Elektronikausrüstung für Hobbybastler

Winfried Mueller, www.reintechnisch.de, Start: 20.10.2006, Stand: 20.10.2006

Was braucht man alles, wenn man mit dem Elektronikbasteln anfangen will? Ich möchte hier mal zusammentragen, was sich aus meiner vieljährigen Erfahrung als sinnvoll erwiesen hat.

Werkzeuge

Wichtigstes Werkzeug ist natürlich der Lötkolben. Hier sollte man gleich zu was vernünftigem greifen. Ich mag Weller und Weller ist auch Industriestandard. Viele, die etwas Geld sparen wollen, greifen zu Ersa, die wohl auch recht gut funktionieren sollen. Weil Weller-Lötkolben ewig halten, kann man gut und gerne über Ebay ein gebrauchtes Gerät kaufen. Eine WECP-Lötstation gibt es dort ab ca. 50-60 Euro.

Auch beim Lötzinn sollte man nicht sparen. Gut für den Einstieg finde ich Lötzinn der Firma Stannol. Gibt es z.B. bei Conrad-Elektronik. Ansonsten macht am besten jeder Stück für Stück selber Erfahrungen, mit welchem Lötzinn er am besten zurechtkommt. Unterschiede gibt es vor allem im Flussmittel. Bei der Frage ob bleifrei oder herkömmliches bleihaltiges Lötzinn, würde ich jedem Anfänger zu letzterem raten. Bleifrei zu löten ist um einiges schwieriger und unkomfortabler. Die meisten Hobbybastler verwenden derzeit bleihaltiges Lötzinn.

Zusätzlich etwas Flußmittel zu haben, ist eine gute Idee. Eine kleine Dose Kolophonium und etwas Kolophonium in Ethanol aufgelöst hab ich immer da.

Es braucht ein paar gute Zangen. Mir reicht meist eine kleine Spitzzange und ein kleiner Seitenschneider. Diese sollten von guter Qualität sein, z.B. von Knippex. Diese Zangen sollten speziell für den Elektronikbereich ausgelegt sein. Qualität bekommt man ab etwa 20 Euro pro Zange.

Für gröberes braucht es noch eine Telefonzange, eine Kombizange und einen kräftigeren Seitenschneider, mit dem man auch mal einen 1.5 qmm Draht durchschneiden kann.

Ganz wichtig sind ein paar Pinzetten. Spitz und gerade nutze ich am meisten, daneben noch eine, die etwa 2-3mm breit vorne ist, dabei aber sehr dünn angeschliffen.

Uhrmacherschraubendreher sind auch sinnvoll.

Zum spannen und festhalten habe ich eine "Dritte Hand", wo man mit 2 Krokodilklemmen etwas festklemmen kann. Ein kleiner Schraubstock kann auch manchmal helfen.

Ganz wichtig sind auch ein paar gute Lupen. Damit kann man Lötstellen und Leiterzüge überprüfen, besonders bei hoher Packungsdichte. Wer keine Lupe kaufen möchte, kann evtl. einen alten Laserdrucker schlachten. Oder ein CD-Laufwerk. Ich hab da schon öfters sehr gute Optiken gefunden, die besser als manch eine gekaufte Lupe waren.

Zum bohren von Leiterplatten braucht es eine schnell-laufende Bohrmaschine. Für den Hobbybereich ist Proxxon ganz vernünftig. Hier kann man eine kleine Handmaschine (wie Dremel oder Hobbydrill) kaufen und einen passenden Bohrständer. Beides zusammen kostet etwa 60-70 Euro.

Mess- und Laborgeräte

Ein digitales Universalmessgerät braucht es. Am besten ein gutes ab 50 Euro. Eine eingebaute RS232 Schnittstelle ist sinnvoll. Daneben kann man sich ruhig noch 2 billige Geräte kaufen. Die tun es auch meistens. Und für die meisten Messungen braucht man einfach mehrere Geräte, sonst wird es umständlich. Billige Geräte hab ich schon für 4 Euro bei Aldi gekauft. Die funktionieren erstaunlicherweise sogar. Bei Conrad gibt es für ca. 10 Euro ebenfalls preiswerte Angebote.

Die Messstrippen billiger Geräte dagegen taugen meist nicht. Hier sollte man sich gute Hirschmann Strippen inkl. Messspitzen zulegen.

Ein Oszilloskop ist gold wert, aber meist etwas, wovor der Anfänger wg. des Preises erstmal zurückschreckt. Man kann getrost auch erstmal ohne Oszi anfangen. Wenn man aber länger bei dem Hobby bleibt, braucht es irgendwann ein Oszi.

Ein analoges Oszi kann schonmal eine Menge erschlagen. Gebraucht bekommt man erstklassige Geräte, die mal tausende Mark gekostet haben, für kleines Geld. Oszis sind meist recht langlebig, weshalb ein Gebrauchtkauf Sinn macht. Über Ebay kann man für 100-300 Euro was Brauchbares bekommen. Ich würde gebraucht aber nur Markengeräte kaufen, z.B. HP oder Tektronix. Ein schönes Gerät ist z.B. der Tektronix 465.

Mittlerweile sind die digitalen Oszis erschwinglich geworden. Geräte zwischen 500-2000 Euro können schon erstaunliches leisten. Wer viel mit Digitalelektronik arbeitet und z.B. Signalverläufe aufnehmen muss, kommt irgendwann nicht um ein digitales Speicheroszilloskop herum. Hier hört man sich am besten in diversen Foren mal um, was ein derzeit sinnvolles Gerät ist. Es gibt sowohl eigenständige Geräte, wie auch Steckkarten für den PC. Beides hat Vor- und Nachteile. PC-Lösungen sind meist etwas preiswerter. Auch kann man über Softwareupdates die Funktionalität aktualisieren. Eigenständige Geräte hingegen sind transportabler und schneller einsatzbereit. Man muss nicht erst einen PC booten. Ich würde jedenfalls ein eigenständiges Gerät vorziehen.

Wenn man mit digitalen Schaltungen experimentiert, reicht ein Speicheroszi nicht immer. Man möchte z.B. mehr als 2 Kanäle aufnehmen. Hierfür braucht es dann einen Logic-Analyzer, der typisch 8-64 Kanäle haben kann. Gebraucht bekommt man diese Geräte ab 300 Euro. Aber auch neu gibt es einige Geräte von kleinen Firmen, die bezahlbar sind. Markengeräte von etablierten Messgeräteherstellern wird man neu als Bastler sich kaum leisten können.

Ein Labornetzteil ist auch wieder ein Gerät für die Grundausstattung. Man kann sich erstmal behelfen, in dem man sich selber was einfaches bastelt. Mit Festspannungsreglern (z.B. 7805) und auch einstellbar (z.B. LM317). Ein Trafo findet man immer irgendwo, der einem die Eingangsspannung liefert. Wer nicht an Netzspannung basteln möchte, kann auch ein Steckernetzteil oder einen bereits gekapselten Trafo verwenden. Brauchbare Labornetzteile bekommt man ab etwa 200 Euro. So ein Gerät sollte schon von 0 - 30 V und von 0 - 2 A liefern, besser 3 - 5 Amper. Und auch hier zeigt sich oft, dass ein Gerät nicht ausreicht, man bald noch ein zweites oder drittes braucht.

Je nach Orientierung braucht es dann noch weitere Geräte, im Audiobereich braucht man einen Frequenzgenerator, im Mikroprozessorbereich braucht man Programmiergeräte und Testboards. Oft kann man sich Laborgeräte selber bauen, um Geld zu sparen.

Wer Platinen ätzen möchte, braucht hier eine Ausrüstung: Ätzbad, Ätzmittel, Entwickler, fotobeschichtetes Basismaterial, Belichtungsrahmen und Belichter. Belichter und Ätzbad kann man sich selber bauen, Anleitungen finden sich genügend im Netz.

Elektronik-Komponenten

Will man wirklich mit Elektronik experimentieren, braucht man ein kleines Elektronik-Lager mit allen möglichen Standardkomponenten. Experimentieren heißt ja, verschiedene Sachen ausprobieren und nicht, eine genau definierte Schaltung nachzubauen. Da will man mal Widerstände variieren, einen anderen Transistor einsetzen, irgendwo eine Diode verbauen usw. So, wie ein Maler alle möglichen Farben vorrätig haben muss, brauchen wir für's Basteln einen ordentlich sortierten Materialschrank.

Ein kompletter E12 Satz Widerstände von 1 Ohm - 1 MOhm gehört zur Grundausrüstung. Bei Kondensatoren kommt es drauf an, in welche Richtung man tätig werden will. Ein HF-Bastler braucht was anderes, als ein Digital-Bastler. Letzterer wird mit 100nF und ein paar Elkos von 10-1000 uF auskommen.

Standard-Dioden (1N4148, 1N4007...) und Standard Transistoren (BC238, BC337, BD137...) sollte man nicht zu knapp da haben. Ebenso Leuchtdioden, Steckverbinder, Pfostenleisten, Schalter, Taster, IC-Fassungen... Man wird das schon mit der Zeit herausbekommen, was man so braucht.

Bei Schaltkreisen muss man wieder schauen, in welche Richtung die Reise geht. Mikrocontroller, digitale IC's, Leistungs-IC's, Spannungsregler, Operationsverstärker.

All das muss man sich nicht unbedingt neu kaufen. Heutzutage fällt überall jede Menge Elektronikschrott an. Drucker, Scanner, PC's, Fernseher - all das lässt sich auch heute noch wunderbar ausschlachten. Dann braucht es nur noch Sortimentkästen, um alles ordentlich sortiert abzulegen. Sonst wird man es garantiert nicht finden, wenn man zu basteln anfängt.

Auch über Ebay und bei Bastler-Messen wie die Hobbytronic, kann man günstig Bauteile und Restposten einkaufen. Ein guter Restposten-Versand ist auch Pollin-Elektronik..

Liste mit gebräuchlichen Standardbauteilen:

BezeichnungBeschreibung
OP07Operationsverstärker
LM324Operationsverstärker
TL084Operationsverstärker
BC328pnp-Transistor Kleinleistung (500mA)
BC337npn-Transistor Kleinleistung (500mA)
BD436pnp-Transistor (4A)
BD437npn-Tranistor (4A)
BC516pnp-Darlington (500mA)
BC517npn-Darlington (500mA)
BUZ11Mosfet N-Channel 33A
1N4148Diode (200mA)
1N4007Diode (1A)
1N5818Schottky-Diode (1A)
7805Festspannungsregler 5V, 1A
78L05Festspannungsregler 5V, 0.1A
LM317Spannungsregler 1.2-37V, 1A

Für experimentelle Aufbauten empfiehlt sich ein sogennanntes Steckbrett oder Breadboard. Dazu braucht es "Klingeldraht", um dieses zu verdrahten.

Prototypen lassen sich gut auf Lochrasterplatinen aufbauen. Ich finde diese am besten, die lediglich Lötaugen haben. Streifenplatten mag ich dagegen weniger. Verdrahtet wird entweder mit Silberdraht, der etwa 0.6mm dick ist oder mit Fädeldraht. Abgekniffene Anschlußbeinchen von Widerständen, Dioden etc. eignen sich dafür auch gut. Silberdraht ist gut für Stromversorgungsverbindungen oder alles, wo größere Ströme fließen. Für Signale nimmt man Fädeldraht mit etwa 0.2-0.4 mm Dicke. Es gibt speziellen Fädeldraht, der recht teuer ist. Oft tut es ein x-beliebiger Lackdraht, wie man ihn zum Wickeln von Spulen verwendet. Mancher Lackdraht lässt sich besser löten, als anderer. Das muss man herausfinden. Den Lack schmilzt man am Ende mit dem Lötkolben weg, die Dämpfe sollte man nicht einatmen, die riechen ziemlich giftig.

Neben Draht braucht es auch noch Litze. Für vieles reicht 0.14 qmm Litze, die etwa so dick wie die Litze eines Flachbandkabels ist. Ströme bis 0.5 A sind damit problemlos machbar. Schrumpfschlauch in verschiedenen Durchmessern und etwas Isolierband sollte man auch griffbereit haben.

Ätzstraße

Wer Platinen selber fertigen möchte - und früher oder später wird man das wollen, braucht eine Ätzausrüstung. Für erste Ätzversuche reicht eine Ätzschale und Eisen-III-Chlorid. Dieses ätzt auch halbwegs, wenn es nicht erwärmt wird.

Wenn man öfters ätzt, braucht man ein Ätzgerät, was man sich auch selber bauen kann. Im Internet gibt es genügend Anregung dazu. Mit einem guten Tintenstrahldrucker oder Laserdrucker kann man seine Layouts erstellen. Ein UV-Gesichtsbräuner ist billig über Ebay ersteigert und eignet sich bestens zum belichten der Platinen. Mehr zur Platinenherstellung findet man hier.

Software

In den letzten Jahren sind Simulationsprogramme recht beliebt geworden, mit denen man seine Schaltungen virtuell testen kann. Es gibt da wohl auch einige kostenlose Software, mit der sich gut arbeiten lässt. In Foren erfährt man, was gerade "In" ist.

Wichtigste Programme sind ein Schaltplan-Editor und ein Board-Layout-System. Seit vielen Jahren bewährt ist Eagle von http://www.cadsoft.de. Für Hobbybastler gibt es eine kostenlose Light-Version, die für erste Erfahrungen gut geeignet ist. Eagle funktioniert grundsätzlich und man kann alles damit machen, was man braucht. Es hat auch eine enorme Verbreitung im Bastlerbereich. Allerdings merkt man es dem Programm auch an, dass es über viele Jahre gewachsen und an mancher Stelle konzeptionell nicht sonderlich gut gelöst ist. Es gibt ganz bestimmt auch bessere Lösungen, die dann wohl aber auch etwas mehr kosten dürften.

Ich bin eher kein Freund von Autoroutern. Die produzieren oft Platinen-Layouts, wo einem erfahrenen Layouter die Haare zu Berge stehen. Und man lernt so das Layouten nicht. Besser, man produziert seine ersten Platinen erstmal komplett von Hand. Später kann man dazu übergehen, sich teilweise durch einen Autorouter zu entlasten, besonders wenn man aufwändige Platinen herstellt. Ich kenne aber auch einige professionelle Elektroniker in der Entwicklung, die alles von Hand machen und Autorouter nicht anfassen.

Weblinks

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