Mindmaps mit Freemind
Winfried Mueller, www.reintechnisch.de, Start: 07.01.2010, Stand: 07.01.2010
Mindmaps sind ein visuelles Werkzeug. Typisch entwickeln man sie an einem Flipchart oder einem großen Blatt Papier. Sie eignen sich sowohl für den kreativen Prozess, um Neues zu finden und zu strukturieren, wie auch für bereits Vorhandenes, was man begreifen und durchdringen möchte.
Mindmaps am Computer haben einige Vorzüge. Man kann sie einfach archivieren, hat sie jederzeit abrufbereit, kann sie elektronisch gut verteilen und gemeinschaftlich dran arbeiten. Im Prozess der Erstellung kann es auch öfters dazu kommen, dass man den Aufbau völlig umgestalten muss. Auf Papier geht das nur schwer, in Software braucht es dafür nur ein paar Mausbewegungen.
In virtuellen Mindmaps lassen sich zudem zu jedem Knoten längere Kommentare, Dokumente oder Bilder anhängen. Auch Verlinkungen zu Inhalten sind möglich.
Kostenlos und Opensource - da gibt es nur wenige Mindmap-Software Alternativen. Freemind ist eine recht verbreitete und gut etablierte freie Software. Auf der Suche nach einem Mindmap-Programm bin ich dabei hängengeblieben.
Die Basis-Funktionalitäten von Freemind haben einen guten Entwicklungsstand, so dass man grundsätzlich gut und flüssig damit arbeiten kann. In bestimmten Bereichen gibt es noch Schwächen an Funktionalität, die aber sicherlich in kommenden Versionen implementiert werden. Freemind wird aktiv weiterentwickelt, man kann mit einer neuen Version so alle 2-3 Jahre rechnen. Wesentlich öfters werden Beta-Versionen zur Verfügung gestellt, mit denen man mitunter schon produktiv arbeiten kann.
Dieser Artikel bezieht sich auf Version 0.8.1, das ist aktuell (01/2010) die letzte stabile Version (von 02/08).
Installation
Mit Google sucht man über [freemind download] die Sourceforge Seite, auf der freemind gehostet wird. Eine halbwegs aktuelle Java Runtime sollte sich auf dem Rechner befinden, was meistens der Fall ist. Man kann unter Systemsteuerung > Software nachschauen, ob Java Runtime installiert ist. Falls nicht, dann mit Google nach [Java Runtime Download] suchen und von einer vertrauenswürdigen Seite herunterladen und installieren.
Die Installation von Freemind unter Windows ist einfach und automatisch, wie man das von anderer Software her kennt. Nach Installation startet man das Programm.
Einführung
Eine Grundeinstellung würde ich nach Installation sofort umstellen: Extras > Einstellungen > Verhalten > Selektionsart: "Durch Mausklick". Das verhindert, dass Knoten schon dann selektiert werden, wenn man nur mit dem Mauszeiger drübergeht. Dies ist wirft nämlich einige Probleme auf und ist nicht das typische Look&Feel von Windows-Anwendungen. Die folgende Beschreibung basiert auch auf diesem umgestellten Verhalten.
Zentral in der Mitte befindet sich der Hauptknoten eines jeden Mindmaps. Rechts und links von diesem Hauptknoten können nun beliebig viele Unterknoten angelegt werden, diese können ihrerseits wieder Unterknoten bekommen.
Grundsätzlich können die meisten Aktionen über 3 Möglichkeiten gemacht werden:
- Über das Hauptmenü oben
- Über das Kontextmenü, welches man mit der rechten Maustaste erreicht
- Über definierte Funktionstasten oder Tasten-Kombinationen
Anfangs wird man vielleicht hauptsächlich über Menüs arbeiten, aber die Arbeit geht wesentlich schneller vonstatten, wenn man sich einige wenige Tastenkombinationen einprägt. Dazu später.
Klickt man auf den Hauptknoten mit der rechten Maustaste, kann man im Kontextmenü "Knoten Bearbeiten" auswählen. Jetzt lässt sich der Text ändern. Der Text darf auch mehrzeilig sein.
Möchte man einen Unterknoten erstellen, klickt man auf den Hauptknoten wieder mit der rechten Maustaste und wählt aus dem Kontextmenü "Neuer Unterknoten" aus. Es wird ein neuer Unterknoten rechts angelegt und in ein Eingabefeld kann man sofort den Texte eingeben. Mit Enter schließt man die Eingabe ab. Möchte man den Text später nochmal ändern, kann man wieder über das Kontextmenü "Knoten Bearbeiten" wählen.
Standardmäßig wird bei den Unterknoten ein einzeiliges Eingabefeld geöffnet. Möchte man mehrzeilig werden, wählt man im Kontextmenü "Knoten in einem separaten Editor bearbeiten...".
Möchte man einen weiteren Unterknoten unterhalb dieses Unternknotens haben, wählt man im Kontextmenü "Neuer Geschwisterknoten danach". Soll er davor gelegt werden, wählt man "Neuer Geschwisterknoten davor".
An Unterknoten kann man wieder Unterknoten dranhängen, das geht mit "Neuer Unterknoten" aus dem Kontextmenü.
Knoten lassen sich ziehen, um die Position auf dem Blatt zu verändern. Der Knoten bleibt dabei verbunden mit seinen anderen Knoten. Hierfür bewegt man den Mauszeiger etwas links vom Text. Dort springt der Mauszeiger zu einem Schiebezeiger um und eine Elipse erscheint im Hintergrund. An diesem Punkt hält man die linke Maustaste gedrückt und zieht den Knoten nur dorthin, wo man ihn hinhaben will. Achtung: Knoten auf der linken Seite des Hauptknotens verhalten sich spiegelverkehrt, dort muss man rechts vom Text fassen.
Hier muss gesagt werden, dass Knoten grundsätzlich rechts oder links vom Hauptknoten liegen. Sie können mit dieser Verschiebefunktion nur auf dieser Seite verschoben werden, auf der sie sich befinden. Und auch die Reihenfolge der Knoten auf einer Seite kann so nicht verändert werden.
Will man die Reihenfolge der Knoten verändern, einen Geschwisterknoten also z.B. weiter nach oben schieben, so wählt man im Kontextmenü "Knoten nach oben schieben", natürlich gibt es auch "Knoten nach unten schieben". Ab Version 0.9 fehlt dieser Menüeintrag, weil man jetzt per Drag&Drop per Maus verschieben kann.
Möchte man einen Knoten von der rechten Seite zur linken Seite des Hauptknotens verschieben, so greift man den Knoten ungefähr in der Mitte des Textes, hält also die Maustaste dort gedrückt und zieht in den linken Innenbereich des Hauptknotens. Zur optischen Kontrolle verfärbt sich der Hauptknoten halbseits grau. Nun kann man loslassen und der Knoten sollte nun auf der linken Seite sein.
Nach dem gleichen Verfahren kann man Unterknoten verschieben und an andere Unterknoten anhängen. Schiebt man also einen Unterknoten so auf die rechte Seite eines anderen Knotens, erscheint dieser rechtseitig grau. Lässt man nun los, hängt der Unterknoten nun an diesem Knoten.
Knoten können auch eine Umrahmung bekommen. Sollen alle Knoten diese Umrahmung bekommen, wählt man zuerst mit einem Klick den Hauptknoten aus und geht dann im Hauptmenü unter Format > Knotentyp Blase.
Jeder Knoten kann eine Notiz bekommen. Hierzu wählt man den Knoten aus und geht im Hauptmenü unter Einfügen > Notiz. Der Knoten erhält ein Notiz-Symbol. Immer, wenn dieser Knoten ausgewählt wird, erscheint unten ein Notizfeld, wo man beliebige unformatierte Texte einfügen kann.
Knoten können ein Icon bekommen, um sie visuell besser einordnen zu können. Auf der linken Seite sieht man zahlreiche Icons, die man einem Knoten zuordnen kann. Zuerst wählt man mit einem Mausklick den Knoten aus, dann klickt man auf das einzufügende Icon. Ein Knoten kann mehrere Icons bekommen. Mit dem X-Symbol ganz links oben kann man eingefügte Icons der Reihe nach wieder entfernen. Mit der Mülltonne oben links entfernt man gleich alle Icons, die man einem Knoten hinzugefügt hat.
Unterknoten lassen sich übrigens ein- und ausblenden. Mit einem ersten Klick selektiert man einen Knoten. Mit einem weiteren Klick werden alle Unterknoten ausgeblendet, mit einem weiteren Klick, alle Unterknoten wieder eingeblendet. So kann man schnell unwichtige Unterknoten ausblenden, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen und Details wegzublenden.
Man kann eine Wolke um einen Unterknoten mit allen Unterknoten legen. Hierfür wählt man den Knoten aus und geht dann im Hauptmenü auf Einfügen > Wolke.
Möchte man vor einen Knoten noch einen Knoten ersetzen, weil man dessen Einrückung erhöhen möchte, so wählt man den Knoten zuerst aus und nimmt dann Einfügen > Einrückung erhöhen aus dem Hauptmenü. Ein Knoten wird nur davor gesetzt.
Manchmal braucht man eine visuelle Verknüpfung zwischen Knoten, die sonst keine Zusammengehörigkeit haben. Hierfür müssen erstmal beide Knoten selektiert werden. Den ersten Knoten selektiert man ganz normal, den zweiten mit gedrücktern Strg-Taste. Dann geht man im Hauptmenü auf Einfügen > Graphische Verbindung erzeugen. Nun wird eine Pfeil-Linie zwischen diesen beiden Knoten erzeugt. Der Pfeil befindet sich dabei am zweiten selektierten Knoten.
Das Drucken von Mindmaps ist noch etwas eingeschränkt. Ein Mindmap, was gut auf eine A4-Seite passt, ist kein Problem. Man kann mit "Datei > Seiteneinrichtung" auf größere Maps auf A4 skalieren. Nur werden die dann evtl. zu klein. Das Programm ist nicht in der Lage, ein Map auf mehrere Seiten aufzuteilen.
Man sollte daran denken, dass Notizen nicht mitgedruckt werden. Notizen sind also etwas, was nur beim direkten Arbeiten mit dem Programm verfügbar ist.
Tastenkombinationen
Mit Tasten geht alles viel schneller. Einige wichtige Tasten sollte man sich deshalb einprägen:
- Knoten bearbeiten: F2
- Neuer Unterknoten: Einfg
- Neuer Geschwisterknoten danach: Enter
- Neuer Geschwisterknoten davor: Umschalt+Enter
- Knoten löschen: Entf
Alle weitere Tastenkombinationen, die man öfters braucht, kann man im Kontext- oder Hauptmenü nachlesen. Sie stehen ja immer hinter dem Menü-Befehl. Leider gibt es derzeit keine Tastenkombination für das Einfügen von Notizen.
Tipps
Möchte man große Mindmaps ausdrucken, die man auf mehrere Seiten verteilt, so könnte man zuerst als jpg exportieren und dann ein Poster-Schneideprogramm wie z.B. Posteriza verwenden. Auch viele Bildbearbeitungsprogramme sollten große Bilder aufschneiden können.
Eine andere Möglichkeit, große Mindmaps in hoher Qualität zu drucken, wäre der Export in das Vektorformat SVG. Dieses lässt sich dann in vektorbasierten Grafikprogrammen importieren, z.B. in Corel-Draw. Solche Programme haben dann typisch die Möglichkeit, die Grafik auf mehrere Seiten verteilt auszudrucken. Leider beherrscht das frei verfügbare Programm Inkscape dies derzeit noch nicht.
Was auch geklappt hat: Export als jpg, dann in Openoffice Draw öffnen, hier unter Format > Seite die Seitengröße entsprechend vergrößern, so dass das Mindmap in richtiger Größe auf die Seite passt. Wenn man nun ausdruckt, erscheint die Meldung, dass die Grafik nicht auf eine Seite gedruckt werden kann. Man kann dort auswählen, dass auf mehrere Seiten verteilt gedruckt werden soll. Ganz ähnlich sollte es mit Microsoft Office-Werkzeugen funktionieren.
Noch besser scheint es bei Openoffice mit Calc zu gehen, was auch bei Microsoft Excel so funktionieren sollte. Dort einfach das jpg-Bild reinladen. Tabellenkalkulationen können von Haus aus gut Druckbereiche auf mehrere Seiten verteilen. Nach dem Einfügen erkennt man über die Druckvorschau, dass das Bild automatisch auf mehrere Seiten aufgeteilt wird.
Benötigt man höhere Auflösung beim Druck, kann man zuerst in svg exportiern, dann z.B. mit Inkscape mit hoher Auflösung nach png-Bitmap exportieren und dann in Openoffice einfügen.
Der eingebaute PDF-Druck ist nicht sehr ausgereift. Hier ist es besser, einen virtuellen PDF-Druckertreiber, wie PDFCreator zu installieren. Dieser kann kostenlos aus dem Internet heruntergeladen werden.
Das Datenformat der Dokumente ist XML-basiert. Dies bedeutet, dass man sie sich mit einem Texteditor oder einem XML-Editor (z.B. XMLMarker) anschauen kann. Auch ist es so einfach möglich, mit Skriptsprachen automatisierte Prozesse zu starten, also die Dokumente zu lesen oder auch zu verändern. Oder man generiert neue Mindmap-Dokumente mit einer Skriptsprache, die man mit Freemind dann visualisieren und drucken kann.
Weblinks
- Freemind auf Wikipedia
- Freemind-Projekt Home
- Überblick: Arbeiten mit Freemind
- Test Freemind
- Wikipedia: Mind Map
- Mindmanager von mindjet.com - Marktführer im kommerziellen Bereich
- Mappio.com - Lass dich inspirieren, tausende Mindmaps
- Freemind Video-Anleitung
- Frank Waldschmidt-Dietz: Schöne Videoeinführung in Mindmap und Freemind
- Video mit Tony Buzan, dem Mindmap Erfinder