Bleistift Abriebtests

reintechnisch.de :: Start: 12.11.2017 :: Stand: 12.11.2017

Bleistifte gibt es in verschiedenen Härtegraden. Mir fiel auf, dass sich Bleistifte unterschiedlicher Hersteller doch sehr unterschiedlich schreiben, trotz gleichem Härtegrad.

Etwas Recherche im Internet zeigte, dass die Härtegrade gar nicht wirklich genormt sind. Und selbst ein Hersteller schwankt im Laufe der Zeit und von Bleistiftsorte zu Bleistiftsorte.

Ich wollte es mal genauer wissen und dachte darüber nach, wie ich den Abrieb der Stifte mal genauer testen und gegeneinander vergleichen kann.

Testdesign

Ein gutes Testdesign muss alle Einflussparameter eleminieren, die das, worum eigentlich geht, verfälschen würden. Und das ist hier gar nicht so einfach, wie ich nach einigen anfänglichen Tests heraus fand.

Folgendes gilt es zu berücksichtigen:

  • Werden angespitzte Bleistifte getestet, muss auf eine definierte Spitzheit angespitzt werden. Unter der Lupe bleibt sozusagen ein dünnster Durchmesser, den die Spitze vorne hat. Und dieser muss bei allen Tests möglichst identisch sein.
  • Die Spitze sollte immer einheitlich aussehen. Wird z.B. ein Bleistift angespitzt, der zuvor 45 Grad abgenutzt war, werden auch nach dem Spitzen diese 45 Grad ganz vorne an der Spitze erhalten bleiben. Damit würde die Hälfte vom Material fehlen gegenüber einem Stift, der vor dem Anspitzen eine 90 Grad abgeschliffene Spitze hatte.
  • Spitzt die Maschine wirklich sauber? Oder gibt es Ausbrüche, wo Material fehlt? Oder spitzt sie zu wenig exakt rund? All das kann Einflüsse haben.
  • Ist das Minenmaterial überhaupt homogen? Gerade bei Bleistiften kommt es häufiger vor, dass harte kratzende Partikel in der Mine sind, die den Abrieb verringern.
  • Testet man eine freigelegte nicht angespitzte Mine, eleminiert man alle Einflüsse von Spitzmaschinen. Allerdings hat man hier den Nachteil, dass die Minendurchmesser von Bleistift zu Bleistift unterschiedlich sind.
  • Es braucht eine definierte Form des Abriebs. Am Besten sollte auf Papier getestet werden, weil dies auch der realistische Einsatzfall ist. Es interessiert sozusagen der Abrieb auf einem typischen Papier.
  • Von der Papierqualität hängt viel ab. Es gibt glatte und grobe Papiere, die alle sehr unterschiedlich vom Abrieb sind. Selbst die Festlegung auf eine Papiersorte kann noch die Unsicherheit reinbringen, dass es Chargen-Schwankungen gibt.
  • Die Andruckkraft des Stiftes aufs Papier muss natürlich möglichst konstant und einheitlich sein. Diese hat direkten Einfluss auf den Abrieb. Ebenso darf die Andruckkraft nicht zu groß sein, damit Minen nicht abbrechen oder absplittern. Auch soll die Mine sich möglichst im 90 Grad Winkel glatt abarbeiten, was nicht gehen würde, wenn sich durch den Druck das Papier verformt.
  • Die Geschwindigkeit, mit der man über das Papier geht, kann einen Einfluss haben. Sie sollte etwa einheitlich sein.
  • Es braucht eine genaue Messmethode, um die Länge der Stifte zu vermessen. Fehler beim manuellen Vermessen müssen berücksichtigt werden bzw. es braucht ein Verfahren, was solche Fehler minimiert.
  • Es braucht eine definierte Länge, wie man die Stifte übers Papier zieht, die reproduzierbar ist und wo möglichst wenig Abweichungen auftreten.
  • Der Stift sollte genau senkrecht übers Papier gezogen werden.
  • Der Untergrund unter dem Testpapier, auf dem der Abrieb stattfindet, muss definiert und einheitlich sein. Er sollte auch möglichst homogen sein, damit ein einheitlicher Abrieb erfolgen kann.
  • Fehler bei allen manuellen Prozessen sollten im Auge behalten werden. Man kann sich verzählen, verrechnen, falsche Werte aufschreiben etc.
  • Eine Sorte Bleistifte kann in ihrer Serie schwanken. Aus dem Test eines konkreten Bleistiftes kann man insofern nicht unbedingt ableiten, welchen Abrieb diese Bleistifte typisch oder grundsätzlich haben. Es kann günstig sein, gleiche Bleistifte aus unterschiedlichen Chargen zu testen, um auch Schwankungen zu erfassen.
  • Das Verfahren sollte geprüft werden, wie genau es überhaupt funktioniert. Hierzu kann man z.B. die Abweichungen eines Stiftes erfassen, die bei sonst gleichen Testbedingungen bei mehreren Durchläufen entstehen.
  • Der Abriebtest muss eine genügende Menge Minenmaterial abtragen, weil das die Genauigkeit erhöht, z.B. bei der Längenmessung.
  • Der Stift sollte auf dem Papier immer nur über leere Bereiche laufen, weil es sein kann, dass sonst der Abrieb beeinflusst wird. Graphit schmiert ja. Würde man über bereits vorhandene Bleistiftstriche laufen, wäre der Abrieb hier geringer und würde das Ergebnis verfälschen.

Wird fortgesetzt...