück, weil sie sich vielfältig bewährt haben.
Lösemittelfreie Holzöle (und Wachse)
Diese Öle verzichten vollständig auf Lösemittel. Sie sind teilweise etwas teurer, man muss jedoch bedenken, dass der Verbrauch niedriger ist, oft halbiert sich dieser.
Bei der Verarbeitung fällt vor allem auf, dass sie dickflüssiger sind. Vestreichen lassen sie sich nicht ganz so leicht, wie dünnflüssige lösemittelhaltige Öle. Auch das Aufpolieren mit Lappen ist nicht so einfach, was bei der Nachpflege auffällt. Bei der Abnahme des Überstandes muss man etwas kräftiger mit dem Lappen drübergehen. Bei verwinkelten Objekten bekommt man den Ölüberstand nicht so leicht aus den Ecken raus. Das sind aber alles Dinge, die mit etwas Übung ganz gut gelingen. Insgesamt ist die Verarbeitung oft problemlos und angenehm.
Weil wegen der Dickflüssigkeit ein dünner Auftrag mit Pinsel schwierig ist, empfiehlt es sich bei gut sättigenden Produkten, bereits den zweiten Auftrag nur noch dünn mit Lappen zu machen. Beim Auro PurSolid z.B. sperrt der erste Auftrag so gut, dass beim zweiten Auftrag nur noch geringste Mengen benötigt werden.
Während der Arbeit nicht von Lösemittelgeruch belästigt zu werden, ist sehr angenehm.
Die typischen lösemittelfreien Wachsprodukte basieren auf einem Öl-Wachs Gemisch und lassen sich sehr gut aufbringen. Man reibt sie ähnlich wie Schuhcreme auf. Ölfreie Wachsprodukte sind jedoch nicht lösemittelfrei hinzubekommen, hier bliebe nur die Heißapplikation eines Wachsgemisches (Bienenwachs, Carnauba, Candelilla, Paraffin).
Bei der Nachpflege haben lösemittelhaltige Öle einen Vorteil: Die Lösemittel können evtl. noch vorhandene Verschmutzungen oder Wachsreste anlösen, was günstig ist. Hier kann man abwägen, ob man dem lösemittelfreiem Produkt doch 20-30% Lösemittel hinzufügt. Bei den meisten Ölen ist dies möglich. Hier ist man meist auch frei, ob man Orangenöl, Waschbenzin, Isoaliphate (Shellsol T) oder Balsam-Terpentin verwendet.
Auch bei harzreichen Hölzern (z.B. Kiefer, Lärche) erscheint mir der Einsatz von lösemittelhaltigen Ölen sinnvolller, weil die Lösemittel die Harze an der Holzoberfläche anlösen. So kann Öl besser eindringen. Lösemittelfreie Öle würden evtl. darin behindert, ins Holz einzudringen.
Produkte
- Leinöl sonnengebleicht, z.B. Dick Linolja (Basisöl, welches man zum ölen von Holz nutzen kann)
- Leinöl-Firnis (Basisöl, welches man zum ölen von Holz nutzen kann)
- Tungöl pur, z.B. Dick Lignea (Basisöl, welches man zum ölen von Holz nutzen kann)
- AGLAIA Harzölfirnis
- Asuso Oliwax Spezialöl (<2,5% Lösemittel)
- Asuso NL Hartöl High-Solid (<5% Lösemittel)
- Auro PurSolid Hartöl
- Auro Einmalöl
- Auro Einmalöl-Wachs
- Auro Leinölfirnis
- Auro Arbeitsplattenöl
- Auro Hartwachs
- Auro 2 in 1 Öl-Wachs PurSolid
- Biofa Arbeitsplattenöl 2052
- Biofa Möbelöl 2049
- Biofa Parkettöl spezial 2059
- Biofa Coloröl 2110
- Biopin Leinölfirnis
- Clou Lumberjack Leinölfirnis
- Clou Arbeitsplatten-Öl (<2,5% Lösemittel)
- Hermann Sachse Hartöl
- Hesedorfer Naturharz-Grundieröl Lösemittelfrei
- Hesedorfer Leinölfirnis
- Hesse Lignal Proterra Cerol Hartwachs GE 140 (<1% Lösemittel)
- Kreidezeit Hartöl PureSolid
- Kreidezeit Grundieröl PureSolid
- Kreidezeit Hartwachsöl PureSolid
- Kreidezeit Leinölfirnis
- Leinos Hartöl LF 248
- Leinos Rapidöl LF 249
- Leinos Parkettöl LF 253
- Leinos Hartwachsöl LF 291
- Leinos Arbeitsplattenöl LF 283
- Lintop Leinölfirnis
- Lintop Naturöl-Parkettöl-LF
- Livos Koimos Naturöl Nr. 196
- Livos Koimos Parkettöl Nr. 277
- Livos Linus Firnis Nr. 260
- Livos Gormos Wachsöl Nr. 267
- Livos Koimos Möbelpflege Nr. 562 (Pflegeöl zur Nachbehandlung)
- Livos Alisa Hartwachs Nr. 302
- Livos Linus Firnis Nr. 260
- Naturhaus Hartöl HighSolid (Einschränkung <5% Lösemittel)
- Naturhaus Hartwachs
- Naturhaus Antikwachs
- Osmo Hartwachsöl Pure (<1% Lösemittel)
- PNZ Holzöl
- PNZ HIGH-SOLID-ÖL-WACHS
- PNZ Leinölfirnis
- Sehestedter Leinölfirnis
- Steinert Drechslerwachs
- Ultranature Arbeitsplattenöl (Bauhaus Baumarkt)
- Ultranature Leinölfirnis (Bauhaus Baumarkt)
- Volvox Fußbodenöl high solid (Einschränkung <5% Lösemittel)
- Volvox Leinölfirnis
- WATCO Timberex Free Fußbodenöl
- WATCO Timberex Wax-Oil Fußbodenöl
- Zweihorn Hartöl NHO
- Zweihorn Hartwachsöl NWO
Wasserbasierte Holzöle
Diese Öle benutzen Wasser in dem Öl emulgiert wird. Lösemittel enthalten sie in der Regel nicht. Bei der preislichen Einordnung sollte man bedenken, dass ein Großteil des Produkts aus Wasser besteht. Nur ein Bruchteil des Produktes verbleibt im Holz, das Wasser verdunstet wie ein Lösemittel.
Wasser sorgt für ein paar ungünstige Eigenschaften, weshalb die Anwendungsmöglichkeiten eingeschränkt sind. Die Öle streichen sich nicht so gut und die Oberfläche trocknet recht schnell ab. Wasser lässt die Holzfasern quellen, wodurch die Oberfläche rauh wird. Es muss hier nach dem ersten Auftrag nochmal gut feingeschliffen werden. Wasser dringt auch nicht wirklich gut ins Holz ein, lange nicht so gut, wie Öl. Der Überstand lässt sich durch das rauhe Holz auch nicht so gut abnehmen. Eine schöne glatte Oberfläche gelingt meist nicht. Mir fehlt bei wasserbasierten Produkten der Spaß am Ölen, mit echten Ölen ist das irgendwie ein sinnlicheres Erlebnis.
Bei Holz im Außenbereich, was sowieso oberflächlich rauh bleibt (Fassaden, Zäune etc.), ist die Verarbeitung von wasserbasierten Produkten hingegen gut.
Bei Lagerung und Transport muss bei wässrigen Systemen sehr gut auf Frostfreiheit geachtet werden. Temperaturen unter Null können die Produkte ganz schnell zerstören. Dies ist auch zu beachten, wenn man im Winter solche Produkte bestellt. Besonders Bestellungen, die übers Wochenende bei Paketdiensten und Speditionen lagern, sind stark gefährdet.
Produkte
- Auro Gartenmöbelöl
- Auro Holzwachs
- Auro Fußbodenwachs
- Auro Pflegeöl
- Auro Pflegewachs
- Auro Holzlasur Aqua
- AGLAIA AQUASOL ÖLSIEGEL
- AGLAIA AQUASOL HARTWACHS
- Biopin Fußbodenöl
- Biopin Grundieröl
- Biopin Gartenholzöl
- Biopin Zaunpflegeöl
- Biopin Wohnraumlasur
- Biopin Bienenwachslasur
- Clou Flüssiges Bienenwachs
- Clou Holzöl-Lasur (farblos, Innen+Außen)
- Burtex Chemie B.-Carbolin (Außen-Lasur)
- Ikea Behandla Holzöl
- Ikea Behandla Lasur
- Lintop Naturöl-Zaunlasur LF
- Lintop Naturöl-Holzbalsam