Populäre Elektrosmog Irrtümer

Winfried Mueller, www.reintechnisch.de, Start: 01.12.2004, Stand: 01.12.2004

Es ist schon erstaunlich, wie sich manche Vorstellungen verbreiten und auch halten, die völlig falsch sind. Einmal in den Umlauf gebracht, überleben sie oft Jahre. Es sind oft Irrtümer, die man nur durch entsprechendes Hintergrundwissen entlarven kann. Zugleich strahlen sie eine solche Anziehungskraft aus, dass man sie gerne glaubt. Sie sind oft starke Argumente für oder gegen Schädigung durch Elektrosmog und werden deshalb immer wieder vorgebetet.

Wir sind schon lange Funkwellen durch Rundfunk und Fernsehen ausgesetzt. Warum sollten jetzt Handystrahlen schaden?

Ja, Funkwellen gibt es nicht erst seit Erfindung des Handys. Es gibt jedoch ein paar wesentliche Unterschiede. Rundfunk und Fernsehen nutzt leistungsstarke Sender, die weit voneinander entfernt stehen. Alle 50 - 100 Km steht in etwa ein Sender. Viele Sender befinden sich weit entfernt von Ortschaften. Schon nach 5-10 Km Entfernung ist die Feldstärke um ein Vielfaches geringer, wie die Strahlung, die von Handymasten ausgeht. Alle paar hundert Meter findet man in Ballungszentren einen Sendemasten, manchmal gleich ein halbes Dutzend auf einem Dach. Messungen in vielen Städten in Deutschland haben gezeigt, dass die Belastung durch Handymasten um den Faktor 50-200 mal höher ist, als durch Rundfunk und Fernsehen. Die meisten Menschen in Deutschland werden also heutzutage um ein Vielfaches stärker bestrahlt. Schnurlostelefone sind ebenfalls extreme Strahler, wenn man die Stärke der Pulse betrachtet. Dies liegt vor allem am geringen Abstand zur Basisstation.

Desweiteren senden Handys in einem anderen Frequenzspektrum und vor allem mit einem anderen Signalverlauf. Es gibt Vermutungen, dass gerade der andere Signalverlauf das Problem ist.

Auch das Fernsehsignal verhält sich wie ein digitales Signal, weil es Sprünge enthält, also gibt es keine qualitativen Unterschied zum Handy-Signal.

Qualitative Unterschiede darf man nicht auf digital und analog reduzieren. Man muss vielmehr sehen, dass Fernsehen, Handy und Schnurlostelefone völlig unterschiedliche Signalverläufe haben. Ebenso die neue UMTS-Technologie oder WLAN. Jedes dieser Signalformen könnte ganz unterschiedliche Wirkungen auf den menschlichen Körper haben, z.B. über Resonanzeffekte oder Störung körpereigener Rhythmen. Vielleicht auch über ganz andere Wirkungsmechanismen, die wir uns heute noch nicht vorstellen können.

Ein Schnurlos-Telefon sendet doch nur, wenn man damit telefoniert

Nahezu alle Schnurlostelefone, die heutzutage verkauft werden, basieren auf dem DECT-Standard. Bei dem ist es so, dass die Basisstation permanent gepulst sendet, ganz egal, ob man telefoniert oder nicht. Der Handgerät dagegen sendet nur, wenn man telefoniert.

Ältere CT oder CT1+ Telefone senden in der Tat nur dann, wenn man telefoniert, Basis wie Handgerät.

Ein Schnurlostelefon nach CT/CT1+ Standard bietet die gleiche Leistung wie ein DECT-Telefon

Diese Geräte sind wohl nur noch auf dem Markt, weil sie billiger in der Herstellung sind. Folglich sind nahezu alle neu zu erwerbenden Geräte absolute Low-Cost Geräte, wo an jeder Ecke gespart wird. Aber auch dann, wenn man ein hochwertiges CT1+ Gerät irgendwoher bekommt, die Sprachqualität ist oft schlechter. Das große Problem ist jedoch, dass man sie mit preiswerten Scanner-Empfängern abhören kann. Die permanente Kanalumschaltung bietet kaum Schutz vor Abhören. Wer also CT1+ Geräte benutzt, sollte immer mit der Vorstellung telefonieren, dass andere mit zuhören.

Bei DECT hingegen ist ein Abhören nahezu unmöglich bzw. der technische Aufwand ist so hoch, dass es kaum jemand tun wird.

Ein Handy sendet, sobald es eingeschaltet ist, auch wenn man nicht telefoniert

Liegt ein Handy eingeschaltet auf dem Tisch, so sendet es normal nicht. Lediglich in längeren Zeitabständen erfolgt ein kurzer Austausch mit der Basisstation. Trotzdem sollte man ein eingeschaltetes Handy nicht auf den Nachttisch legen, der nahe am Bett steht. Nahezu elektronische Gerät produziert schwache elektromagnetische Wellen, die im Nahbereich auf den Menschen wirken können. Besser, man hält 2m Abstand. In dieser Entfernung sind solche Felder kaum noch nachweisbar.

Wenn man sich mit einem Handy dagegen fortbewegt, muss sich das Handy regelmäßig in eine neue Zelle einbuchen. Dann wird häufig gesendet. Je schneller man sich fortbewegt, um so häufiger wird gesendet.

Entstrahlungsgeräte können Wellen harmonisieren

Wenn man von Elektrosmog spricht, so meint man elektromagnetische Felder und Wellen. Diese sind physikalisch erforscht und können mit Messgeräten nachgewiesen werden. Die meisten Entstrahlungsgeräte, die irgendwas harmonisieren wollen, bewirken überhaupt keine Veränderung dieser Felder. Die Felder sind noch da und können nachgewiesen werden. Auf dieser Ebene wirken sie also nicht.

Manche sagen, sie wirken auf einer Ebene, die weder nachweisbar noch erforscht ist. Es wird also irgendwas verändert, was man nicht wahrnehmen kann. Und das führt dann dazu, dass die noch vorhandenen elektromagnetischen Felder keine schädliche Wirkung mehr haben.

Wenn es denn tatsächlich so etwas geben sollte, dann ist das große Problem, dass es nicht objektiv überprüfbar ist. Man könnte es nur ausprobieren und selber nachspüren, ob es etwas bewirkt.

Wo nichts nachweisbar ist, ist Betrug Tür und Tor geöffnet. Man kann sich darauf verlassen, dass es jede Menge nutzlose Produkte in diesem Bereich gibt. Es gibt auch zahlreiche Fälle, wo Betrug aufgedeckt wurde. Vielleicht gibt es ein Gerät unter Hunderten, was tatsächlich wirkt. Nur wie will man das herausfinden?

Andererseits finde ich es viel sinnvoller, die eigentliche Belastung durch elektromagnetischen Feldern zu reduzieren. Wo nichts ist, brauche ich auch nichts zu harmonisieren. Das sollte also die vorrangige Methode sein: Verrringerung der Belastung durch elektromagnetische Felder. So sieht es auch das Bundesamt für Strahlenschutz.

Mit Schnurlostelefon zu telefonieren ist wesentlich harmloser als mit Handy

Die Pulse eines DECT-Schnurlostelefons werden mit einer Leistung von 250mW gesendet. Ein Handy sendet mit ähnlicher Leistung, wenn es halbwegs guten Empfang hat. Durch die unmittelbare Nähe der Sendeantenne zum Kopf und der ähnlichen Leistung, ist ein Schnurlostelefon genauso kritisch einzustufen, wie ein Handy.

Elektrosmog ist definitiv nicht gesundheitsschädlich

Wie oft findet man Aussagen, wo behauptet wird, dass irgendetwas definitiv unschädlich ist. Jede dieser Aussagen ist falsch, weil man nie einen Beweis auf Unschädlichkeit machen kann. Es kann immer Wirkmechanismen geben, die heute noch nicht bekannt sind. Neues Wissen, neue Erkenntnisse können immer dazu führen, dass Dinge neu bewertet werden. In bestimmten Gebieten ist das wahrscheinlicher, als in anderen. Wir finden jede Menge Auffassungen in Medizin und Wissenschaft aus der Vergangenheit, die später revidiert werden mussten. Die Menschheit hat sich immer wieder geirrt und es ist sehr wahrscheinlich, dass sich das fortsetzen wird.

Solche Aussagen dienen also lediglich dazu, das Gefühl von Sicherheit zu erzeugen, wo es keine Sicherheit gibt. Es ist Wunschdenken oder der Wunsch nach Sicherheit.

Wahr ist lediglich, dass es keine handfesten wissenschaftlichen Nachweise gibt, dass elektromagnetische Felder innerhalb der geltenden Grenzwerte, gesundheitschädlich sind. Es gibt lediglich ein paar Studien, die Vermutungen in Richtung Gesundheitsschädigung innerhalb der Grenzwerte nahelegen.

Es ist wichtig, das hier weiterhin intensiv geforscht wird, und zwar unabhängig von wirtschaftlichen Interessen. Und es ist wichtig, dass wir vorsichtig mit Technologien umgehen, die nicht genügend erforscht sind. Das Bundesamt für Strahlenschutz teilt diese Meinung.

Unterhalb von Mobilfunkantennen besteht keine Gefahr

Theoretisch dürften direkt unterhalb von Mobilfunk-Sendeantennen nur geringe Feldstärken auftreten. Wenn man also in einem Haus wohnt, wo auf dem Dach Mobilfunkantennen installiert sind, müsste man dort recht geringen Feldern ausgesetzt sein. Dies liegt daran, dass die Antenne gerichtet abstrahlt. Soweit die Theorie. Praktisch gibt es jede Menge Nebenkeulen, also Bereiche, in denen die Antenne ebenfalls abstrahlt. In der Nähe von Mobilfunk-Sendeantennen gibt es rundherum eine große Streubreite an elektromagnetischen Immissionen. Binnen weniger Meter kann im Gebäude unterhalb der Antenne sich der Messwert um Faktor 1000 verändern. Teilweise hohe Messwerte unterhalb der Antenne wurden gemessen, obwohl diese Bereiche von der gängigen Lehrmeinung als strahlungsarm bezeichnet werden. Es kann also in ungünstigen Fällen durchaus der Fall sein, dass man auch im Funkschatten unterhalb einer Antenne hohen Belastungen ausgesetzt ist. Hoch bezieht sich dabei im Verhältnis zu dem, was da wäre, wenn die Antenne abgeschaltet würde. Gültige Grenzwerte müssen natürlich immer eingehalten werden.

Die Zeitschrift Chip veröffentlichte am 3.12.2004 eine Pressemitteilung, die hier nachzulesen ist.

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